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Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1885

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Nr. 261 - Nr. 270 (7. November - 18. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42544#0765

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— 2a0l SeuntagS ausge
Men, reis monatlih 20 Big.,

ıden augeiclagen,


Alle Zuſendungen werden frante
erbeten.

Fuͤr die Aufnahme von Auzeigen

an beſtimnit vorgeſchriebenen Tagen

wird keine Verantwortlichlett Übes»
nommen.

Iı 261
v



Die Zurnübungen finden
ſtatt: Montag, Donnerstag

2
*

8* den 8. November, nachmittags
üb 9
{

hadwei8.
Die Unterftüßung ſtellenloſer Arbeiter

betreffend.
Der Obermeiſter.

**

Ffaͤnder Berflelgerung

witiwoch, 11. November I, J./

v nachmittags 2 Uhr,

y den im jtädtijhen Seihhaus dahier die

dahin weder ausgeldsten noch erneuerten

Mländer yom 13. biS 24. Febzuar

Ii““ Nr. 30,052 bis 30,340 Öffent-

Ö gegen Barzahlung verſteigert.

yn Aın Berfteigrrungstage bleibt die Anftalt

mittag3 geſchloſſen.
Heidelberg, 5. Noveuiber 1885.

_ Stödt. Seihhans-Yerwaltung.
Verſteigerung.

Im Auftraͤge verfleigere ich konmenden
Montag, den 9. November,
%5 nachmittags ® Uhr,
merſtraße 44
Mehrere Loſe altes Bau- und Brenn-


Pumpe, 1 Pfuhlwagen mit Jaß, 1 Milt-
waͤglchen, 1 Schubkarren, Miſibeetfenſter
Mit Kaͤſten und Deckel ſamt Erde, 1 Erd


Wirgertshäusch:n zum Trarsportieren,
2 Saufopföfen, 1 Schleifftein mit Geftell,
Quer= und Bundaͤxie, Winkeleiſen und
Hobel, Stemmeiſen und Steckbeuiel, eine
— Ruͤchengeſchirr und Verſchiedenes.
E Beauſtragte Karl Schnorr.

Silberuer Auker

über der alten Brücke.

x * Hente Samstag wird

Eiferues Kreuz
Bente Samstag wird
eeſchlaltet
— Weinberg

X über der alten Brücke.
en geuen Wein, tigene8 Gewächs,

zu 15 und 20 Pfg. per 14 Ltr.
„l‘lechlsch e Weine.
aunheimer Lagerbier vom
— Floſchioͤßchen.





Samstag, den 7, November

8—

statt.

vorzuzeigen.








Infang jeweils

lung beim Vorſtande zuläſſig.




abends 5 Ahr.


Der Vorſtand.








|
|
}

geladen. ;

Der Vorstand.





Eintritt für Nichtmitalieder 25 Pfg.


Der Vorstand.


Zu dem Vortrage über



Pr. Rieks, Stadtpfarrer.


aar des Lrauenvereius



lichſt ein.

Das Comitèé.




J. Köfel, Gaſtwirt.





k
8
8








H



daß alies kracht und knallt.




„Kefautant grüner Baum.
ltern (große Oftender Bictorin-Auftern)
Mlih frifhe Sendung. Odertrebſe.
& Hummer, ausgewählte Speifekarte.
ÖtenhHainer, Mündener Kindl
AUnd eugliſche Biere, feinfte Weine,

8 Betragene Heryreu- und staueutteides
denm angeklauft. Bauerfürake 20


Roman von A, Lütetsburg.
(14. Fortfegung. }

ir Wandle in Segen, was von bemielben für
4 zum Fluch werden müßte. Nun mag e8 ſo
don ( denn indem ich verſuchen mürde, die Schlacken
8 dem Gedaͤchtnis Deines Vaters zu nehmen,
Bte ich fie anf ich werfen.“
8 ‚„Tante Caroline, ich hHoffe, Du wirft in Zukunft
8 Über mich zu Magen Grund hHaben,“ ſagte Franz
* bepwegter Stimme. „Und nun vergönne mir,
* für Dich zu forgen. Laß mich Dir Hilfe,
ſtand fenden- — Dır darfift nicht ſo allein bleiben.“
8 0 danke Dir für ANes,“ entgegnete das alte
N Uein ruhig, aber ſo fejt, daß an einen Widerftand
ent zu derfen war. „Ich fühle mich am wohlften,
“nbn ich allein in meiner Klauſe bin und an Hilfe
* Beiſtand fehlt e& mir anud nicht. Wie ich
fl le Rranfen und Leidenden beſuche, ſo werden
Ach zu mir fommen, wenn erft die Kunde von
Nem Zuftande zu ihnen gedrungen ift.“
Es find aber keine MWenſchen die Dir in der
n meme Stüße fein fönnen. Rohe Naturen werden
als Verftändnis für Deine Schmerzen haben.“
vel „Du irrſt Dich Jranz. Dieſe rohen Naturen,
88 in den Hütten der Armut ſuͤchſt ſind
Die Minder in ſogenannten beſſeren Kreiſen zu finden.
@80‚ Imut fennt nidht den kieinſten Teil von jenem
4 Bmug, an welchem unfere Geſellſchaft krankt
4* Leid erweckt Teilnahme für fremdes, Sorge
Na um mich, aber wenn Du gelegentlich meine
4 fe aufjucdhen willft, wirfi Du mir von Herzen
mmen ſein.“
— reichte dem Neffen ihre Hand und dieſer
8 Jeine eisfalte, zitternbe Rechte Hinein. &€
Quf ‚Trn fort aus dieſer Nähe, die fo erfehütternd
Hefü ihn wirkte und erft draußen athmete er aus
Bruſt auf.
— aber war auch eine Centnerlaft von ſeinem
4M genommen und mit raſchen Schritten eilte

mei

Gaſthaus zum Schwarzen bürtn

empft hit gutn MittagStifgh, Pfalzer und
neberrheiner Weine zu 15 und 20 Pfag.,
ſIbltgekeiterten reinen Apfelwein ver Schoppen
12 BPfg., warme und talte Speifen zu jeder
Tag -Bzeit. Wilh. Wagner.

Kraut

wird in und außer dem Hauſe pillig cingeſchuitten
Q Bufh, Semm lgoffe 2, 2 Stock

Pfälzer Hof.
Mittagstiflg in Abonnement,
Keine Weine,

Bettfedern-Neinigung

mit Dampf, Keinemantelgaffe Nr. 17.
Sophic Surmert. Mitmne,




wozu ergehbenst einladet

A. Schüler.

®
ü

Z

Lichtenhainer.

im Abonnement. (Bilard.)

035395993




9

Lichtenhainer. 3

A. Steinhauer.






Reſtauration zu jeder Tageszeit,
in Mannheim, neue und alte


H. Wächter.

Altez Zinn Lauft zum Höchften Preis
Beiler. Sarndaakle

Bu verkanfen 3 filbergraue, englijhe, junge


ſie zweifelte nicht an der vollen Wahrheit ſeiner
Ausjage und nun würde ſich endlich ein dichter
Schleier herabſenken über das was mit der Vergangen-
heit im Zujammenhange ſtand! Diefes Bewußtſein
gber beſchwichtigte die Gewiſſensbiſſe und es wurde
ihm nicht ſchwer/ ſich einzureden, daß er wie vin
Vater für ‚DHelene von Birkenweiler ſorgen werde.

Inzwijdhen war auch die Freiherrin aufgeftanden,
tr_ogbem ſie hrer Kammerfrau befohlen, daß fie
nicht vor Mirtag geftört fein wolle, @S ließ fie
doch nicht ruhen, denn e8 gab mandcherlei Anord-
nungen zu treffen. Bor allen Dingen mußte Helenens
Sarderobe in Ordnung gebracht werden, nie mehr
durfte _i?aä Kind ſich in die ſpißzenbeſetzten Toiletten-
gegenſtände hüllen, nicht nur, weil e dadurch die
Mufmerfjamfeit ihrer ganzen Umgebung auf ſich
lenken würde, ſondern auch weil die Freiherrin von
Birkenweiler nicht wollte, daß das Kind der, Komödi-
antin“ ſich wie eine Prinz ſſin kleide

nebellaunig halte fie ſich von ihrem Lager
erhoben und der Auhlick von Helenens Koffer mit
feinem reichen Inhalt war nicht wenis geeignet,
die üble Laune zu Verftärfen, Mit einer heftigen
Bewegung griff fie nach der Glocke und der ſchulle
Ton machte die Kammerfrau wohl ſchon von der
Stimmung ihrer Gebieterin in Kenninis geſetzt haben,
denn fie iilirzte eiligſt hHerbei und fragte athemlos
naͤch den Befehlen der gnädigen Frau,

„Nehmen Sie diefen Koffer, Lotta und ſchaffen
Sie ihn in die Rumpelfammer auf dem Boden,“
herrſchte fie die Dienerin an, „ES iſt tranrig, wie
wenig derartige Menfchen auf eine Jaubere und an-
frändige Wälche geben. Alles zerlumpt, zerrifjen,
ſchmußig — ich will e& nicht wieder vor Augen
befommen.”

Und im Borbeigehen raffte fie ihr Morgenkleid
von weißem Cadhemive mit einer Bewegung auf,
als fürchte fie mit dem Koffer und ſeinem „JOmugigen”
SInhalt in Berührung zu kommen, während ein
2äßlid)eä Lächeln ihren Mund umfpielte. Lotta hob

en Koffer auf, er war nicht fehr ichwer Waͤhrend


nicht fehen fonnte, ſagte fie:

„Das wundert mich, gnädige Frau das kleine
Ding war doch ſo accurat und ſauber angezogen.
Gnädige Frau follten nur einmal fehen.“. —

Ein vernichtender Blick traf die Sprecherin.
Daran Hatte die Freiherrin nicht gebacht, fie würde
Jonft vermutlich einen andern Grund für das Fort-
ſchäffen des Koffer8 geſucht Haben.

„Sa, natürlih, jo Ffonnte man das Kind doch
dem Freiherrn nicht mitgeben. Es iſt ſelbſtoerſtänd-
Yich, daß man basjenige, was nicht zerrifjen war,
ausgeſucht hat.“

Latta wagte keine Entgegnung mehr, ſondern
verließ mit dem Koffer das Semach, allerdings
entfchloffen, ihn in die Rumpelfammer zu tragen,
aber nicht minder von dem Wunſche befeelt, einen
Blic in den Koffer zu thum, Sie war felſenfeſt
überzeugt, daß dieſes Kind nicht das Kind einer
heruntergefommenen Familie jet. Nıun, vielleicht
lonnte fie mit der Zeit das Geheimnis durchſchauen;
an Geſchick mandherlei Dinge zu ergründen, die
fie gern wiſſen wollte, fehlte e& ihr nicht! Aber
ein Blick in den Koffer, meinte fie, würde ihren
Nachforſchungen doch ſehr förderlih fein. Noch
hattẽ fie ihren Auftrag nicht zur Ausführung gebracht,
al8 ſchon die Alingel fie mahnte, daß die Freiherrin
ungeduldig ihrer Rückehr warte, Lotta flog mehr
al8 fie ging die Treppe hinunter und dann in das
Gemach ihrer Herrin, die fie mit heftigen Worten
über ihr langes Ausbleiben empfing.

„Hole mir das Kind, ich will verfuchen, vob es
Margot als Geſellſchaft dienen kann und inzwiſchen
magft Du ins Dorf zu der alten tauben Dore gehen,
ob fie nicht imftande ijt, mir ſchleunigſt einige Wälde-
gegenftände filr das Kind zu liefern, Im Nebrigen
verbiete ich Dir jede Aeußekung über das, was fich
im Schloffe zugetragen hHat, die Welt braucht nicht
gleich von derMarotte desFreiherrn, Margot eine [oldhe
Kamerädin zu geben, in Kenntnis gefeßt zu werden!

Lotta_ging, den Auftrag ihrer Gebieterin aus-

zu führen. Noch waren keine zehn Minuten vergangen,



hatte dem Kinde freundlich zugeredet und demſelben
allerlei Berſprechungen gemacht, um e8 zu bewegen,
fie zu der Kalten, großen Frau zu begleiten, weldhe
auf das kleine Geſchöpf einen o furdterregenden
Eindruck gemacht. Lotta Hatte dies Kind allerliebft
herausgeputzt/ vielleicht aus Trotz gegen ihre Herrin
und als Helene in das Gemach ihHrer Freiherrin
trat, war dieſe vollſtändig überraſcht von dem bezau-
beruden Liebreiz dieſes kleinen Weſens Die Neber-
raſchung dauerle nicht lange ſondern machte alsbald
dein bitterſten Neide Plas Ohne Zweifel beſaß ſie
ein ſchönes Kind, aber was war Margot im Vergleich
zu dieſem reizenden Geſchoͤpfe?

Aber mein Himmel, Lotta, wie kannſt Du
das Kind ſolcher Art frifieren?“ fragte fie ärgerlich,
indem fie mit ihrer rauhen Hand durch das feine
Goldhaar fuhr, daß es dem Kinde ſchmerzte und
diefe8 ein weinerliches Geſicht madte. „Ih bin feſt
überzeugt, Du haſt die Haare eingewicelt.“

„D nein, gnädige Frau, die Loͤckchen und Wellen
find Natur,“ beteuerte Lotta.

„Um {o notwendiger wird es fein, fie zu beſei-
tigen. Ich will abfolut niht an das Herkommen
des Kindes erinnert werden, fie fieht ja gerade aus,
Komm
Kind, ich will Dich felbſt frifieren und inzwiſchen magft
Du die Angelegenheit mit Dore in Ordnung bringen.“

Sie ergriff Helene hei der Hand, aber in dem-
ſelben Augenblid, als das Kind jah, daß ihre
Befchüßerin daß Gemach verlaſſen wollte, riß esſich
los, {türzte auf Lotta zu und barg ſein Gefichtchen
in Lotta’s Gewand.

Laß mich nicht allein!“ HMagte e8 zitternd,


blauen Augen hHervorftürzten. „Bringe mich zu der
Mama und. der alten Trude.“

Lotta befand ſich in einiger Verlegenheit! Am
liebſten wuͤrde fie das kleine Geſchöpf auf den Arm
und mitgenommen Haben, aber fie war klug genug
einzufehen, daß eine ſolche Handlungsweije Das Kind

jofort ihren Händen und ihrer Aufficht entreißen

würde. So faßte fie e8 ziemlih unfjanft am Arme
und ſchob es ſcheinbar gereizt von ſich-

„Du wirft ein folgfames Kind ſein und thun,
was die Dame, die Dich fehr lieb Hat, von Dir
fordert, oder Lotta mag nNichtS mit Dir zu Hun
hHaben. Sefchwind geh und tYıze Abbitte, Jonft werde
ich Dich Heute nicht in Dein Bett legen.“

Damit Hatte die Kammerfrau des Gemach
verlaffen, unfähig, noch länger Zeuge dieſer Scene
zu fein, Sie Fannte das Herzlofe SGemüt ihrer
Herrin und ſah auch, daß dieſes Kind feither von
zärtlidher Mutterhand umjorgt und befchirmt war
— wa8 mochte diefes kleine Herz in ſolcher Umgebung
empfinden? Mit eiligen Schritten verließ ſie Das
Schloß, um ſich ihres Auftrages im Dorfe zU entle-
digen und dann {o raſch wie möglidh zur Stelle zu
jein — e8 war ihr, als ſei das Kind ihrer Hilfe
und ihres Beiſtendes jehr bedürftig.

Inzwijdhen Hatte die Freiherrin von Birkenweiler
das Kind höchſt eigenhändig frifiert und mit Senug-
thuͤung betrachtete fie ihr Meifterwerf. Lotta hatte
ſchon manchen Tadel daruͤber in Enipfang genommen,
wenn Margot’8 trockenes Haar die Dienerin verleitet
Hatte, einmal zu fettigen Subftanzen ihre Zuflucht
zu nehmen, aber die Freiherrin felbft Hatte fie bei
Helene in wahrhaft überflüffiger Weile verſchwendet.
und nun faß das Haar. fo feit und ſchlicht an den
Schläfen des Kindes, als jet e8 ein VBerbrechen,
wenn aud nur ein einziges Härchen ſich von der
Maͤſfe losgeloſt Hätte, Das braune, mit Seide beſetzte
Boͤllkleidchen/ deſſen eleganter Schnitt einer Pariſer
Modiftin. Chre gemacht haben wuͤrde hHatte Helene
mit einem grauen Luſtrekleid von Margot vertauſchen
müffen, das ihr obendrein noch viel zU weit war-

Iis Lotta das Kind in diefem veränderten
Zuſtande ſah/ mußte ſie die Lippen aufeinander beißen,
Hur um die unehrerbietigen Aeußerungen zZUrÜdzZU:
hHalten, welde ſich auf ihre Lippen drängten. Aber
jie fagte nichts und war feßt entſchloſſen nach der
einen Seite him, über das Kind zu wadhen und nach
der anderen Seite zu ergründen, welche Bewandnis
es mit demfelben habe. Foͤrtſ. folgt,)
 
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