kanischen Kandidaten mit großerMajorität gewählt.
Im Staate Newyork sollen, mit einer einzigen
Ausnahme, die demokratischen Kandidaten gewählt
sein. In Pennsylvanien, Minnesota und Nebraska
errangen die Republikaner, in Virginien, New-
Jersey und Maryland die Demokraten die Majorität.
--
Verschiedene Nachrichten.
— Der Abschluß der diesjährigen Kataster-
Arbeiten für Mannheim ergab folgendes Resultat:
Der Kapitalrentensteuer - Kapitalzugang beträgt
9,049,240 Mk. Der Erwerbsteuerzugang beträgt
12,230,500 Mk. Der Häusersteuerkapitalzugang
beträgt 2,212,040 Mk. Das Gesammt-Kapital-
rentensteuerkapital pro 1883 beträgt 112,964,900
Mark. Das Grund- und Häusersteuerkapital pro
1884 beträgt 71,531,610 Mk. und das Erwerb-
steuerkapital pro 1884 beträgt 195,906,800 Mk.
Aus Offenburg wird der „Bad. Ldsztg." ge-
schrieben: Der zum Tode verurtheilte Thennen-
bronuer Raubmörder Karl Rutschmann von Hohen-
thengen wurde am 6. d. nach Bruchsal verbracht.
Se. K. Hoheit der Großherzog soll den Verbrecher
zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt haben.
Ludwigshafen, 7. Nov. Als die Gendarmen
Ecker und Kirsch gestern Morgen die Herberge
revidirten, schreibt der „Pf. Kur.", wollte sich ein
Handwerksbursche auf verdächtige Weise entfernen,
doch wurde er noch rechtzeitig festgehalten. Es er-
gab sich dann, daß derselbe der von der Staats-
anwaltschaft in Straßburg wegen des Mordes am
Musketier Adels steckbrieflich verfolgte Maurer
Johann Stürzer aus Ottersheim bei Landau war,
welcher denn auch sofort in Haft genommen wurde.
Ein Geständniß hat der Verhaftete nicht abgelegt,
doch soll er, als er allein in seiner Zelle war und
sich unbeobachtet glaubte, halblaut gesagt haben:
„Dieses Geld haben sie leicht verdient," womit er
vermuthlich die Belohnung von 1000 M. meinte,
welche für Ergreifung der Mörder ausgesetzt ist.
— Gestern Mittag gegen 1 Uhr stürzte sich in
Lud w i g^ch äsen ein verheiratheter Arbeiter unter-
halb der "Brücke in den Rhein, um den Tod in
den Wellen zu suchen. Der Unglückliche wurde
noch rechtzeitig aus dem Wasser gezogen und mit
Mühe zum Leben zurückgerufen. Mangel an Ar-
beit und bittere Noth haben rhn zu diesem traurigen
Entschluß gebracht.
Frankfurt. In der Nacht vom 7. d. erschoß
sich auf der neuen Mainzerstraße unter den Fenstern
des Koch'schen Hauses ein gut gekleideter junger
Mann, Amtsgehülfe Sch. aus Aschaffenburg.
Mangel an Subsistenzmittel mögen das Motiv
gewesen sein.
Bamberg, 5. Nov. In der verga genen Nacht
wurde der Korbmacher Johann Ott von Pödeldorf,
der Hauptbetheiligte in dem Prozesse um die Ott-
schen Millionen, wegen dringenden Verdachts der
Verleitung zum Meineid verhaftet. Es erwarten
nun in dieser Untersuchung 9 Personen den Urtheils-
spruch vor dem Schwurgericht.
Berlin, 7. Nov. Gestern Abend gegen 11 Uhr
brach in der Treitel'schen Schneidemühle in der
alten Jakvbstraße ein bedeutendes Feuer aus, das
am Morgen noch nicht gelöscht war. Die Dampf-
spritzen arbeiten unausgesetzt. Von der Schneide-
mühle stehen nur noch die Umfassungsmauern.
Aus Cleve wird mitgetheilt: Großes Auf-
sehen erregt Hierselbst die Nachricht, daß eine hiesige
junge Dame am Donnerstag Abend auf der Fahrt
nach Nymwegen von einem holländischen Controleur
wegen Schmuggelns abgefaßt und vorläufig in:
Sicherheitsarrest untergebracht worden ist. Sie ist
die Tochter eines Clever Goldwaaren-Fabrikanten,
welcher schon seit einer langen Reihe von Jahren
gewerbsmäßig Goldwaaren in größeren Quan-
titäten über die Grenze nach Holland schmuggelte.
Der Vater der Verhafteten, der zur Zeit in Am-
sterdam verweilte, wurde schleunigst telegraphisch
benachrichtigt, und ist es ihm gelungen, gegen
Zahlung des vierfachen Werthes der Waaren
(6000 fl.) und unter Hinterlegung einer Bürgschaft
von 4000 fl. seine Tochter vorläufig mit nach Hause
nehmen zu können.
Man beschäftigt sich gegenwärtig in Frank-
reich sehr mit den Fortschritten der Industrie in
Deutschland; wir halten es daher für nützlich, hier
einige bezeichnende Zahlen zu geben, die wir mei-
stens der letzten Nummer des „Eeonomiste franyais"
entnehmen. Deutschland zählt 4 ein halb Millionen
Pferdekräfte, davon 3 Millionen in der Industrie
des Verkehrswesens und 1 ein halb Millionen in
den industriellen Etablissements. In Frankreich
besitzen diese Etablissements nur 576,000 Pferde-
kräfte bei einer Totalsumme von 3,600,000. Deutsch-
land ist bei Weitem reicher an Kohlenminen, als
wir." Das Blatt berichtet nun über den Aufschwung
der bedeutendsten deutschen Industrien, der Eisen-
industrie, Zucker-, Spiritus- und Bierfabrikation,
der Textil-und Chemischen Industrie und fährt dann
fort: „Was den auswärtigen Handel anbetrifft, so
exportirt Deutschland für 4055 Millionen Franken
und importirt für 3955 Millionen Franken. Diese
Totalsumme von 8010 Millionen ist nur um 558
Millionen geringer, als die Totalsumme des aus-
wärtigen Handels Frankreichs. Es ist übrigens
zu bemerken, daß die Cxportation in Deutschland
von 1881 bis 1882 um 255 Millionen gestiegen
ist, welches vorzugsweise auf die Fabrikate entfällt,
als Bier, Spiritus, Mehl, Zucker, Produkte der
Textil- und Metallindustrie. Gerade dies erscheint
beunruhigend, wenn man konstatiren muß, daß in
Frankreich im Gegentheil der Export der Fabrikate
abnimmt. So bleiben wir für die ersten 9 Monate
von 1883 um 97 ein halb Millionen gegen die
korrespondirende Periode von 1882 zurück. Deutsch-
land kauft uns für 317 Millionen ab und verkauft
uns für 412 Millionen. Die Handelsbilance ist
gleichfalls zu Deutschlands Gunsten in dessen Be-
ziehungen mit England, den Vereinigten Staaten
und der Schweiz, hingegen zu seinen Ungunsten in
den Beziehungen mit Belgien, Oesterreich und vor
Allem mit Rußland. Wir fügen noch hinzu, daß
der internationale Handel des Deutschen Reiches
begünstigt wird durch eine starke Handelsflotte von
4370 Schiffen mit 1,633,000 Tonnengehalt. Ein
Viertel des Letzteren wird durch 515 Dampfschiffe
repräsentirt. Wenn es unumgänglich uöthig ist, die
militärische Entwickelung des Deutschen Kaiserreiches
zu überwachen, so ist es nützlich, sich von seiner
industriellen und kommerziellen Entwickelung Rechen-
schaft zu geben. Wir trauen Frankreich die Kraft
zu, Deutschland auf diesem zwiefachen Schlachtfelde
Stand zu halten, aber uur unter der Bedingung
des Arbeitens ohne Ruh und Rast."
— Am 2. November wurde im Gerichte zu
Odessa gegen den Lehrer Argusin wegen Ermordung
seiner Frau, einer Volksschullehrerin, verhandelt.
Der Angeklagte wurde dessen schuldig gesprochen,
im Affekt einen Mordversuch gegen seine Frau
verübt zu haben, und zur Ansiedlung nach Sibirien
verurtheilt, worum er die Geschworenen gebeten
hatte. Sonst würden die Geschworenen ihn viel-
leicht freigesprochen haben.
— Alte Liebe rostet nicht. Der Gil Blas
erzählt folgendes hübsche Geschichtchen aus Paris:
„Der Fürst Amalfi aus Neapel verliebte sich vor
etwa 40 Jahren in ein Mädchen, aber verschiedene
Gründe hinderten ihn, sie zu heirathen. Jetzt end-
lich wird seine Ausdauer von Erfolg gekrönt. Vor
acht Tagen begegnete er seiner Verlobten in einem
der ersten Geschäfte in Paris. Ohne sich um das
anwesende Publikum.zu kümmern, stürzte er auf sie
zu und Beide umarmten sich zärtlich. Die Hochzeit
wurde geschlossen und die beiden Brautleute kehrten
nach Neapel zurück. Der Fürst ist 72 Jahre alt
und seine Braut zählt deren 61."
— Ein schreckliches Unglück ereignete sich, wie
aus Meschede berichtet wird, auf dem Bahnhofe in
Bestwig. Eine Gesellschaft junger Leute aus
Meschede und Laer, die eine Hochzeit in Bestwig
mitgefeiert, wollten behufs Rückkehr den Abends
10 Uhr 36 Min. von Bestwig abfahrenden Per-
sonenzug benutzen. Während dieser Zug im zweiten
Geleise hält, muß das auf dem Perron stehende
Publikum die Durch- oder Einfahrt eines von
Eversberg kommenden Güterzuges abwarten. Erst
nachdem dieser durchgefahren, wird das Ein- und
Aussteigen gestattet. Ein blühendes, noch nicht 20
Jahre altes Mädchen befindet sich auch unter den
dem Perron Wartenden ; sie erblickt plötzlich in
einem der Koupees des Personenzuges einen Be-
kannten, und von der Freude des Wiedersehens be-
wegt, springt sie schnell aus ihn zu, um ihn zu
begrüßen. Aber kaum hat die Unglückliche das
erste Geleise betreten, als sie von der Maschine
des heranbrausenden Güterzuges erfaßt und über-
.fahren wird. Die dem gräßlichen Schauspiel er-
starrt Zuschauenden hören blos noch einen gellen-
den Schrei und sehen dann die noch 8—10
Waggons über, den Körper des unglückseligen
Geschöpfes dahinsausen. Als der Zug zum Halten
gebracht, bot der überfahrene Leichnam einen
grausigen Anblick dar; der Kopf und die Füße
waren von dem zur Unkenntlichkeit zerrissenen
Rumpfe getrennt.
— Eine Bärengeschichte. lieber einen entsetz-
lichen, kürzlich in einem ruthenischen Gebirgsdorfe
Galiziens mit einem Bären geführten Kampf wird in
österreichischen Blättern berichtet: Eine halbe Meile ab-
seits vom Dorfe befindet sich auf einem Bauerngute eine
solid gebaute Winterwohnung sammt Viehstall unter
einem Schindeldache. Drei kräftige Banernburschen mit
einem Hirtenknaben trieben am Abend die Schafe und
das Rindvieh in die bezeichnete Stallung, schlossen die-
selbe mit den festen, hölzernen Riegeln und begaben sich
auf ein zweihundert Schritte entferntes Kartoffelfeld,
um dasselbe vor dem Einfalle der in ganzen Rudeln
herumziehenden Wildschweine zu bewachen. Um Mitter-
nacht, da sie beim lodernden Feuer saßen, hörten sie
ein fürchterliches Brüllen der Ochsen im Stalle: sie eilten
dahin und fanden die Thür aufgebrochen sowie einen
großen Bären, der die Ochsen überfallen hatte. Ohne
sich zu bedenken, stürzten zwei der Burschen, mit Knitteln
bewaffnet, in den offenen Stall, um den Bären zu ver-
treiben. Der Bär ließ seine Beute los, ergriff den ersten
Burschen mit den Vordertaben, zermalmte ihm durch
drei Bisse den Hirnschädel und warf ihn todt zu Boden.
Dann faßte er den zweiten Burschen, warf ihn^ nieder,
zerfleischte ihm die Brust, den Oberarm und die Schenkel,
legte sich über ihn und saugte das hervorströmende
Blut auf. Der Unglückliche hatte noch so viel Geistes
gegenwart, dem dritten Genossen zuzurufen: „Lieber
Paul, fliehe; denn ich bin schon verloren!" In der
Ängst flüchtete sich dieser auf den Dachboden des Hauses,
und da er bei der Hellen Nacht den Bären über dem
Körper seines Kameraden liegen sah, ergriff er eine
zur Hand befindliche Heugabel und stieß mit derselben
von oben auf den Bären, um ihn von dem Körper des
noch stöhnenden Burschen zu vertreiben. Der Bär rich-
tete sich auf und machte einen Versuch, an der starken
Dielenwand hinaufzukriechen. Als Paul dies sah, flüch
tete er sich durch eine Oeffnung auf das Dach: der Bär
tödtete unterdessen noch drei Stiere und einige schüfe,
verließ dann das Gebäude und fand vor demselben den
kleinen Hirtenknaben schreiend und weinend: er faßte
denselben mit einer Tatze am Rücken und warf ihn dann
etwa zwei Klafter weit in einen Graben, wo der Knabe
sich eine Rippe brach. (G. Z.)
Lokales.
Heidelberg, 8. Nov. Herr Stadtrath Joseph Klein
dahier hat sein Haus, Hauptstraße 93 mit Bäckerei und
Weinwirthschaft zur „goldenen Gerste," um den Preis
von 55,000 Mk. an Herrn Thomas von Sandhaufen
verkauft. (H. Ztg.)
5L. Heidelberg, 8 Nov. Bor etwa 7 Wochen
übergab ein hiesiger Geschäftsmann einem dahier an-
sässigen Herrenkleidermacher" eine Hose zur Abänderung.
Es verstrichen Tage und Wochen und die Hose kam
weder in ausgebesserter noch unausgebesserter Form
zurück. Alle Bitten des Eigenthümers blieben erfolg
los. Wo war wohl die, Hose hingekommen? — Leicht
zn errathen; — das Schneiderlein wurde von dem
Eigenthümer der Unterschlagung angeklag! und nach
kurzem Verhör und Besinnen holte die Polizei die fa
tale Hose im städtischen Pfandhause ab. Der Mann
von der Nadel hatte den Erlös durch die Gurgel ge-
jagt und wird nun in Kürze Großh. Schöffengericht
der kurzen Freud' halber Red' und Antwort stehen. —
Lieber Leser, magst Du vielleicht selbst noch nichts
Aehnliches erlebt haben? —
Handelsberichte.
— Zahl nngseinstell un gen. Die Firma Behrens
in Marienburg mit M. 900,000. — Die größere Berliner
Getreide- und Prodnktenfirma D. M. ist fallit, Passiva
ca. 170,000 M., die Aktiva ca. 70,000 Bi. - I. M.
Abrams und Co. in London haben ihre Zahlungen ein-
gestellt. Die Maschinen - Dampfkesselfabrik Gebrüder
Hempsted in London und Granton stellte die Zahlungen
ein. Die Passiva betragen MOMO Pfund. — Die
Entrepreneur-Firma Alfred Hnmpaye in Birmingham
liguidirt. Die Passiva betragen IM,100 Pfund. Die
Mehrzahl der Schulden ist durch Garantien gedeckt.
Schwetzingen, 7. Nov. Auf dem heutigen Wochen
markte kostete Butter pr. Pfd. M. 1.15, Eier per Stück
7 und 8 Pfg. Der Markt war äußerst lebhaft.
Heilbronn, 6. Nov. (Obst- und Kartoffel-Markt.)
Obst 5 M. 80 Pf. pr. Ztr. Kartoffeln, gelbe 1. M. 80 Pf.,
Wurstkartoffeln 2 M. 20 Pf.
Stuttgart, 5. Nov. (Hopfenmarkt.) Zufuhr 70
Ballen. Berkaus lebhaft. Alles verkauft bis auf 13
Ballen mit sehr hohem Limit. Preise von 155—175 M
pr. Ztr. und Trinkgeld. Meistens nach Nürnberg.
M annhei m, 5. Nov. (Produktenbörse.) Per 100
Kilo: Waizen, Pfälzer 20 M. 25 Pf., russischer 19 M.
50 Pf., amerikanischer Winterwaizen 22 M., kalisorn.
22 M., Roggen, Pfälzer 16 M. 25 Pf., russischer 15 M.
50Pf., Hader, badischer 14 M., württemb. Kernen MM.
50 Pf., Bohnen 22 M. 50 Pf., Wicken 18-19 M.,
Waizenmehl Nr. 0 35 Bi., N. 1 32 SN., Nr. 2 29 M
50 Pf., dir. 3 27 M., Roggenmehl Nr. 0 27 M. 50 Pf.,
Nr. 1 22 M. 50 Pf.
(Pfälzer Tabak.) JnHeddes heim wurden ca. 150
Ztr. Tabak in feuchtem Zustande abgehängt, die unver-
kauft blieben, ebenso in Viernheim zwei kleine Partien,
wovon eine, weil zu feucht, wieder aufgchängt wurde.
In Lorch ea. 3000 Ztr. zu M. 32—36, in Friedrichsthal
ca. 700 Ztr. zu M. 43—44, in Memprechtshofen (Bühler-
thal) einige Partien zu M. 32—38. Elsässer Rebut,
Benfelder ca. M. 24, Lauterburger Gegend M. 16—M
per 50 Kilo excl. Steuer. Für 1882er Tabake sind die
Besitzer fester.
Berloosungen.
Meininger 7 sl.-Loose vom Jahre 1870. Zie
hung am 1. Nov. 1883. Die Prämienziehnng findet am
1. Dez. statt.
Braunschweiger 20-Thlr.-Loose vom Jahre 1868.
Ziehung am 1. Nov. 1883. Die Prämien Ziehung findet
am 31. Dez. 1883 statt.
Stadt Lüttich 100 Fr.-Loose vom Jahre 1868.
Ziehung am 2. Nov. 1883. Auszahlung am 1. Februar
1884. .nauptpreise: Nr. 98745 », 10,000 Fr. Nr. 2512
11936 22285 n 1000 Fr. Nr. 29285 31981 52683 94204
ü 500 Fr.
Verantwort!. Redakteur: vr. H. Wayder in Heidelberg.
Im Staate Newyork sollen, mit einer einzigen
Ausnahme, die demokratischen Kandidaten gewählt
sein. In Pennsylvanien, Minnesota und Nebraska
errangen die Republikaner, in Virginien, New-
Jersey und Maryland die Demokraten die Majorität.
--
Verschiedene Nachrichten.
— Der Abschluß der diesjährigen Kataster-
Arbeiten für Mannheim ergab folgendes Resultat:
Der Kapitalrentensteuer - Kapitalzugang beträgt
9,049,240 Mk. Der Erwerbsteuerzugang beträgt
12,230,500 Mk. Der Häusersteuerkapitalzugang
beträgt 2,212,040 Mk. Das Gesammt-Kapital-
rentensteuerkapital pro 1883 beträgt 112,964,900
Mark. Das Grund- und Häusersteuerkapital pro
1884 beträgt 71,531,610 Mk. und das Erwerb-
steuerkapital pro 1884 beträgt 195,906,800 Mk.
Aus Offenburg wird der „Bad. Ldsztg." ge-
schrieben: Der zum Tode verurtheilte Thennen-
bronuer Raubmörder Karl Rutschmann von Hohen-
thengen wurde am 6. d. nach Bruchsal verbracht.
Se. K. Hoheit der Großherzog soll den Verbrecher
zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt haben.
Ludwigshafen, 7. Nov. Als die Gendarmen
Ecker und Kirsch gestern Morgen die Herberge
revidirten, schreibt der „Pf. Kur.", wollte sich ein
Handwerksbursche auf verdächtige Weise entfernen,
doch wurde er noch rechtzeitig festgehalten. Es er-
gab sich dann, daß derselbe der von der Staats-
anwaltschaft in Straßburg wegen des Mordes am
Musketier Adels steckbrieflich verfolgte Maurer
Johann Stürzer aus Ottersheim bei Landau war,
welcher denn auch sofort in Haft genommen wurde.
Ein Geständniß hat der Verhaftete nicht abgelegt,
doch soll er, als er allein in seiner Zelle war und
sich unbeobachtet glaubte, halblaut gesagt haben:
„Dieses Geld haben sie leicht verdient," womit er
vermuthlich die Belohnung von 1000 M. meinte,
welche für Ergreifung der Mörder ausgesetzt ist.
— Gestern Mittag gegen 1 Uhr stürzte sich in
Lud w i g^ch äsen ein verheiratheter Arbeiter unter-
halb der "Brücke in den Rhein, um den Tod in
den Wellen zu suchen. Der Unglückliche wurde
noch rechtzeitig aus dem Wasser gezogen und mit
Mühe zum Leben zurückgerufen. Mangel an Ar-
beit und bittere Noth haben rhn zu diesem traurigen
Entschluß gebracht.
Frankfurt. In der Nacht vom 7. d. erschoß
sich auf der neuen Mainzerstraße unter den Fenstern
des Koch'schen Hauses ein gut gekleideter junger
Mann, Amtsgehülfe Sch. aus Aschaffenburg.
Mangel an Subsistenzmittel mögen das Motiv
gewesen sein.
Bamberg, 5. Nov. In der verga genen Nacht
wurde der Korbmacher Johann Ott von Pödeldorf,
der Hauptbetheiligte in dem Prozesse um die Ott-
schen Millionen, wegen dringenden Verdachts der
Verleitung zum Meineid verhaftet. Es erwarten
nun in dieser Untersuchung 9 Personen den Urtheils-
spruch vor dem Schwurgericht.
Berlin, 7. Nov. Gestern Abend gegen 11 Uhr
brach in der Treitel'schen Schneidemühle in der
alten Jakvbstraße ein bedeutendes Feuer aus, das
am Morgen noch nicht gelöscht war. Die Dampf-
spritzen arbeiten unausgesetzt. Von der Schneide-
mühle stehen nur noch die Umfassungsmauern.
Aus Cleve wird mitgetheilt: Großes Auf-
sehen erregt Hierselbst die Nachricht, daß eine hiesige
junge Dame am Donnerstag Abend auf der Fahrt
nach Nymwegen von einem holländischen Controleur
wegen Schmuggelns abgefaßt und vorläufig in:
Sicherheitsarrest untergebracht worden ist. Sie ist
die Tochter eines Clever Goldwaaren-Fabrikanten,
welcher schon seit einer langen Reihe von Jahren
gewerbsmäßig Goldwaaren in größeren Quan-
titäten über die Grenze nach Holland schmuggelte.
Der Vater der Verhafteten, der zur Zeit in Am-
sterdam verweilte, wurde schleunigst telegraphisch
benachrichtigt, und ist es ihm gelungen, gegen
Zahlung des vierfachen Werthes der Waaren
(6000 fl.) und unter Hinterlegung einer Bürgschaft
von 4000 fl. seine Tochter vorläufig mit nach Hause
nehmen zu können.
Man beschäftigt sich gegenwärtig in Frank-
reich sehr mit den Fortschritten der Industrie in
Deutschland; wir halten es daher für nützlich, hier
einige bezeichnende Zahlen zu geben, die wir mei-
stens der letzten Nummer des „Eeonomiste franyais"
entnehmen. Deutschland zählt 4 ein halb Millionen
Pferdekräfte, davon 3 Millionen in der Industrie
des Verkehrswesens und 1 ein halb Millionen in
den industriellen Etablissements. In Frankreich
besitzen diese Etablissements nur 576,000 Pferde-
kräfte bei einer Totalsumme von 3,600,000. Deutsch-
land ist bei Weitem reicher an Kohlenminen, als
wir." Das Blatt berichtet nun über den Aufschwung
der bedeutendsten deutschen Industrien, der Eisen-
industrie, Zucker-, Spiritus- und Bierfabrikation,
der Textil-und Chemischen Industrie und fährt dann
fort: „Was den auswärtigen Handel anbetrifft, so
exportirt Deutschland für 4055 Millionen Franken
und importirt für 3955 Millionen Franken. Diese
Totalsumme von 8010 Millionen ist nur um 558
Millionen geringer, als die Totalsumme des aus-
wärtigen Handels Frankreichs. Es ist übrigens
zu bemerken, daß die Cxportation in Deutschland
von 1881 bis 1882 um 255 Millionen gestiegen
ist, welches vorzugsweise auf die Fabrikate entfällt,
als Bier, Spiritus, Mehl, Zucker, Produkte der
Textil- und Metallindustrie. Gerade dies erscheint
beunruhigend, wenn man konstatiren muß, daß in
Frankreich im Gegentheil der Export der Fabrikate
abnimmt. So bleiben wir für die ersten 9 Monate
von 1883 um 97 ein halb Millionen gegen die
korrespondirende Periode von 1882 zurück. Deutsch-
land kauft uns für 317 Millionen ab und verkauft
uns für 412 Millionen. Die Handelsbilance ist
gleichfalls zu Deutschlands Gunsten in dessen Be-
ziehungen mit England, den Vereinigten Staaten
und der Schweiz, hingegen zu seinen Ungunsten in
den Beziehungen mit Belgien, Oesterreich und vor
Allem mit Rußland. Wir fügen noch hinzu, daß
der internationale Handel des Deutschen Reiches
begünstigt wird durch eine starke Handelsflotte von
4370 Schiffen mit 1,633,000 Tonnengehalt. Ein
Viertel des Letzteren wird durch 515 Dampfschiffe
repräsentirt. Wenn es unumgänglich uöthig ist, die
militärische Entwickelung des Deutschen Kaiserreiches
zu überwachen, so ist es nützlich, sich von seiner
industriellen und kommerziellen Entwickelung Rechen-
schaft zu geben. Wir trauen Frankreich die Kraft
zu, Deutschland auf diesem zwiefachen Schlachtfelde
Stand zu halten, aber uur unter der Bedingung
des Arbeitens ohne Ruh und Rast."
— Am 2. November wurde im Gerichte zu
Odessa gegen den Lehrer Argusin wegen Ermordung
seiner Frau, einer Volksschullehrerin, verhandelt.
Der Angeklagte wurde dessen schuldig gesprochen,
im Affekt einen Mordversuch gegen seine Frau
verübt zu haben, und zur Ansiedlung nach Sibirien
verurtheilt, worum er die Geschworenen gebeten
hatte. Sonst würden die Geschworenen ihn viel-
leicht freigesprochen haben.
— Alte Liebe rostet nicht. Der Gil Blas
erzählt folgendes hübsche Geschichtchen aus Paris:
„Der Fürst Amalfi aus Neapel verliebte sich vor
etwa 40 Jahren in ein Mädchen, aber verschiedene
Gründe hinderten ihn, sie zu heirathen. Jetzt end-
lich wird seine Ausdauer von Erfolg gekrönt. Vor
acht Tagen begegnete er seiner Verlobten in einem
der ersten Geschäfte in Paris. Ohne sich um das
anwesende Publikum.zu kümmern, stürzte er auf sie
zu und Beide umarmten sich zärtlich. Die Hochzeit
wurde geschlossen und die beiden Brautleute kehrten
nach Neapel zurück. Der Fürst ist 72 Jahre alt
und seine Braut zählt deren 61."
— Ein schreckliches Unglück ereignete sich, wie
aus Meschede berichtet wird, auf dem Bahnhofe in
Bestwig. Eine Gesellschaft junger Leute aus
Meschede und Laer, die eine Hochzeit in Bestwig
mitgefeiert, wollten behufs Rückkehr den Abends
10 Uhr 36 Min. von Bestwig abfahrenden Per-
sonenzug benutzen. Während dieser Zug im zweiten
Geleise hält, muß das auf dem Perron stehende
Publikum die Durch- oder Einfahrt eines von
Eversberg kommenden Güterzuges abwarten. Erst
nachdem dieser durchgefahren, wird das Ein- und
Aussteigen gestattet. Ein blühendes, noch nicht 20
Jahre altes Mädchen befindet sich auch unter den
dem Perron Wartenden ; sie erblickt plötzlich in
einem der Koupees des Personenzuges einen Be-
kannten, und von der Freude des Wiedersehens be-
wegt, springt sie schnell aus ihn zu, um ihn zu
begrüßen. Aber kaum hat die Unglückliche das
erste Geleise betreten, als sie von der Maschine
des heranbrausenden Güterzuges erfaßt und über-
.fahren wird. Die dem gräßlichen Schauspiel er-
starrt Zuschauenden hören blos noch einen gellen-
den Schrei und sehen dann die noch 8—10
Waggons über, den Körper des unglückseligen
Geschöpfes dahinsausen. Als der Zug zum Halten
gebracht, bot der überfahrene Leichnam einen
grausigen Anblick dar; der Kopf und die Füße
waren von dem zur Unkenntlichkeit zerrissenen
Rumpfe getrennt.
— Eine Bärengeschichte. lieber einen entsetz-
lichen, kürzlich in einem ruthenischen Gebirgsdorfe
Galiziens mit einem Bären geführten Kampf wird in
österreichischen Blättern berichtet: Eine halbe Meile ab-
seits vom Dorfe befindet sich auf einem Bauerngute eine
solid gebaute Winterwohnung sammt Viehstall unter
einem Schindeldache. Drei kräftige Banernburschen mit
einem Hirtenknaben trieben am Abend die Schafe und
das Rindvieh in die bezeichnete Stallung, schlossen die-
selbe mit den festen, hölzernen Riegeln und begaben sich
auf ein zweihundert Schritte entferntes Kartoffelfeld,
um dasselbe vor dem Einfalle der in ganzen Rudeln
herumziehenden Wildschweine zu bewachen. Um Mitter-
nacht, da sie beim lodernden Feuer saßen, hörten sie
ein fürchterliches Brüllen der Ochsen im Stalle: sie eilten
dahin und fanden die Thür aufgebrochen sowie einen
großen Bären, der die Ochsen überfallen hatte. Ohne
sich zu bedenken, stürzten zwei der Burschen, mit Knitteln
bewaffnet, in den offenen Stall, um den Bären zu ver-
treiben. Der Bär ließ seine Beute los, ergriff den ersten
Burschen mit den Vordertaben, zermalmte ihm durch
drei Bisse den Hirnschädel und warf ihn todt zu Boden.
Dann faßte er den zweiten Burschen, warf ihn^ nieder,
zerfleischte ihm die Brust, den Oberarm und die Schenkel,
legte sich über ihn und saugte das hervorströmende
Blut auf. Der Unglückliche hatte noch so viel Geistes
gegenwart, dem dritten Genossen zuzurufen: „Lieber
Paul, fliehe; denn ich bin schon verloren!" In der
Ängst flüchtete sich dieser auf den Dachboden des Hauses,
und da er bei der Hellen Nacht den Bären über dem
Körper seines Kameraden liegen sah, ergriff er eine
zur Hand befindliche Heugabel und stieß mit derselben
von oben auf den Bären, um ihn von dem Körper des
noch stöhnenden Burschen zu vertreiben. Der Bär rich-
tete sich auf und machte einen Versuch, an der starken
Dielenwand hinaufzukriechen. Als Paul dies sah, flüch
tete er sich durch eine Oeffnung auf das Dach: der Bär
tödtete unterdessen noch drei Stiere und einige schüfe,
verließ dann das Gebäude und fand vor demselben den
kleinen Hirtenknaben schreiend und weinend: er faßte
denselben mit einer Tatze am Rücken und warf ihn dann
etwa zwei Klafter weit in einen Graben, wo der Knabe
sich eine Rippe brach. (G. Z.)
Lokales.
Heidelberg, 8. Nov. Herr Stadtrath Joseph Klein
dahier hat sein Haus, Hauptstraße 93 mit Bäckerei und
Weinwirthschaft zur „goldenen Gerste," um den Preis
von 55,000 Mk. an Herrn Thomas von Sandhaufen
verkauft. (H. Ztg.)
5L. Heidelberg, 8 Nov. Bor etwa 7 Wochen
übergab ein hiesiger Geschäftsmann einem dahier an-
sässigen Herrenkleidermacher" eine Hose zur Abänderung.
Es verstrichen Tage und Wochen und die Hose kam
weder in ausgebesserter noch unausgebesserter Form
zurück. Alle Bitten des Eigenthümers blieben erfolg
los. Wo war wohl die, Hose hingekommen? — Leicht
zn errathen; — das Schneiderlein wurde von dem
Eigenthümer der Unterschlagung angeklag! und nach
kurzem Verhör und Besinnen holte die Polizei die fa
tale Hose im städtischen Pfandhause ab. Der Mann
von der Nadel hatte den Erlös durch die Gurgel ge-
jagt und wird nun in Kürze Großh. Schöffengericht
der kurzen Freud' halber Red' und Antwort stehen. —
Lieber Leser, magst Du vielleicht selbst noch nichts
Aehnliches erlebt haben? —
Handelsberichte.
— Zahl nngseinstell un gen. Die Firma Behrens
in Marienburg mit M. 900,000. — Die größere Berliner
Getreide- und Prodnktenfirma D. M. ist fallit, Passiva
ca. 170,000 M., die Aktiva ca. 70,000 Bi. - I. M.
Abrams und Co. in London haben ihre Zahlungen ein-
gestellt. Die Maschinen - Dampfkesselfabrik Gebrüder
Hempsted in London und Granton stellte die Zahlungen
ein. Die Passiva betragen MOMO Pfund. — Die
Entrepreneur-Firma Alfred Hnmpaye in Birmingham
liguidirt. Die Passiva betragen IM,100 Pfund. Die
Mehrzahl der Schulden ist durch Garantien gedeckt.
Schwetzingen, 7. Nov. Auf dem heutigen Wochen
markte kostete Butter pr. Pfd. M. 1.15, Eier per Stück
7 und 8 Pfg. Der Markt war äußerst lebhaft.
Heilbronn, 6. Nov. (Obst- und Kartoffel-Markt.)
Obst 5 M. 80 Pf. pr. Ztr. Kartoffeln, gelbe 1. M. 80 Pf.,
Wurstkartoffeln 2 M. 20 Pf.
Stuttgart, 5. Nov. (Hopfenmarkt.) Zufuhr 70
Ballen. Berkaus lebhaft. Alles verkauft bis auf 13
Ballen mit sehr hohem Limit. Preise von 155—175 M
pr. Ztr. und Trinkgeld. Meistens nach Nürnberg.
M annhei m, 5. Nov. (Produktenbörse.) Per 100
Kilo: Waizen, Pfälzer 20 M. 25 Pf., russischer 19 M.
50 Pf., amerikanischer Winterwaizen 22 M., kalisorn.
22 M., Roggen, Pfälzer 16 M. 25 Pf., russischer 15 M.
50Pf., Hader, badischer 14 M., württemb. Kernen MM.
50 Pf., Bohnen 22 M. 50 Pf., Wicken 18-19 M.,
Waizenmehl Nr. 0 35 Bi., N. 1 32 SN., Nr. 2 29 M
50 Pf., dir. 3 27 M., Roggenmehl Nr. 0 27 M. 50 Pf.,
Nr. 1 22 M. 50 Pf.
(Pfälzer Tabak.) JnHeddes heim wurden ca. 150
Ztr. Tabak in feuchtem Zustande abgehängt, die unver-
kauft blieben, ebenso in Viernheim zwei kleine Partien,
wovon eine, weil zu feucht, wieder aufgchängt wurde.
In Lorch ea. 3000 Ztr. zu M. 32—36, in Friedrichsthal
ca. 700 Ztr. zu M. 43—44, in Memprechtshofen (Bühler-
thal) einige Partien zu M. 32—38. Elsässer Rebut,
Benfelder ca. M. 24, Lauterburger Gegend M. 16—M
per 50 Kilo excl. Steuer. Für 1882er Tabake sind die
Besitzer fester.
Berloosungen.
Meininger 7 sl.-Loose vom Jahre 1870. Zie
hung am 1. Nov. 1883. Die Prämienziehnng findet am
1. Dez. statt.
Braunschweiger 20-Thlr.-Loose vom Jahre 1868.
Ziehung am 1. Nov. 1883. Die Prämien Ziehung findet
am 31. Dez. 1883 statt.
Stadt Lüttich 100 Fr.-Loose vom Jahre 1868.
Ziehung am 2. Nov. 1883. Auszahlung am 1. Februar
1884. .nauptpreise: Nr. 98745 », 10,000 Fr. Nr. 2512
11936 22285 n 1000 Fr. Nr. 29285 31981 52683 94204
ü 500 Fr.
Verantwort!. Redakteur: vr. H. Wayder in Heidelberg.