Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0041
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. Iahrg. / Nr. 110

Samstag, den 5. September 1931.

Sette S

Unser Gauleiter in Mosbach.

Am Samstag, den 29. 8. hakte Mosbach
seinen großen Tag. War doch nach langer
Zeit unser bad. Führer, Gauleiter Wagner,
wieder einmal zu uns gekommen. Trotz des
schönen Wetters, Sa-> die Landieute bis in
den spülen Abend ausnutzten, um endlich
ihre Feldnüchle in die Scheunen zu bringen,
war der große Saal des Bahnhofhotels dicht
beseht. Etwa 600 Personen waren unserem
Aufe gefolgt. — Ab 8.15 Uhr konzertierte
die SA.-Kapelle Eberbach.
Um 8.45 Uhr eröffnete Ortsgruppenleiter
Pol.-Oberleutnant a. D. Jochim die Ver-
sammlung und erteilte sofort unserem Gau-
leiter, der von stürmischem Jubel begrüßt
wurde, das Work zu seinem Referat: „Hitler
oder Brüning".
In seinen zweistündigen Ausführungen,
die von allen Anwesenden mit regstem In-
teresse verfolgt wurden, wies der Redner zu-
nächst darauf hin, wie seit zwei Monaten
Reichskanzler Brüning sich eine national-
sozialistische Idee nach der andern zu eigen
Macht, um dem deutschen Volk zu helfen.
Obwohl Brüning in Stuttgart erklärte, der
Radikalismus (womit zweifelsohne der Na-
tionalsozialismus gemeint ist) habe eine ge-
dankenarme, phrasenhafte Idee, hantiert er
selbst seit 2 Monaten mit diesen Ideen.
Uns wirft die Zenkrumspresse Verfas-
sungsbruch und Staatsfeindschaft vor, und
Jahre hindurch galten wir als Menschen
Zweiter Klasse, nur weil wir den diktato-
rischen Gedanken hatten. Etwas anderes
ist es natürlich dann, wenn Brüning ' der
Diktator ist. Wir wollen nur eine vorüber-
gehende Diktatur, bis in Deutschland wieder
Ordnung geschaffen ist. — Brüning könnte
jedenfalls nicht sagen, wie lange seine Dik-
tatur dauert. Wir aber können heute sagen,
daß seine Diktatur nicht Besserung der deut-
schen Berhältnisse sein werde, sondern nur
Fortsetzung des heutigen Systems. Deutsch-
land aber kann nur hochkommen, wenn wir
auf die eigene Kraft vertrauen und nicht auf
ausländische Hilfe bauen. Reichskanzler
Brüning war in Paris, London und in Rom.
Bon all diesen Reisen kam er zurück um
festzustellen, was wir Nationalsozialisten
schon seit Jahren sagen, daß wir von der
Welt draußen nichts zu hoffen haben und
auf eigene Kraft gestellt sind. Ans nannte
Man all die Jahre her engstirnige Nationa-
listen und Phantasten. Nun, da es aber Herr
Brüning festskellk, ist er ein weitblickender
Politiker.
Das deutsche Volk ist durch nichts so be-
logen und betrogen worden, wie durch die
Politik des Zentrums und der Sozialdemo-
kratie. Die großmäuligen Burschen von
1918 sind heute auffallend still geworden.
Die Anterminierer eines großen Reiches
verkündigten damals ein Zeitalter voll
Schönheit und Würde. And heute nach 10
Jahren? Die Not der Arbeitnehmerschaft

ist noch nie so groß gewesen wie heute. Für
die Herren Scheidemann und Dr. h. c.
Remmele ist allerdings die soziale Frage ge-
löst. In dem Augenblick, wo im kommen-
den Winter das Bolk auf den Straßen
verhungern wird, werden diese Leute so
klein werden wie sie von Natur geschaffen
sind. Als rechte Arbeiterführer müßten sie
bis zum letzten Blutstropfen auf ihrem Po-
sten ausharren und dürften sich nicht jetzt in
der Not des Volkes zurückziehen. Deutsch-
land wird seit 13 Jahren von politischen
Zwergen geführt. Sie sind 1918 nicht ge-
kommen, um sich für das Volk zu opfern,
sondern um ein Volk für sich zu opfern.
Früher hatte Deutschland 26 Fürsten. Die
neuen Machthaber haben 1918 nicht nur
diese 26 Fürstensessel wieder aufgerichket,
sondern gleich noch einige weitere 1000 in
Auftrag gegeben. Heute zieht sich einer
nach dem andern wieder von der Verant-
wortung zurück, weil für sie die soziale
Frage gelöst ist und sie nicht nötig haben,
sich in Gefahr zu begeben.
Es ist alles so gekommen, wie wir Na-
tionalsozialisten es schon lange vorausgesagk
haben. Wir haben weltanschaulich und wirt-
schaftlich an eigene Kraft anknüpfen wollen.
Adolf Hitler hat schon 1924 gesagt, daß nur
so unsere Wirtschaft wieder aufgerichtet
werden könne. Dort waren wir dumme
Kerle. Heute sagt aber Minister Dietrich

Die „Kölnische Volkszeitung", das führende
Organ für „Wahrheit, Freiheit und Recht",
schrieb nach dem 9. August die stolzen Worte:
„Das katholische Rheinland hak den Sturm des
Volksentscheids schroff und kalt abgelehnt."
Sehen wir einmal, wie diese Ablehnung aus-
sicht!

Es wurden abgegeben an Stimmen für uns
in den Bezirken:

Köln-Aachen
im April:
89 000
heute:
245 000
Koblenz-Trier
126 000
212 000
Düsseldorf-Trier
212 000
531 000
Düsseldorf-West
184 000
401 000
Aachen-Stadt
4 980
15 889
Köln-Stadt
24 000
74 000
Bonn-Stadt
6 966
13 317
Bonn-Land
3 702
9 079
Gladbach-Rheydt
14 791
37 676

Nun, wie wird der „Kölnischen Zeitung"?
Eine feine „schroffe Ablehnung"! Nicht wahr?
Trotz aller infamen Hetze, aller infamen Lüge,
alles infamen Terrors, trotz alles rohen Miß-
brauchs der Religion.
Besonders stark ist das Anschwellen der
Stimmen auf dem flachen Lande im Rheinland!
So steigk Jülich-Land von 948 auf 4683.

bei der Reichsverfassungsfeier: Mir haben
uns geirrt, wenn wir glauben unsere Wirt-
schaft wieder unter Zuhilfenahme fremder
Werke aufrichten zu können.
Bisher hak man nichi auf eigene Merke
aufgebaut, sondern auf ein Kartenhaus.
Gauleiter Wagner kam dann noch aus die
Lage der Landwirtschaft zu sprechen. Wäh-
rend der Bauer für sein Erzeugnis den Vor-
kriegspreis erhält, muß er für das, was er
kaufen muß, 157 Prozent der Vorkriegs-
preise zahlen. Während die Bauernschaft
für ihre Erzeugnisse in Deutschland jährlich
12 Milliarden bekommt, muß der Konsu-
ment 25 Milliarden bezahlen. Wo bleiben
die 13 Milliarden Unterschied? — Die Er-,
werbslosenfrage kann nur gelöst werden,
wenn die Landwirtschaft und das Bauge-
werbe als Schlüsselstände wieder hoch ge-
bracht werden.
Mir Nationalsozialisten glauben da-
ran, daß unser Führer Adolf Hitler
die innere Größe hat, die nötig ist, um
Deutschland wieder auf die Höhe zu führen.
Stürmischer Beifall dankte dem Redner
für seine hervorragenden Ausführungen.
Nach einer kurzen Pause erteilte Ortsgrup-
penleiter Jochim, nachdem er festgestellk
hatte, daß sich niemand, auch keiner der
geistesgewaltigen Mitarbeiter unserer hoch-
geschätzten „schwarzen" Tante „Mo-Vo",
die zu unserer aller tiefster Betrübnis durch

Heinsberg-Land von 442 auf 2 551. Erkelenz-
Land von 957 auf 3 761. Köln-Land von 2 046
auf 9 973. Köln-Mühlheim-Land von 1 469 auf
7 448.
Und so überall! Ohne jede Ausnahme!
Und die anderen bisherigen Zentrumsburgen
in Preußen?

Westfalen-Süd steigt von April bis heute
von 276 000 auf 551 000

Westfalen-Nord
„ 187 000
„ 400 000
Weser-Ems
„ 110 000
„ 164 000
Oppeln
„ 173 000
„ 290 000
Liegnih
„ 252 000
„ 358 000
Breslau
„ 345 000
„ 495 000

Das ist das katholische Preußen, „Kölnische
Volkszeitung!
Das ist die „schroffe Ablehnung"!
Wehe dir, Zentrum, bei der nächsten Preu-
ßenwahl! Bei der nächsten geheimen Wahl!
Und wenn „unsere Pleite" vom 9. August
so groß war, ihr Herren vom Zentrum, warum
schreibt ihr nicht morgen bereits preußische
Neuwahlen aus? Ihr könntet doch, da
wir jetzt restlos geschlagen sind, keinen besseren
Zeitpunkt für Neuwahlen finden.
Also, bitte los!
Zum Schluß taffen wir noch höchst inker-

M im Miilllmd «Wem mir.

Abwesenheit glänzten, zur Diskussion gemel-
det hatte, dem Redner das Schlußwort. —
Pg. Jochim schloß die Versammlung mit
einem Treugelöbnis zu unserm Führer Adolf
Hitler und zu unserm badischen Führer Ro-
bert Wagner. Wie ein Schwur erklang das
Horst Wessel-Lied, das von allen Anwesen-
den stehend angehört wurde.
Anschließend an die Versammlung er-
freute uns die S.A.-Kapalle noch durch ein
Konzert. Unermüdlich spielte die Kapelle
bis 1.30 Ahr morgens Weise um Meise,
Marsch um Marsch, wobei der Hörer an
seine Militärzeit erinnert wurde und es in
den alten Soldakenbeinen zuckte.
Möge auch dieser Abend unseren Geg-
nern gezeigt haben, daß wir eine Macht ge-
worden sind, über die man nicht mehr mit
einem Achselzucken hinweggehen kann. Un-
sere Kraft liegt in der Liebe zu unserem
Vaterland, die so groß ist, daß ein jeder von
uns willig und mit Freuden sein Leben läßt
für das kommende große Deutschland unter
dem Hakenkreuzbanner unseres Führers
Adolf Hitler. And diese Kraft wird Sieger
bleiben über alles, was sich uns entgegen-
stellt. Mag auch gegen uns unternommen
werden, was nur wolle, unsere Bewegung
wird unaufhaltsam wachsen und für jeden
Token treten zehn andere in unsere Reihen
ein.
. „Bald wehen Hitlerfahnen über allen
Straßen,
Die Knechtschaft dauert nur noch kurze
Zeit".

essante Vergteichszahlen folgen, zwischen dem
ersten Volksbegehren 1929 und dem zweiten
Volksentscheid 1931: und zwar aus der bisher
allerersten Hochburg des Zentrums im ganzen
Reich: aus dem Wahlkreis Düsseldorf-West!
Es wurden für uns abgegeben im ganzen
1929 : 35 492, 1931: 401847.

Im einzelnen wurden abgegeben:

1929:
1931:
Duisburg-Hamborn
8 047
106 721
Mühlheim-Ruhr
3 588
42 510
Oberhausen
2 785
42120
Krefeld-Aerdingen
3 033
36 231
Viersen
160
5 083
Gladbach-Rheydt
1734
37 676
Neuh-Skadt
252
5 829
Kreis Mörs
8 419
47 502
Kreis Dinslaken
912
17 284
Kreis Kleve
1128
6 846
Kreis Rees
2121
14 733
Kreis Geldern
1093
6 685
Kreis Kempen-Krefeld
703
17 654
Kreis Grevenbroich-Neuß
1517
14 793

So sind wir gewachsen! Im öffentlichen
Bekenntnis! In eineinhalb Jahren! In der
ersten Hochburg des Zentrums im ganzen deut-
schen Reich!
An der Zentrale München-Gladbach, der
Quelle so vielen deutschen katholischen Elends
von 1:37! Wer macht uns das nach?
Vorwärts zum Endsieg! Die Festung ist
sturmreif! ,, PH

LoWmIlW M WMV MlirM«.

Zwei Nachrichten kulturellen Inhalts stoßen
heute zusammen. Vie eine aus Sowjetrußland,
die andere aus dem faschistischen Italien. Nus
Rußland wird gemeldet, daß als Llou des
14. Jahrestages der (Oktoberrevolution die
Eröffnungsfeier des "neukonstruierten" Ermi-
tage-Museums stattfinden soll. Diese „Neu-
konstruktion" der alten, berühmten Ermitage
ist nichts anderes, als daß man es jetzt wahr-
haftig gewagt hat dieses ehrwürdige Nunst-
heikigtum zu schänden und es in den vienst
der gemeinen politischen Propaganda zu stellen.
Allerdings erwarten wir ja vom Bolschewismus
auch keine anderen „Nulturtaten".
Nus Italien läuft zu gleicher Zeit die Nach-
richt ein, daß die Trockenlegung des Nemisees
wieder einen neuen Kund gezeitigt hat. Nuf
dem erst kürzlich aufgetauchten Naiserschiff des
Caligula sind interessante Kunde gemacht
worden, von besonderer Bedeutung ist ein
etwa 30 Zentimeter langer, völlig aus hol;
gebaute Nompaß, der den heute in Ge-
brauch befindlichen sehr ähnlich sein soll. Kerner
churden ein guterhaltenes Schöpfwerk, sowie
ein großes Stück grobes Tuch gefunden, das
allerdings in den jetzt nahezu 19 Jahrhunderten,
die es schon im Wasser liegt, eine völlig dunkle
Färbung angenommen hat.
Mr lassen diesen beiden an sich schon be-
zeichnenden Nachrichten eine ausführliche Er-
klärung folgen:
8MMW KmMiiNdW.
, Vie Nunstsammlungen in der „Ermitage"
jk Petersburg sind altberühmt. Bisher haben
"w Bolschewiken noch nicht gewagt, daran zu

tasten, obgleich ihnen alles unerträglich ist,
was an andere geschichtliche Zeiten und an
Nultur erinnert. Nunmehr muß auch sie dran
glauben. Sie wird in ihrer bisherigen Ord-
nung abgebaut und soll durch eine „Rekon-
struktion" in den Dienst des „Nlassenkamp-
fes" gestellt werden. Sowjetrußland will Nunst
und Wissenschaft auf eine „einwandfreie marxi-
stische Grundlage" bringen. So soll denn auch
die „Ermitage" ein getreues Spiegelbild der
„materialistischen Geschichtsauffassung" werden.
Demnach soll die Nusstellung 3 Abteilungen
enthalten, so wie sich die materialistische Ge-
schichtsauffassung die Entwicklung der Nunst
denkt: erstens Nunst dervor-Nlassengesellschaft,
zweitens Nntike, drittens Nlassenstaaten des
Abendlandes. Oie letzte Gruppe wird am
umfangreichsten sein, hier wird man bewun-
dern können u. a.: Oie Nunst des Feudalismus,
der Herrschaftsepoche der großen deutschen
Handelsstädte, des Industriekapitalismus und
des Imperialismus im Abendland.
Ganz schematisch, ohne Rücksicht auf innere
Zusammenhänge wird hier verfahren. Be-
zeichnend ist, was die „Rote Zeitung" in Lenin-
grad dazu sagt: „Nuf diese Weise wird der
Besucher mit Hilfe der Nunst als einer Form
der Ideologie in das Wesen der zur Darstellung
gelangenden Zeit sowie ihres Nlassenkampses
eingeführt." Das heißt, grob und deutsch aus-
geführt, in der Nonsequenz weiter nichts als:
selbst die Nunst anderer Völker ist dazu da, der
Lolschewistenherrschaft zu dienen. Oie Nünstler
und Völker aller Zeiten werden sich bedanken,
die Erzeugnisse ihres Geistes zu marxistischer
Tendenzmache mißbrauchen zu lassen. Bei
diesem Verfahren wird nicht danach gemessen,

ob etwas gut oder schlecht, wertvoll oder
minderwertig, volkstümlich oder gleichgültig
ist, sondern in erster Linie danach, ob es sich
irgendwie zur Propaganda für die „materia-
listische Geschichtsauffassung", den Nlassen-
kampf und den Bolschewikenstaat ausnutzen
läßt.
WWW MllMllW.
Wenn wir unter den heutigen Völkern und
Staaten Europas Umschau halten nach dem
Gegenpol zu den materialistischen Bestrebun-
gen der Sowjets auf dem Gebiete der Nultur-
politik, so finden wir nur in einem einzigen
Staat eine deutlich ausgeprägte und einheit-
lich durchgesührte Gegenpolitik: im faschisti-
schen Italien. In anderen Staaten, vor allem
in der nationalsozialistischenBewegungDeutsch-
lands — sind Gegenkräfte gegen die materia-
listische Verödung zwar vorhanden, aber zur
offiziellen Nulturpolitik des Staates sind sie
bisher nirgends sonst durchgedrungen. In
großen Teilen unseres Volkes bereitet sich eine
kulturelle Erneuerung in gewaltigem Umfange
vor, ganz wird sie sich jedoch erst mit der poli-
tischen Machtergreifung durchsetzen können.
Kür Italien ist der Zeitpunkt, zu dem sich der
Faschismus durchsetzte, durch glückliche Um-
stände bereits kurz nach dem Nriege einge-
treten, es hat also eine zielbewusste Nultur-
politik eher beginnen können als andere Länder
(wobei ausdrücklich betont sein soll, daß wir
auch auf kulturellem Gebiet Italien keines-
wegs mit Deutschland gleichsetzen). Der objek-
tive Betrachter muß jedoch feststellen, daß
Italien das erste Land nach dem Nriege ge-
wesen ist, das aufgeräumt hat mit dem marxi-
stischen Materialismus und eine organische
Kulturpolitik begann.
So sind Mussolinis Ausgrabungen zu ver-

stehen. Sie werden nicht veranstaltet, um das
Zachinteresse einiger Gelehrten zu befriedigen,
um Museen zu füllen oder Fremde anzuziehen
oder um in den niedrigen politischen Nampf
und in den Dienst gerissener Propaganda ge-
stellt zu werden, sondern um dem Volke ein
lebendiges Bewußtsein seiner eigenen großen
Vergangenheit zu geben, und die Besten anzu-
spornen, den Taten ihrer Vorfahren nachzu-
eifern. Neben wissenschaftlichen und künst-
lerischen Gesichtspunkten sind es vor allem
erzieherische, auf Grund deren große Nudwen-
dungen gemachtwerden. Während derbolfche-
wistifche Staat jedes Andenken an die Ver-
gangenheit ausznlöfchen versucht und wo es
nicht zu vermeiden ist, im Sinne klassen-
kämpferischer Tendenz umstempelt, fördert
der faschistifche Staat die organische Zu-
sammengehörigkeit des Volkes und sei«
Selbstbewußtsein, indem es die alten Vor-
bilder lebendig macht.
Jene zutage geförderten Baudenkmäler der
Vergangenheit werden in Rom mit dem Bild
der neuen Stadt verschmolzen, so daß sie nichi
abseits stehen als Museumstücke, sondern einen
wesentlichen Bestandteil des architektonischen
Stadtbildes ausmachen,' jeder Römer kennt
sie und ist stolz auf sie: Mussolinis großes
Projekt: „Vas neue Rom", mit seinen breiten
neugezogenen verkehrsstratzen, seinen An-
lagen, Neubauten, Siedlungen und seinen Aus-
grabungen (deren Erfolge in immer größerem
Maße die Nugen der Welt auf sich ziehen) ist
freilich vorläufig nur ein großer plan und ein
großer Anfang, aber ex verrät den Willen zu
kultureller Verantwortung, der sich in un-
mittelbarem Gegensatz zu allen marxistisch-
materialistischen Bestrebungen stellt, die letzten
Endes, wie die Beispiele lehren, kulturzerstörend
sind.
 
Annotationen