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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 241 - Nr. 250 (15. Oktober - 26. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0715

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7


1885.

Eſſtahaus 5 Uhr. B
Diejenigen Turner, welche
an der Gruppe Stab-
Eubung en beteiligt ind,
E werden aufgefordert, Don-
— nerstag abend ſich recht-
zeitig einzufinden.

Der Oberturuwart.

Heute
Mittwuih
21. Okf.

1885

Die aljährigen Sammlungen für unfere An-
ſtalten werden in den nächſten Tagen beginnen
und erlauben wir unS, die verehrlichen Bemohner
Heidelbergs um freundliche Beteiligung zu bitten.
Die durch die erhöhten Preije aller Lebensbedürf-
niſſe in letzter Zeit ſo bedeutend vermehrten Aus-
gaben machen eine größere Einnahme für unſere,
hauptfächlich an Ddie freiwilligen Beiträge ange-
wiefenen Anftalten nötig und hoffen wir daher
auf eine alljeitige, reichliche Unterftüßung. Die
Vergrößerung unjerer Stadt nach Weſten hat eine
neue Sinteilung der Sammelbezirke nötig gemacht,
ſo daß mehreren Damen andere Bezirke zugewieſen
werden mußten.

Heidelberg, den 20. Oktober 1885,

Der Verwaltungsrat der MleinkinDdere


Ctanbtu Verſtrigtruug.

Donnerstag den 22 d. M., vormit-
tags 10 Uhr ſoll im hieſigen botaniſchen
Gaͤrten ein Quantum Trauben bffentlich
meiſtbietend gegen Barzahlung verſteigert


ſichtigt werden.
S Die Verwaltung.

Kuͤchen· Abfalle.

Das im akademiſchen Kranken-
hauſe, in der Irren Klinik und in
der Frauen Klinik in der Zeit vom
]. Dezember 1885 bis dahin 1886
ſich ergebende Spulicht ſoll im Sub-
miſſionswege vergeben werden.

Angebote ſind für jıde Anſtalt
beſonderz, ſpaͤteſtens am Mittwoch,
den 28. d. Mts auf unſerem Ge-
ſchäfts⸗Zimmer einzureichen, wo auch
die Bedingungen eingeſehen werden
können.

Heidelberg, 20. Oktober 1885.


Krankenhaufes,

M. Morgenstern,

Zahn- Arzt von Baden - Baden,


Sprechstunden Anlage 41
Nonlas bis Donnerstag vormittags von
11—12 und nachmittags von 3—4-



größere

Paul Hatte kein Kind hinterlaſſen, fie würde
Jonft davon gehört hHaben, denn auf Birfenweiler
Öa'tte man ſtels Sorge getragen, daß ſie von allen
Dingen unterrichtet wurde, die ihr vielleiht Unruhe
hätten bereiten fönnen.

Sie fuhr plötzlich zujammen — ein Schatten
hatte das Fenjter verdunkelt und nun Hörte fie
draußen einen feften Männerfhritt. Das alte Fräulein
war nicht etwa furchtfam, aber ein Befuch in ihrer
Einöde war etwas. fo außerordentliches Seltenes,
daß der Schatten fie in Aufregung verfeßte.

Doch im nächſten Augenblid war fie aufge:
ſtanden und ging der Thlüre zu, um ihren Neffen
Franz zu cempfangen, denn wer anders Konnte e8
jein? Wenige Minuten ſpäter Überfchritt diejer auch


einem farkaſtiſchen Lächeln an; e& war doch feltfam-
daß er dieſes Mal {o {Hnell Fam, fichihr zur Berfügung
zu ſtellen.

„Suten Morgen, Tante Caroline — Du biſt
eıftaunt, mich ſo früh bei Dir zu Jehen ?“

Ich weiß, Du Kebft e& nicht, fo früh auf-

„AlerdingsS, eS ift nicht meine Paffion,“ warf
er leicht hin, indem er ſich auf einen altmodiſchen
Seffel an dem Tiſche niederließ. „In diefem Falle
Aber, wo meiner Familie ein ſo ungeheurer Eclat droht
— Wan 4

Das alte Fräulein Hatte ſich ſtill auf ihren
Plab niedergelaffen und das grobwollene Strickeug


Ich ſchoͤn vorher befchäftigt. Sie rücte die Brille
Mit den großen runden Gläſern zurecht, blickte aber
doch darüber hHinweg zu ihrem Neffen.

Den Eelat hHätteft Du vermeiden fönnen, wenn
Du mich, wie wohl recht und billig geweſen wäre,


Goldenes
Fäßchen.

Htule Mittwod

wird

Egeſchlachtet.

Reſtauralian falken.

\ Geute Mitllwoch wird
geſchlaihtet.

— Faß

Fauler Velz.

wird geſchlachtet.

Im ſchwarʒen Walſiſch

Bahnhofſtraße 7
Neuer roter und Fchillerwein

„ eigenes Gewäds,
vorzügl. Bier aus dem Eſſighaus

empfiehlt bei aufmerkſamer Bedinung
Sophie Keidel Wwe.

Cacao

von Houten & Zoon, Blooker,
Suchard

noch zu alten Preisen,

Chocolade
von Suchard, Amédé Kohler,
Comp. Francaise und andere be-
deutende Fabrikate.

Kaffee, _

-gebrannt und roh, nur in ganz reinen,
hochfeinen Qualitäten, .

ächt holl. Kolonialzucker

in Broden und Würfel empfehle billigst.
G@OTg Grogbeq Hauptitraße

Ueue holl. älnlhgjmurge'

per Stück 7 und 8 Pfg. empfiehlt
F. Lukan, Ploͤckſtraße?

E
Wn 1878, Bßflhßflfi, @eielbeBS.

borzüglihes LinderungSmuittel gegen Ouften und
Heiferkeit, feit vielen Jahren eingeführt und empfoh-
lem Au haben in Heidelberg bei

C Haas, Konditorei am Markt
und In dn Berfaufsitellen von ;
Aug. Held, Bergheimerfiraße,
Robert Krauth, Wredcplaß.

. A StauhH Nachfolger-
with; Bürkke, vorm. G, Kıller Wwe

la. türk. Zwetſchgen



per Pfund zu 15 Bfa.

Wie Fonnte ich Derartiges ahnen, Zante Caro-
Jine?” fagte der Freiherr nicht ohne Verlegenheit.
„Der Bater hat für Paul immer nır die Härteften
Vorwürfe und die tiefſte Verachtung gehabt. Daß
ich Dich aber nicht mit der bevorfiehenden Teſtements-
erdffnung bekannt gemacht Habe, wirſt Du begreiflich
finben, wenn Du nur daran denken wolleft, daß
Du mir eines Tages fagteft, Du Habeft Dih längft
und vollſtändig mit dem Bater auseinandergefeßt.“

„Das ift Alles fehr rihtig und — iIch bin
weit dabon entfernt, Dir irgend einen Vorwurf zu
machen, aber ich meine, wenigjtensS die äußere Form
hätte gewahrt werden fönnen. Daß e8 nicht ge[hehen
ift, mird nur Dir unangenehm jein, weil e& mun
auf Sich zurücfählt. Mir kann e8 gleichgiltig fein,
wie weit die Welt einen Bli in die unfeligen
Streitigfeiten der fretherrlich Virkenweiler ſchen Fa-
milie wirft.“

* „Mir aber um ſo weniger. Paul hat durch
ſeine Ertravaganzen ſchon mehr als zu viel von
unferer Familie veden gemacht. Seine Verbindung
mit der Comödiantin —”

Ein Blick aus den Augen des alten Fräuleins
ließ ihn momentan verſtummen

„Dieje Comödiantin war die rechtmäßige Ge-
mabhlin Deines Bruders — fie iſt von Deinem
verftorbenen Bater als ſeine Schwiegertochter aner-
fannt und fo fteht Dir ſchwerlich noch ein Urteil
daruber zu. Ja — mehr al8 das — erlaube mir,
Sich noch auf einen Runkt aufmerfjam zu maden,
der von Dir ganz vergeffen zu ſein ſcheint Marianne
Leftoq’8 Mutter war der leßte Sprößling einer alten,
hochangeſehenen AdelSfamilie, ihr Valer Militär,
der fjein Leben für das Vaͤterland gelafjen.”

„Die Mutter Deiner SGemahlin“ — fuhr
das alte Fräulein fort — „war die Tochter eines
Krämer8, Deffen mit ſchmutzigem Seiz und Wucher
zufammengefharrter Reichtum Ddazı Ddienen mußte,
einen verſchuldeten Lieutenant in feiner Stellung
zu erhalten. Aus Dankbarkeit nahm der Lieutenant
die Tochter des Krämers mit in den Kauf.“





„Tante Caroline was ſoll dieſe Auseinander-




in den Lokalitäten


Onkels /

beſten Dank





Der Vorstand.,




Anfang 8 Uhr.


Entrée 30 Pfg.
Direltion: Th. Mannsfeld.


brojes Komert

Anfang 8 Uhr.




den 21. Oktober

4 Herren.
Entrée frei.


g Grossarliger,

empfiehlt

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4

¶ Die Stoffe










yorteilhafter &

— — —


vor Wut und doch gezwungen, ſich zu mäßigen.

„Senau das, was ich ausfpreche,“ entgegnete
das alte Fräulein mit ſcheinbarer Ruhe, aber man
{ah ihre ſchlanken, mageren Finger nervös zittern.
Ich will Dir nur jagen, daß in meinen Augen
Marianne Leſtoq von befjerem Herkommen iſt als
Deine Frau?

„Du haſſeſt Melanite.“

„Sa — ich haffe fie, haſſe fie ſo ehrlidh und
aufrichtig, wie nur jemalS ein derartiges Gefuͤhl
empfunden worden ijt,“ fam e8 zornig über die
Lippen der alten Dame. Dann aber brach ſie plötzlich
ab und ein ſeltſames Lächeln umſpielte ihren Mund,

„Du Hätteft mich nicht an die alte Geſchichte
erinnern follen,“ ſagte fie mit veränderter Stimme,
„Sie ift für immer abgethan und ſollte e& bleiben.
Sprechen wir von dem, was Dich hierhergefuͤhrt
Es wird notwendig fein, daß das eröffnete Teſtament
als ungiltig erflärt und das, welches mein Bruder
mir in Berwahrung gegeben Hat, als maßgebend
anerkannt wird.“

Kennſt Du den Inhalt des Teſtamentes Tante
Caroline?“ fragte der Freiherr ganz beklommen.

„Sanz genau. &S ift in meiner Gegenwart
von dem Notar Weinkind niedergeſchrieben.!

Weinkind ift tot,“ warf Franz ein,

Das alte Fräulein Hatte die Bemerkung wohl
kaum der weiteren Beachtung wert gehalten.

„Wohl möglich, aber das ändert an der Sache
nichts,“ fagte fie tuhig. „SS$ handelt ſich nun
darunm, die ganze Angelegenheit moͤglichſt raͤſch und
in aller Stille zu erledigen.. Pauls Gemahlin muß
ſofort in ihre Fechte eingeſetzt werden.“

„Selbitverftändlih, wenn e8 des Vater8 letzter
Wille geweſen iſt. Gieb mir das Dokument, Zante
Caroline.“

Sie fah ihn an, als ob fie ihn nicht recht ver-
ſtanden habe.

Das Document? ch ſoll e& Dir geben?
Das Teſtament wird nır unter allen bei einer ſolchen
Handlung üblichen Formalitäten eröffnet.“

auf einem oͤffentlichen Act beſtehen, der ſie und ihr
Kind in ihre Rechte einſetzte

Ohne einen weiteren Verfuch, auf die Tante
einzuwirfen, verließ Franz die KMlaufe und trat den
Heimmweg an. Es war ein ſelten ſchoner Frühlings-
tag voll Sonnenſchein und Frühlingsduft, Die
ſchwellenden Knospen des niederen Strauchwerkes
ſchienen ſich unter dem verzehrenden Kuß der Sonne
zu öffnen und in den Fahlen Zweigen der Bäume
zwitſcherte es ſo laut und Iuftig, daß jedem Menſchen
in Diefer Herrlichkeit der werdenden Natur wohl
das Herz aufgegangen wäre.

Nicht ſo dem Freiherın. Finſtere Gewalten
ſtürmten auf ihn ein und böfe Gedanken machten
ihn blind und taub gegen die herrliche Welt, die
 
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