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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1883

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Nr. 281 - Nr. 290 (30. November - 11. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42542#0721

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Erscheint täglich, Sonntags ausge-
nommen. Preis monatlich 20 Pfg.,
mit dem Illustrierten Unterhaltungs-
blatt nur 32 Pfg.

Nr. 281.

Hei-elbkMr Archer
Buchdmckem und Expedition: Kkamergaffe Nr. 1.
Freitag, den 30. November

Wird in alle Häuser der Stadt
verteilt und an den Straßenecken
angeschlagen.
Alle Zusendungen werden franko
erbeten.

1883


Um Z. dis 15. Wmdkl
Werden wegen bevorstehender Vergrößerung meiner Geschäfts-Lokale, behufs Errichtung eines umfangreicheren
Möbellagers folgende Artikel teils zu sehr zurückgesetzten, teils zu Ankaufspreisen verkauft:

Fertige Wäsche aller Art,

Leinen in einfacher und doppelter Breite,
Taschentücher,
Tischzeug und Handtücher,
Piauss und Damaste,
Cretonnes, MadapsLams, rohlveiß, gebleicht und bedruckt,
Druck-Kattune, Schurzzeuge, Kleiderstoffe,
Futterdarchente, Flanelle.
Eine große Partie Neste aller von mir geführten Artikel.

FV- /F, /FF < / /F- /F

M«l8OHNSSL.
LarnstaA, Zen 1. abends 7 Ilbr
bebend kiltler
unter WtwirkunF des Ltadt-Orekesters.
killois: Laal 1 Nid., Oallorio 50 Krsitax; und LamsiIA von 11 — 1 Dbn
im Leparatximmor dos Nnsoums, I>oi den Illi 1. Neder, lian^ol 8<Iimi1t
(Otto Kobers) unct abends 6'/o 0br an der Kasse.
Der ktoinerlrass ist kür die ^VeiltnaobtsbesebeernnA armer Kinder bestimmt.
IkeberratilunAen werden dankend angenommen.
IVluseui».
II. LaU: vomwMZA, 6° vtzL^mbsr.
III. „ MtziiKtnK, 15. .Innert?.
bl8 V«I'KNi'!^!INK8-!i»!I!I!li88i»!I.
prot. Osbrisl s^obsrt
^vird LonntaF, den 2. Oerieinber, von 7 Ilbr abends an
VorstsIIunK im Lillaräspiel
Zeben. freunde des Lports sind böüiebst einFeladen. Mberes be-
sagt das kroAi'amrn.
Erüüor Raum, Ltsin^nsss 7.
MMM llackeibrüli.


ileiilübrrWr ImlliiiUiiNi-srreiid
Nonta^, den 3. vexembsr 1883
Hronnonitzilt-Kon/iort
im b/Iussums-SssIs,
unter IdkitunA des Ilrn. Ilokkapelimeister Dmii l?nur von Nannlreim
und Zeü. NitNirlrunA des Lorrn Lr. I'il'LNL I^rilelrl aus Men
(Laritoll) und des Herrn IIuAO Deelttzr aus Nanniieink (Violoneelio),

Aüvellener kseliorrbräu

Danksagung.
Allen denen, die unsere liebe Mutter, Schwieger-, Groß-
und Urgroßmutter
Msabetha 'Arahl Wwe.
zu ihrer letzten Ruhestätte begleiteten, sowie für den reichen
Blumenschmuck, sagen wir unsern herzlichsten Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
M. //e/rAsi/e,' H'
Heidelberg, den 30. November 1883.

Kebinde
sedor Krosse,
p.Utr. 34

irn

SL

Versand
in b'iaseben
ü 32

Iu verkaufen
eine Spezerei-Ladeneinrichtung nebst Waage
B rgbeinvrsteake 57

Wasch
zum Waschen und Bügeln wird jeden Tag ange-
nommen, D-eiköniastrakc 22.

Zither-Verein.
Heute abend Probe für Herren.
AnddaffkMkill für Peinmeii,
Ortsverein Heidelberg.
Zur Bekanntgabe des Resultats der
Deputation werden die Mitglieder am
Sonntag, den 2. Dezember, nachmittags
3 Uhr im die Brauerei zum goldenen
Engel (Tunerkneiplokal) zu einer Versamm-
lung einberufen.
_Der Vorstand.
KrMeu- M Anbmmn Mlia.
Samstag, den 1. Dezember monatliche
Abrechnung. Der nahen jährlichen Ab-
rechnung wegen wird gebeten um pünktliche
Bezahlung.
Strafe kommt in Anwendung.
_Der Vorstand.
Fahrnis-Versteigerung
Montag, den 3. Dezember,
mittags 2 Uhr
werden im Auftrag Hanptftratze 115,
1 Stiege hoch nachstehende Fahrnisse als:
2 Bettladen mit Rost, 3 Tische, Stühle,
1 zwei- und 1 einthüriger Schrank,
1 Kommode, 2 Wasch- und 2 Nachttische,
Spiegel und Bilder, 1 Küchenschrank mit
Glasaussatz, 1 Nachttisch, etwas Feder-
bettung, Herrenhemden, Leibweißzeug,
Herrenkleider, 1 Pelzmantel, Küchen- und
sonstiges Hausgeräte
gegen Barzahlung versteigert.
Gg. Kaytzer, Gerichtstaxator,
,_Burgweg 5._
Cigarren,
Bremer, Hamburger und inländisches Fabrikat, in
vorzüglichen Qualitäten empfuhlt preiswert das
Allein-Depot des Edinger Flaschenbieres
__C. Fehser, Theaterstraße.
Dunkel.
Nach dem Französischen bearbeitet von I. Rüttgers.
(2. Fortsetzung.)
„Du hast ohne Zweif l erraten, daß cs sich
Um Deine reizende Tänzerin handelt, thcurer Paul,
Und ich muß Dich von vorneherein vor einer Neiqung
ivarnen, welche in Deinem Alter nur allzu erklärlich
wäre."
„Ich sehe, wo Du hinaus willst, lieber Onkel;
Meine Tänzerin hat einen Liebhaber, was mir ja
kaum auffallend sein kann, und . . ."
„Ob sie einen Liebhaber hat, weiß ich nicht,
Unterbrach ihn der Graf d'AScagne; aber was ich Dir
dersichern kann, ist, daß sie „ein böses Auge" hat;
ste bringt Unglück Allen, welche mit ihr in Be-
rührung kommen."
„Ah ... ah! Die Sache wird in der That
interessant!" sagte der junge Offizier, einige Rauch-
Molken in die Luft hinaaspaffend.
„Diese schöne Mexikanerin heißt DonnaJsabella
Vasquez," fuhr der Colonel fort, „und sie ist die
Gattin eines alten, reichen Hacendero."
„Ich weiß es, lieber Onkel, und ihr Gatte
schien mich mit seinen wüthenden Blicken durch-
bohren zu wollen, während ich mit ihr tanzte."
„Kennst Du den Beinamen, welchen man diesem
Manne gegeben hat?"
„Nicht im Mindesten."
„Man nennt ihn den „Blaubart," obgleich
mn Barthaar bereits stark ins Graue spielt."
„Sollte er seine Frauen etwa mittelst öffent-
lichen Anschlages suchen?" frug Paul lachend.
Nein, aber er steht in dem Rufe, daß er diejenigen.
Kelche sich etwa von den Reizen seiner Frau ver-
führen lassen sollten, nacheinander unmerkbar ver-
schwinden lassen könne."
Der junge Lieutenant brach dies Mal in ein
belles Gelächter aus-
, Du magst den ersten Besten hier fragen." fuhr
der Colonel ruhig fort, „und jedermann wird Dir
'«gen, daß alle diejenigen, welche sich vermessen

haben, Donna Isabella reizend zu finden, ein trau-
riges Ende gefunden haben. Während der drei
Monate, welche ich mich nun in Orizaba befinde,
stehen bereits drei der Unsrigen in ihrem Marlyrer-
verznchnisse. Uebrigens muß Dir die Vereinsamung
und Vernachlässigung, derenGegenstand Donna Vas-
quez bildet, mehr als alles Andere beweisen, daß
diese Behauptungen durchaus nicht unbegründet sind.
„Wirklich ein abscheulicher Mensch, dieser Senor
Vasquez!" erwiderte Paul in einem Tone, der
verriet, daß er noch immer nicht überzeugt war.
„Es scheint also der leibhaftige Bosco der heißen
Zone zu sein! . . . Aber wie beginnt er cs, theurer
Onkel, denn eigentlich, daß er alle Bewunderer
seiner Frau so ohne Weiteres verschwinden läßt?"
„Sein erstes Opfer," so fuhr der Graf d'Ascagne
fort, ohne die Frage seines Neffen water zu be-
achten, „sein eists Opfer war ein Offizier von den
berittenen Jägern, der Graf d'Aspremont . . ."
„Ein lieber Junge . . . einer meiner Kanrme-
raden von Saint- Cyr her — er soll tot sein, sagst Du ?"
„Allerdings, und zwar in möglichst seltsamer
Weise: gesund und wohlauf ging er zu Bette und
am folgenden Morgen findet man ihn tot und
bereits eiskalt da lieaen; er war im Schlafe von
einem jener giftigen Tiere gebissen worden, welche
man Tausendfuß nennt."
In der That, ein trauriges Ende," sagte Paul;
„aber ich kann darin nicht gerade einen Vorfall
finden, bei welchem Senor Vasquez beteiligt sein
müßte."
„Höre das Ende meiner Erzählung: nach dem
Baron d'Aspremont kam die Reihe an den Militär-
Unterintendanten Vicomte Lemercier. Ebenso wie
der arme Baron verliebte er sich in Donna Isa-
bella, und beging dazu die unverzeihliche Unvor-
sichtigkeit, aus seiner Neigung gar kein Hehl zu
machen. Jeden abend ging er an der Wohnung
der schönen Mexikanerin vorbei, um ihr Antlitz zu
sehen. Nun aber, als er eines abends seine ge-
wohnte Promenade machte, stürzt eine Vase aus
Weißem Marmor, welche die Terrasse Jsabella's

zierte, mit einem Male hinunter, fällt ihm auf
den Schädel und er war auf der Stelle tot. Das
Gerücht lief, daß ein Diener Don Vasquez, der
hinter dem G-länder der Terrasse aufgestellt ge-
wesen sei, die Vase hinunter gestürzt Hube, indeß
hat sich niemals etwas Gewisses in dieser Hinsicht
feststellen lassen."
„Nun laß auch die Geschichte des dritten Opfers
hören," sagte Paul, der inzwischen ernst geworden
war.
„Das dritte Opfer," hob der Graf d'Ascagne
wieder an, „war ein junger Militärchirung, welcher
bei aller Welt b.liebt war und dessen Ende ebenso
unerwartet kam, als dasjeniae seiner Vorgänger.
Ja, sein Tod war gewissermaßen noch schrecklicher:
Da er ein ausgezeichneter Reiter war, so machte
er gern lange Spazierritte in der Umgebung von
Orizaba. So verließ er auch eines morgens die
Stadt — und des abends kehrte er nicht heim!
Sein V rschwinden fiel allgemein auf: man stellte
Nachforschungen an, aber erst nach Verlauf von
drei Tagen fand man endlich seine Leiche. Seine
Stirn war von einer Kugel durchbohrt— st in Pferd
lag in einiger Entfernung von ihm, gleichfalls von
mehreren Schüssen getötet,"
„Wirklich, sehr sonderbar Alles, was Du mir
da erzählst," meinte Paul träumerisch in die nacht
hinausblickend.
„Nicht wahr?" versetzte der Graf d'Ascagne.
„Ich hoffe, daß Du nunmehr von all' Deinen
Liebeleien geheilt bist, theurer Paul.
„Aber ich wiederhole Dir, theurer Onkel,"
sagte der junge Offizier, „was ich fühle, ist keineswegs
Liebe— als guter Christ ist mir dies ja ohnehin
eine durchaus verbotene Frucht— es ist lediglich
das Interesse, welches man unwillkürlich für jedes
unglückliche Geschöpf hegt."
„Nun, cs scheint," meinte der Colonel lachend,
„Du spielst den Beschützer der unglücklichen, unter-
drückten Prinzessinnen ganz vortrefflich, wie weiland
die Paladine des Königs Artus. Unglücklicher,
oder vielmehr glücklicher Weise werden wir morgen

in früher Stunde aufbrechen, und unser Abmarsch
wird allen Deinen romantischen Plänen mit einem
Male ein Ende machen."
„Soll es Wirklich wahr sein, daß wir morgen ab-
marschvren, theurer Onkel?" sagte Paul etwas
erstaunt.
„Der commandierende General hat mir den
Bef- hl zukommen lassen, eine der wichtigsten Passagen
i des Thales von Panuco zu besetzen und die Guerilla-
banden zu vertreiben, welche unsere Soldaten jeden
Tag belästigen und unsere Proviantcolonnen selbst
bis vor die Mauern von Orizabo wegnehmen.
Gehen wir jetzt wieder auf den Ball zurück und
suchen wir unsere letzten Mußestunden so angenehm
als möglich zu verbringen."
In dem Augenblicke, wo Beide wieder in dem
Saale erschienen, war das Fest auf seinem Glanz-
punkte.
Der junge Lieutenant suchte seine Tänzerin
in dem allgemeinen Gewoge, konnte sie jedoch nicht
entdecken.
Schon wollte er seine Nachforschungen aufgeben,
als er sie hinter einem der Blumengebüsche sitzen
sah, welche den Ballsaal schmückten.
Ec trat auf sie zu, und indem er sich höflich
vor ihr verneigte, sagte er zu ihr:
„Senora, erlauben Sie mir, von Ihnen meine
l-'tzte Gunst zu erbitten — mit mir eine letzte
Lanciers-Ouadrille zu tanzen."
„Wirklich, Senor, ich weiß nicht, ob ich kann... ob
ich darf . . stammelte Donna Isabella.
„Ich bitte und beschwöre Sie darum, Senora;
wer weiß, ob sich uns die Gelegenheit noch ein
zweites Mal bieten wird, welche uns zusammenführt,
und ich würde verzweifeln, wenn Sie mir meine
Bitte abschlügen."
„Sie wünschen es — nun, so sei es denn!"
sagte sie, indem sie sich erhob und seinen Arm nahm.
In dem Augenblicke, wo sie ausbrcchen wollten,
sah Paul durch das Blumengebüsch hindurch, welches
Donna Isabella verdeckt hatte, den forschenden
Blick Don Vasquez.

Hatte er die Worte vernommen, welche^sie
miteinander gewechselt hatten?
Erst als sie sich mitten unter den Tänzern
befanden, knüpfte der Offizier wieder ein Gespräch an.
„Wir können nur wenige Augenblicke zusammen
sein," sagte er zu ihr, „gestatten Sie, daß ich die-
selben benutze, um Ihnen einige vertrauliche Mit-
teilungen zu machen ..."
„Auch eine Erklärung ?" versetzte die Mexikanerin
etwas unwillig. „Sie wissen ja, daß ich . . ."
„Bereits die Gattin eines Mannes bin, wollten
Sie sagen," unterbrach der Offizier sie. „Indeß
täuschen Sie sich über meine Absichten — es ver-
steht sich von selbst, daß ich Ihnen keine Liebes-
erklärungen zu machen habe, sondern es ist etwas
ganz Anderes . .
Donna Jsab-lla sah den Offizier verwundert an.
„Und was soll dies sein?" frug sie dann.
„JH habe erraten, Senora, daß sich unter
Ihrem Lächeln stets ein großer, tiefer Schmerz
birgt."
Sie antwortete nicht, aber ihr unsäglich trau-
riger Blick war beredter als alle Worte.
„Bedürfen Sie eines Freundes, eines Be-
schützers?" fuhr der junge Offizier mit Wärme
fort. „Sprechen Sie, und ich werde Alles thun,
was Sie wünschen wögen."
„Und was könnten Sie für mich thun?" ant-
wortete sie.
„Alles was der entschiedene Wille vermag,
einem unverdienten Unglücke beizuspringen, Senora."
„Aber woher diese plötzliche Teilnahme für
eine Frau, welche Sie nicht kennen, und welche Sie
ohne Zweifel niemals mehr Wiedersehen werden?"
„Nehmen Sie einen Augenblick an, daß ich
Ihrem unsterblichen Cervantes gleiche oder daß
eine geheimnisvolle Teilnahme, mir so lebhaft S
Interesse für Sie einflößt: nehmen Sic, kurz gesagt,
Alles an, was Sie wollen, ich bin bereit, zwischen
Ihnen und ein Unglück mich zu stellen, wofern ein
solches Sie bedroh n sollte."
(Fortsetzung folgt.)
 
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