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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 201 - Nr. 210 (29. August - 9. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0605

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——⏑ —

Erſcheiut taͤglich/ Sonntags ausge-

nowmen. Preis monatlich 20 Pfg

mit dem Illuſtrierten Unterhaltungs-

blatt 32 Pfg. — Wird In der ganzen

tgbt vertellt und an den Straßen-
ecken angeſchlagen.




Alle Zuſendungen werden franko
erbeten.

Jür die Aufnahme von Anzeigen

an beſthumt vorgeſchriebenen Tagen

wird keine Verantwortlichlelt über»
nommen.

Yir, 209,
Die ſtüdt. Spackaffe Heidelberg

giebt Darlethen auf erſtes vorſchriftsmaßziges Unter-
pfand in Liegenſchaften und wollen Verlasſcheine
im Bureau der Sparkaſſe, Rathaus, 3. Stoͤck,/ ab-
gegeben werden. Der Berwaltungsrat,

Freiwillige Feuerwehr.

Die gefamte Mannſchafl wird aufgefordert, ſich
Mittwoch, den I, d. Mis., morgens 10 Uhr
in vollſtändiger Uniform (Tuchrock) im Spritzen-
hauſe einzufinden.

Das Commando: Jae. Geſſelbach.

7
Heute abend 9 t — da —

mäßigen Proben.
Der Vorſtand.

litgruſchufts - Yerfeigerung.
In Folge richterlicher Verfugung wird am
Donnerstag, 10. September d. I,
nachmittags 2 Uhr
im Rathauſe dahier dem Reinhardt Eidt,
Friſeur hier, die unten beſchriebene, in
hieſiger Stadt gelegene Liegenſchaft zum
zweiten Mal bffentlich zu Eigentum ver-
ſteigert, wobei der Zuſchlag auch unter dem
Schätzungspreis erfolgt. ; .
Beſchreibung der Liegenſchaft:
65 qm. Flächenraum mit einem darauf
befindlichen, vorn dreiſtoͤckigen, hinten vier-
ſtöckigen Wohnhaus Nr. 175 mit Hinterbau,
Seitenbau mit Gallerie und Stiegenhaus,
begrenzt einſeits Heinrich Fricker, and erſeits
Ludwig Schlez, hinten Karl Müller, vorn
die Haͤuptſtraße. Tax 34,800 Mk.
Die Bedingungen können bei dem Unter-
zeichneten jederzeit eingeſehen werden.
Heidelberg, den 24. Auguſt 1885.
Der Vollſtreckungsbeamte:

A. Starck, Notar.

Steigerungs-Ankündigung,

Der Erbteilung wegen wird am
Dienstag, den 15, September d. J./

vormittags 11 uhr
auf meinem Amtszimmer (Gauptſtraße 87)
folgende, dem Michael Goos, Hauf-
mann und Kindern gehoͤrige Liegenſchaft
öffentlich zu Eigentum verſteigert, wobei
der Zuſchlag erfolgt, wenn der Schätzungs-
preis oder mehr geboten wird.

5 Ar 86 qm. Flaͤchenraum an der
Hauptſtraße hier, worauf mit Nr. 4 be-
zeichnet, erbaut ſind:

a. ein Zſtoͤckizes Wohnhaus mit gewoͤlb-
tem Keller von Stein;

b.&c. Hinterbau, 2ftoͤckig, mit Knieſtock,

tagazin und Wohnung, Verbin dungsgang
und etwas Keller 42 Stein, 1/a Backſtein;

d. Schweinſtaͤlle mit Knieſtock von Holz.

Das Ganze taxiert zu 40.000 4M

Heidelberg, den 22. Auguſt 1885.

Hagenunger, Notar.

Fahrnis⸗Verſteigerung
Wegen Wegzug werden Hauptſtraße
Nr. 118 hier am
Mittwoch, den 9. September,
nachmittags ? Uhr
anfangend, nachſtehend verzeichnete Zahr-
niſſe oͤffentlich gegen gleich bare Zahlung
verſteigert:
1 Eofa, eine Kommode, 3 einth und
LEckſchrauk, 2 Kinderbettladen, Waſch,
Nachi- und andere Tiſche, Stühle, eine
eiſerne Bettſtelle, Matratzen, Bettung,
Spiegel, Bilder, 1 amerit. Stuhlmeine
Nuͤhmaſchine zum Handbetrieb, 1 eiſerner
Tiſch mit Aquarium, 2 dreiarmige und
2 Lhra⸗ Gasluͤſtre, eine Hundshuͤſte und
verſchiedene andere Gegenſtaͤnde.
Heidelberg, den 5. September 1885.
A. W. Helwerth,
Waͤiſenrichter

8

Dienstag, den 8. September

1885.

Samstag, den


Anfang


12. September

8 Uhr.
die Haſſclireſikion.

Goldener Römer,





Hauptſtraße Nr. 41,

Oeffentlidhe Verſteigerung.

Donuerstag, den 10, September D, Xı
vormittags D und nachmittags 2 Uhr
anfangend, werde ich imPfandlokale (Rathaus) hier:
verſchiedene Ellenwaren, Damen- und Maͤdchen-
Jacken, Herren⸗ und Knaben Ueberzieher, zuge-
ſchnittene Knabenanzüge/ Herbſtuͤberzieher/ Hoſen,
leinene Anzüge, 2 anfgerüftete Betten, eine
Brandkifte, eine Copierpreife, I Schreibtiſch, ein
Stuͤck Wattierleinen, 1 Schrank und ſonſt noch
verſchiedene Gegenſtande

gegen Barzahlung im Vollſtreckungswege öffentlich

derſteigern
Heidelberg, den 7. September 1885.
üde,
Gerichtsvollzieher.

Glocke.

Gute Pfälzer Weine,
die Flaſche 30 Pfg.
über die Straße.
Keſtauration
zum baheriſchen Hof.
i Goute Dienstag wird
geſchlaihtrt.

Fahrnis⸗Verſteigerung
Im Auftrage werden die zum *
der verſt. Frtederike Haller, Schloß-
berg Nr. 39, hier gehoͤrigen Fahrniſſe am
Dounerstag, den 10. September,
mittaas 2’2 Uhr
offentlich gegen gleich bare Zahlung ver-
ſteigert:
Taufgexichtetes Bett, 1 einth. Schrank,
Tiſch/ Kommode, Stuͤhle, Bilder, Spiegel,
eine Wanduhr, Frauenkleidung, etwas
Weißzeug, Kuͤchengeſchirr und ſonſt ver-
ſchiedener Hausrat
Heidelberg, den 8. September 1885.
A. W. Helwerth,
Waiſenrichter.

Dankſagung.

Ich ſage hiermit allen, beſonders der Schlier-
bacher und Heidelberger Feuerwehr, welche mir
bei dem geſtrigen Braͤndunglucke ſo hülfreich zur
Seite {tanden, meinen verbindlichſten Dank,

Maria Müler Wwe.

Schlierbach, den 8. September 1883,

Da ich Heidelberg nächſtens
verlaſſe, erſuche ich alle, welche
nocheine Forderung an mich haben,
ihre Rechnung einzuſenden.

Heinrich Thorbecke,

Rohrbacherſtraße 17,

Tanz-Anterridhts-Iußitut }

Marſtallftraſze 6.

Der Winter⸗Kurſus beginnt mit
Anfang September, zu deſſen gefäl-
liger Teilnahme hiermit freundlichſt
einladet

Herrmann Lüders,

AniverfitäteCamlehrer,
Hauptſtr 131, Eingang: Moxftallftxr.

Shirme und Spazierfüce

aller Art in großer Auswahl; auch wird das Ueber-
ziehen und Umnähen, ſowie jede Reparatur der
Schirme aufs ſchnellſte und biliaſte beforgt.

Schirm Geſchaͤft A. Zieſel,
OÖngrimftraße 11

Zu verkaufen 3 dreiarmige Gas

Lüſtre. Prinz Carl.

Das Doktorhaus.
(61. Fortſetzung).

Daß die Hoffnungen, die ich hHeate, nicht in
@I‘füüung gegangen find, wiffen Sie. Mit Schrecken
© ich bald, daß der Fürft feine Bewerbung um
le Hand der Comtefjfe Rofa aufgab. Ich kann
Dieranf niht eingehen, da ich discret fein muß, in
ug auf Andere, .

Meine Lage wurde dadırrch eine ſchwierige noch
IMiwieriger, al3 der Krieg ausbrad) und der Fürft Gol-
enburg verließ ; verzweifelt endlich, als mich die Kunde
Don jeinem Tode in Bufancy traf. Ich hHatte Schulden
M DBerlin, überall. Wer {ollte Jie zahlen? Wer
Mir Kredit geben, da mein Hoher verehrter Gönner
Sefallen? Mein Spiel in Curopa war wieder einmal
AnSgefpielt. Ich mußte wieder andere Gegenden
Anffuchen — mußte mein Gluͤck probieren, Das
Jübe ich gethan. Aber das Herz ift mir doch ſchwerer,
8 früher. DVielleicht kann ihH noch ein braver

Cex]ch werden — verſuchen will ich eS gewiß. Das
Ud am Fuße des Ritterfelſens ſteht Tag und Nacht
Ir meinen Augen und mahnt mich zum Ernſt.
un, wie Gott will.
4 Geben Sie, Herr Staatsanwalt, ich bitte Sie,
1 Mitteilungen — namentlich ſoweit ſie den
ÜÖiver von mir beleidigten Herrn v. Rodolfsberg
_efrefien — Die weiteſte Berbreitung. Ich Fehre nie nach
Uropa zurüd; ‚e8 kann mir aljo gleich fein, Wwie
Man dort über mich dentt G3 ift mir ſchon eine
Verubigung, zu wijfen, daß ich mit dieſem Bekenntnis
Men ſchweren Verdacht von einem mit Recht hochan-
Üehenen Manne genommen habe — einen Berdacht,
y* Tonft Deimlich fortgewirtt hHätte. Sagen Sie
‚m VBater Marien’S, daß iich tief bereue undD daß
\ ihm das Recht gebe, mir, wenn er mir begegnen
Öllte, eine Kugel durch den Kopf zu {Ohießen, womit
W übrigens ſogar ein Gefallen geſchaͤhe

Es folgte die nnterſchrift und die Beglaubigung
O einen Rechtdanwalt und einen Beamten in
Altimore, — !

einem Zuge zu Ende geleſen hatte, auf den Tiſch
finfen, dann legte er die Hand vor die Augen und
verharxte minutenlang in dieſer Stellung. Paul
ſtörte ihn nicht.

Als der Baron ſich erhob und Paul m ent:
gegentrat, Iag ein anderer Ausdruck auf dem Geſicht
des ernſten Mannes.

Ob ſie es ſchon weiß,“ ſagte er.

„D, gewiß?“ rief Baul. „Sei unbeſorgt, Karl.
Ein ſolches Ereignis, wie dieſer Brief, bleibt Niemand
unbefannt. Nun ift der Schatten von Deiner Seele
genommen, wie ja früher ſchon von meiner. Noch
iſt zwar nicht Alles Übermunden, aber hHoffen wir
auf die Zukunft.“

„Bon Manefeld Habe ich nichts zu erwarten,“
ſagte Rodolfsberg.

„Nein — darin gebe ich Dir recht,“ antwortete
Paul. „Aber um ſo mehr von Helene, Sie wird
Dein Weib, das weiß ich. Sie ift Dir treu, E
ift ein hohes Glüch das Dicd erwartel und ich gönne
e8 Dir — Niemand mehr, als Div.. ..

Ein wunderlicher — recht wunderlich Heiliger,
dieſer Staudinger,“ fügte er nach einer langen Paufe
hinzu. „Er jagt von ſich felbft, daß er ſchlecht fet
— mnun, ich will nicht mit ihm ins Gericht gehen,
hHat er ſich doch gegen Dich ehrlich gezeigt. Aber
zu denken/ daß ſolchẽ Menſchen die Freunde des Fuͤrſten,
fein täglicher Umgang waren — traurig, fraurig.
Mein armer Bruder!“ .

®
*

Frühling war es wieder, wundervoller Mai
und — Friede,

Der große Kampf auf den Schlachtfeldern Frank-
reichS war auSgerungen, Die Heere Fehrten langſam
zurücg. Die Welt athınete auf. Aus dem tiefften,
innerften Herzen dringender Jubel erfüllte alle Freunde
des neuen Reichs. Nur die Feinde ſchlichen geſenkten
Hauptes und eine Verwünſchung auf den Lippen
einher. Aber man achtete ihrer nicht.

Auch Rodolfsberg und Paul Arno waren in
die Heimat zurüdgekehrt; Paul wußte ja, daß es

Schlüſſel.
Süßer Apfelwein.
Holländer

Voll-Heringe,

(superior)
Stück 10 Pfg., Ded. 1 Mark,

feinft marinierte heringt, Offer-
Brat-Heringe, gratenloſe Heringe


empfiechlt

— —

Butter,
taͤglich friſch, empfiehlt

Mainzer Hauerliraut
empfiehlt

Kieler Bücklinge,
neue ruſſiſche Sardinen,
holl. Voll⸗Heringe,
mar. Heringe,



%%[It& und Eſſig Gurken
Popp Traeukle

Große Auswahl von

Gold- und Silber- Waren,

versilberten Gorãten,
zu billigſten Preiſen. Altes Gold und Silber
wird in Kauf und Tauſch reell berechnet.
Reparaturen ſolid und billig. Vergolden
und verſilbern ſchoͤn und dauerhaft bei

eh. Krafft, Juwelier, Hauptſtr. 26.

Deshalb zog es ihn hierher nach den tiefgrünen
Thälern und den Bergen, auf denen die Tannen
himmelan ſtreben.

Aber es führte ihn auch eine Pflicht nach
Goldenburg.

In dem Teſtamente, das Hugo, Fürſt von
Soldenburg/ vor Zeugen in Buſanch aufgeſetzt be-
fanden ſich folgende drei Beftimmungen, die in Golden-
burg, als ſie bekannt wurden, nicht geringes Auf-
ſehen erregten.

Die erfte lautete: Ich beſtimme hierdurch daß
ſämtliche Gegenſtände, ohne Ausnahme, die ſich in
den Zimmern der verſtorbenen Fürſtin Marie, ge-
borene Edelsberg, befinden, dem Maler Herrn Paul
Arno übergeben werden Noch lieber wuͤrde e8 mir
ſein, wenn mein Erhnachfolger dieſe Zimmer in ihrem
jebigen Zuſtand erhielte und ſie jederzeit dem Herrn
Paul Arno zur Verfügung ſtellte, ſo daß er ſie als
die ſeinen betrachten kann.

Ich beſtimme ferner, daß aus meinem Privat-
vermögen das Haus des verſtorbenen Doltors Engel-
mann angefauft und Herrn Paul Arno zum Geſchenk.
überwieſen werde mit allen Inventarium, etwa vor-
handenen Wertgegenſtänden falls ſolche vorhanden
find, natürlich die, welche den Erben des Doktors
zufallen, ausgenommen.

Ich beftimme oder wünſche ferner, daß bei der
Beiſeßung meiner ſterblichen Ueberreſte Herr Paul
Arno die erſte Hand voll Erde auf meine Gruft
werfen möge und ich erſuche meine Erbnachfolger
und Verwandten, Herrn Paul Arno als Denjenigen
in Ehren zu halten, der mir in der Welt am nächſten
geſtanden.

Dieſe Beftimmungen waren Paul mitgeteilt
worden als er ſich noch in Frankreich befand. Er
hielt es für ſeine Pflicht auch die lebte zu erfüllen.
Die Goldenburger, tief betrübt über den Heldentod
ihres Fürften, deſſen Schwächen jetzt längſt vergeſſen
waren, während ſeine wahrhaft guten Eigenſchaften
in dem hellen Lichte der Erinnerung firahiten, hatten
es ſich nicht nehmen laſſen, ein eigenes großartiges










8 Zapfenſtreich.




128
9

* 2

” ”



Die Bewohner hiefiger Stadt werden

freundlichſt erſucht, ſich an der Feier recht


Der Großh. Amitsvorſtand:

Der Stadtrat:

v. Scherer.

zu ſich zu rufen.

d









Dr. Wilckens.

I2 en

Y hanptſtr. 711e

Bettdrelle,
Barchente,
Federköper,
Federleinen.




Rosshaare,
NECATAS,
Federn,
Flanm,


Kın Pianino,
feines Inſtrument billig zu verkaufen. Näheres
in der Exped. d. Al.

Getragene Mietder werden angekauft, ſowie
Möbel und Bettung, St, Annagaffe Nr. 5,

errichten. Eigentümlich genug ſollte ſich dieſes Denk-
mal gegenüber der Bank mit dem Kreuz erheben,
vor welcher damals die Wiege geſtanden aus welcher
Graf Manefeld das Kind ſeines Feindes geraubt.

Es war nicht leicht für Paul, ſeine Ruhe zu
bewahren als er an der Seite Rodolfsberg und
inmitten der Verwandten des Fürſten der Feierlichkeit
beiwohnte und die erſte Handvoll Erde auf das
Grab des Bruders warf. Was miochten all die
fremden Menſchen denken? Keiner wußte die ernſte,
erſchütternde Wahrheit. Fuͤr die Welt wurde hier
der letzte Goldenburg in die Gruft geſenkt — und
doch ſftand hier der wahre Sproß in voller und
edler Jugendkraft neben dem offenen Grabe, tiefes
Leid im Herzen über das ſrühe Ende des Unglücklichen,
den die Kunde von der Wahrheit in den Tod gejagt.

Das Geſchenk des Hauſes nahm Paul an.
Er ſagte ſich daß er kein Recht habe, die letzten
Wünfche des Geſtorbenen abzulehnen. Begriff er
doch nur zu gut, welche Gedanken den Fürſten in
der Einſamkeit des Sterbelagers gequält hatten und
wie ſehr derſelbe bemüht geweſen war, dem recht-
mäßigen Bruder gerecht zu werden, ohne doch ſelbſt
den Makel ſeiner Geburt einzugeſtehen.

Das Haus war bereits entfernten Verwandten
des Doktors zugeſprochen und von dieſen gern an die
Erben des Fuͤrften für einen mäßigen Preis verkauft
worden! Als Paul das Haus betrat, das nun ſein
Eigentum war, forſchte er ſogleich nach den Auf-
zeichnungen des Doktors. Er wollte ſie vernichten.

Aber er fand das geheime Fach leer! Alle,
auch die ſorgfältigſten und vorſichtigſten Nachfor-
ſchungen führten nicht auf die Spur, wo das Schrift-
ſtlick, das hier aufbewahrt worden, geblieben ſei.

Hatte der Fürſt mit ſeiner teſtamentariſchen
Beſtimmung/ daß Paul Beſitzer dieſes Hauſes werden
ſolle, die Abſicht verbunden, daß derſelde das Schrift-
ſtück an ſich nehme und vernichte, ſo war dieſe Abſicht
leider nicht in Erfüllung gegangen. Irgend ein

Anderer war zuvorgekommen. Paul ahnte/ wer die

Getragene Kieider, Schuhe und Stiefel
werden gekauft.
Fr. Braun, Mittelbadaaſſe 10 parterre.

Kaffee, Mittag- und Abend-Cild,

MAusujtinergafie 1,

Ahnung ſollte fich ſpäter als richtig erweifen.
aul wohnte jetzt bei Rodolfsberg Der Auf-
enthalt in der „Wilden Taube“ gefiel ihm nicht
mehr, da man ihm dort zu viel Aufmerkſamkeit
erwies, Er war für die ganze Gegend eine Be-
rühmtheit geworden, man zerbrach fich den Kopf
über ſeine Beziehungen zu dem letzten Soldenburg
— das war nicht nach ſeinem einfachen Sinn. Er
erfreute ſich des Umgangs mit Rodolfsberg und ver-
mied, ſoweit dies möglich war, jede andere Begegnung.

Der Eiſenbaron“ ſtand in größerem Anſehen
als je. Staudingers Brief Hatte alle die kleinen
Zweifel, die bisher noch bei Dieſem oder Jenem
geherrſcht, beſeitigt. Das eiſerne Kreuz ſchmückte
ſetzt ſeine Bruſt, auch die des wackeren Fritz Kufelow,
Man wußte jetzt was früher ein Gehemnis für
die Menge geweſen — daß er die Gräfin Helene
liebe und jeder gönnte ihm die gutherzige freund-
liche Dame.

Aber was nutzten dieſe Wuͤnſche? Verſchloſſener-
zurückhaltender/ mürriſcher als je lebte Graf Manefeld
auf ſeinem Schloffe. Helene ſchrieb ihrem Berlobten,
daß mit dem Vater nicht zu ſprechen fei. Er ſcheine
zuweilen geiftesabwefend. Sollte ſie ihn verlaffen,
offen mit ihin brechen? Das wurde ihr doch ſchwer
Sie bat in ihren Briefen Rodolfsberg immer und
immer wieder/ doch noch zu warten, es wuͤrde ja beſſer
werden. Aber Rodolfsberg mochte nicht mehr warten.

Ich begreife volllonımen Alles, was Helene
fiühlt,“ Jagte er eines Tages zu Paul. „VBielleicht
würde ih, wenn ich an ihrer Stelle wäre, nicht
anders Handelkn. Und doch ſage ich mir, e& nuiß
— e8 muß ein Ende gemacht werden. Wir verblühen
Beide, wir vergrämen uns, Ich muß es auf das
Aeußerſte ankommen laſſen. Helene muß das Haus
ihres Baters verlaſſen und die Meine werden! Er
kann ſie enterben, was liegt mir daran? Wir
haben genug, um hier in der Provinz ein anſtändiges
Haus zu führen und wohl noch etwas mehr. I0
werde ihr morgen ſchreiben. Sie muß einwilligen.

Eoriſetzung folgt)
 
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