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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 71 - Nr. 80 (25. März - 6. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0217

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Erſcheluk täglih, Sonntags ausge:

nouimen. Preis monatlich 20 Bfg.,

mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs-

blatt 32 Pfg. — Wird in der ganzen

Stabt verteilt und an den Straßen-
ecken angeſchlagen.


ber


Alle Zuſendungen werben franko
erbeten.

Für die Aufnahuie von Anzeigen

an Beftimmt vorgeſchriebenen Tagen,

wird keine Verautwortlichkelt ÜWber-


Liederkranz. |
Heute abend 8 Uhr ıobe wegen
Mitwirkung bei der Bismard-Feier.

Puͤnktliches und volzählig-8 Erſcheinen
nötig. Der Borftand,

— —

/ } Liedertafel. |
Heute abend halb 9 Uhr Probe,

Um vollzähliges Erſcheinen bittet
Der Vorſtaud.

Cenfral-Krauken- und Sterbe-
kaffe der Cildyler ett.

Samstag, den 28. März, abends
halb 9 Uhr in der Hormuthei Beitrag-
erhebung. Wegen der Abrechnung bittet
um vollzähliges Erſcheinen

Die Ortsverwaltung.

Central - kraukeukaſſe der Maurer,
Iteinhaner, Gyyſer, Stuckateure
(Tünder). E, 5.

Sonntag den 29. Maͤrz/ mittags 2 Uhr
in der Hormuthei Beitragerhebung und
Quarxtalsabrechnung.

Saͤmtliche Mitglieder werden aufge-
fordert, vollzaͤhlig und puͤnktlich zu er-
ſcheinen. — Aufnahme neuer Mitglieder.

Der Ortsvorſtand.

Radfahrer Verein

Heidelberg.
Uebungsſtunden im geſchloſſenen Lokal
ſinden Miitwoch und Samstag Abend von
8—10 uyr ſtatt.
Anmeldungen werden jederzeit bei
C. Müller, Untere Neckarſtraße Nr. 19
angenommen.

Fahrnis⸗ Verſteigerung
Montag, den 30. ds. Mis.,
mittags 2 Uhr
laͤßt Herr Stabsarzt Dr. Heutenius:
Neuenheimer Landſtrate Rr. 35
wegen Wegzug nachſtehende Fahrniſſe durch
den Unterzeichneten gegen Barzahlung ver-

ſteigern:

Kanapee, Chiffonniexe, ein= und zwei-
thürige Schraͤnke, Kommoden, Pfeiler-
ſchraͤnkchen, Schreibtiſche, Spiel⸗, Waſch-
und Nachttiſche, runde, ovale und eckige
Tiſche, Buͤchergeſtelle, nußbaum., tannene
und eiſerne Bettladen, teils mit Roſt,
verſch Bilder und Spiegel, Matratzen,
Federbettung, ein Ofenſchirm, aͤltere
Teppiche, ein Notengeſtell, Vogelkaͤfige,
ein Aquarium, Sampen, Kuͤchen⸗ Garter:
und ſonſtiges Hausgeräte.

Og. Kayßzer/ Taxator,

Burgweg 5.

Goldener Roͤmer.

Morgen Samstag Abend

Ichweinepfeffet mit ädt Mündener

kaſtenknödel.
Borzüglidhes Lagerbier.

Ausgebeinte

Hinter⸗Schinken,
Amerikanifde Odfenzungen und
Pökelfleifh von Libby, Gothart
Cervelat uud Salami, Srankfurter

Hratwürfe

¶. W. Rom.

in volljtändiger NMonfirmandensWAnzug
3U verfaufen, Bergheimerftraße 57, 4. Stod.

Das Doktorhaus.
KRoman von Adolf Mügelburg,
(13, Fortſetzung)

„Qalt, Kulſcher! rief Paul noch einmal.
„Verzeihung meine Damen; aber des Lintertad
de8 Wagenz ijt nicht feſt/ e& fehlt die Schraube,
68 fann jeden Augenblick abgleiten.“ —

Die Pferde jtanden. Der Kulſcher beugte fich
Zuerft mit ungläubigem Geſicht über feinen Sig
ZUrüc und fah nach dem Rade, das ihm Paul durch
ine Handbewegung bezeichnete, .

„Alne , ... 1“ zief er dann. „AWas iſt denn
da paffiert, da fehlt ja wahrhaftig die Schraube.

er hat da8 gethan! G3 war Alles in Ordnung,
als wir abfuhren, idy weiß e& genau.“ — ——

_ Bitte, meine Damen, fteigen Sie lieber für einige
NMinuten auz,“ fagte Baul, fich verneigend. „Da®
Yebel wird ſich Leicht befeitigen laſfen wir haben

empfiehlt


Crlauben Sie, daß ich midhh Ihnen vorftelle, doch
08 ift nicht nötig. Da Lommt ja Rodolfaberg !”
8 Sn der Chat erfchien foeben auf dır anderen
eite der Chauffee ein Wagen, in dem Rodolf8-
f"u halb aufrecht ſtand. Die Damen, die ſich eben-
NS in {hrem Wagen ängftlich aufgerichtet hatten
4 Kutſcher/ der von feinem Sig herabgeſprungen
ür und die Pferde am Zügel hHielt, Paul ohue
4 vor den Damen, das mußte dem Baron aller-
anß auffallen! Ein haſtiger Nuf gebot jeinem
Wtidher Halt. Rodolfaberg jprang aus dem Wagın,
Herangeeilt, Lüftete den Hut und noch ehe er
“d)eg Fonnte, deutete Paul auf das Rad und Jagte :
„30 bemerkte e3 zufällig, glückicher Weiſe noch
zur rechten Beit !“
gnnl Gottesmillen, mas Hätte da gejehen
!“ rief der Baron erfehreckt. „Wie war das
Sglih! Doch vor ANem {teigen Sie auZ, meine
ümen !“ Die Gräfinnen Manefeld — mein Freund
er“‘g‘ Arno! fülgte er vorftellend hinzu. Dann bffnete
gua Schlag des Wagens und half den Damen
ugſteigen

Freitag, den 27, März

1885.


Die oͤffentliche Schlußpruͤfung verbunden mit einer Ausſtellung der Zeichnungen
und Modelle, findet dieſes Jahr am Palmſonutag, den 29. d. M., vormittags
11 Uhr im großen Saale der höheren Bürgerſchule ſtatt.

Die Freunde unſerer Anſtalt, insbeſondere die Eltern und Meiſter unſerer Schuͤler
werden hiermit ergebenſt dazu eingeladen.

Die Neuanmeldungen fur das Schuljahr 1885/86 werden am Montag, den
13. April, abends 7 Uhr in unſern Schullokalen, Kettengaſſe 14, 1. Stock, entgegen-
genonimen und ſind die Schulentlaſſungsſcheine dahei vorzulegen. An beiden folgenden
Tagen finden jeweils abends halb 8 Uhr die Aufnahmepruͤfungen ſtatt, und beginnt
ſodaͤnn der regelmaͤßige Unterricht:

Douuerstag, den 16. April.

Heidelberg, den 25. Marz 1885.

Der prov. Vorſtand:

Dahkringer.

Gartenbau⸗Verein Heidelberg.

Rlumen Ausſtellung.
Naͤchſten Sonntag, den 29. d Mi8., von vormittags 11 Uhr an findet nur wenige
Tage im Wintergarten des Herrn Kunftaärtner Mai am Wredeplatz eine

Blumen und Pflanzen⸗Ausſtellung
ſtatt, wozu die verehrlichen Mitglieder unjezes Vereins gegen Borzeigung ihrer Karten
freien Eintritt haben. Richtmitaͤlieder zahlen ein Eintrittoͤgeld nach Belieben, welches

unſerer Vereinskaſſe zu gut kommt.
Wir laden zu zahlreichem Beſuche höflich ein.
Der Verwaltungsrat.

Goldener Roͤmer, Hauntſtraße 41.

Heute Freitag, den 27, März

Grosses Konzert M
der Mündener Komiker⸗ und Spezialiſten⸗Geſellſchaft Sans Kögl,

2 Damen und S Herren,
Zum erften Male hier! Auftreten des berühmten Schwertkünftlers Wilh, Hofuranın, ſowie des

Bither-VBirtuojen Ph. Koller.
Anfang 8 Uhr. D Eintritt frei.
Heidelberg.

Große Verſteigerung

yon Cigarren, Cigarelten, Tabak und (igarreuſpittn.

Aus der Konkursmaſſe des Kaufmonn Heinrich Schaefer werden
in deſſen Filiale, Hauptſtraßze 58 dahier, am Knftigen
Montag, den 30. März d. J.,




von vormittags 91 Uhr und nachuittags 2 Uhr an

durch den Unterzeichneten gegen Barzahlung öffentlich verſteigert.
Der Konkurs Verwalter:

Adolph Haberstroh.

NB. Bis zum Verſteigerungstage wird der Ausverkauf ununterbrochen fortgefeßt.

Yerfeigerung von Weißwaren

Hauptſtraße 79.
Montag, den 36. und Dienstag, den 31. März,
morgens 9 Ihr und mittags 2 Ihr anfangend,

laſſe ich meine jämtlichen noch wrraͤtigen Waren
zu jedem Angebot
öffentlich meiſtbietend verſteigern
Das Lager beſteht noch aus circa:

150 Did. Herrenkraͤgen, 100 Dizd. leinen. Damenkragen, 50 DEd. Paar
Naͤnſchetten 50 Did. diverſe Frauenheiden. 50 Dizd. diverſe Frauenhoſen,
10 Dgd. Negligéjacken, Nachthemden für Damen und Herreu, eine arohe
Partiè Frauen- und Kinderſtrümpfe, Spitzen, Stickexeien, Hemden Tuch
Rique’3, Halb und Rein · Leinen, Vorhaugftoff, Tiſchtücher und Serbietten,

Einladung.

2 des 70. Geburtstages des Leichskamlers kütſten u. Bismard
ndetan

Samstag, den 28. d. M., abends 8 Uhr
im großen Saale der Harmonie dahier ein Bankett ſtatt, zu welchem wir die
Bewoͤhner Heidelbergs freundlichſt einladen.
Die Gallerie wird geöffnet ſein.

Beſondere Einladungen werden nicht erlaſſen werden.

Zugleich bitten wir die hieſigen Einwohner, am Geburtstage ſelbſt Mittwoch
den 1. Aprih die Häuſer zu beflaggen.

Heidelberg, den 24. März 1885.

Der Stadtrat:

Dr. Wilckens. Webel

Die Mitglieder der nationalliberalen Partei werden erſucht,
bei dem Bankett zu Ehren des Fürſten Bismarck, zaͤhlreich zu
erſcheinen.

Heidelberg, den 27. März 1885.

der Ausfhuß der nalionalliberalen Partei.

Hötel Prinz Carl.

Weinpreis-Liste

ausser dem Hause.

‘ Jahrgang. per Flasche ohne Glas M d }Jahrgang. per Flasche olıne Glas A d&
| 1880er Wachenheimer , . | . —.80|1875er Bordeaux Chäteau Leoville . 3.50
11878er Markgräfler . 5 © . —80 | 1870er » Chäteau Gruand la rose 4,50
1876er » Laufener Auslese 1.50| 1868er » Chäteau Margaux 5.50
1865er » Castellberger , „ 1.70| 1868er » Chäteau Lafitte . 28
; 1881er Peidesheimer v . © „ 1.—|1870er » weiss, Graves $ s Dn
; 1881er Ruppertsberger } . 1.20} 1874er » > Haute Sauterne , 450
1880er Ungsteiner . . . Ö . 1.40| 1874er Burgunder Volnay . —— ' «
1876er Forster Riesling . . 1.70 [ 187Cer » Chambertin d
1874er Forster Traminer 2 — |1870er » weiss, Chablis .. 2
; 1876er Hochheimer Ü 9 —1 1870er » > Montrachet . 450
; 1876er Liebfraumilch . . ‚ 2.50} 1870er Heremitage . . E . 450
; 1881er Brauneberger (Mosel) . 2* mit Glas M d
; 1876er Steinberger . . 250} Malaga ; 24—
; 1874er Geisenheimer Ü . 2,80| Marsala .. . . d . e . 280
: } 1876er Forster Riesling Auslese 9.50| Madeira . . „ 3.50
} 1876er Forster Ungeheu . X ; . 3.—|Sheny . &: . 350
} 1876er Deidesheimer Hofstück „ . 350} Portwein . . . ‚50
; 1876er Forster Jesuitengarten C . 350!|Tokayer Ausbruch . E e „80
‚ 1874er Rauenthaler * . 3.40 | Moussierender, Neckarwein n ö .. 2.90
; 1874er Marcobrunner (prämiiert) . 24 » Hochheimer u. Germania-Sect. 3.50
; 1874er Rüdesheimer Berg (Ries, Auslese) 580 » *
50

1868er Hochheimer Dom Dechanei . 6—1[|Rheingold $ ; E

1868er Steinberger Cabinet 7.— [{ St. Perey mousseux .

2

3

3

4

2

3
Assmannshäuser (rot) . —
4
5

5

5

7

7

7

1868er Johannisberger Cabinet 9.50| Tısan de champagne ‚50
Möet sillery. . . ‘ S k ‚. 5.90

» cremant rose . s S *

1881er Affenthaler . . S G ‚ 1.20 | Cliquot veuve Ponsardin * — —
1881er » Auslese 1.50 | Heidsieck Monopole . 5 } » 7,50
1878er Ingelheimer , . . „ 1.50 } Roederer Carte blanche. . —
1876er Lützelsachser E . . 1.70| Pommery & Greno, sec . — 780
1878er Assmannshäuser . i . 3.— { Cognac vieux . . . > . 4 4250
1878er Bordeaux Medoc . ; ; A 140 » fine champagne 1864 . 5.50
1878er » St. Estephe . S ‚ 1.60 »° grand fine champagne 1852 8
1878er » St. Julien . s . 92.—!| Jamaica-Rum, alter, 1834 S s . G
1878er » Chäteau Larose . 92.80 | Curacao (Wynand Focking) . . . 4,80

Weine im Fass von 50 Liter,ab entsprechend billiger,

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Weissen Bock.

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und noch verſchiedenes mehr.

N. Wolffers.

Obwohl g wöhnt, fich zu beherrihen, waren; SI darf den Zufall, der mir dieje Ehre verjchafft,
7 6 all rding8 feinen glüclihen nennen, Aber da durch
ihrer Fahrt ein wenig verwirzt, Sie betrachteten | meines Freundes {harfes Auge jede Gefahr ver-

X. Burkart, Brunnengasse 14.
Den Reſt meiner

vorjährigen Strohhüte

verkaufe zu außergecöhnlich billigen Preiſen.
T. Ernst Rupprecht.

— — — — mnma
S%, Lieber Baron, zıehe e8, offen gejagt, vor, f „Wo findet man nod) fo föne, eigenthümlich

u Luruſ auf jener hübjhen Berando, | geformte Exeuplaxe?
bg'eirc% bmltlflffße‚ie%u „ferbx;{ngen?" 16 * * „Häufiger, al Sie glauben, Comteffe, von den

”„Mie Sie wünichen. Mein Freund Aıno |prächtigen Riejenbäumen in eingelnen Dörfern Nords

das ſchraͤaſtehende Rad mit halb verwunderten,
halb erſchreckten Blicken und ſchienen erſt jebt die
Gefahr zu begreifen, in der ſie geſchwebt hatten.
Wir danken Ihnen ſehr/ mein Herr, wir danken
Ihnen vielmals,“ fagte dann die Gräfin Helene,
„Aber wo und wann kann das geſchehen ſein,
Sohann 2“ wandte ſie ſich an den Kutjher,
Ich weiß es nicht, gnädigjte Comteffe,“ rief
diejer, den Kopf ſchuͤttelnd und ſichtlich erregt
„Daß Alles am Wagen in Ordnung war, als wir
fortfuhren, darauf lege ich meine Hand inZ Feuer
Und unterwega8, Halt!“ rief cr, fich unterbrechend
und die geballte Fanft drohend ausſtreckend! „Ießt
weiß ih’8! So iſt c& — ih ſchwoͤre darauf! Als
wir im Sohannisgrund hielten und die Damen aus-
fttegen, um ſich nach dem kranken alten Fränlein
u erfundigen und ich naͤch dem Bruunen ging, und
einen Eimer Waſſer für die Pferde zu Holen, da
jah ich, al8 ich zurückanı, den blöden Veit auf den
Steinen an der Chauffee ſitzen und der vermaledeite
alte Schuft grinfte ſo hHöhnifh zu mir Herüber und
nicte mir zu,. Der hatc3 gethan, der ift inzwifh n
bei dem Wagen geweſen/ kein anderer Menſch. Dem
will ich’8 gedenken!”
„Der hlöde VBeit? Wer iſt denn daz %“ fragte
odolfsberg.
2 hrs erzaͤhl ich Ihnen ein ander Mal,
Herr Baron,“ antwortete der Kutſcher und zwinkerte
Sabei mit den Augen, als wolle er andeuten, cS
habe dabet eine befondere Bewandtnis. „Wenn
ich nur den Wagen glücklih nach der Schmicde hätte !”
„Daz ift nicht nötig,” fagte Rodolfoͤberg und
gab jeinem Kutjder den Auftrag, vorauszufahren
und Ddenmt Schmiedmeifter das Borgefallene zU
herichten, damit dieſer einige vandwerker herüber-
ſchicken konne.
„Und mun, meine Damen,“ fügte er hinzu


* Sie es chon gefallen laſſen, zum erſten
4 — —— Faͤnslichkett zu betreten.

mieden worden, ſo bin ich diſer Fügung dennoch
dankbar. Darf ich bitten ”

Er reichte der ihm zunächſt ſtehenden Gräfin
SHelene den Arın, Paul bot den feinigen der jüngeren
Gräfin.

Wir ſiud Ihnen in der That zu großem,
ſehr großem Dank verpflichtet, Herr Arno,“ ſagte
Rofa, ihre Gand leicht in jeinen Arm Legend, Sie
hatte, Jeitbem fie ſich von ihrer erften Uecb-rrafhung
erholt, mehrmal® den Blick mit einem ganz eigen-
tHümlidh aufmerkffamen Augdruck auf Paul gerichtet
— gleichfam, al ob ſie ſich auf etwas befinne, ob
fte fich zu erinnern ſuche/ wo fie ihn früher gefehen — ;
aber nun ging ſte ruhig. und unbefangen neben
ihii. „Wenn e& wahr ijt, waz unfjer Sohann fagt,
e& märe doch eigentlih jchrecklich! Welche Abficht
laͤnn dieſer Halb oder ganz Wahnfinnige Haben,
un8 einen ſo böfen Streich zu {pielen $

„Bet einem Wahnfinnigen hoͤrt die Abſicht
auf,“ ermwiderte Baul, „S3 wundert mich nur, daß
man Blödfinnige, die ſo gemeingefährlich ſind frei
herumgehen 1ägt.”

Die beiden Paare befanden ſich jetzt vor dem
Eingangothore der Wohnung Rodolfäberg’s, Ein
Mayn in den Dreißigern, von kräftiger Statur
und mit intelligentem Geficht, wie einDiener gekletdet,
doch ohne Livre, empfing ſie mit einer tiefen Ver-
beugung,

„S8 ift doch Alles in Ordnung, Fritz! fregte
der Baron, „Die Damen werden vielleicht auf
einen Augenblick in das Haus treten.” Er hatte
dabei die Haͤnd der älteren Gräfin ergriffen.
Vielleicht tuͤtereſſiert es Sie,“ fagte er, ihr treu
in die Augen ſchäuend. „S3 ſieht zwar noch ſehr
nach dem SIunggefellen aus aber im Laufe dieſes
Jaͤhres denke icdh einige bedeutende Veränderungen

wird Shnen gewiß mit Vergnügen Geſellſchaft leiften,
Und ich darf Ihnen einige Erfriſchungen heraus-
ſenden?“

„Nun, nach dem überſtandenen Schreck,“ ſagte
ſie zögernd und ſchelmiſch; „aber was haben Sie
denn in ihrer Einſamkeit zu bieten 3“

„Sehr wenig, ein Glas Ungarwein, einige
Bisquiis

Ahich fehe, Sie ſind auf Damenbeſuch ein-
gerichtet !” rtef die Gräfin lachend.

„Sewik ,“ antwortete Rodolfaberg ebenfalls
ſcherzend „ih erhalte ja zumweilen Beſuch von den
Frauen und Töchtern meiner Nachbarn! Alſo-
Fritz/ Nink!“

Er nahın wieder den Arın der Gräfin Helene
und führte die Dame jeinem HGaufe zu, während
Rofa mit Arno die Stufen der Beranda emporftieg.
Dort fiel ihr ſogleich das Skizzenbuch in die Augen.

„Ah!“ rief fie, „zeichnen Sie?

Ich bin Maler,“ antwortete Paul.

„Darf ich?“

Sie hatte das Buch ſchon in der Hand,

„Sewiß,“ erwiderte Maul, „Sie werden aber
nicht viel SInterıffanteg finden, vielleicht einige
Veduten aus Schottland und der Bretagne aus:
genommen, Ich habe in den letzten Monaten wenig
Gelegenheit zum Stizzieren gehabt.”

Die junge SGräfin blätterte in dem Buche
und betrachtete einzelne Stizgen mit ſichtlichem
Interefje, fragte aud) nach den Gegenftänden, die
fie vorftellten, plauderte überhaupt jo unbefangen
und leicht, wie dies uur Damen von der bejten
Srziehung möglich ift, Arno war ihr zwar fremb,
aber in guter Geſellſchaft bprgefteflt‚ fie betrachtete
ihu als Bekannten, Dabei nippte ſie von dem Ungare
wein und nahm zuweilen von den Bisquits, die
Fritz inzwijhen gebracht hatte

— BVerfhönerungen hHoffentlih! — vorzunehmen.
Und Sie, Couiteſſe Rofa?”

Ah, dieſe alte, präctig;, Sinde,“ fagte fie.

deutjchlandS und in der Ramsan, deren Alter auf
ein Sahriaufend beglaubiut ift, gar nicht zu ſprechen
Dies ijt ein verhHältnizmäßig jnger Baunr, der
mich nur wegen jeiner eigenthümlihen Form in-
tereifierte. Sr fteht dicht bet Berlin, in der ſoge-
nannten Kurfürftenallee, bei dem Hippodrom., Ich
{fizgierte ihn an einem ſchönen Morgen in vergangener
%D e."

é&ßuu[ hatte nicht ohne Abficht gefprochen. Er
Jah, daß fofort eine Grinnerung inder Gräfin aufftteg.
Sie errötete und ihre Stirn verduͤſterte ſich. Das
währte aber nur einige Sekhund.n. Dann fragte
fie mit ihrem gewöhnlih leichten Ton und idhre
hellen Augen Mar auf Paul richtend:

„Aljo wareit Sie in voriger Woche noch in
Berlin? Und Sie find Herrn von NRodolfaberg
borauggerleifg * *

aul Bb-jahte durch ein Neigen des Kopfes.
Lun Rodolfaberg wird ſich gewiß frepufen‚
einen SGefelljehafter für feine Sinjamkeit gefunden
zu haben,“ fagte fie, < „Sr ſoll zwar ſo entfeßlich
ſleißig fein, daß er gar teine Einfamfkeit {pürt,” fügte
jie efwa8 poͤttiſch Hinzw. „Sie Haben unferen
Herrn Nachbar in Berlin kennen gelernt 2“

„ „Doh nicht, Comteffe,“ antwortete aul und
erzählte ihr Kurz Giniges von dem Zufjammentreffen
mit Rodolfaberg und von ihrer gemeinjanten Neife
in — ;

ie Hörte aufmerkſam zıu, die Augen bald auf
da8 Stizzenbud, Dald auf den Graähler gerichtet.
Paul fagte fih, baß fie ein fchönez Mädchen fet,
von ſeltener Unbefangenheit, ohne alle Neberkultur
der feinen Geelſſchaft. Nur ihr Weſen ihre Art
zu {prechen, ihre elegante, wenn auch verhältniß-
mäßig einfache Tollette, ihre feine Zurüchaltung
verrieten eine Dawe von ſo hHohem Range; ſonſt
ſchien ſie eindrudasboll, empfänglich und harml!os
wie ein Kind Forif. folgt.)
 
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