demokratisch gesiiiiiter Heidelberger: „Jch wollt', die verfluchte
Preuße wäre endlich do." Sie marschierten ein, und man
wies auf die schwarz-rot-goldene Fahne am Heiliggeistturm,
von welcher der Wind das Gold abgerissen und der Regen
das Rot ausgewaschen hatte, so daß sie als preußische Fahne
endete. Durch Reden und Mehrheitbeschlüsse war cs nicht
geglückt, daß Volkswille und Fürstenmacht zusammenwirkten.
Es ward wieder still aus dem Ludmigsplatz. Bei Tag
ftörte kein Bürgerwehrtrommeln die Vorlesungen; und kamen
zur Doktorprüfung die zwei Professoren der Naturwissen-
schaft von ihren Arbeitstätten in der Vorstadt herein, so
flüsterten die Bürger, das seien die einzigen Menschen der
Erde, deren Namen verdienten, aus der Sonne gekannt
zu werden; denn die Herren Bunsen und Kirchhoff hätten
herausgefunden, wie man die Urstoffe feststelle, woraus die
Gestirne bestünden. Bei Nacht ward es hingegen studentenhaft
laut; im „Museum" sang man das neue Lied vom Roden-
steiner, der nirgends mehr 'nen Tropfen Wein findet; und
lange nach „nachts um halber zwölf" erschienen aus den
Räumen, wo jetzt den Studierenden alkoholsreie Erfrischung
gereicht wird, der Dichter Scheffel mit dem Professor der
Geschichte Häusser, „die Kehlen vom Maitrank durchglüht".
Den Tag darauf schritt Ludmig Häusser aber srisch in die
Vorlesung und lehrte: Preußen sei der Kern, um den sich
der deutsche Staat bilden müsse. Unter der breiten, klaren
Stirn des Redners blitzten die kleinen Augen durch die
Brille Geist, Witz und Zuversicht; man glaubte, bei seinen
Worten die Männer der deutschen Geschichte lebend vor sich
zu sehen, und Zorn, Hoffnung und Entschluß, es müsse an-
ders werden, folgten den Studenten von hier ins Leben.
Tathaft verwirklicht hat des Lehrers Mahnung wohl keiner
besser als der junge Großherzog von Baden, Friedrich I.
Klug und hochsinnig nützte er jede Gelegenheit, dem deut-
schen Einheitstaat näher szu kommen. Dieser ward zuerst
Preuße wäre endlich do." Sie marschierten ein, und man
wies auf die schwarz-rot-goldene Fahne am Heiliggeistturm,
von welcher der Wind das Gold abgerissen und der Regen
das Rot ausgewaschen hatte, so daß sie als preußische Fahne
endete. Durch Reden und Mehrheitbeschlüsse war cs nicht
geglückt, daß Volkswille und Fürstenmacht zusammenwirkten.
Es ward wieder still aus dem Ludmigsplatz. Bei Tag
ftörte kein Bürgerwehrtrommeln die Vorlesungen; und kamen
zur Doktorprüfung die zwei Professoren der Naturwissen-
schaft von ihren Arbeitstätten in der Vorstadt herein, so
flüsterten die Bürger, das seien die einzigen Menschen der
Erde, deren Namen verdienten, aus der Sonne gekannt
zu werden; denn die Herren Bunsen und Kirchhoff hätten
herausgefunden, wie man die Urstoffe feststelle, woraus die
Gestirne bestünden. Bei Nacht ward es hingegen studentenhaft
laut; im „Museum" sang man das neue Lied vom Roden-
steiner, der nirgends mehr 'nen Tropfen Wein findet; und
lange nach „nachts um halber zwölf" erschienen aus den
Räumen, wo jetzt den Studierenden alkoholsreie Erfrischung
gereicht wird, der Dichter Scheffel mit dem Professor der
Geschichte Häusser, „die Kehlen vom Maitrank durchglüht".
Den Tag darauf schritt Ludmig Häusser aber srisch in die
Vorlesung und lehrte: Preußen sei der Kern, um den sich
der deutsche Staat bilden müsse. Unter der breiten, klaren
Stirn des Redners blitzten die kleinen Augen durch die
Brille Geist, Witz und Zuversicht; man glaubte, bei seinen
Worten die Männer der deutschen Geschichte lebend vor sich
zu sehen, und Zorn, Hoffnung und Entschluß, es müsse an-
ders werden, folgten den Studenten von hier ins Leben.
Tathaft verwirklicht hat des Lehrers Mahnung wohl keiner
besser als der junge Großherzog von Baden, Friedrich I.
Klug und hochsinnig nützte er jede Gelegenheit, dem deut-
schen Einheitstaat näher szu kommen. Dieser ward zuerst