Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0449

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
' «rr!ag: Heidelberger Seodachtcr. Hcraubgeber: Otto Wetzel.
SchriM-itung: Luttzertzi-be Sü, Telephon 40«
ver Heidelberger Beobachter erscheint 6 mal wöchentlich und
!SS« monatlich s.40 RM. Bei Postbezug zuzilgllch s« Pf,.
ÄMsllungen nehmen die Postämter und Brlesttäger entgegen.
ZK die geiiung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
verhindert, besteht kein «nsNi'ch auf

IsllWlsll Srr
M VöMvslö


äsüsnsWWW
llllö MM

Anzelgen: -- Die 8 gespaltene Millimeter,eile 10 Psg. Di«
4 gespaltene Milliineierzeik im Textteil LS Psg. Für kleine
Anzcigen: Die 8 gespaltene Mlliineterzeilc b Psg. Bei Wieder»
bolung Rabatt nach ausliegendem Taris. Schluß der Anzeigcn-
Annahme: 18 Uhr. Anzeigen »Annahme: Lutherstratze LS,
Tel. 4048; Marktplatz S, Tel. 86. Zahlung?-und ErfüllungS-
ort: Seidelbeig. AusWießlicher Gerichtsstand: Heidelberg,
Postscheckkonto: Heidelberger Beobachter, Karlsruhe, ZI W4.

Mr. 161/1. Jahrgang

Samstag, den 7. November 1931

Freiverkauf 15 Pfg.

MzeliMW MWet KrMeMe«
MM-llWMWenMMWn

Di« unsinnig-verschwenderische Wirtschaft der
Ortskrankenkassen hak bereits in Breslau
und Köln zur Katastrophe geführt, und keines-
wegs sind wir sicher, ob nicht eines Tages ähn-
liche Hiobsnachrichten aus Berlin kommen wer-
den, wo die Ortskrankenkasse bekanntlich in-
mitten schwerster Wirtschaftskrise, in einer auch
für sie rückläufigen Konjunktur Luxus-Neu-
bauten durchführt. Die Fehlwirkschafk der Orts-
krankenkassen greift mit ihren Folgerungen
weit über ihr eigentliches Arbeitsgebiet hinaus
und wirkt sich vielfach geradezu erf-schükternd
auf das Wirtschaftsleben aus. Die Orkskranken-
kaffen sind bekanntlich mit Machtmitteln der
Exekutive ausgestattek, die nicht geringer sind
als die der Skaaksaukorität. Sie können gegen
ihre Schuldner, die im Rückstand sind, direkt,
ohne richterliche Entscheidung Pfändungs- und
Uelberwsifunosbefehle ergehen lassen und nutzen
diese Machkfülle in brutalster und egoistischster
Weife aus, weil sie ja die Beträge für ihre
übertriebene Verschwendung brauchen. Sie sind

also Gläubiger, Richter und Vollzugsbehörde in
einer Instanz. Das ist in der gegenwärtigen
Wi-rtschafkslalge unerträglich und bedeutet eine
Zerstörung wirtschaftlicher Werte. 3m ordent-
lichen Gerichtsverfahren ist wenigstens eine ver-
ständnisvolle Anpassung der Interessen der
Gläubiger und Schuldner möglich, unter Scho-
nung ihrer Lebens- und Existenzbedingungen.
Alle Möglichkeiten des Ausgleiches aber ent-
fallen bei' dem mittelalterlichen Vollstreckungs-
verfahren der Ortskrankenkassen. Es ist be-
kannt, daß die Berliner Pfandkammern voll-
gepropft sind mit Objekten, die die Beamten
der Ortskrankenkassen gepfändet haben und dort
überhaupt nicht oder nur zu Schleuderpreisen zu
liquidieren sind. Dadurch entsteht eine weitere,
durchaus vermeidbare Lähmung der Wirtschaft.
Es kommen Fälle vor, daß sich die Kranken-
kasse — gegen jede Moral, gegen jeden GruiO-
ah von Treu und Glauben — doppelte Pfand-
icherheik verschafft. So pfändet sie Postscheck-
wnten und wenn auf diese keine Zahlungen

Z)r'e s/s
Wir veWten M merbetM MWjige.

eingehen, hält sie sich an die Objekte in den
Wohnungen und Büros der Schuldner, ohne
gleichzeitig den Pfändungs- und Ueberweisun-gs-
beschluß gegen das Postscheckkonto aufz-uheben,
wie es doch selbst-vsrstnäd-lich wäre. In diesem
Sonderfalle erklärte der Psändungsbeamke so-
gar, daß nach Pfändung im Büro das Post-
scheckkonto freigegeben würde. Das geschah
aber nicht, jodaß die Post das Postscheckkonto
aufhob, nachdem sie der Krankenkasse sogar die
Einlage von 5 AM, die bekanntlich auf dem
Postscheckkonto stehen muß, ausgehändigt hatte.
In Breslau werden den Leitern der Ortskran-
kenkassen bekanntlich strafbare Delikts vorge-
wovfen. Es ist auf die Dauer unerträglich, daß
Männer, gegen die so schwere Vorwürfe erhoben
werden, mit den Machtmitteln der Skaatsauko-
rikäk ausgestatket bleiben, die dadurch weiter in
Mißkredit kommen muß. Eine gründliche, den
gegenwärtigen WirkschaftsverhÄtniffen Rech-
nung kragende Reform des Vollz-ugs-we-sens der
Ortskrankenkassen ist dringend zu fordern. Vor
allem sind bei den Krankenkassen selbst und nicht
erst bei den Aufsichksämtern, den Versicherungs-
ämtern, Spruchkammern zu bilden, die im Ver-
zugsfalle der Beitragspflichtigen zunächst einen
gütlichen Ausgleich zu versuchen haben, wie er
im ordentlichen Gerichtsverfahren üblich ist.

Die „DAZ", die einst, vom seligen Ekrefe-
mann subventioniert, dessen Außenpolitik begei-
stert pries und ihm Mentor war auf verschlun-
genen Pfaden, will ihre guten Ratschläge seit
einiger Zeit der NSDAP aufbrängen. Wir
legen auf diese Ratschläge keinen übertriebenen
Werk, betonen aber gern, daß wir nicht un-
bedingt darauf erpicht sind, von der „DAZ"
ständig angerempelt zu werden. Sie möge da-
her gefälligst zur Kenntnis nehmen, daß der
Abgeordnete Sköhr keineswegs, wie von ihr
behauptet wurde, einen „Streit um die künftige
Führung" im Lager der nationalen Opposition
entfesseln wollte. Das Hauptovgan unserer
Partei, -der „Völkische Beobachter", hat übri-
gens den Sachverhalt inzwischen vollkommen
klargestellk. Wem die Führung zukommt, steht
danach einwandfrei fest. Wenn man sich allseits
immer die Stärkeverhällnisse der lediglich zum
Sturz des herrschenden Systems (und zunächst
gar keinem anderen Zwecke) vereinigten Part-
ner nüchtern vor Augen gehalten hätte, konnte
nach unserem Dafürhalten der beklagte „Streik"
niemals akut werden. Sköhr wollte mit seinen
Ausführungen nur auf die Realitäten des
Lebens aufmerksam machen. Nichts weiter. Es
wäre daher nicht -nötig gewesen, daß sogar ein
Blakt, das offiziell der Sache -der' nationalen
Opposition dient, über Sköhr (und -nebenbei auch
noch über Gregor Skraßer) so herfiel, wie es
zum Gaudium der Iuden-presse geschehen ist. Für
uns war es allerdings tröstlich, zu wissen, daß
diese Angriffe ursprünglich -einem winzigen
Kreis von Lesern jener Zeitung bekannt wur-
den, oder anders aus-gedrückt, unter Ausschluß
der Oeffentlichkeit erschienen sind.
Wenn über die „DAZ" einen Sah wie den
folgenden produziert: „Der Streit (um die Füh-
r-ungl wirkt un-gemein unplaciert und wider-
spricht zudem gewissen Abmachungen, die im
engsten Führe-rkreis getroffen zu sein scheinen",
dann -braucht man sich schließlich über die Ver-
worrenheit der Begriffe bei manchen Zeit-
genossen nicht mehr allzusehr zu wundern.
Boykottbeschluß des
Landbundes Rügen.
Die Kreisgruppe des pommerschen Land-
bundes hat einen Beschluß gefaßt, zu dessen
Einhaltung sich jedes Mitglied verpflichtet
hat, und in dem es u. a. heißt: „Jeder, der
vom heutigen Tage an einen landwirtschaft-
lichen Groß- oder Kleinbetrieb, Grund und

Boden, lebendes oder totes landwirtschaft-
liches Inventar in oder nach einer Zwangs-
versteigerung sich aneignet, verfällt dem Ber-
rui sämtlicher Berufsgenossen. In allen
landwirtschaftlichen Organisationen, auf dis
wir Einfluß haben, wird dieser Verruf so
durchgeführt, daß weder die Aufnahme als
Mitglied noch ein geschäftlicher Verkehr im
besonderen Ankauf oder Verkauf von Pro-
duktion erfolgt. Mit den Händlern, Hand-
werkern und Gewerbetreibenden, dis mit
einem der in Verruf Erklärten in Geschäfts
Verbindung treten, wird von unserer Seite
aus jede geschäftliche Verbindung abgebro-
chen."
ZeitWMMt Nr.118.
Der „Donaubote", Ingolstadt, wurde am
3. November von der Regierung von Ober-
bayern auf Grund der Notverordnung vom
10. 8. 31 auf die Dauer von 8 Tagen ver-
boten.
Neue engl. Nationalregierung ernannt.
London, 5. Nvv. König Georg V. hat -auf
Vorschlag des Ministerpräsidenten seine Zustim-
mung zu folgender Ka-binekts-liste gegeben:
Ministerpräsident und erster Lord-schatzmeister
Ramsay Macdonald (Rat. Arb.), Lordpräsi-dent
des Staksrakes Baldwin (Kons.), Schatzkanzler
Neville Gha-ntberlain (Kons.), Innenminister Sir

Herbert Samuel (Nak. Lib.), Lordkanzler Lord
Sankey (Nak. Arb.), Kriegsminister Lord Hails-
ham (Kons.), Außenminister Sir Iphn Simon
(Li-b. Rat.) Staatssekretär ifür Indien Sir Sa-
muel Hoare (Koüs.), Staatssekretär für die Do-
minien Thomas (Nak. Arb.), Staatssekretär für
die Kolonien Sir Cuntiffe Lister (Kons.), Lufk-
fahrkminifler Marques von Londonderry (Kons.),
Staatssekretär für Schottland Sir Archibald
Sinclair (Rat. Lib.), Gesundheiksminister Sir
E. Ailkon-Voun-g (Kons.), Handels-Minister W.
Runciman (Lib. Nat.), Geheimfiegelbewahrer
Philipp Snowden (Nat. Ar-b.), Erster Lord der
Admiralität Sir Bolton Eyres-Monsell (Kons.),
-Erzi-ehungsminist-er Sir Donald Mac Lean
(Rat. Lib.), Minister für Landwirtschaft und
Fischerei Sir John Gilmbur (Kons.), Arbeits-
ministerium Sir Henry Bekkerton (Kons.), Mini-
ster für öffentliche Arbeite E. Ormsby Gore
(Kons.)
Das Kabinett seht sich demnach zusammen
aus elf Konservativen, vier nationalen Arbei-
tern, drei nationalen Liberalen und zwei Libe-
ralen Nationalisten.
*
Aufstand in Peru.
Newyork, 3. Nov. Nachrichten aus
Lima (Peru) zufolge- entsandte die Regie-
rung weitere Truppen in das Gebiet von
Trujillo, aus dem ein revolutionärer Auf-
stand gemeldet wurde. Nach den amtlichen
Berichten ist die Regierung bisher Herr der
Lage geblieben.

Mn-« ZWms AW Mm.

M. d. R. Terboven, Leiter des Gaues
Essen der NSDAP, gibt bekannt:
„Infolge des gewaltigen Anschwellens
-er Mitgliedschaft der Ortsgruppe Essen,
ganz besonders im Rahmen des Zweimonats-
planes, ordne ich hiermit für Las gesamte
Gebiet der Ortsgruppe Groß-Essen -er NS-
DAP. eine Mitglieder-Sperre an, die ab
2V. ds. Mts. wirksam wird und bis zum
1. Januar andauerk."

Spiekers Abbau.
Der s. Zt. vom Reichsinnenminister Dr.
Wirth zum Leiter der Dienststelle zur Be-
obachtung der Nationalsozialist. Bewegung
ernannte Ministerialdirektor a. D. Spiecker
ist vom Reichsinnenminister Groener abge-
baut worden. Die genannte Dienststelle wurde
als überflüssig aufgelöst.

schärfste bekämpft haben?
schaftslage in Deutschland
Augen" gesehen wird, ist

Wir - ober dss Mm?
z« ZMMWtWag.
Zur Tagung des Reichsparteiausfchusses des
Zentrums schreibt die Pressestelle der Reichs-
leitung der NSDAP:
Der Part-eiausschuß des Zentrums hak auf
seiner -gestrigen Tagung -die „Politik der Sach-
lichkeit" mit ungewöhnlichem Aufwand starker
Worte und mit einer Ueberheblichkeik -für sich in
Anspruch genommen, die in peinlichem Gegen-
satz steht zu dem Inhalt dieser tönenden
Worte. Das „-Trommelfeuer der Entstellung,
die Gasschwaden der Demagogie", von denen
Herr K-aas einleitend sprach, hätte er nicht nötig,
bei anderen zu suchen, wenn er die eigene Par-
tei statt nach ihren Worten nach ihren Daten be-
urteilen -würde.
Wer Sachlichkeit predigt, (sollte zum -minde-
sten den Mut aufbringen, für seine eigenen
Taten und ihre Folgen einzustehen. Denn die
„beängstigend ansteigende himmelschreiende
Not unserer Tage", haben doch nicht diejenigen
zu verantworten, die seit Jahren immer und im-
mer wieder vor der Verelendungspolitik des
Systems gewarnt haben, sondern eben jene „po-
litische Machtgruppe", die diese Politik trägt
und die Macht im Staate in Händen hält.
Wenn der Reichskanzler in seiner
Rede mit der ihm eigenen Logik als einzigen
Weg der Reichsregierung den Weg der Ergrei-
fung sachlich notwendiger Maßnahmen bezeich-
nete, dann muß man ihm erwidern, daß Maß-
nahmen doch durch nichts anderes als ihren
Erfolg gerechtfertigt werden können. Wo
Erfolge fehlen, sind Worte ein schlech-
ter Trost, für Len das Volk heute kein Ver-
ständnis hak. Und wenn Herr Brüning er-
klärt, ohne die starke Untermauerung der
Reichsregierung durch die feste Haltung des
Zentrums wäre es nicht möglich gewesen, die
Politik des Reiches bis zum heutigen Tage füh-
ren zu können, so haben wir -dem nur hinzuzu-
fügen, daß -diese Politik bis zum heutigen Tage
durchaus dem entspricht, was man -im Volke über
sie denkt, -und was wir uns versagen müssen,
deutlicher auszusprechen, um nicht mit den Not-
vsrordnungs-„Maßnahmen" dieser Regierung -in
Konflikt zu kommen. Der Kanzler rechnete aus,
daß der Beschluß der DVP, den Reichstag im
Sommer zusammenkreksn zu lassen, Deutschland
an einem einzigen Tage 200 Millionen Devisen
gekostet habe. Aber es hätte uns viel mehr in-
teressiert,^von Herrn Brüning zu erfahren, wie-
i-gs dem deutschen
olitik der Zollunion

gekostet habe. Aber es hätte uns viel mehr in-
teressiert, von Herrn Bruni ' '
viel an Devisen und Pre
Volke die verhängnisvolle 's.... ... __
gekostet hak, für die das Kabinett -des Herrn
Brüning verantwortlich zeichnete; bekanntlich
Haden ausländische Blätter sie auf eine Mil-
liarde veranschlagt. Der Kanzler verlangte
Zeit. Wie lange noch, -so fragen wir? Wieviel
Chancen hat dieses -System schon vertan, und
wie oft will es noch beweisen, daß es nicht fähig
ist, die Aufgaben zu erfüllen, dis das deutsche
Volk von denen nun einmal erwarten muß, die
in der Zeit der heutigen furchtbaren Not seine
Geschicke leiten? — Herr Brüning -spricht von
gewissen „inflatorischen Bestrebungen", durch di«
die Wirtschaft vernebelt werden solle. Wer hak,
so fragen wir, -die -deutsche Wirtschaftslage
jahrelang vernebelt und die Tribute und Schul-
den durch Kredite -bezahlt, eine Handlungsweise,
die sich heute so furchtbar am deutschen Volke
rächt? Waren wir es, oder -war es das heute
noch herrschende System, das wir immer aufs
schärfste bekämpft haben? Daß heute die Wirt-
schaftslage in Deutschland „mit -ganz anderen
Augen" gesehen wird, ist ein mehr als zweifel-
haftes Verdienst, das die Regierung für sich in
Anspruch nimmt.
Wieder einmal — zum wie-vielte-n Male? —
zählte der Kanzler -die Hauptaufgaben auf, die
immer noch zu lösen sind, aber er schwieg sich
därüber aus, wie er sie zu l-ösen gedenkt. Er
machte sich zum Anwalt der „Welk", die „sicher"
sein müsse, daß in Deutschland keine politischen
Experimente gemacht würden, ohne allerdings
selbst verhindern zu können, daß die Welk m it
Deutschland politische und finanzielle Expe-
rimente macht. Er forderte Vertrauen für eine
Regierung, die -das Vertrauen -des -deutschen
Volkes nicht besitzt, und er-bat Vertrauen vom
Ausland, dem er'die Mehrheit des deutschen
Volkes, die i-n der Opposition steht, als „ex-
 
Annotationen