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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0693

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Bc'- lotz: Heidekberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel.
Lchriftleittiug: Äutherftratze 55, Telephon 4048
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^ür Freiheit und Brot!

Nr. 1S1 /1. Jahrgang

Samstag, den 12. Dezember 1931

Freik erkauf 15 Pfg.

SPD. toleriert Brüning!
Der neue Llmsall wird vorbereitet

Zur gleichen Zeit, noch während sich der Ge-
nosse Aufhäuser im „Vorwärts" leikartikelnd
gegen -die Notverordnung auskobt und wörtlich
schreibt:
„Die Reichsregierung hak vor dem Erlaß
dieser vierten Notverordnung vor der Ent-
scheidung gestanden, ob sie endlich einen
Kurswechsel einkreten lassen und auf den
weiteren Lohnabbau verzichten will. Ihre
Entscheidung ist gegen die Masse der
Werktätigen ausgefallen. Die poli-
tische und gewerkschaftliche Arbeiter-
bewegung aber wird nur einer Reichs-
politik zustimmen können, die dem Arbeiter,
Angestellten und Werktätigen ausreichenden
Lebensspielraum beläßt",
beginnt die sozialdemokratische Provinzpresse
offene Propaganda für weitere Tolerierung der
Regierung Brüning zu machen. Wie plump da-
bei die Genossen vorgehen, zeigt die gestrige
Ausgabe der „Volkszeitung".
Anter der fetten Aeberschrift: „Eine kom-
munistische Forderung an die Sozialdemokratie:
Weiter tolerieren!" bemüht sich das SPD-
Blättchen auf der ersten Seite den Nachweis zu
erbringen, daß die KPD die Tolerierungspoli-
iik der SPD billige. —
Das Manöver ist zu plump, denn bekannt-
lich hak die KPD einen Antrag auf Einberufung
des Reichstags zwecks Außerkraftsetzung dep
Brüninq'schen Notverordnung eingebrachk. —
Also alles anders, aber keine Tolerierung! —-

In ihrer Todesangst ist der SPD kein
Schwinde! zu dumm, um sich vor ihren schwin-
denden Wählermassen wegen ihrer verräterischen
Politik zu entschuldigen. Wir warten auf den
nächsten Bluff und die SPD-Presse wird noch
eine ganze Serie von „Begründungen"
für ihre Politik der 10—ISprozentigen Lohn-
und Gehalkssenkung erfinden. Allerdings muß
sie sich beeilen, denn am 18. Dezember tritt der
Aelkestenrat des Reichstags zusammen und soll
über die Reichskagseinberufung Beschluß fassen.
Bis dahin also muß die heutige Haltung der
SPD, wie sie im Artikel des Genossen Auf-
häuser zutage tritt, in ihr Gegenteil verwandelt
sein.
Da wir überzeugt find, daß die SPD ihre
ToleriSrungspolikik fortsetzen wird, um ihren
Bonzen die etlichen tausend Pöstchen zu erhal-
ten, wollen wir doch unseren Lesern anver-
krauen, wie der Genosse Aufkäufer im einzel-
nen über die Notverordnung urteilt:
(„Vorwärts" vom 18. 12. 31 Nr. 577)
„Entscheidend für die Beurteilung der
Notverordnung aber bleibt ihr wirtschaftlicher
Inhalt . . .
Es wäre eine Illusion, annehmen zu
wollen, daß damit (lOprozenkige Senkung der
Kartsllpresse, Senkung der Preise für Kohle,
Kali und Frachten d. Red.) selbst wenn man
die Miekenscnkung in den Altbauten von
10 Prozent der Friedensmiete (das sind ca.
7 Prozent der heutigen Mieke) einrechnek,

auch nur annähernd eine Verbilligung des
Arbeiterhaushaltes eintreken könnte, die der
gleichfalls verfügten 10—ISprozentigen wei-
teren Senkung der Löhne und Gehälter ent-
spricht. — — Es bleibt vielmehr das Ver-
hältnis dieser ewigen Schrumpfungspolitik,
daß die Kaufkraft der Angestellten und Ar-
beiter noch mehr geschwächt, und damit der
Inlandsmarkk immer mehr gelähmt wird . . .
Geradezu herauSfordern aber muh es
wirken, daß der diesmalige Lohnabbau ohne
jede Verhandlung einfach diktatorisch zum
1. Januar 1932 verfügt wird. Die als un-
abdingbar anerkannten Tariflöhne und Ge-
hälter werden mit einem Federstrich außer
Kraft gesetzt. Der kollektive Arbeitsver-
krag, der mit als die größte Errungenschaft
der Nachkriegszeit gesetzlich gesichert war, ist
in seinen wesentlichsten Bestandteilen so gut
wie aufgehoben worden. Die Sozialreaktion
darf einen ihrer schönsten Träume erfüllt
sehen."
Dies nur ein Auszug. And nun guten
Rutsch zum Umfall! Wie man das macht? Man
verhandelt mit Brüning, bekommt da oder dort
ein kleines Zugeständnis, das wesentlichste
bleibt wie es ist/ Die kleinen Zugeständnisse
werden als große Erfolge ausgemacht, und schon
4ist die Begründung zur Fortsetzung der Tole-
rierungspolltik da. Eine Wette gefällig, daß es
so kommt?
*

WEs bestehen W ihrem Mm!
„Z Prozent Zinsen und später mehr"

London, 11. Dez. Anläßlich des Beginnes
der Stillhalteverhandlungen in Berlin weist
der diplomatische Korrespondent des „Daily
Telegraph" auf die gegensätzlichen Auffas-
sungen hin, die Zwischen den deutschen Ban-
ken und ihren ausländischen Gläubigern
entstehen und die vielleicht ebenso schwer
zu überbrücken sein würden, wie diejenigen
in Basel. Dre Standpunkt der deutschen
Bankverkreker wird dahin wiedergegeben,
daß das Abkommen um sechs Monate ver-
längert wird. Danach sollen dann Rückzah-
lurigen einsehen, die sich auf 1V Jahre ver-
teilen, jedoch unter dem Borbehali, daß
Deutschland keine Reparationen zu leisten
hat, stets einen hinreichend hohen Ausfuhr-
überschuß aufweisen kann. Die französischen
Bankiers ihrerseits würden zunächst auf
einer genauen Untersuchung und Klassifizie-
rung der verschiedenen Kreditarten bestehen
und Vorschlägen, das nur gewisse Arten für
baldige Rückzahlung in Frage kämen, wäh-
rend der Rest als verhältnismäßig „schlech-
te" Schulden behandelt werden sollen, die
entweder gestrichen oder zu einem wesent-
lich späteren Zeitpunkt zurückzuzahlen seien.
Auf diese Weise hoffen die Franzosen für
Frankreich einen erheblichen Anteil an den
Tributzahlungen zu erzielen, die Deutsch-
land während der nächsten Jahre machen
könne. Die englischen und amerikanischen
Bankiers würden nach Meinung des Kor-
respondenten sich mit einer Erneuerung des
Abkommens auf sechs Monate einverstan-
den erklären, wonach ein neues Abkommen
abzuschließen wäre. Sie würden Deutsch-

land keine Hoffnung machen oder verspre-
chen, die kurzfristigen Kredite baldigst in
langfristige Anleihen umzuwandeln, sondern
sich für eins schrittweise Amortisierung der
Kredite in Halbjahreszahlungen einsehen,
wobei der Zinssatz, beginnend mit 5 v. H.,
allmählich gesteigert werden sollte. Nun,
die internationalen Bankjuden werden sich,
wie immer, auf Kosten Deutschlands einigen.
M i>!t M! des AMMiWM
Zu einer Meldung der „B. Z. am Mit-
tag", daß die Reichspräsidentenwahl am 13.
März und falls notwendig der zweite Wahl-
gang am 10. April skatrfinden werde, wird
von zuständiger Stelle erklärt, daß es sich
hier nur um vorzeitige Kombinationen handle.
Der Reichstag selbst habe den Zeitpunkt für
dis Reichspräsidentenwahl zu bestimmen, und
er werde das bei seinem nächsten Zusammen-
tritt Ende Februar tun, nachdem er sich zu-
nächst einmal darüber ausgesprochen habe,
ob es nicht nützlicher sei, die Wahl auf einen
»ruhigeren Zeitpunkt zu verschieben und die
Amtszeit Hindenburgs entsprechend um etwa
ein Jahr zu verlängern. — Dazu müßte eine
zwei Drittel Mehrheit des Reichstages vor-
handen sein.
MWmMlMkl!
Japan muß aufrüsten! — Anweisungen für
die japanische Abordnung.
Tokio, 11. Dez. Die japanische Presse
veröffentlicht eine amtliche Stellungnahme

zur bevorstehenden Abrüstungskonferenz, die
Mitteilungen über die Anweisungen des
Kriegs- und Außenministeriums an die ja-
panischen Vertreter auf der Abrüstungskon-
ferenz enthält. Einleitend wird darauf hin-
gewiesen, daß die Abrüstung eines jeden
Landes durch „besondere Umstände" bedingt
sei. Für Japan komme eine Abrüstung,
oder auch nur eine Verringerung der Rü-
stungen nicht in Frage. Japan stehe bezüg-
lich seines Kriegsmaterials und seiner
Kriegsmittel weit hinter den übrigen Län-
dern zurück und sei deshalb zur Aufrüstung
gezwungen. Japan verlange das Recht, eine
Flotte zu unterhalten, deren Leistungsfähig-
keit 70 v. H. der amerikanischen und KV
v. H. der englischen Flotte betrage. Die
Landstreitkräfte könnten unmöglich verrin-
gert werden, da ihre Stärke schon auf ein
Mindestmaß gebracht worden sei. Das
gleiche gelte für die Luftstreitkräfte. Japan
mässe in der Rüstungsfrage volle Hand-
lungsfreiheit verlangen.
Die Anweisungen haben in Tokio großes
Aufsehen erregt. Die Blätter veröffent-
lichen Artikel, in denen unter Hinweis auf
den Mandschureistreit feskgestellt wird, daß
Japan seine militärische Macht zum Schutz
seiner Interessen brauche und deshalb von
einer allgemeinen Abrüstung nicht sprechen
könne. Eine Regierung, die einen solchen
Schritt gut heißen würde, besäße nicht das
Vertrauen des Volkes.
Belgische Kammer lehnt Zollunionsverhand-
lungen mit Frankreich und Holland ab.
Brüste!, 10. Dez. Die belgische Kammer
hat am Donnerstag nachmittag in Beendi-
gung der Aussprache über die belgische Han-
delspolitik die Forderung, mit Frankreich
und Holland Zollunionsverhandlungen auf-
zunehmen, adgelehnt.

Sie liUtkUMt»
MmWMeil bei Adils Mr.
Die Pressestelle der Aeichsleitung der
NSDAP teilt mit:
Als Vertreter der sudekendeutschen national-
sozialistischen Arbeiterpartei hatten Abgeordne-
ter Hans Krebs und Hauptschriftleiter Max
Karg im Braunen Haus in München eine
Zweistündige, politische Unterredung mit dem
Führer der NSDAP, Adolf Hitler.
Abg. Hans Krebs überbrachte zunächst die
Grüße der sudekendeutschen Nationalsozialisten.
Dann gab Adolf Hitler eine sehr ausführ-
liche Darstellung der Politik der Nationalsozia-
listen in Deutschland und ging besonders aus-
führlich auf die d e u t s ch - e n g l i s ch e und
de u ts ch - f r a n zö s i s che Frage ein. Er
sagte u. a.:
„In England vollzieht sich gegenwärtig ein
bedeutsamer Umschwung in der öffentlichen Mei-
nung. Frankreich ist mit seiner Militär- und
Goldpolikik auf dem besten Wege, zum Welt-
schuldigen zu werden. Auch in Amerika
und Italien wächst die antifranzösische Strömung
von Tag zu Tag, ja man kann, sagen von
Stunde zu Stunde. Die unhaltbare Lage anr
Meltwirtschafksmarkt« drängt die anderen
Staaken förmlich in eine Abwshrfront gegen den
einseitigen Nutznießer der Verhältnisse. ' Es ist
ein verhängnisvoller Irrtum, zu glauben, man
könne Deutschland auf Jahrzehnte hinaus zum
Weltsklaven erniedrigen. Die Unhalkbarkeik der
Reparationen, auf die wir zuerst und immer
wieder hinwiesen, wird heute auch in Italien,
England und Amerika erkannt. Es grenzt an
Lächerlichkeit, wenn uns unsere Gegner unter-
schieben, daß wir die Tributfrags mit kriegeri-
schen Mitteln lösen wollen. Wir wollen keinen
Krieg, aber wir wollen die Gleichberechtigung
des Deutschtums in der Welk. Dafür Kämpfen
wir mit der ganzen Kraft unserer nationalsozia-
listischen Bewegung und dafür werden wir
mit der ganzen'Kraft eines von uns auf natio-
naler Grundlage errichteten Deutschland
Kämpfen. Es wurden Nachrichten verbreitet,
daß ich beabsichtige, demnächst nach Rom oder
London zu reisen. Es ist natürlich nicht aus-
geschlossen, Laß sich solche Notwendigkeiten er-
geben können. Unsere Aufgabe ist derzeit, den
weltpolitischen Boden für unsere Politik zu be-
reiten. Es besteht für mich kein Zweifel, daß
der Nationalsozialismus in der nächsten Zu-
kunft im Reiche mit legalen, verfassungsmäßigen
Mitteln zur Macht kommt.
Jede Wahl bringt neue Beweise für den un-
aufhaltsamen Aufstieg. Wir sind keine Partei
im üblichen Sinne des Wortes, sondern wir
sind eine mit elementarer Kraft hervorbrechende
Volksbewegung. Die Zeit wird reis für den
Endkampf im Innern mit dem Marxismus und
Bolschewismus. Ein gegen die bolschewistisch-
marxistische Pest immunisiertes Deutschland wird
ein neuer, gewaltiger Posten in der Weltpolikik
sein. Ls wird nicht nur das Vertrauen ln die
deutsche Lebens- und Wirtschaftskraft wieder
Herstellen, sondern auch in politischer Hinsicht ein
Faktor sein, dessen Freundschaft für die anderen
Wert und Anziehungskraft besitzt.
Was die politischen Fragen des euro-
päischen Süd oste ns, darunter der Tsche-
choslowakei betrifft, so können sie nur unter dem
Gesichtswinkel unserer Einstellung zu Frankreich
beurteilt werden. Frankreich ist in den letzten
Monaten intensiv bestrebt, im Donaugebiek, be-
sonders in Oesterreich und Ungarn, neuen Bo-
den zu gewinnen. Die in den Vordergrund ge-
schobene Ha b s b u r g e r f r a g e gehört zu die-
sen Bestrebungen. Abgesehen von Einzelheiten,
wird unser Verhältnis zum Ning der Kleinen
Entente stets abhängig sein von 'unserem Ver-
hältnis zu Frankreich'. In der österreichischen
Frage werden wir den Standpunkt des Selbst-
bestimmungsrechtes unseres Bruderstammes nie
aufgeben, ob nun wirtschaftliche Donaukonföde-
rationspläne oder dynastische Interessen von
anderer Seite dagegen aufgeboten werden. —
Ebensowenig wie gegen Frankreich hegen wir
die uns immer immer wieder angedichteten
kriegerischen Absichten gegen die französischen
Vasallen im Südosten. Ein Krieg europäischer
Staaten untereinander hieße heute soviel, wie
dem Bolschewismus Tür und Tore öffnen. Mik
 
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