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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0401

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ort- Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg.
Voßichelilouto: Heidelberger Beobachter, Karlsruhe.^! 834

Nr. 155/1. Jahrgang

Samstag, den 31. Oktober 1931

Fretverkarrf 15 Pfg.

KommMWe Aeng-MilWMs
im Miizeii Mlh mWert!

Berlin, 30. Okt. Die politische Polizei
hat unter dem in der Wohnung des kom-
munistischen Funktionärs Ueberbrück aufge-
fundenen Schriftwechsel einen Brief des
nach Rußland geflüchteten Kommunisten
Gutsche aufgefunden, der interessante Auf-
schlüsse über den Freundeskreis dieser bei-
den kommunistischen Agenten gibt. Gutsche
der nach Aufdeckung eines Dynamitlagers
in der Kraftwagenunterkunft des Breslauer
kommunistischen Blattes vor einigen Mo-
naten nach der Sowjetunion geflüchtet war,
richtet in diesem Schreiben Fragen an
Ueberbrück nach dem Befinden ck-dfchiede-
ner, namentlich aufgeführter Freunde, u. a.
des Hamburger Bürgerschaftsmitgliedes

Der Polizeipräsident von Berlin hatte
im Februar 1931 den „Angriff" auf Grund
des Republikschutzgesehes verboten. Auf die
Beschwerde des Berlages hatte das Reichs-
gericht das Verbot für unrechtmäßig erklärt;
die mit der Beschwerde befaßten Borin-
stanzen, der Berliner Polizeipräsident und
der Preußische Minister des Innern, hakten
die Bearbeitung der Beschwerde jedoch so
lange hinausgezögert, daß die Beschwerde
erst nach Ablauf der Verbotszeit beim
Reichsgericht in Leipzig als letzter Entschei-
dungsinskanz einging.
Die Druckerei Süsserott G.m.b.H., bei der
der „Angriff" gedruckt wird, hatte deshalb
durch Rechtsanwalt Dr. Neubert, Berlin,
gegen den preußischen FiskuS Schadenersatz-
klage wegen der entgangenen Einnahmen an
Druckkosten anstrengen lasten. Der Fiskus
verteidigte sich damit, daß er nach der bis-
herigen Rechtssprechung mit einer Bestäti-
gung des Verbots durch das Reichsgericht
habe rechnen können. Er war so steges-
sicher, daß er gegenüber der vorsorglich auf
einen Teilbetrag von zunächst 1000 RM.
beschränkten Klage Widerklage auf Fest-
stellung erhob, daß der Druckerei überhaupt
kein Schadenersatzanspruch zustehe.
Das Landgericht 1 Berlin hat nunmehr
nach eingehender Verhandlung den Fiskus
zur Zahlung verurteilt und seine Widerklage
abgewiesen. Es erblickte das Hauptverschul-
den des FiskuS in der Lässigkeit, mit der bei
der Bearbeitung der Beschwerde verfahren
worden ist.
Notstandszoll
in England.
London, 30. Okt. Einer der ersten
Schritte, die das neue englische Kabinett
unternehmen wird, um Maßnahmen zum
Ausgleich der Handelsbilanz zu ergreifen,
wird die Einsetzung eines Unterausschusses
des Kabinetts sein, der sich aus Vertretern
aller Regierungsparteien zusammensetzen u.

Presche, der ebenfalls früher schon in dem
Verdacht stand, mit Sprengkolonnen in
Verbindung zu stehen. Es ergibt sich also
hieraus ein direkter Zusammenhang zwischen
kommunistischen Sprengstoffkolonnen in den
verschiedenen Teilen des Reiches. Ueber-
brück war der Polizei schon in den Jahren
1921 bis 1923 als Leiter eines militärisch
aufgezogenen Ordnungsdienstes der KPD.
aufgefallen. Er war 1923 auch in eine Ter-
rorangelegenheit verwickelt, war 1924-25 bei
der Berliner Botschaft der Sowjetunion so-
wie bei der russischen Handelsvertretung tä-
tig, hielt sich 7 Monate land in Sowjetrutz-
land auf und ist seit 1930 politischer Leiter
der Straßenzelle Lindenhof.

zur Einführung von Zolltarifen, sowie über
ihren Charakter und ihre voraussichtlichen
Wirkungen, Stellung nehmen soll. Der
AusschuWericht soll dann dem Kabinett vor-
gelegt werden, das sich vom Parlament die
nötigen Vollmachten zur Durchführung der
Empfehlungen geben lassen will.
Da jedoch die Minister fürchten, daß die
Zwischenzeit vom Auslande zur Einfuhr gro-
ßer Warenmengen ausgenuht werden
könnte, so besteht die Möglichkeit, daß sie
sich sofort vom Parlament besondere Voll-
machten geben lasten werden, um dem ent-
gegenzuLeken. Dieses bedeutet, der „Daily
Mail" zufolge, daß ein Notstandszolltarif
geplant ist und dessen sofortige Einführung
auf Grund eines Gesetzes der Regierung
Wer „Times" zufolge, wird die englische
Regierung eine Einladung Kanadas zur
Teilnahme einer Weltreichswirtschaftskonfe-
renz in Ottawa annehmen. Sie dürfte je-
doch voraussichtlich vorschlagen, daß die Zu-
sammenkunft nicht sofort zu Beginn des
neuen Jahres, sondern erst etwas später stakt-

F- W. Foer st er, Pazifist, lebt be-
kanntlich in Paris. „Friedensgesellschafk",
Küster, Schwann und Genossen sind vor kur-
zem in dem auch von uns geschilderten Pro-
zeß schonungslos an den Pranger gestellt
worden. Die Hauptrolle spielten die trüben
Geldquellen im Ausland. Es ist selbst-
verständlich, daß sich Foerster für seine
Freunde einseht. Er schreibt daher in seinem
Blättchen: „Anabhängig von neuem treten
deutsche Iugendkreise an mich heran mit der
Bitte um aufklärendes, wohldokumen-
tiertes Gegenmaterial. Mein gerin-
ges Material ist längst erschöpft. Aber
man möge sicher sein: Ich betrachte es als

findet, um allen Regierungen des britischen
Reiches hinreichend Zeit zu den nötigen
Vorbereitungen zu geben.
Ms dm MrWWeirat.
Das Ergebnis der Generalaussprache des
Wirkschafksbeirates. — Ein Ausschuß für
das Slillhalkeproblem.
Berlin, 30. Okt. Amtlich wird mitge-
teilt: „Die Generalaussprache des Mirt-
schaftsbeirates wurde am Freitag nachmit-
tag unter Vorsitz des Reichspräsidenten zu
Ende geführt.
Es wurde ein erster Ausschuß eingesetzt,
der sich sofort mit den Stillhalteproblemen
befassen soll und unter Vorsitz des Reichs-
kanzlers Dr. Brüning Samstag früh seine
Beratungen auf Grund der Vorschläge der
Reichsregierung beginnen wird. Diesem
Ausschuß werden die Mitglieder des Wirt-
schaftsbeirates Dr. Pferdmenges, Dr.
Schmitt, Dr. Schmitz und Dr. Silverberg
angehören, zu denen noch einige weitere
Sachverständige treten werden.
Die übrigen im Wirtschaftsbeirat zur
Begutachtung vorzulegenden Punkte werden
in zwei weiteren Ausschüssen behandelt, die
die Reichsregierung im Laufe der nächsten
Woche einberufen wird.
Nach Abschluß der Ausschußarbeiten ist
eine Schlußaussprache unter Vorsitz des
Reichspräsidenten in Aussicht genommen.
Moliltio« iii Msilien.
London, 30. Okt. In Pernambuco ist
am Donnerstag eine Revolution ausgebro-
chen. Aus der Stadt werden heftige Kämpfe
und Verluste unter der Bevölkerung gemel-
det. Einzelheiten liegen noch nicht vor. Die
Bewegung soll sich nach dem Süden ausdeh-
nen. In verschiedenen Kreisen rechnet man
mit der Errichtung einer Militärdiktatur.

meine patriotisches!) Pflicht, unab-
lässig in dem Bemühen fortzufahren, aus
unantastbaren Quellen des Aus-
landes die nötigen Geldmittel für
Aufklä rungsarbeit zusammenzu-
bringen." — Das „Gegenmaterial" — be-
merkt dazu der „Tag" — brauchen die „Iu-
gendkreise" (das Reichsbanner?) zum Kampf
gegen die Nationale Opposition, deren Er-
folge nach Ansicht Foersters „das Resultat
einer Propaganda mit unerschöpflichen Mit-
teln" sind.
Herr Foerster in Paris will also weiter
Geld im Ausland einsammeln.
Mir freuen uns über soviel Ehrlichkeit!

ZeitllngMMe ml Ms der Steuerzahler
AM im^MM" gewinn! leim SWknnWlM gegen den Mich. Staat

Förster sammelt französ. Gelder
gegen die NSDAP.

Innenpolitischer
Wochenspiegel
Von B. See ge r - Kei be.
Anderer Lente Sorgen.
Mir wiesen schon in unserem gestrigen Leit-
artikel auf das Koalikionsgerede „Hikler-
Brüning" hin und kennzeichneten diesen
faustdicken Schwindel deutlich als das, was er in
Wahrheit ist: Ein Versuch, die Harzburger
Front zu spalten und Herrn Brüning im Früh-
jahr das politische Leben zu retten.
Die Pressekampagne wird folgerichtig von
Blättern der Brüningmehrheit fortgesetzt. Die
„Germania" bringt gestern einen Leitartikel
„Brüning und Hitler", in dem sie gleich anfangs
versichert:
„Seit einiger Zeit ist eine Debatte im
Gange, an der wir uns bislang -deshalb nicht
beteiligt haben, weil es uns nicht notwendig
erschien, aus der Rolle des beobachtenden
Dritten herauszukreten."
Geradezu rührend, diese Bescheidenheit!
Der Inhalt dieses anderthalb Spalten langen
Leitartikels stellt alles andere dar als die Be-
trachtung eines „beobachtenden Drit-
ten"! Im Gegenteil beweist der -Artikel, daß
er im Auftrag jener Zenkrumskreise geschrieben
ist, die mit dem Endziel einer Spaltung der
Hakzburger Front, den ganzen Koalitionsschwin-
öel von verschiedenen Seiten her in Umlauf ge-
setzt haben.
In der Tendenz läuft der Artikel darauf
hinaus, der NSDAP unsoziale Gesinnung unter-
zuschieben, weil sie mit Augenberg gemeinsam die
Regierung Brüning stürzen will. Etwas schlauer
muß die „Germania" in Zukunft ihre geistreichen
Pointen schon wählen. Dieser Vorwurf wirkt
geradezu lachhaft, wenn man bedenkt, daß aus-
gerechnet das Zentrum mehrere Male mit den
Deutschnationalen in einer Regierung gesessen
hak! —
Wenn also das Zentrum mit der DNVP in
einer Regierung sitzt, ist alles in Ordnung! Wenn
aber die NSDAP mit der DNVP lediglich eine
gemeinsame Front zum Sturz der
Brüning und zur Herbeiführung baldigster
Reichstatzsneuwahlen bildet, dann ist das „ein
unehrliches Spiel gegenüber der
Arbeiterschaft". Die „Germania" soll sich
nur nicht einbilden, daß das deutsche Volk,
insbesondere die deutsche Arbeiterschaft, diesen
demagogischen Schwindel des Zentrums nicht
durchschaut. — Wer lacht nicht, wenn aus-
gerechnet die schwarz-roten Genossen, die per
Notverordnung fortgesetzt die gesamten sozialen
Belange schmälern, ,-soziale Gesinnungstüchtiq-
keit' für sich in Anspruch nehmen.
Auch die „Kölnische Zeitung", die
fortgesetzt zwischen Opapa Kahl, Kathink-us
Kardorff IV. und Dingeldey hin- und herpendelt,
fühlt sich natürlich bemüstgt, einige geistige Ex-
kremente beizusteuern. Sie faselt über „erste
Tastversuche", „kheorethische Möglichkeiten"
und meint, „eine Synthese zwischen dem deut-
schen revolutionären Nationalsozialismus und
den christlich-sozialen Mächten, zwischen Brüning
und Hitler sei notwendig." Das Blatt schließt
mit der geradezu epochalen Feststellung: „Dr.
Brüning und Adolf Hitler sind sich, wie wir
Mitteilen können, persönlich keineswegs mehr
unbekannt." — Alle Welt weiß ja schließlich, daß
schon lange Unterredungen zwischen Hitler und
Brüning stattgcfunüen haben. Das ist kaum
eine Neuigkeit. Was aber die „Synthese"
anlangt, so scheint die „Kölnische Zeitung" noch
nicht zu -wissen, daß revolutionäre Bewegungen,
wie der Nationalsoziasmus wohl mit änderen
andersgesinnten Gruppen ein Stück Weges zur
Erreichung eines bestimmten Zieles, das auf
ihrem revolutionären Weg liegt, gemeinsam
gehen können, daß aber eine „Snythese" niemals
in Frage kommt, weil Weltanschauungen, so mei-
nen wir, Totalitäten find, die eine „Synthese"
niemals vertragen. Das sollte eigentlich auch
die „Kölnische Zeitung" schon gelernt haben.
Versteht sich, daß „Vossische Zeitung" und
„Berliner Tageblatt" ebenfalls in gleicher Rich-
 
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