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Heidelberger Familienblätter — 1865

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No. 26 - No. 39 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43186#0113

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Heidelberger Familienblätler.
25 ‚ Sonntag, den 5. März ö 1865

Eine glückliche Zeitungsannonce.
— (Schluß.)
„Und nun zur Gehaltfrage! Was denken Sie?“
„Das überlaſſe ich gänzlich der Güte der Frau Gräfin.“
„Wie? Werden tauſend Thaler jährlich genügen?“ ö ö
„O, viel zu viel! Das verdiene ich nicht!“ rief Karl ganz erſchrocken.
„Still! ſo will es ausdrücklich die Frau Gräfin. Das wäre abge-
macht, und kein Wort weiter!“ Die Männer ſchüttelten ſich die Hände. —

Und nun zurück zu dem lieben idylliſchen Häuschen in der Vorſtadt,
Dort ſchlagen zwei Herzen in großer Unruhe, das des alten Rathsſekretär
Berger, noch mehr aber das der ſchönen Clara, die ſich vor ungeduldigem
Warten der Dinge, die kommen ſollten, kaum zu laſſen weiß. Karl hat
aus Paris geſchrieben, aber nur unbeſtimmte Andeutungen; nur helle Hoff-
nungslichter ſtrahlen aus ſeinen Worten, welche die Bruſt des Mädchens
mit ſehnſüchtiger, faſt ſchmerzlicher Erwartung füllen. Die Beiden ſitzen
noch ſpät Abends bei Lampenſcheine im traulichen Stübchen zuſammen.
Der liebe Reiſende in Paris iſt wie immer der Gegenſtand des Geſprächs.
Was er dort wohl ſchaffen mag? Wann er zurückkehren wird? — Da
werden draußen Schritte laut, und die Hausklingel wird gezogen. Clara
erſchrickt, daß ihr alles Blut von den Wangen weicht, und iſt an ihren
Sitz gebannt; ihr Herz ſagt ihr: der Geliebte iſt's. — Der alte Berger
eilt hinaus, und bald darauf ſtürmt Karl in's Zimmer. Das Mädchen
fliegt mit einem Freudenſchrei an ſeinen Hals. „O Clara, Clara!“ ruft
Jener, „aller Segen Gottes iſt über uns gekommen. Meine Sendung
nach Paris iſt geglückt, und die erfreuliche Folge davon für mich iſt, daß
ich Sekretär des reichen Grafen Trautmannsdorf mit einem jährlichen Ge-
halte von tauſend Thalern bin. Jetzt, Clara, biſt Du mein! Nicht wahr,
Vater Berger, jetzt gibſt Du mir Deine Tochter?“ Wer ſchildert den Sturm
des Entzückens, von welchem die Herzen der drei guten Menſchen dahinge-
wirbelt werden? — Man drängt Karl, zu erzählen. Er thut es mit
kurzen, geflügelten Worten. Fragen reihen ſich an Fragen. Endlich iſt
Alles klar, und vor ihnen liegt, wie ein Land der Glückſeligen, die Gewiß-
heit der reizendſten Zukunft.
Wir ſchließen unſere ſchlichte Erzählung mit der Zuverſicht, daß ſich
ihnen die lieblichen Träume dieſes Abends erfüllen werden im Beſitz und
Walten jener edlen Tugenden, von welchen in allem Wechſel, im Sonnen-
ſchein und Sturm des Lebens des Menſchen wahres Glück allein abhängig iſt.

Die Papageien.

Im Feuilleton des Wiener „Botſchafters“ theilt der Direktor des
dortigen zoologiſchen Gartens, Dr. G. Jäger, intereſſante Thierſtudien
 
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