Buchdruckerei und Expedition: Krämergasse Nr. 1
Dienstag, den 3. April
Heidelberg, den 2. April 1883.
verlegt habe.
-M-
Erscheint täglich, Sonntags ausge-
nommen. Breis monatlich 20 Pfg,
mit dem Illustrierten Unterhaltungs-
blatt nur 32 Pfg.
Urmliie. 6.-L.
Heute abend -riiris 9 Uhr Probe.
WD^ Zur heutigen Nummer
ein Beiblatt.
Wird in alle Härser der Stadt
verteilt und an den Straßenecken
angeschlagen.
Alle Zusendungen werden franko
erbeten.
1883.
Ziegelhausen, den 3. April 1883.
Vie tiettrauerucle Oattin
geb. 8 op p.
I^euenkeim, 6sn 2. ^prit 1883.
Oie LssrüigunK tiiicisi Uittvvoeü Kactimüta^ 2 O'iii vom 'Irausr-
dauss, jVsusnttsimsr Ltrasss 57, aus statt.
Im Banne -er Dämonen.
Roman von Ewald August König.
(15. Fortsetzung.)
Heinrich Barring blieb stehen, sie hatten jetzt
die ersten Häuser der Stadt erreicht.
„Hier trennen sich unsere Wege," sagte er,
kaum fähig, seiner Wut länger noch zu gebieten,
„habe ich mir auch bisher Ihre Begleitung gefallen
lassen, in der Stadt will ich nicht an Ihrer Seite
gesehen werden. Merken Sie sich wohl, was ich
Ihnen jetzt sage, mein Bester! Sie sind ein Narr,
und es wird nicht schwer fallen, Ihnen zu beweisen,
daß Sie in's Irrenhaus gehören. Sie wissen auch,
daß ich gewohnt bin, Alles, was ich mir vorge-
nommen habe, konsequent und energisch durchzu-
führen. Nun wohl, wenn Sie es wagen, mich
öffentlich anzugreisen, nur ein böses Wort über
mich zu äußern, dann bringe ich Sie so sicher in's
Irrenhaus, wie ich hier vor Ihnen stehe. Vergessen
Sie das nicht, und nun adieu!"
Ohne ihn weiter noch eines Blickes zu wür-
digen, ging er mit raschen Schritten von dannen,
aber er hörte noch lange das heisere, höhnische
Lachen, das ihm folgte.
Er hatte diesen Menschen nie beachtet, nun
muhte er plötzlich erfahren, daß der Narr, der auf
offener Straße verhöhnt und verspottet wurde, ein
scharfer Beobachter war und ein gefährlicher Gegner
werden konnte.
Indessen, je länger er darüber nachdachte, d.sto
geringer wurden seine Besorgnisse.
Den Behauptungen dieses Vagabunden schenkte
la Niemand Glauben, und wenn er's zu arg trieb,
dann wußte die Behörde den durchaus achtbaren
Pfandleiher gegen solche boshafte Verleumdungen
M Schutz nehmen, zumal diese nicht bewiesen wer-
den konnten.
Ziemlich beruhigt kehrte er in sein Haus zurück;
von der weiten Wanderung ermüdet, ließ er sich
„Mit dem Schnellzuge um acht Uhr," nickte
Winterich.
„Haben Sie vor seiner Abreise noch mit ihm
gesprochen?"
„Daß ich ein Narr wäre! Ich habe dafür
Sorge getragen, daß er mich nicht bemerkte. Glauben
Sie, ich hätte Lust gehabt, ihm wegen der Wechsel-
fälschung Rede zu stehen?"
„Ba! Sie würden ihm nichts verraten haben,"
sagte Barring, der mit sichtbarem Behagen seine
Pfeife rauchte, „und beweisen konnte er Ihnen nichts,
denn ich habe ihm die Wechsel nicht vorgelegt."
„Und wenn Sie es auch gethan hätten, es
wäre weder für Sie, noch für mich gefährlich ge-
wesen," erwiderte Richard, mit seinem Lorgnon
spielend. „Er war an jenem Abend so sehr berauscht,
daß er nicht wußte, was er schrieb. Und Sie werden
zugeben, daß ich seine Handschrift täuschend nach-
geahmt habe, ich glaube kein Sachverständiger
würde daran zweifeln, daß der Aussteller dieser
Wechsel auch die Fälschung begangen habe."
„Darin sind Sie freilich Meister, aber es ist
ein gefährliches Talent!"
„Es kommt darauf an, wie man es anwendet.
Mich wundert es doch, daß er sich zu dieser ent-
ehrenden Flucht überreden ließ! Wenn er seinen
Prinzipal besucht hätte, so wäre der ganze Schwindel
an den Tag gekommen."
„Dazu hatte er nicht den Mut," spottete der
Pfandleiher, „er fürchtete die Verhaftung allzusehr.
Es war ein kluger Einfall von mir, daß ich gestern
abend den Polizeidtener in seine Wobnung schickte,
nichts war mehr geeignet, ihn zu ängstigen und
ihm den Ernst der Sachlage klar zu machen. Es
ist j r auch möglich, daß er seinem Prinzipal gegen-
über sich nicht ganz frei von Schuld weiß, meine
Behauptung, Abraham Sand habe überzeugende
Schuldbeweise entdeckt, flößte ihm Entsetzen ein."
„Und was soll nun weiter geschehen?"
„Ich werde in nach Amerika schicken!"
„Und dort?"
„Dort mag er meinetwegen uutergehcn," er-
Restauration
zum Bayerischen Hof.
Mor-M Uittwch wird
zrschialdtrt.
sparen können und Ihre Kinder wären nicht zu
beneiden gewesen."
„Woher wissen Sie das?" fragte er sarkastisch.
„Nun, wie Sie mit Ihrem Mündel umge-
sprungen sind —"
„Schweigen Sie von ihm, Frau Schindel, ich
habe mehr für ihn gethan, wie er von seinem eig-
nen Vater hätte verlangen und erwarten können!
Wenn er sich trotzdem in Schande und Unglück ge-
stürzt hat, so ist das seine eigene Schuld."
„In Schande und Unglück?" forschte sie, den
lauernden Blick fest auf ihn heftend. „Was hat er
verbrochen?"
„Sie werden es später erfahren," erwiderte er
mit einer abwehrenden Handbewcgung und auf die
Schritte horchend, die draußen laut wurden. „Wenn
ich nicht irre, höre ich Winterich kommen, bitte,
öffnen Sie die Thüre."
Frau Susanne wartete, bis die Glocke gezogen
wurde, dann eilte sie hinaus, und gleich darauf
trat Richard Winterich mit dem Lorgnon auf der
Nase ein.
„Schließen Sie die Thüre zu und nehmen
Sie Platz," sagte der Pfandleiher. „Nun? Ist er
fort?"
„Im Nebenzimmer ist doch Niemand?" fragte
Richard.
„Nur mein Sarg," erwiderte Barring mit
einem raschen Blick ans die verschlossene Thür, die
den anstoßenden Raum mit dem Bureau verband.
„Ihr Sarg! Welche Marotte, schon bei Leb-
zeiten den eignen Sarg zu kaufen!"
„Je nun, Sie nennen's eine Marotte, und
sie ist keinesfalls schlechter, Wohl aber besser, wie
manche andre."
„Sich täglich an den Tod erinnern zu lassen —"
„Bah, ich werde d'rum nicht früher sterben,
und das Ende fürchte ich nicht. Ich habe mir einen
soliden Sarg bauen und ihn im Innern mit Zink
bekleiden lassen, da weiß ich wenigstens, wie ich
nach meinem Tode gebettet sein werde. Und nun
beantworten Sie meine Frage: ist er fort?"
w.derte Barring in einem so haßerfüllten Tone,
daß Richard ihn bestürzt anblickte, „ich werde ihm
die Hölle so heiß machen, daß er nicht wagt, hier-
her zurückzukehren."
„Er könnte schreiben und auf diesem Wege die
Wahrheit erfahren."
„Seine Briefe gehen durch meine Hände, und
ich glaube nicht, daß einer von ihnen an seine
Adresse gelangen wird."
„Jetzt erst verstehe ich Sie ganz," sagte
Winterich, in dessen fahlen Zügen noch immer ein
leises Entsetzen sich spiegelte. „Sie wollen ihn ver-
nichten, wie Sie ohne Zweifel auch seinen Vater
vernichtet haben. Was haben Sie davon? Es giebt
andere und leichtere Mittel, diese Leute ihres Ver-
mögens zu berauben."
„Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber,"
fiel Barring ihm höhnisch in die Rede, „in meine
Privatgeheimnissc werde ich Sie nicht hineinblicken
lassen! Sie sind mein Werkzeug gewesen und haben
Ihre Schuldigkeit gethan."
„Und nun denken Sie, der Mohr könne gehen?"
Gewiß, Sie werden doch nicht erwarten, hier
in meinem Hause Kost und Logis zu finden?"
„Sie verstehen sehr wohl, was ick meine; von
einem Obdach in Ihrem Hause ist nie Rede zwischen
uns gewesen. Als Sie mich beauftragten, Benno
auf die Bahn des Leichtsinns zu führen und, wenn
dies möglich sei, ihn durch ein Verbrechen zu ruinieren,
versprachen Sie mir einen hohen Belohnung für
den Fall, daß es mir gelinge, diese Aufgabe zu
lösen. Nun, sie gelöst ist, bin ich auch berechtigt,
meinen Lohn zu fordern."
„Ich glaube, Sie haben ihn schon erhalten,"
erwiderte Barring ruhig, während er mit der
Pfeifenspitze scine Stumpfnase rieh. „Die gefälschten
Wechsel hatten gar keinen Wert, ich habe nichtsdesto-
weniger sie auf Heller und Pfennig eingclöst, für
Sie war das gefundenes Geld."
„Und mehr wollen Sie mir nicht zahlen?"
(Fortsetzung folgt.)
Meine Schlosserei und mechanische Werkstätte
befindet sich von heute an Dreiköttlgstratze Nr. 20, im Hause des Herrn Keßler
Kupferschmied. Gleichzeitig empfehle ich mich bei Bedarf bestens.
Achtungsvoll
Geschkifts-Uebernahme.
Einem geehrten Publikum mache ich die ergebene Anzeige, daß ich die
Ar/e/re/re- er vo-r «/.
käuflich übernommen und nach Plöckstratze 16 verlegt habe. Unter Zusicherung
reeller Bedienung halte ich mich bestens empfohlen. Hochachtungsvoll
in seinen Sessel nieder, während Frau Susanne
geschäftig die Lampe anzündete, eine Flasche Wein
holte und ihni die lange Pfeife samt dem brennenden
Fidibus überreichte.
„Es war wohl Niemand hier, der mich sprechen
wollte?" fragte er, nachdem er das erste Glas aus-
getrunken und einige Rauchwolken vor sich hin ge-
blasen hatte.
„Niemand," erwiderte Frau Susanne, die kork-
zieherartigen Locken schüttelnd, „es wird wohl auch
jetzt Niemand mehr kommen."
„Ich erwarte Herrn Winterich, wenn er kommt,
so lassen Sie mich mit ihm allein."
„Ganz, wie Sie wünschen, Sie brauchen nur
zu befehlen. Damals, als mein seliger Mann noch
lebte, hätte ich nimmer geglaubt, daß ich später
einmal in die traurige Lage kommen würde, mir
von Anderen befehlen lassen zu müssen."
„Und so weiter, ich kenne dieses Klagelied,"
spottete Barring, dessen wulstige Lippen ein Höh-
nischer Zug umzuckte, „es wird Keinem an der
Wiege gesungen, welches Los in späteren Jahren
ihn erwartet."
„Na, als Sie in der Wiege lagen, dachte wohl
auch Niemand daran, daß Sie einmal ein reicher
Mann würden!" sagte Frau Susanne gereizt.
„Nein, wahrhaftig nicht, obgleich ich meinen
Reichtum, wenn Sie es so nennen wollen, nur
meiner maßlosen Thätigkeit verdanke."
„Und den hohen Zinsen, die Sie genommen
haben!"
„Sehr wahr, Sie Schlaubergerin, Sie haben
nach dem Tode Ihres Mannes wohl auch diese
hohen Zinsen zahlen müssen?"
„Ich hatte leider nichts zu verpfänden."
„Wie traurig!" sagte Heinrich Barring, und
aus jedem Zug seines Mulattengesichts sprach bos-
hafte Schadenfreude. „Sie Aermste, es war ein
Glück für Sie, daß Sie keine Kinder zu ernähren
hatten!"
„Und für Sie ebenfalls!" erwiderte sie mit
wachsender Gereiztheit. „Sie hätten w. Niger er-
Wohnungs-Kommissariat der Universität.
Die vereheliche Bürger- und Einwohnerschaft Heidelbergs, insoweit dieselbe für
das bevorstehende Sommerfemester, dessen Beginn auf 16. April d. Js. festgesetzt ist,
Wohnungen an die Herren Studierenden zu vermieten beabsichtigt, ersuchen wir, die
betr. Anmeldungen im Laufe dieser Woche schriftlich bei dem im Universitäts-Ge-
bäude befindlichen Wohnungs-Kommissariate einzureichen.
Die Anmeldung hat zu enthalten: Namen des Vermieters, der Straße, Haus-Nr.,
Etage und den genauen Preis der zu vermietenden Räumlichkeiten pro Semester.
Heidelberg, den 27. März 1883.
Professor vr. HtviiKoI.
Geschäfts-Eröffnung L Empfehlung.
Einem hiesigen und auswärtgen Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß
ich von heute ab im Hause Neugaste Nr. 1 eine
Metzgerei, verbunden mit Wurstlerei
eröffnet habe. Ich werde bestrebt sein, durch Verabreichen guter Ware und prompter
Bedienung mir das Vertrauen meiner werten Abnehmer zu erwerben und zu erhalten
zu suchen und bitte um geneigten Zuspruch. Hochachtungsvoll
August Koch.
WcrtmunZs-VsrsnclsrunZ.
2oi§6 Itisrmit srAsksust an, ÜLS8 sieb Nisins
von nun an nickt instar Lekill^asse 8, sonctsrn Lrunue»FL886 14, vis-ä-vis Ü6M
OrisZricksbau bstinäst.
Halts iniek bei Osciarl bsstsns einploktsn. IIoskaskiunoZvoII
Schlosserei.
Todes-Anzeige.
Teilnehmenden Freunden und Bekannten die schmerzliche
Nachricht, daß meine liebe Nichte
nach kurzem aber schweren Leiden heute früh sanft entschlafen ist.
Um stille Teilnahme bittet
Ltait kssonüorsr An/.sigs.
^lien k'i-eunlleii uncl tZekunuten llie sellinerrüiells Nacll-
riellt, dass inoin lieber, nnverAesstieber dutte
OsrI IZnstr l-ookbüklsr
von ^Vsinksim,
StittunAsvsrvaltor a. v.
initiier von 39^/s lubren nueb langem 1-eiclen sankt ent-
seblaken ist.
Ankündigung.
Im Bollstreckungswege werden
Mittwoch, den 4. April l. I.,
nachmittags 4 Uhr
im Pfandlokal (Rathaus) dahier
1 grüne Ripsgarnitur, I Spiegelschrank, 1 Stock-
uhr und ein leichter, zweiräderiger Wagen
(Cabriolet)
gegen Barzahlung öffentlich versteigert.
Heidelberg- den 2. April 1883.
Der Gerichtsvollzieher:
_Köberlin. _
Todes-Anzeige.
Freunden und Bekannten
mache ich hiermit die traurige
Mitteilung, daß cs Gott dem
FO Allmächtigen gefallen hat,
unsere liebe Gattin und Mutter
j Gisabeiha Wirsching,
geb. Kromer
gestern mittag 12 Uhr nach
langem, schweren Leiden zu
sich zu rufen.
Bitte um stille Teilnahme.
Der tieftrauernde Gatte:
Albert Wirsching und Kinder.
Heidelberg, den 3. April 1883.
Eine Partie zurückgesetzte
Anm-IiMst,
solideste Ware, gebe ich zu Ankaufspreisen ab.
Aäolptr Lreokter,
Hauptstraße 87.
Heidelberg, den 3. April 1883._
Meinen werten Kunden diene zur gesl. Nachricht, daß ich meine
Schlosserei und Wohnung
in mein elterliches Haus
Lauerstraße 12
^^4^444^44^44*
Bier vom Faß.
Restauration Stichling,
Kettengaste 25.
Heute Wnstag wird
geschichtet.
Geschäfts-Eröffnung und Empfehlung
Heute habe ich Zwingerstratze 16 eine Handlung von
SpkMi- uud Km-eimuren, tzigamn Md kabadm
eröffnet und empfehle mich unter Zusicherung guter Bedienung bestens.
Hochachtungsvoll
Heidelberg, 3. April 1883. Zwingerstraße Nr. 16.
Kieler Bücklinge, Sprotten,
Flundern, Rhein-Salm,
Zander, Cabeljau ete. etc.
frisch angekommen bei
Stockfische,
frisch gewässert, bei
Mittelbadgaffe 4.
6LfW-8LLl llö8 llllusslrms.
Llorgsu LIittrvock, 4. April, absncis 8 b'tir
Lin Hliakospoars-Uxrnä.
1. »Otüslto«, Otksüo's VsrtoictiAunZ- vor üsm 8snat.
lt. »klamlst«, HamIst-UouotoF ruul 8esus mit Opkstia.
III. »klomso uncl lulia«, Kartsu-Laticou-Lssiis.
IV. »Kaufmann aus VensdiZ», dsriektsvsrkanälun^.
Krei aas cksm Eeckäedlais« vor^otraMn von
ar/s
klss. Litz.s L 1 LIK. 50, für Lekütsr ä 1 DIÜ in äsn Llusikatisn - klancilunZsn von
H-ksiKsr unü I-. Utzcksr, sowie absncts an üsr Lassa.
Lrauorei Eulclon
Lagerbier_
Zur gefl. Beachtung.
Der in Nr. 75d. Bl. angezeigte Wohnungswechsel betrifft nicht mich,
sondern den Sohn meines Bruders; da ich auch mit demselben in keinerlei
geschäftl. Verbindung stehe, bitte ich, die an mich zu richtenden Kommissionen
und schriftl. Angelegenheiten mit genauer Adresse versehen zu wollen.
Obristian
Graveur,
14 Sand gaffe 14.
Schöne Mlughecke billig zu verkaufen, I FLj» verkaufen,
Unterestiaße 17, Hinterhaus. »1D»U Untercstraße 26
Dienstag, den 3. April
Heidelberg, den 2. April 1883.
verlegt habe.
-M-
Erscheint täglich, Sonntags ausge-
nommen. Breis monatlich 20 Pfg,
mit dem Illustrierten Unterhaltungs-
blatt nur 32 Pfg.
Urmliie. 6.-L.
Heute abend -riiris 9 Uhr Probe.
WD^ Zur heutigen Nummer
ein Beiblatt.
Wird in alle Härser der Stadt
verteilt und an den Straßenecken
angeschlagen.
Alle Zusendungen werden franko
erbeten.
1883.
Ziegelhausen, den 3. April 1883.
Vie tiettrauerucle Oattin
geb. 8 op p.
I^euenkeim, 6sn 2. ^prit 1883.
Oie LssrüigunK tiiicisi Uittvvoeü Kactimüta^ 2 O'iii vom 'Irausr-
dauss, jVsusnttsimsr Ltrasss 57, aus statt.
Im Banne -er Dämonen.
Roman von Ewald August König.
(15. Fortsetzung.)
Heinrich Barring blieb stehen, sie hatten jetzt
die ersten Häuser der Stadt erreicht.
„Hier trennen sich unsere Wege," sagte er,
kaum fähig, seiner Wut länger noch zu gebieten,
„habe ich mir auch bisher Ihre Begleitung gefallen
lassen, in der Stadt will ich nicht an Ihrer Seite
gesehen werden. Merken Sie sich wohl, was ich
Ihnen jetzt sage, mein Bester! Sie sind ein Narr,
und es wird nicht schwer fallen, Ihnen zu beweisen,
daß Sie in's Irrenhaus gehören. Sie wissen auch,
daß ich gewohnt bin, Alles, was ich mir vorge-
nommen habe, konsequent und energisch durchzu-
führen. Nun wohl, wenn Sie es wagen, mich
öffentlich anzugreisen, nur ein böses Wort über
mich zu äußern, dann bringe ich Sie so sicher in's
Irrenhaus, wie ich hier vor Ihnen stehe. Vergessen
Sie das nicht, und nun adieu!"
Ohne ihn weiter noch eines Blickes zu wür-
digen, ging er mit raschen Schritten von dannen,
aber er hörte noch lange das heisere, höhnische
Lachen, das ihm folgte.
Er hatte diesen Menschen nie beachtet, nun
muhte er plötzlich erfahren, daß der Narr, der auf
offener Straße verhöhnt und verspottet wurde, ein
scharfer Beobachter war und ein gefährlicher Gegner
werden konnte.
Indessen, je länger er darüber nachdachte, d.sto
geringer wurden seine Besorgnisse.
Den Behauptungen dieses Vagabunden schenkte
la Niemand Glauben, und wenn er's zu arg trieb,
dann wußte die Behörde den durchaus achtbaren
Pfandleiher gegen solche boshafte Verleumdungen
M Schutz nehmen, zumal diese nicht bewiesen wer-
den konnten.
Ziemlich beruhigt kehrte er in sein Haus zurück;
von der weiten Wanderung ermüdet, ließ er sich
„Mit dem Schnellzuge um acht Uhr," nickte
Winterich.
„Haben Sie vor seiner Abreise noch mit ihm
gesprochen?"
„Daß ich ein Narr wäre! Ich habe dafür
Sorge getragen, daß er mich nicht bemerkte. Glauben
Sie, ich hätte Lust gehabt, ihm wegen der Wechsel-
fälschung Rede zu stehen?"
„Ba! Sie würden ihm nichts verraten haben,"
sagte Barring, der mit sichtbarem Behagen seine
Pfeife rauchte, „und beweisen konnte er Ihnen nichts,
denn ich habe ihm die Wechsel nicht vorgelegt."
„Und wenn Sie es auch gethan hätten, es
wäre weder für Sie, noch für mich gefährlich ge-
wesen," erwiderte Richard, mit seinem Lorgnon
spielend. „Er war an jenem Abend so sehr berauscht,
daß er nicht wußte, was er schrieb. Und Sie werden
zugeben, daß ich seine Handschrift täuschend nach-
geahmt habe, ich glaube kein Sachverständiger
würde daran zweifeln, daß der Aussteller dieser
Wechsel auch die Fälschung begangen habe."
„Darin sind Sie freilich Meister, aber es ist
ein gefährliches Talent!"
„Es kommt darauf an, wie man es anwendet.
Mich wundert es doch, daß er sich zu dieser ent-
ehrenden Flucht überreden ließ! Wenn er seinen
Prinzipal besucht hätte, so wäre der ganze Schwindel
an den Tag gekommen."
„Dazu hatte er nicht den Mut," spottete der
Pfandleiher, „er fürchtete die Verhaftung allzusehr.
Es war ein kluger Einfall von mir, daß ich gestern
abend den Polizeidtener in seine Wobnung schickte,
nichts war mehr geeignet, ihn zu ängstigen und
ihm den Ernst der Sachlage klar zu machen. Es
ist j r auch möglich, daß er seinem Prinzipal gegen-
über sich nicht ganz frei von Schuld weiß, meine
Behauptung, Abraham Sand habe überzeugende
Schuldbeweise entdeckt, flößte ihm Entsetzen ein."
„Und was soll nun weiter geschehen?"
„Ich werde in nach Amerika schicken!"
„Und dort?"
„Dort mag er meinetwegen uutergehcn," er-
Restauration
zum Bayerischen Hof.
Mor-M Uittwch wird
zrschialdtrt.
sparen können und Ihre Kinder wären nicht zu
beneiden gewesen."
„Woher wissen Sie das?" fragte er sarkastisch.
„Nun, wie Sie mit Ihrem Mündel umge-
sprungen sind —"
„Schweigen Sie von ihm, Frau Schindel, ich
habe mehr für ihn gethan, wie er von seinem eig-
nen Vater hätte verlangen und erwarten können!
Wenn er sich trotzdem in Schande und Unglück ge-
stürzt hat, so ist das seine eigene Schuld."
„In Schande und Unglück?" forschte sie, den
lauernden Blick fest auf ihn heftend. „Was hat er
verbrochen?"
„Sie werden es später erfahren," erwiderte er
mit einer abwehrenden Handbewcgung und auf die
Schritte horchend, die draußen laut wurden. „Wenn
ich nicht irre, höre ich Winterich kommen, bitte,
öffnen Sie die Thüre."
Frau Susanne wartete, bis die Glocke gezogen
wurde, dann eilte sie hinaus, und gleich darauf
trat Richard Winterich mit dem Lorgnon auf der
Nase ein.
„Schließen Sie die Thüre zu und nehmen
Sie Platz," sagte der Pfandleiher. „Nun? Ist er
fort?"
„Im Nebenzimmer ist doch Niemand?" fragte
Richard.
„Nur mein Sarg," erwiderte Barring mit
einem raschen Blick ans die verschlossene Thür, die
den anstoßenden Raum mit dem Bureau verband.
„Ihr Sarg! Welche Marotte, schon bei Leb-
zeiten den eignen Sarg zu kaufen!"
„Je nun, Sie nennen's eine Marotte, und
sie ist keinesfalls schlechter, Wohl aber besser, wie
manche andre."
„Sich täglich an den Tod erinnern zu lassen —"
„Bah, ich werde d'rum nicht früher sterben,
und das Ende fürchte ich nicht. Ich habe mir einen
soliden Sarg bauen und ihn im Innern mit Zink
bekleiden lassen, da weiß ich wenigstens, wie ich
nach meinem Tode gebettet sein werde. Und nun
beantworten Sie meine Frage: ist er fort?"
w.derte Barring in einem so haßerfüllten Tone,
daß Richard ihn bestürzt anblickte, „ich werde ihm
die Hölle so heiß machen, daß er nicht wagt, hier-
her zurückzukehren."
„Er könnte schreiben und auf diesem Wege die
Wahrheit erfahren."
„Seine Briefe gehen durch meine Hände, und
ich glaube nicht, daß einer von ihnen an seine
Adresse gelangen wird."
„Jetzt erst verstehe ich Sie ganz," sagte
Winterich, in dessen fahlen Zügen noch immer ein
leises Entsetzen sich spiegelte. „Sie wollen ihn ver-
nichten, wie Sie ohne Zweifel auch seinen Vater
vernichtet haben. Was haben Sie davon? Es giebt
andere und leichtere Mittel, diese Leute ihres Ver-
mögens zu berauben."
„Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber,"
fiel Barring ihm höhnisch in die Rede, „in meine
Privatgeheimnissc werde ich Sie nicht hineinblicken
lassen! Sie sind mein Werkzeug gewesen und haben
Ihre Schuldigkeit gethan."
„Und nun denken Sie, der Mohr könne gehen?"
Gewiß, Sie werden doch nicht erwarten, hier
in meinem Hause Kost und Logis zu finden?"
„Sie verstehen sehr wohl, was ick meine; von
einem Obdach in Ihrem Hause ist nie Rede zwischen
uns gewesen. Als Sie mich beauftragten, Benno
auf die Bahn des Leichtsinns zu führen und, wenn
dies möglich sei, ihn durch ein Verbrechen zu ruinieren,
versprachen Sie mir einen hohen Belohnung für
den Fall, daß es mir gelinge, diese Aufgabe zu
lösen. Nun, sie gelöst ist, bin ich auch berechtigt,
meinen Lohn zu fordern."
„Ich glaube, Sie haben ihn schon erhalten,"
erwiderte Barring ruhig, während er mit der
Pfeifenspitze scine Stumpfnase rieh. „Die gefälschten
Wechsel hatten gar keinen Wert, ich habe nichtsdesto-
weniger sie auf Heller und Pfennig eingclöst, für
Sie war das gefundenes Geld."
„Und mehr wollen Sie mir nicht zahlen?"
(Fortsetzung folgt.)
Meine Schlosserei und mechanische Werkstätte
befindet sich von heute an Dreiköttlgstratze Nr. 20, im Hause des Herrn Keßler
Kupferschmied. Gleichzeitig empfehle ich mich bei Bedarf bestens.
Achtungsvoll
Geschkifts-Uebernahme.
Einem geehrten Publikum mache ich die ergebene Anzeige, daß ich die
Ar/e/re/re- er vo-r «/.
käuflich übernommen und nach Plöckstratze 16 verlegt habe. Unter Zusicherung
reeller Bedienung halte ich mich bestens empfohlen. Hochachtungsvoll
in seinen Sessel nieder, während Frau Susanne
geschäftig die Lampe anzündete, eine Flasche Wein
holte und ihni die lange Pfeife samt dem brennenden
Fidibus überreichte.
„Es war wohl Niemand hier, der mich sprechen
wollte?" fragte er, nachdem er das erste Glas aus-
getrunken und einige Rauchwolken vor sich hin ge-
blasen hatte.
„Niemand," erwiderte Frau Susanne, die kork-
zieherartigen Locken schüttelnd, „es wird wohl auch
jetzt Niemand mehr kommen."
„Ich erwarte Herrn Winterich, wenn er kommt,
so lassen Sie mich mit ihm allein."
„Ganz, wie Sie wünschen, Sie brauchen nur
zu befehlen. Damals, als mein seliger Mann noch
lebte, hätte ich nimmer geglaubt, daß ich später
einmal in die traurige Lage kommen würde, mir
von Anderen befehlen lassen zu müssen."
„Und so weiter, ich kenne dieses Klagelied,"
spottete Barring, dessen wulstige Lippen ein Höh-
nischer Zug umzuckte, „es wird Keinem an der
Wiege gesungen, welches Los in späteren Jahren
ihn erwartet."
„Na, als Sie in der Wiege lagen, dachte wohl
auch Niemand daran, daß Sie einmal ein reicher
Mann würden!" sagte Frau Susanne gereizt.
„Nein, wahrhaftig nicht, obgleich ich meinen
Reichtum, wenn Sie es so nennen wollen, nur
meiner maßlosen Thätigkeit verdanke."
„Und den hohen Zinsen, die Sie genommen
haben!"
„Sehr wahr, Sie Schlaubergerin, Sie haben
nach dem Tode Ihres Mannes wohl auch diese
hohen Zinsen zahlen müssen?"
„Ich hatte leider nichts zu verpfänden."
„Wie traurig!" sagte Heinrich Barring, und
aus jedem Zug seines Mulattengesichts sprach bos-
hafte Schadenfreude. „Sie Aermste, es war ein
Glück für Sie, daß Sie keine Kinder zu ernähren
hatten!"
„Und für Sie ebenfalls!" erwiderte sie mit
wachsender Gereiztheit. „Sie hätten w. Niger er-
Wohnungs-Kommissariat der Universität.
Die vereheliche Bürger- und Einwohnerschaft Heidelbergs, insoweit dieselbe für
das bevorstehende Sommerfemester, dessen Beginn auf 16. April d. Js. festgesetzt ist,
Wohnungen an die Herren Studierenden zu vermieten beabsichtigt, ersuchen wir, die
betr. Anmeldungen im Laufe dieser Woche schriftlich bei dem im Universitäts-Ge-
bäude befindlichen Wohnungs-Kommissariate einzureichen.
Die Anmeldung hat zu enthalten: Namen des Vermieters, der Straße, Haus-Nr.,
Etage und den genauen Preis der zu vermietenden Räumlichkeiten pro Semester.
Heidelberg, den 27. März 1883.
Professor vr. HtviiKoI.
Geschäfts-Eröffnung L Empfehlung.
Einem hiesigen und auswärtgen Publikum hiermit die ergebene Anzeige, daß
ich von heute ab im Hause Neugaste Nr. 1 eine
Metzgerei, verbunden mit Wurstlerei
eröffnet habe. Ich werde bestrebt sein, durch Verabreichen guter Ware und prompter
Bedienung mir das Vertrauen meiner werten Abnehmer zu erwerben und zu erhalten
zu suchen und bitte um geneigten Zuspruch. Hochachtungsvoll
August Koch.
WcrtmunZs-VsrsnclsrunZ.
2oi§6 Itisrmit srAsksust an, ÜLS8 sieb Nisins
von nun an nickt instar Lekill^asse 8, sonctsrn Lrunue»FL886 14, vis-ä-vis Ü6M
OrisZricksbau bstinäst.
Halts iniek bei Osciarl bsstsns einploktsn. IIoskaskiunoZvoII
Schlosserei.
Todes-Anzeige.
Teilnehmenden Freunden und Bekannten die schmerzliche
Nachricht, daß meine liebe Nichte
nach kurzem aber schweren Leiden heute früh sanft entschlafen ist.
Um stille Teilnahme bittet
Ltait kssonüorsr An/.sigs.
^lien k'i-eunlleii uncl tZekunuten llie sellinerrüiells Nacll-
riellt, dass inoin lieber, nnverAesstieber dutte
OsrI IZnstr l-ookbüklsr
von ^Vsinksim,
StittunAsvsrvaltor a. v.
initiier von 39^/s lubren nueb langem 1-eiclen sankt ent-
seblaken ist.
Ankündigung.
Im Bollstreckungswege werden
Mittwoch, den 4. April l. I.,
nachmittags 4 Uhr
im Pfandlokal (Rathaus) dahier
1 grüne Ripsgarnitur, I Spiegelschrank, 1 Stock-
uhr und ein leichter, zweiräderiger Wagen
(Cabriolet)
gegen Barzahlung öffentlich versteigert.
Heidelberg- den 2. April 1883.
Der Gerichtsvollzieher:
_Köberlin. _
Todes-Anzeige.
Freunden und Bekannten
mache ich hiermit die traurige
Mitteilung, daß cs Gott dem
FO Allmächtigen gefallen hat,
unsere liebe Gattin und Mutter
j Gisabeiha Wirsching,
geb. Kromer
gestern mittag 12 Uhr nach
langem, schweren Leiden zu
sich zu rufen.
Bitte um stille Teilnahme.
Der tieftrauernde Gatte:
Albert Wirsching und Kinder.
Heidelberg, den 3. April 1883.
Eine Partie zurückgesetzte
Anm-IiMst,
solideste Ware, gebe ich zu Ankaufspreisen ab.
Aäolptr Lreokter,
Hauptstraße 87.
Heidelberg, den 3. April 1883._
Meinen werten Kunden diene zur gesl. Nachricht, daß ich meine
Schlosserei und Wohnung
in mein elterliches Haus
Lauerstraße 12
^^4^444^44^44*
Bier vom Faß.
Restauration Stichling,
Kettengaste 25.
Heute Wnstag wird
geschichtet.
Geschäfts-Eröffnung und Empfehlung
Heute habe ich Zwingerstratze 16 eine Handlung von
SpkMi- uud Km-eimuren, tzigamn Md kabadm
eröffnet und empfehle mich unter Zusicherung guter Bedienung bestens.
Hochachtungsvoll
Heidelberg, 3. April 1883. Zwingerstraße Nr. 16.
Kieler Bücklinge, Sprotten,
Flundern, Rhein-Salm,
Zander, Cabeljau ete. etc.
frisch angekommen bei
Stockfische,
frisch gewässert, bei
Mittelbadgaffe 4.
6LfW-8LLl llö8 llllusslrms.
Llorgsu LIittrvock, 4. April, absncis 8 b'tir
Lin Hliakospoars-Uxrnä.
1. »Otüslto«, Otksüo's VsrtoictiAunZ- vor üsm 8snat.
lt. »klamlst«, HamIst-UouotoF ruul 8esus mit Opkstia.
III. »klomso uncl lulia«, Kartsu-Laticou-Lssiis.
IV. »Kaufmann aus VensdiZ», dsriektsvsrkanälun^.
Krei aas cksm Eeckäedlais« vor^otraMn von
ar/s
klss. Litz.s L 1 LIK. 50, für Lekütsr ä 1 DIÜ in äsn Llusikatisn - klancilunZsn von
H-ksiKsr unü I-. Utzcksr, sowie absncts an üsr Lassa.
Lrauorei Eulclon
Lagerbier_
Zur gefl. Beachtung.
Der in Nr. 75d. Bl. angezeigte Wohnungswechsel betrifft nicht mich,
sondern den Sohn meines Bruders; da ich auch mit demselben in keinerlei
geschäftl. Verbindung stehe, bitte ich, die an mich zu richtenden Kommissionen
und schriftl. Angelegenheiten mit genauer Adresse versehen zu wollen.
Obristian
Graveur,
14 Sand gaffe 14.
Schöne Mlughecke billig zu verkaufen, I FLj» verkaufen,
Unterestiaße 17, Hinterhaus. »1D»U Untercstraße 26