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Vater und ihre Stiefgeſchwiſter, die am Typhus
«erkrankt waren, zu pflegen. Es ſollte das Opfer,
welches das edle Mädchen brachte, für sie selbſt ver-
hängnißvoll werden. Nachdem sie ihren Vater und
ihre Stiefgeſchwiſter mit rührender Sorgfalt, mit
kindlicher Liebe gepflegt, wurde sie selbſt von der
tödtlichen Krankheit ergriffen und es ereignete sich
dann, was wir hier zu schildern beabsichtigen. Wäh-
rend die von ihr Gepflegten der wiederhergestellten
Gesundheit sich erfreuten, gedachten sie ihrer Pflegerin
nicht im geringſten. In der ſchwerſten Lage ihrer
Krankheit ließ man sie - ein Arzt war freilich
beigezogen — ohne alle Pflege; man versagte ihr
freilich nichts, weil man ihr keine Gelegenheit gab,
einen Wunſch zu äußern. Man hoffte, der Tod
werde die Tochter, die Schwester, in Bälde hinweg-
raffen, ihr Erbtheil werde dann, als das Bedeu-
tendſte, den Brüdern anheimfallen ~- die Erbin
_ könne, wie man sagt, in's Haus geschlachtet wer-
_ Hen. Der Zweck wurde auch erreicht. — Die
_ Vernachläſſigung der Patientin hatte den beab-
“g? l te EU Me
en. In seiner Grabrede hielt indeß der functio-
de Geiſtliche es für Pflicht, annähernd dasselbe
zu sagen, was wir hier mitgetheilt und die Volkes-
_ C Ætimme, die sonst auch als Gottesſtimme bezeichnet
wird, ſchloß diesem Urtheil sich um so mehr an,
als man allgemein der Üeberzeugung war, daß die
_ Verlebte einer obwohl familiären dennoch unmenſch-
lichen, deshalb unverzeihlichen Rohheit, welcher neben-
bei die gröblichſte Habſucht zu Grunde liegt, zum
Opfer gefallen iſt. Tiefer als die durch den Tod
. der Betreffenden berührte Verwandtschaft, fühlt sich
_ deren Dienstherrſchaft betroffen, welcher die Ver-
. blichene während sieben Jahren viel mehr Hausge-
_ nose als Dienstbote war. :
_ - Sinsheim, 13. Aug. Gestern in aller Frühe
ſchreckte die Sturmglocke die Bewohner unserer Stadt
aus dem Schlafe auf. Es brannte in der Ziegelei
und dem danebenliegenden Oeconomiegebäude des
Herrn Ziegler Grimm, und brach der Brand bald
nach 1 Uhr aus. Ehe noch an Rettung gedacht
werden konnte, hatte das verheerende Element ſich
hon ziemlich ausgedehnt, so daß sich eine hohe
Feuerſäule zum Himmel erhob, als die Feuerwehr
auf dem Brandplatze ankam, trotzdem dieselbe mit
anerkennenswerther Gewissenhaftigkeit gleich zur Stelle
war als kaum das Allarmzeichen gegeben war. Das
Feuer griff eben so rapid um ſich, daß an ein
retten der brennenden Gebäude nicht mehr zu denken
î war und man sich deshalb auf's schützen des Wohn-
hauſes, welches sich den brennenden Gebäulichkeiten
anschließt, beschränken mußte. Dieses konnte denn
. auch glücklicherweiſe gerettet werden und ist nur
_ eine Dachbeſchädigung zu beklagen. Unter den zu
Ruinen gemachten zwei Gebäuden befinden sich be-
_ deutende Stroh- und Futtervorräthe, ebenso eine
_ große Anzahl Hühner, welche umkamen; in großer
_ Gefahr befand ſich auch ein Pferd, das schon ver-
_ engt war, das übrige Vieh konnte glücklicherweise
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mutter gegeben, eine Aenderung herbei zu führen.
Sie hatte nur weiblichen Glauben an die Kraft,
Güte und Treue Alwynne's, den sie, wenn auch noch
; sss zit der Macht einer erwachſenen Mäd-
enseele liebte.
Es war eine köstliche Stunde für Clara, allein
zu sein und sie gab sich so ganz ihren glücklichen
Gedanken hin, daß sie kaum das Geräuſch einer ein-
tretenden Person hörte.
lich 19%. 14t pute sl.z! zus fett ie we
mutter; „ich wünſche ein paar Worte mit Dir zu
reden.“ Das junge Mädchen stand vor ihr, bleich,
s sher zie flsnstren Augen ſsprühten Herausforderung
. und Treot.
y Fk r< z! qprcaztr De rte.
Fenſter springen.
Clara sette sich in stolzer Schweigsamkeit.
. „Ich habe viele Mühe mit Dir gehabt, Clara,
_ von der unglüllichen Stunde an, wo Dein Vater
\ Dich in meiner Obhut zurückließ, aber ich gestehe,
_ dag ich nie den Gedanken gefaßt habe, ich werde
einel Tochter wegen solchen unpaſſenden und un-
Weiblichen Benehmens, wie ich es heute mit Schmerz
an Dir erlebt habe, tadeln mtſſen, und ich sage
Dir, daß Alles, was Du Dir, verleitet durch Mr.
_ Comtton's freundliche Aufmerksamkeit einem Kinde
ät Fuze drt neſihie tar
_ chämung führen wird. Mr. ct iſt heimlich
_ verlobt mit der jungen Dame, von der er gesprochen
_ hat, er hat es mir anvertraut unter dem Siegel der
_ Vernſchwiegenheit, weil er triftige Gründe hat, es
ebenfalls gerettet werden. Die Entſtehungsurſache
iſt noch in Dunkel gete!!t und ergeht man sich nur
in Vermuthungen. Die Hauptsache iſt, daß Gebäude
und Fahrniſsſe versichert sind. Der Umsicht und dem
thatkräftigen Einschreiten unserer Feuerwehr und
allen, welche mithalfen, gebührt die vollſte Aner-
kennung. Möge der Himmel unsere Stadt vor einem
ähnlichen Unglück beschützen.
[ Eberbach, 13. Aug. Unsere Stadt rüùſtet
sich in großartiger Weiſe zu der nächſten Sonntag
hier stattfindenden Kriegervereinsfahnenweihe. Das
soll ein Feſt geben, wie seit Decenien keines in
unsern Mauern gefeiert wurde und so ſind alle
Comitee's und die ganze Einwohnerschaft vollauf
beschäftigt, den Feſttheilnehmern ihren Aufenthalt
ſo angenehm wie möglich zu machen. In löblicher
Weise bewilligte die ſstädtiſche Verwaltung das zu
Kränzen und sonstigen Decorirungen nothwendige
Laub, so daß ſich Eberbach in seinem ſchönſten Feſt-
VF Uther Bh. Us ts
noch deren Angehörige rechnen, denn mancher ehe-
malige Kriegersmann wird Weib und Kind mit-
bringen, ſo daß sich jeßt ſchon eine stattliche Zahl
ergibt, troßdem die Zuſagen vieler Vereine, di. ſich
ficher betheiligen, noch ausstehen. Die Ehre Fahnen-
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Die schwere Wahl unter vielen sehr geeigneten
Damen wurde vom Damen-Comitee entschieden. Ist
uns das Wetter günstig, so steht uns und allen Feſt-
theilnehmern ein herrlicher Tag in Aussicht, säume
deshalb Keiner der sich für die Sache der Krieger-
vereine und Eberbach ſelbſt intereſſirt, seine Schritte
nächſten Sonntag hierherzulenken, denn alle werden
ye hg ruternea sir. Aug. Gestern Nach-
mittag ereignete sich hier ein Akt brutaler Rohheit,
wie er ſonſt glücklicherweise zu den Seltenheiten ge-
hört. Einige Burſchen saßen in der Nähe des
Ortes am Wege und wurden von vorübergehenden
- Dreſchern (aus dem Württembergischen) mit „Guten
Morgen“ angeredet. Die Burschen erwiderten den
Gruß mit dem Bemerken, im Badischen sei es jetzt
nicht mehr Morgen. Auf dieſes ſchalten die Drescher
„badiſche Windbeutel“, und als auf der andern
Seite das Wort „Schwoben“ fiel, riß einer derselben
einen armsdicken eichenen Baumpfahl aus der Erde
und ſchlug diesen mit aller Kraft mehrmals auf
einen der jungen Leute, den, der sich am Streite
gar nicht betheiligt hatte. Der Unglückliche erlitt
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und steht ſein Leben in ernſtlicher Gefahr. Der
Thäter, der etwas angetrunken gewesen sein soll,
wurde in das Amtsgefängniß abgeführt.
* Wimpfen, 11. Aug. Am letten Sonntag
fand in der hiesigen Stadtkirche durch den evangek.
Kirchenchor unter gefälliger Mitwirkung der Frau
Pfarrer Henrici aus Eberbach und mehrerer Musik-
freunde aus Wimpfen und Rappenau die Auffüh-
noch geheim zu halten“ —— Clara war bleich ge-
worden wie der Tod, aber sie blickte mit Mißtrauen
auf ihre Stiefmutter. Es war ſsehr merkwürdig,
daß Alwynne eine Fremde in sein Vertrauen ge-
zogen haben sollte, und weshalb sollte seine alte
Spielgefährtin nichts von seiner Verlobung wissen ?
„Entſchuldigen Sie, aber ich bezweifle sehr, ob
Sie ihn recht verſtanden haben, Madame.“
neigt, ſolche Thatsachen zu glauben, nicht deſto
weniger iſt dies wahr; Mr. Compton hatte ſeine
guten Gründe, mir dies anzuvertrauen. Er fürchtet,
ich könne seiner Zuneigung zu Ellinor und Deiner
albernen Persönlichkeit eine ernſtere Bedeutung bei-
legen und wünſcht offenbar, daß seine Freundlich-
keit und Aufmerksamkeit nicht mißverſtanden werde.
Er wird Dir, wie er sagte, ſeine Verlobung zu einer
ſpäteren Zeit mittheilen und ich würde mein Ver-
ſprechen nicht gebrochen haben, wenn ich nicht Deines
Vaters Kind davor bewahren wollte, durch unmäd-
chenhaftes Benehmen in den Augen Anderer zu ſinken.
„Ich werde Alwynne fragen; es iſt nicht wahr
— er konnte mich nie so verkennen + er weiß, wes-
halb ich mich freue, ihn zu ſehen.“
„Er weiß es nur zu gut, vermuthe ich; ich be-
merkte, wie er Dich voll Mitleid einige Male ansah.
Natürlich verſtand er Deine Albernheit, und wenn
Du ihn fragen wollteſt, könnte er darin nur ein
Motiv erblicken - Eiferſucht; nur Eiferſüchtige
ſtellen ſolche Fragen, laß ihn deshalb nicht glauben,
daß Du zudringlich bist.“
„Ellinor hat ihn doch gefragt,“ sagte das Mäd-
chen trotzig, „steht sie auch auf Jhrer Liſte eifer-
ſüchtiger Mädchen, Madame?“
„Arme liebeskranke Mädchen sind immer abge-
rung des Mendelssohn'ſchen Oratoriums „Atha
ſtatt. Wohl mancher hatte seiner Zeit zweifelnd
Kopf geschüttelt, als er vernahm, der ganze, !
ein Jahr bestehende Verein wolle ſich an eint
schwierige Aufgabe heranwagen. Aber auch
wurden Fleiß und Ausdauer mit Erfolg get
und das auf die Hingabe und den Eifer der
wirkenden gesette Vertrauen glänzend gerechtfe Die
Die Aufführung selbst war recht gut beſucht. Ö
Chöre wurden ohne Ausnahme sicher und e
durchgeführt; die Soloparthieen sowie die Kla co.
begleitung waren in den besten Händen. Der Er
Kirchenchor kann auf den am Sonntag erzielten i
folg stolz sein. Seinem rührigen Dirigenten, .
Vertreterinnen der Soloparthieen, den hiesigen m
besonders den Rappenauer Muſsikfreunden,
deren selbſtloſe Mitwirkung allein das ziel ert
werden konnte, sind wir für den in Wimpfet.
selten gebotenen Genuß von Herzen dankbar. !
der junge Verein auf der eingeschlagenen Bahn k
weiterſchreiten. In diesem Sinne wünſchen
m s§ rte t§r Rechte Je
per Velociped ins Weinberger Thal tc. zurückkehren
stürzte geſtern Abend der Buchbinder Fr. Rau lich
hier beim Herabfahren von Galgenberg so unglü .
von seinem Dreirad, daß er sich überschlug, ſo da
noch im Laufe der Nacht den Geiſt aufgab. Der
unglückte hinterläßt eine Wittwe mit ftinf Kind
* Lahr, 12. Aug. Morgen treffen der La
Ztg. zufolge, die badiſchen Metzgermeister auf
ladung des Geſammtvorſtandes des Landesverbat!t
der badischen Metzger-Innung zur Abhaltung
5. Generalverſammlung hierselbſt ein. Die
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fand dahier im Hofe des Kreisgefängniſſes in
wesenheit des Gerichts und der gesetzlichen Urku
personen, eines Arztes und eincs Geiſtlichen,
Hinrichtung des Mörders Ferd. Faiſt von Ottenh
zulett Dienſtknecht in Reichenbach bei Gengenb
ſtatt. Herr Staatsanwalt Dr. Gruber eröffnete
Verurtheilten nochmals das ſchwurgerichtliche Urt
und die Entschließung Sr. K. H. des Großherz
brach den Stab und übergab sodann den Delinqu
dem Nachrichter. Faiſt bestieg gefaßt und reuig
Schaffot, betete bis zum le tten Augenblick laut
inbrünstig und küßte beständig das in seinen Hän
gehaltene Kruzifirk. In 10 Minuten war die g
traurige Handlung zu Ende. Außer den Urku
Fru rhea e My mur zs csev
* Freiburg, 11. Aug. Gestern früh wurde
hiesigen Bahnhofe eine seltene Festlichkeit began
indem in Gegenwart vieler Eiſenbahn-Bedienſt
dem Lokomotivführer Herrn Martin Hansen die
von Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog verlie
goldene Verdienstmedaille durch Herrn Maſchi
Ingenieur Behagel überreicht wurde. In einer ku
aber ergreifenden Ansprache an die Anwesenden
der Redner besonders die große Pünktlichkeit
„Ellinor fragte bloß zum Scherz in unser A
Gegenwart, eine ernſte Frage ist ganz was and
Ellinor's Worte waren eine spielende Neckerei,
nicht mißverſtanden werden konnte. Ich wollte,
wärſt ihr etwas ähnlicher in Deinem Benehme
„Es würde mich sehr betrüben, müßte ich gl
ben, ich wäre ihr auch nur in Etwas ähnlich,
dame, ich müßte mich ſelbſt verachten, wenn ich o
Eigenschaften, wie Ellinor sie beſitt, auch nur ſch
fend in meinem Herzen trüge.“ z
_ Mrs. Nugent brachte ihre Hände vor die Au
dann mit erheuchelter Geduld ſagte sie:
„Ich verlange von Dir das Versprechen, 0 .
welches ich Deinen Umgang mit Mr. Compto .
niemals unbeachtet laſſen werde, ich verlange Dei!
heiliges Versprechen, ihm nichts von alle dem, ws
ich Dir anvertraut, mitzutheilen.“ ,
Clara blieb eine Zeit lang schweigend ; fie übe
legte, bevor sie Antwort gab. Sie wußte, daß Vs .
Nugent im Stande war, jede gewisſſenloſe Unwa .
heit auszusprechen und Argliſt anzuwenden, um iht
Zwecke zu erreichen, und, sollte Clara ihrem Ve
langen nicht nachkommen, so war es gar nicht
berechnen, wie weit sie in Betrug und Verläumduns
gehen würde. Der natürliche Instinkt leitete d
junge Mädchen jett, sie hatte ihren Entschluß gefaßt:
test ure. zue h her r cs (
haben, aber in Bezug auf mein Benehmen gest .
meinen Adoptiv-Bruder und einzigen Freund meine .
Kindheit beanspruche ich das volle Recht, mich z°
benehmen wie ich will.“
(Fortsetzung folgt.)