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Heidelberger Zeitung (61) — 1919 (Januar bis Juni)

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Nr. 51 - 76 (1. März 1919 - 31. März 1919)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3202#0329
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DruÄi n. Verlagt Theodor Berkenbiisch-tzeidelberger Vcrlagsanstalt u. Drucherei hrtdelberg
Postscheckiionto karlsnihe Nr. 8047. F-ernsprecher Redaktion 182, Gejchüftsstelle 82

eitmg

-'nerdetbei.'ger Jeitnng erscheint an jedem Wochenlilg miNa,» 12-Ul,r. Ai-Uliche» Verkündi-
ginlgeblaik. Nialisvcilagen stnd die tzeideibrrger F-amilieiil'I ilier, ansierdr » amllicher Wohming».
anzelqer. Di« lieldelberger .seltimg kann durch all« Postans.'aireii, oiirch i>ie Agentureii anf dem
r.auo«, oie ^rügcrimrrii und bei üer Mkich,,ftrstelle selbsl Hauptsiratze 22 — nionatlich und
i'ierteljührlich brstellt werden.

, Hauptschriftleller: 6urt Fischer in tzeidelberg.

Druck u. Verlag: Theodor Berkenbusch, Heidelberger Verlagsanstalt«. Drnckerei, Heidelberg.

. (Unabhängige Tageszeiümg)

Nerkundtgungsblalk für Nordbaden und die anarenzenden Teile vsn Bayern, Hessen und Würllemberg.

Nr.59

Dienstag, den 11. März 1919

61. Iabraana

Die Spartakistenmorde in
Berlin

stnd noch viel mirfangreicher. als zuc.rsi angl.inoin-
men -wn-rde. ^bährenb nach den gestrigen Schil-
oeru-irgen insgeMnt 70—90 geMilt wÄrdon wmen.
ist aus ver Mitteilmig eiines der Erschiessims ent-
rmmenen Saldat^n zu entnehinen. dak ausfer den
195 Pov?En der Besatzung und der Beamilmischaft,
der Post sowie de-s PMzeiprnsidiums in Lichten-
Lerg «roch otne arösiere Zachl von Ncgrerungs-
soldaten a-uf di>e gl-eiche Weise hingemordet
wurde. Die Zahl diöser weiteren Opfer rst d'.s
jetzt aar lricht -beKrnnt Die SMrtakisten hatten
Heabsichtigt. gg'.r.z Lichtenderg ,ru desetsen. Dr-e
WM Schuhe des Postanvtes ausgestellteir Wacht-
mannschaften geirügtsn dei wsit-om uicht u-nd inus;-
ten nach kurzsm Eesecht die weine FtaWe hissem;
sie ivurden scimtl-ich ennvaffnet und die Befatzu-ng.
die aus e'vnsm Offizier mrd 54 Mann destand. van
den Sparbaltstön tn eine nahcgelegenes Schul-se-
däude sclbracht. i>n idessen Hos der Ossizier und die
54 Mamn nted-ergeknallt wurden. Dem
üichtenberger Pollzeipräsidonten Nowack Mlaag
es. zu entkoimmen -und srch nach Berlin durch-
jMchlaigen. Von 4h,n erf-uhr inan erst Etnzelhet-
ton ii'b-er day Blutbald. das von den spaLtak-stischcil
Mordbuben dort angerichtet worden war. Die
Spartakistsn, die vor Masse n m o rd e n nicht
zur ückschrecken. nmcho-n nicht einmal einen
Üntsrschied zwischen bewafsnetcir und srie.dlichen
Bürgern. Mtt chrer Artillerie beschictzen sre die
nördlichen nnd östlichen Stadttöile wahl- unid pvckn-
lo-s- Zm Norden der Stadt Mlu-gen gestern Mhn
Eranaten in dvej Häuser ein. Zeder Schv.ü war
sin VoMvefser, dor die Häikser zerstörte. Eine
gr-oße Zahl der Bew.ohner der ?>.äuse r. in
der Mehrheit Frauen und Kinder. sind' g-etötet
u«d schwer verwundet wor'den. Aus der llnfall-
stcrtion stnd gestern 68 schwerverleüte Ntänil 'r. t2
Frauon, 7 Kmder un-d 6 Tote eingeliesert wor-
den. Fast d>e Hälfte der eingc-lieferten O-pser sjild
etwa im Alte^r von 18—20 Fahren.

Das; solche vuchlase Verbrechen rhre Sühne sin-
den mtMn. ist selbstverständlich. imd man kann
Las scharfe Vorgehen der Rogieruilgstruppe.n. bei
Idenen iibcr die Svartakisten dte gröftte Er-
ibitterung herrscht. verstehen. sowie die Ver-
thättgu-ng des Standrechts nur billigen.

Un, die Bsvölkerung aiUfzuhellen, halte» voiu
Spartakusbtt'iii'de mlt 20—30 M. täalich hezah lte
Agenten ln -den östlichen St-adlteilen Brand-
reden gegsn die Fveiwilligenverbäiüde. Sie,tra-
sen feldgrauis ltniform und itachgemachts Abzeiche,,
der Fretwtlltgenkorps.

Der Tevror en Lichiettberg

Die Licht-enbergec B.-völkeru>>.g tst vom grön-
t c n Elend bcimoht. Gas . E l e k t b i z i t ü t s-
uud Wasserzufuh r hadLn vollständig
ausgehört. Lebensmitt-el lonncn ni-cht mc.hr in
dic dauerttv unter Feuer l'.egei'den Strahen trans-
voitiert werden. Voin Bahnhes Zlanlsurt-er Allce
aus. wa sich die Svartakisten sestü.seht lmh-n, be-
wachen sie.dcn Lichten-berger Stadtteil. Besondcrs
die htnler chlem Bahnhof liegei'.dcn Slraüe,, oab.n
sie AU re-selrechten Festungen ausMmut Uebciatt
-sind Schlitzeu-, sowie Laufgräbe-n ausgLhoben und
mit allen s-rfodderlichen Gerätcn llZestigt Auch
Dr-cihtverhaue von Stacheldrabt sind an vielen
Stellsn daswischeil gesvaimt. Bde'ts in dcT Nacht
zuin Montag lst -der Ning um Lichtenbcrg von dcn
Regierungsti uppen vollständig g es ch l oss -e n
wcrden.

ttsbex die Gmllsamkeiteil der Spa'.tak.ste,, w.ud
noch von einem Augenzeugcn berichtet, 'da-tz man
beretts am Freitag nachmittag -vor dem Rüstaurant
„Schwarser Aoler" in der Fr-anksurter Alleo 4 R-e-
gi-ecuirgssoödaton gefesselt an die Wanid gestellt
hat. Sie wurdcn dort von 4 jungeir Ziivililsten und
Sotdaten runächst durch nvohrere' Eewshrschüsse
schwer orletzt uno danil nach aeraumer Zeit
totgeschlagsn. Die Mcenge, die ldi<scin Schau-
. sviel jcchlend bsiiwo-hnte. schl 'ppte die Ermo.ideten
fort. Eimem Ossizier, dcr am Samstaa in dte
Häudo der SvavtaküstLN gcrwt, wuödc vo.. Fraucn
der Stachkhelnr vvm Kopfe g rissen. Sie schlugen
ihnl solange ins Eesicht, 'bis er ohnmö'chtig un>d
ülutubekströmt rrksammenbrach. Dann schlug man
ihn tot.

ttobec dte Lage crsahren die politijch-vartamcw
tariifchen M-chvichteil an zuständiger Stcllei

ttivverkennbar niimnt dre sportakistisch' Ausruhr-
Hewegunü in Berlin wciteve Ansbreitnng irah Sü-
den un-d Südosteu. Es tst daher kau m mtt oin-nr
Ub stauen der eribttterten Kämpse zu ccchiron.
Auch rn Neukölln haben di ' Unruhen grötzercm

Sem vor(rie-en entgegen!

Die Aenderung der
Gemeinde-undStädteordnung

WLederaufnahme
der WLrtschaftsverhandlungen

Berlin, 11. März. Marschall Foch hat am
10. Atärz folgende Note der deutschen Wassenstill-
standskomm'ssion iibcrgeben lassen:

Die alliierten Regierungen kaben beschlosjen, datz
ihre Bertretcr in beschränkter Anzahl unter dem
Borsitz des Admirals Memy» i« Brüssel am
Dounerstag, 13. März „rit de„ Bertretern der
deutschen Regierung zusammentressen merden, um
ibnen itzre Entscheidung zu übermitteln be-
züglich dcr deutschen H a n d e l s s l o t t e, der L e-
densmittclversorgung Deutschlands unv
»m die damit zusammenbängendcn Finanrrragen
zn regeln. Die Stunde des Zusammentreffen» wird
sväter festgesetzt rverden. Es wird gebeten, die
deutsche Delegaiion eiligst ;u benochrichtigen.

Di-e deutsche Delegation i. e i st Dienstagt
abend von Verlin über Svaa nach Brüssel ab.

Leben^tttittelvetlorgurrg Deutschlauds

Einer Neutermeldung zusolse sinid bevsrts nrit
vovschi-edsnen Firmcn Ve-rträge cübgsschlossei,
woÄwn, um Deutjchland d'e bcnöttgtsn Le-
bensmi-ttel zu l-iSsern.

DteWrederattfuahmede^feeiettHanvels

„Bevlinske Tidende" incldct aus London: Lord
Balfour kündigtc im Börsengcbäride dte Wieder,
ausnaüme des srcic,, Handels fiir den Monat
April a„.

Vekanntgabe der BedLngungen
am 19. März

Der „Eorricre detla Sera" meldet aus Paris:
Die AlliierLen rm rde > am tst. M är» an Deutsch-
land nnd am 25. :N ü rz nn O e st e r i e i ch - tt n -
gorn die Bedingungcn Seraunt gcben. die zum
Borfiiedesuhcen.

<^tttettLepo!rtLk uu) Wirsonprogratttttr

Wi- dic Schwsizcr Depeschcilinforiilatioil aus
Paris m-'lidLt, saiid dort am Samsiag ein gehei-
ins r Staatsrat stc-tt, d in auher Poinoare
auch Lloud Ecorgc an-wolmtc. In dcr Konfcrenz
wulli'e übcr dic Stelli-ngnahinc dsr Ententci gegcn-
übcr dem MilsonProgramm und der amerikLnischen
Aussüssuna vcrhandclt In dPloinatischsiy Kreiscn
v?riac'tct, -dah die Entcnte 'dci, Berisuch machc, ihre
Poli tik gesenübS' Mlson d urchzus etzon.
Dic allernnchst'cn Mochci, wüpden dai iibor Klarhoit
brinL-cn, w!c dcr Fcicdc gcschlossen mc.dcn isoll.

Wilsou

über das Schick-al dev verttichen KLotte

In einem Bricf an o.n Mitgli-ciü- des Nspväfcn-
tLMtenhm«.ses schrwb nach cin r Ncutevineldu-ng
Wilson am 1. Müis: ..Dtt Boiischl.ag, -die dcutjche

Flotts ru verjciiten, kommt mir vor wio oin Ent -
schllitz von Mcn-schsn, die nicht wissen, avas
sie sonst tun sollen." Der Prästdent fügte
hinzu. dah die Frage bei seinsr Mckkchr nach Pcr-
ris we-iter evwogsn werdc.

Pichorr über dea Friederr

Prchon erkläctc laut Havas ber cinem Einpsang
sr-emder Jouirnalisten. dah die Verpflegung
Deutschlands a.n dic Ausführung des Av-
tikels 8 des Wassenstillslandsoertragss vom 16. Ja«
nuar geknüvrt war. In -dicsem A-rtikel verpflichte-
ten s'ch die Dc-utschsn, ihre Handelsslotte sur Versü-
gung der Alliierten zu stellen. Alle Alliierten smv
einrg.^Deuti chl-ank n icht H unger s um-
kommen zu lasson. das ift eine Fvage der
Menchlchkeit. Die Bestiinnrungen sur Berpfls-
gung durch d>e Allucrten siiiid ssbr befricdigend.

Die Friedeikspräüminakien wsrden schneller un-
terznchnet werden, als man dachte.

Was die Frago der Grenzen Letrisft. sind die
Ansvrtch-e Fkantre-ichs bevcchtigt und beschriidttl
und ba-ben kcinon annektionistischen- Eharakter. Alle
Eunclh'itsn dc? Vorschlages oon Lloyd Esorse
übLr die Entwaffnung Deut-schlands
wuvven angenominen. Die Regierung Schsidemann
schenrt ii-bor di-c -Soartcvk stcn g-östcst zu häbsn, äbcr
nur vcrmittels gronor Zug skändnissc.

Die AngLiederung Deutsch-Oesterrerchs en
Dcutschland Sann nicht durch don alleiirigen
Miklen der Dcutsch-Oesterrelcher und lder Dcut-
schen geschehcn. Die Friedenskonferenz
ist zur Entscheidung dl-Sser Frage b r ch-
tigt. (?) Es ist sicher, dah sie ge g e n die Entschsi--
dung der Deutschcn bSschliehen wi-rd. Abev noch ist
die Fragc nicht striidiert wcrden, es fcurdcn nur Be-
spr^chungen statt Cs ist noch n'cht möglich, A!us-
ku.ift über dis Schaffung eines r he i n isch - w ost-
fälischen Königrciches (!) zu gsbsn. das
als PuffeüstcvLt dienen sott.

Der ..Pctit PTcisteir" sagt, dah eine -Soudcrkom-
iii ision die Dcrcinigung der walonischcn Be-
zirke St. Vith. Eupen und Mnlmedy mit Belgien
vcischlägt.

Die Komm si 'u sür ^äken. M isscrwege und
Eis'-ubahiicn piüstc am So>l,ntag idie vcvschi'.dcnen
Boftin'iinungen. die in Bezug auf d',c Eiseubab
n e n dem Fr'.e^^'Sve-rtraaie e'nsi'ivcrleiben sind. Es
wurdcn die sra"'öst>ckien Anträge in-.t lcichtcn A-ii'
dcnmgsn als Grundlage augenommc».

Joch lehttt ob!

Berlin, 9. Aväiz. Das wicdevholt un die Entoute
gerichtete chcuiisth' Eksuchen zur Unterstützuna der
deutsckM Strcitträfte an der Ostfront auch Ko h-
leutransvo r ts aus dsr Ostsec imch den bal-
ttschen Häsen z iulassen. ist, wie die französtlchc
Kon'im-rssion in Svaa amr 7. Mirz mitteilt, uon
Ahipschall Foch abgelchnt wovden.

ttinmng cvls bisher angcilomn'.en. Aus diesem
Erv-ndc werden d'c Negi-c.unKstr»Ppcn m,it -allcr
Encrgie cm die Säubcruug 'AcuWllns gohen. Es
m-ub dabei dar-LU.f hinsewiesen wcvdcn. Äatz dle
Kommu-uistcn ü-ber beträchtliche -Artille-
r ie veAüsen.

DLe Sluffaffmrg der Negierttng

(.) Weimar, 11. März. (Privattelegr.) Die
schreckenerkegünden Eieignisse in Berlin gede« der
Reichvregierung Anlas;, zu erttärs'.,. dah die Lage
sowohl in dcr Reichshauptstadt wie i,n Neiche über-
haupt aus eine eudgültige Bereinigung
unserce innereu B e r h ä l t n i s s e drängt.
D'e Rejch^regjerung ist rcineu Aiugenblick darstber
im unklareu. dah das Ergeönio der bisherigen
Matznahmrn nicht überschätzt werdcn darf
und dab, wcnil auch vsu augcublicktichen Ersolgen
gesvrochen wcrdcn muk, dcnu doch Vorsorge getros-
sen werden mu«. auch die Erundlage sür neue
Ausruhruttternehmuttgen zn beseitigen. Die
Regiermlg ist sest davon überzeugt, datz es ihr ge-
liuaen wird. Nut, e und Oednttttg zu schafsen.
Sie ist sest entschlossen, nrit dcn allersch 8 rssten
MahnahmeL dnrchzugrcisen. Die Tvupven h««

l-en sich als durchauo ruverlässig bewührt. Dies
gilt besonders vou den neuen Rogimentern (Regi-
ment Oven usw.), die zum erstsnmal in die Kämpse
eingegrisfen habc». Das gläilzende Verbalten und
der Wert der Negierungstruppen wird auch attsoi-
tig aner<ottttr uud mutz auch ausrecht orhalten wer-
den. Bei den Neueinstellungen in die iun-
gen Regimenter wird deshalb seh»: sorgsäl«
t i g versabrei,. um unerwiiuschte Eleinente sernzu-
balten. Nur sslche Leute finden Attsnabmc, d'e
ein L e u m u n d s z e u g n i s von Liirem Ossiz-er
vorlegeu kömien.

Die Hinrichjuug der vier russischen Eroüsiirstr».

iiöc'v bi-e rmlängst bcrichtcl wuridc. isr nach Ans'iügc,,'
dss -schwrizer'.schcn iGafändtcu in Pttcrsüurg m-r
i'ks Nache für Liebknechis rnd N o s a
Luxcmburgs Tob crsolgt- Di! schm-izc,-jch'
Ecjandtjchaft bat sich altc Mühe wall'en. b> EroP
sürston zu rettcu.

Limau von Sanders verhastet. Wi.- die
..MoininWost" aus Konstantinopc! mcldct. wacoc
Lii'.ian von Sanders auf dcm Mögc n >ch Dcutsä,
'land verhaftet und nach Malta gebracht
wird nach Konstantinopct zuriickacsührt uno dort
vor ein Eericht gojtellt werdc'v

Von Dr. Guido Leser,

Mitglieo der bad Nationalversammlung.

Jn dem Vestreben, das Zustandekommen der
Novelle zur Eemeinoe- und Städteordnung nach
Möglichkeit zu beschleunigen, sind stch die Parteien
darüber eintg geworden. deren Beratung bereits
auf die Tagesordnung der Vottsitzung vom morgi-
gen Mittwoch zu setzen. Dieses Vorgchen dürfte
ullgemeine Zustimmung finden. Sollen doch nach
einem einstimmig gefatzten Beschlutz des Ausschus-
jes für Justiz und Verwaltung, der den Entwurf
in vier Sitzungen vorberaten hat, alsbald nach
Inkrafttreten des Gesetzes in allen Gemeinden u.
Städten der Städteordnung die Eemeindewahlen
stattsinden, und ist doch von der möglichst baldtgen
Vornahme dieser überfälligen Wahlen die so drin-
gend gebotene Konsoltdierung unserer öffentlichen
Verhältnisse nicht zum gertngsten Teile iabhängig.

Die Beratung im Plenum wird voraussichtlick
rasch durchgeführt weroen könncn. Es ist auch
nicht zu erwarten, datz dabei noch wesentliche Aen-
derungen an dem Gesetzentwurf vorgenommen
wcrden, wie er sich infolge der zumeist emstimmig
gefatzten Ausschutzbeschlüsse gestaltet hat. Das Bild,
das hter von dem neuen Nechtszustand gegeben
werden soll. wird also kaum mehr erhebltche Ab-
weichungen erfahren.

Wahlberechtigt sind die Angehörigen des
deutschen Reichs ohne ttnterschied des Geschlechts,
die mindestens 20 Jahre alt stnd und seit 6 Mo-
naten vom Tage des Ablaufs der Einspruchsfrist
gegen dic Wählerliste zurückgcrechnet. im Ee-
meindebezirt ihren Wohnsitz haben. Dabei kann
von dem Ersordernis der sechsmonatlichen Kar-
renzzeit durch Gemeinderats- oder Stadtratsbe-
schlus; in eiinelnen Fällen Nachsicht erteilt 'wer-
den. SNaßgebend ist der Wohnsitz im Sinne des
bürgcrlichen Nechts. Für die bevorstchende Wahl
ist zugunsten der K r i e g s t e i! n eh m e r und
ihrer Angehörigen eine besondere Bestimmung da-
hin getroffen, das; eiy. Wohnsitz zur Zeit der Auf-
stellung der Wahlerlisten für ihre Wahlberechti-
gung genügt. Von einer selbständigen Lcbensstel-
lung und von der Zahlung von Eemeindeumlagen
tst das Wahlrecht nicht mehr abhängig, wte es
auch während der Dauer des Konkursvcrfahrens,
des Militärdienstes und des Vezugs einer Armen-
unterstützung nicht mehr ruht. Die Wählbar-
keit tst an die Vollcndung des 25. Lcbensiahres
geknüpft. Zu allen Gemeindeämtern sind auch
Frauen wählbar. ttm jeden Zweifel aus-
zuschliesren, wie er sich aus der Wortfassung eo-
gebcn köniltc. ist auf demokrattschen Antrag durch
Ausnahme der Worte . ohne Untcrschicd des Ge-
jchlechts" die WählbartTit der Frauen zu dcn
Bürgermeisterömtern uusdrücklich festgestellt wor-
den. Die Zugehörigkeit zum aktiven Heer
oder der Eintritt iu dieses g'bt das
Neck,t eine Wahl in die Gemeindevertretung ab-
zulchnen. Ein unbeschränktes Ablehnungsrecht
auch den Frauen zu geben, wie es der Negcerungs
entwurf vorsah. hat der Ausschus;. einem demo
tratischen Antrag solgend, abgelehnt: glerchen
Necht-'n der Fcauen sollen auch qleiche Ptllchtcn
aegcnüberstehen. zumal da die allgcincine Bcstrrn-
mung. das; crhebliche Gründe ernc Ablehnung
rechtfertigen, für alle Fälle ausreicht.

Die bisheriaen Besiin mungen über die Mrk-
wirlung von Frauen n, den Kommrsstonen d-er
Gemembe sinb infolge der attgemLlnen Eleichstel-
snna der Frau als entbehrlich gcstrrchen worden.
Die Zahl der nicht wählbaren Beamten tst küuftig
auf diejenigen beschräntt. durch die die Staats-
aussicht über dic Gemeinde ausgeübt wird Die
Beamten. Geistlicken und Lehrer. die hiernach
iiunmehr in den Gemeinde- und Stadtrat gewählt
werden können, haben eni besonderes Ableynungs-
recht. Das A m t des Bürger m eisters in de»
Gemeinden lönnen autzer den Staatsaufstchtsbe-
amten auch Geistliche imd Lehrer, serncr die üc-
soldeten Richter, die Beamten der Staatsanwalt-
schaft und die Polizeibeamten nur dann anneh-
men, wenn ste ihr Amt mederlegen. Die veraltete
Bcstin'mung der Owineindeordnimg. die die Wahl
eines Wirts zum Biirgermeister von ein.er Zwei
dritielmehrbcit oder von dcr Nicderlcgung des Ge-
merbes abh>i.igia macht i>t vom Ausschus; gestri.
chen worden. Für dic bLsoldctcn Gemeindebcam-
ten hatte der R'gierungsentwurf die Wahlbarkcit
zuin Amte des Stadtvcrordneten. äber nicht zunr
Amte des Stadtrats vorgescben. Der Aussckiusk hat
diese letztere BeschränlunL. die ia d"
Gemeindebcamten als cinc lräii!enbe Zuri »' j - ui
.... ... ....„>,..,1,11,1 aeitctchein

..

E,d-7> c!.,o

"lusn'anb. ent/chädtaui'g zu gcwahrrn, auf dte uu!

Ausmanb
vcrztzlitet werdcn lann.
 
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