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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (Januar-August)) — 1931

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Nr. 81 - Nr. 105 (1. August - 31. August)
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Verlag: Heidelberger Beobachter.
Schriftleitung: Lutherſtraße 55, Telephon 4048


verhindert, befteht tein Anfprud) auf Entſchadiauns

Nr. 98 / I. Jahrgang


>

Kampfolatt der
für Odenwald

STationatfoztatiften
und Bauland




4 geſpallene Millimeterzeile im Tertteil 25 Pijg. Für tleine
Anzeigen: Die 8 gejpaltene Millimeterzeile 5 Pfg. Bei Wieder-
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ort: Seidelberg. Ausſchließlicher Serichtsftand: Heidelberg.
voſtſchecklonto: Heidelberger Beobachter, Karlsruhe 21834

Freiverkauf is fg.




München, . 21. Auguſt. Die „Bayrifche
Stiaatszeitung“ nimmt zu den Reichsreformvor-
Ichlägen des preußiſchen Finanzminifters Stel-
lung und {chreibt, es feien die Gedankengänge
des preußijhen Miniſterpräſidenken Braun, die
Höpker-Aijchoff zum Beften gegeben habe Diefe

läne laufen unverkennbar darauf hinaus, dem
preußiſchen Staate eine Art Hegemonie-Stel-
lung im Reiche zu verſchaffen. Das wäre aber
Mif dem föderakiven Charakter des Reiches nicht
zu vereinbaren. Inſofern häffen auch die übri-
7 Länder Anſpruch darauf, bei diejen Ab-
ichten ein Wort mitzureden. Derarkige Dinge
könnten unmöglich auf dem Wege einer Not-
verxordnung gemacht werden. Die Zeitung beruft
ch auf die Forderungen des Minifferpräfiden-
ten Or. Held in der Länderkonferenz in Berlin
im Januar 1928, und bekonk mit Nachdruck:
„Bayern lehnt alle Beſtrebungen die auf eine
Anitatiſierung des Reiches hinauslaufen, nach
wie vor auf das Enkſchiedenſte ab. Es wird


niemals einwilligen, daß der Cbarakter des
Reiches geänderk wird.“

Einberufung des
Preuß. Landtags beantragt

Berlin, 21. Auguſt. Im preuhiſchen Land-
lag haben die deubſchnakionale Fraktion und die
nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten folgenden
Ankrag eingebracht:

Nach 44 hat der preußiſche
Finanzmmiſter Höpker Aſchoff dem Reichsmini-
ſter des Innern einen Geſeßentwurf eingereicht,
der in ſeinen Grundgedanken die 4
Bleichzeitig iſt bekannf ge-
daß der Vorſchlag oͤie Durchführung
dieſes Geſehenkwurfes mit Jufe des Artikels 48
der Reichsberfaſſung vorfieht. Angeſichts der
daraus erwachſenden Gefahr für die Exiſtenz
— — wir die ſoforkige Ein-
berufung.Des ” Landiages.“ ” ;


Berlin, 21. Auguſt. Am Freitag nachmittag

um 15 Ihr wurde im Keller des Hauſes Tilfiter-
ſtraße 85 im Often Berlins von einem ftarken
Polizeiawfgebof, das mit drei Ueberfallwagen an-
rüchie, eine eingehende Durchſuchung vorgenom-
men, die im Zuͤſammenhang mit einer voͤr drei
Tagen erfolgten Feftnahme eines Kommuniften
in Neuenhagen ftehk. Dabei wurden 12 Kiſten
mit Maffen und Munition gefunden, die zwei-
—* ein kommuniftijches Waffenlager dar-
ellen. Die Kiſten enthielten eine Anzahl Pa-
tabellum- und Maſchinenpiſtolen. eine große
Menge Munition und Sprengftoff, ſowie Fül-
lergurte und Erſatzteile. Das gejamte Material
wurde auf die Polizeiautos verladen und aufs
Polizeipräfidium gebtacht.

Freigabe des Karl Liebknecht Hauſes.

Verlin, 20. Auguſt. Das ſeit dem 9. Auguſt
don der Polizei beſetzt gehaltene und für 4
Verkeht geſchloſſene Karl-Liebknecht- Haus am
Bülow-PlaH wird heufe, Donnerstag Kacht 12
Uhr wieder freigegeben und von der Polizei ge-
täumt werden. Das Verbot der „Roten Fahne“
dauert noch bis zum 24. Auguͤſt.

Was geht
mit Angarn vor?

Auch Ungarns Wirkſchaft ſteht vor dem
3Zufammenbruch, die Börſen ſind geſchloſſen,
die Banken zahlen nur 5 Prozenk der Ein-
lagen aus, nicht einmal Poſtanweiſungen
können nach dem Ausland gehen. Die In-
duſtrie hat keine Aufkräge, dekommk keinen
Kredit, die Arbeitsloſigheit ſteigt. die Ban-
ken kämpfen um ihre Exiſtenz. Der Grund:
Auch von Ungarn hat Fraͤnkreich ſeine
hurzfriſtigen Anleihen plöhlich abgezogen.
Ungarn braucht dringend Kapital für den
Staakshaushalt ler wird ein Defizit von ca.
150 Millionen Pengs aufweifen), für die
Induſtrie, für die verarmte Landwirtjchaft.

Man verfuchte es bei der BIZ., fie gab
kaum Hilfe, England hat infolge der fran-
oͤſiſchen Goldmaͤnöyer genug zu tun, um
ſelbſt über Waſſer zu halten. Amerika

at an Ungarn kein Inkereſſe, und ſo kommt
als Geldgeber nur Frankreich in Frage.

Und das war die Urſache der franzöfi-
chen Kapikalabzüge von Ungarn. Es woͤllte
Ungarn in die Hand bekommen, denn das
mit Italien verbündete Ungarn war bisher

immer ein, mern auch für das mächkige
Frankreich nicht gefährlicher, ſo doch unan-
genehmer Gegenſpieler in der franzöſiſchen
Donaupolikik.

Man ſieht: Frankreich bemüht ſich ziel-
bewußt unker Zuhilfenahme aller politiſchen
und wirkſchaftlichen Machtmittel, ſeine He-
gemonie in Europa auszubauen.

Wir aber können dem ſo kapilalarmen
aber doch ſo willensſtarken Ungarn nur
wünſchen, daß es auch in dieſen ſchweren
Tagen und Wochen ſich die Freiheit ſeines
Volkes nichk abkaufen läßt.

Ernſthafte Schwierigkeiten in London.

London, 21. Auguſt. Die Verhandlungen
über die vorgefchlagenen Notmaßnahmen der
Regierung geſtalten 5 ſo ſchwierig, daß mög-
Jicherweife mik einer —
werden muß.

Der Generaltat der Gewerkſchaften hat die
Regierung wiſſen laſſen, daß er den Vorſchlägen
durchaus ablehnend gegenüberſtehe. Inoffiziell
heißt es, daß die Gewerkſchafken ſogar die Ein-
führung eines olltarifes den beabſichkigten
Kürzungen der Sozialausgaben vorziehen wür-
den. einziges Ergebnis ſeiner Verhand-

lungen gab der Generalrat in einer Veröffenk-
lichung bekannt. daß er die Verhandlung ſeiner
Vertreter im Kabinett billige, und ſeinen ſtän-
digen —7— beauftragt habe, die
Entwicklung der Ereigniffe unter dem Geſichts-
punkte zu verfolgen, dem Gewerhſchaftekongreß
eine umfaſſende Darſtellung der Gefamklage am
7, September in Briſtol votzulegen. ;
*

e gerechnet

Bankzuſammenbruch.

Zahlungzeinſtellung der Duisburger Sewerbebank

Duisburg, 21. Auguſt. Das Inſtitut hat heute
ſeine 8 ſchietzen müſſen. Der Status
iſt rechnungsmäßig aktiv. Etwan 2 Millionen
RM. Paſſiven ſtehen rund 2,3 Mill. RAN. Ak-
fiven gegenüber. Die Bank hofft auch ohne
Vergleichsverfahren bei ruhiger Abwicklung die
Gläubiger voll befriedigen zu können.

*

16 Haftbefehle.

16 Haftbefehle wegen der Bülow⸗ Plah Morde.

Berlin, 21. Auguſt. Amklich wird mitgeteilt,
daß in der Zeit vom 16 bis 20. 4* vom Ver-
nehmungsrichker
laffen wurden gegen Perſonen, die der Beteilt
ung an der Ermordung der Schupo⸗Offiziere
enk und Anlauf verdächkig ſind.

Politiſche Wochenſchau.

Das Etgebnis von Baſel iſt: Friſt von echs
Monaten für die Kurzkredite von 5 bis 7 Mil-
liarden, Zahlung von 25 v. H. auf die Mark-
gufhaben, der Reſt in Monatsbeträgen von 15
D, H., neue Erſparniſſe in den — —
ſangfriſtige Anleihen, unkunlich ohne Sicherhei-
fen, joforfige Abänderung des Boungplanes.

Erſparungen im Sinne von Paris: die „Über-
füffigen“ Ausgaben für Heer und Flotte! Dem
Sa ver}funbe der Herren würde es aufhelfen,
einmal ſechs Monafe im NReiche als Steuerzah-
ler des Mittelſtandes zu verleben; ihnen würde
anders werden!

Rach den Sachverſtändigen ſind nunmehr die
leitenden Staaksmänner an der Reihe.

*


Staatseinnahmen zurückgegangen, die AUrbeits-
loſigkeit legt die Einführung der Fünf-Tage-
Woche nahe, Pennſylvanien verlangt Einberu-
Iäng des Kongteffes wegen der wirtſchaftlichen

of, das Berlangen des Farmboards, die Baum-
wollernte zum Teil zu vernichten, iſt abgelehnt. —
Die „Refkung der Zivilifakion vor den Hunnen“


durch die Anmaßung und Undankbarkeit des
„Siegers“ nicht verfüßt wird. Er för-
ert jedoch das Verſtändnis für Deutſchlands
Lage auch in ſolchen Kreiſen, die ſich bisher feil-
nahmzlos verhalten hatten. Aſſociated Preß
— man werde niemals zu der Grundlage


kehren; der Vorſchlag ſofortiger Aenderung des
—— wird freudig begrüßt. „Newyork
‚Times“ machen darauf aufmerkſam, daß über
die Rückzahlung der — 1060 Millionen
des Hoover-Jahres noͤch zu reden fein würde,

denn die Wendung „falls keine andere Verein-
barung erfolgt⸗ Ie eine erneute Behandlung
dieſer Angelegenheit zu. Der wackere Senator
Borah laßk keine Gelegenheit aus, für das
Recht einzukreten. Im Staate Idaho 30g er
kräftig vom Leder gegen die lächerlichen *
zöſiſchen Sicherheitsforderungen und erblärte:
„Die Vernichkung Deutſchlands, Oeſterreichs und
Ungarns wird die Welt nicht zulaſſen. Revi-
ſion der Friedensverkräge und Abrüſtung müſſe
vor einer Schuldenſtreichung erfolgen.

Wegen der bevorſtehenden Wahlen iſt der
Vorſchlag aufgelaucht dem erſten Hoover Jahre
ein zweſtes anzuhängen.

*

‚In welchem Lichte Frankreich hei ſeinen ein-
ſtigen Bundesgenoſſen nun endlich ſtehk, iſt in
vielen Aeußerungen deutlich geworden. Aber
die hochgemute Stimmung in Paris läßt nicht
nach. an fühlt ſich über jede Rüchſicht er-
haben. Der Finanzminiſter Flandin hat nichks
egen die Streichung von Frankreichs Kriegs-
4* iſt aber nicht in der Lage, auf die Re-
parafionen zu verzichten, die nicht einmal den
Wiederaufbau deckten. Eine glatte Lüge! Denn
rankreich hat von Deutſchland bereits 2 Mil-
larden über ſeine Aufwendungen für den Wie-
deraufbau erhalten. ;

Der Mann mit der fixen Idee, Herr Ariſtide
Briand, will uns erſt nach dem Haager Spruche
und dem Beſuche des Genfer Thealers mit fei-
nem Beſuche beehren. Er ſcheint in dem
Wahne zuͤ jein, daß er noch immer der Ober-

4 auf dieſel Bühne abgibt. Am Ende
indef er feine Mitſpieler nichk mehr ſo millig
mwie zu den Zeiten ſeines

— —
Streſemann. Die Liebe zu Marianne hat ſich
bedeutend abgekühlt; doch ſei der Monſieut Ro-
dolphe Breitſcheid ſamk ſeinen Genoſſen für

gerne ausgenommen.


Mit Moskau iſt ein Richk Angriffs Pabt
eſchloſſen und wegen eines Handelsvertrages
8 Verhandlungen eröffnet.

Inkranſigeant ſchlägt wirtſchaftliche Zujfam-
menarbeif mit Deuͤtfchland vor, ſelbſtberſtändlich
auf Grund einer ſocietas leonina.

8

Großbrilannien hat ſeine eigenen Sorgen. Die
Ernte an Getreide und Katoffeln in England iſt
durch Regen vernichket. und die ſchlechte Wirk-
ſchaftslage heiſcht — — Maßnah-
men. In einem Aufrufe an das britiſche Bolk
erbitfef‘ Macdonal Verkrauen für den Schab-
kanzler Snowden. Vorſchlag des Minifferiums
ift: Ausfetzung der Tilgung der Staaksſchulden.
freiwillige HerabfeBung der Zinſen der Kriegs-
anleiben; Steuer auf feſtverzinsliche Papiere,
7 von 10 v. $.,. Erhöhung der Beiträge zur

rbeitsloſen Verficherung. Für lebteres treten
die Gewerkſchaften auf mit dem Plane geftaffel-
ter Steuer auf Einkommen, Gehalt und Lohn,
o daß alle datan beteiligt würden, einen Stock
ür die Arbeitsloſen ——4 — Vor einer
weiteren Beſteuerung des Mittelſtandes warnt
Daily Mail.
Emes meinen, die Franzoſen warten nicht
vor einem Zujammentrefen des Reichstages ihre
Reiſe nach Berlin antreken, weil niemand wiffe,
wer noch hinker Brüning ſtehe? Oie Antwort
auf dieſe Frage lautet: 8 48.

OGraf Gravini hat die Enkſchuldigung des
polniſchen Geſandten beim Präſidenten von
Danzig erzwungen. Der Graf wird ſich wohl
noch oͤfter erzieheriſch zu befätigen haben.

Die Erſehung des Grafen Bethlen durch den
Grafen Karolpi ſoll hoffentlich nicht einen Sies
Frankreichs übet Italien in Ungarn bedeuten
Ueber einen Handelsvertrag mit Frankreich wird
verhandelt.

Von dem Anwärter auf die Stefanskrone,
Otko, der ein —— genannt wird, obſchon
dieſes Haus im 18. Zahrhundert ausgeſtorben
iff, will Sunday Chroniele wiſſen, er werde bald
von Italien aus ſeinen Königsflug antreten-

Der einſtweilige Präſident von Chile, Mon-
kero, iſt zurückgetreten, um ſich zur Wahl zu
ſtellen. Das Land hat ſeine Auslandszahlungen
vorerſt eingeſtellt.

An den erbitterten Kämpfen gegen die kuba-
niſche Regierung ſind viele Ausländer bekeiligt.

Die Behörden des Kongo⸗States vermögen
der Unruhen nicht Herr zu werden. Sollken ſie
ſich wiederum ſo heliebk gemachk haben, wie zur
Zeit der „Kongo-Greuel”?

In China gibt es noch immer beukelüſterne
SGenerale, die im Bürgerkriege ihr Geſchäfk be-
treiben.

*

Der Reichskanzler ruft in der Daily Mail
die Staafgmänner Europas zu gemeinſamer Ar
beit für das Wohl der Völker des Erdteils auf.
Die Mahnung iſt nötkig, denn es ſind genug un-
ter ihnen, die keines zuten Willens ſind. Das
Ergebnis des Volksenkſcheids wird vom Stahl
heim angefochken. Geheime Wahl ſcheint es
manchen Ortes nichk mehr zu geben; zu wundern
iſt es nicht, da ja von der Verfaſſung nur noch

$ 48 in Kraft iſt.

Oie Länder YNWord- und Mitteldeutſchland
haben auf einer Tagung in Oldenburg eine wei-
fere Kürzung der Gehaͤlter beſchloſſen. Anhalt
ift von jeinem Vorhaben, in Preußen aufzu-
gehen, zurückgekommen.

gert Braun, der mit den Seinen im Sporf-
palaſte ein Siegesfeſt *— hat mit ſeinen
— ; über den verhaßfen Faſchismus
Mufijolini den Weg nach Berſin verbauf, zum
wenigſten für einige Monate, Im nächſten
Jahre, hoͤffen wir, ihn jedoch in Berlin begrüßen
zu dfrfen. . ;

Zur Kommune und zum Reichzbanner ge-
ſelll ſich als Orifter im Bunde die fromme
„Kreuzjhar“; in Altendorf bei Ratibor hat ſie
ihr Probeftück abgelegt.

„ In Magdeburg ſtürmte die Polizei das SA.-
* und ließ eine Stätte der Verwüſtung zu-
rüch.

Als Lichtblicke empfindet man Urkeile des «
Reichsgetichts wie die in Sachen des Verbote?

unſerer * und des Völbiſche Beohachter
Es gibt doch noch Richter in Deutſchland! .
 
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