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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

DOI Kapitel:
No. 51 - No. 76 (2. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0245

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A 60.

Deut ches Meich.
ſtarlsruhe, 10. Närz. Nach einer neulich er-
laſſenen Verordnung erhebt Baden von Mitte d. M.




Zollgebieis in das Großherzogthum gelangen, die
Nebergangoſteuer von Branntwein nach Maßgabe
des Procentgehaltes und gewährt bei der Ausfuhr
entſprechende Rüdvergütung. Es iſt damit ein
Gegenſtand geregelt, der lange auf der Tagesorb-
nung der dringenden Würiche unferer Parfuͤmerie-
Induſtrie zur Ermöglidung einer Wettwerbung
unter gleichen Bediugungen auf dem deutſchen Marli
geſtanden hat. — Bis jetzt haben ſich keine Anzeichen
dafür ergeben, daß der proviſoriſche Steuerfuß für
die neue Einkommenſteuer (21/, Mt. vom Hundert)
in dem endgiltigen Finanzgeſetze eine irgend weſent-
liche Aenderung erfahren werde. Das im vorigen
Jahr für Baden ermittelte Steuercapital der Ein-
konimenſteuer betraͤgt (mit Berlickfichtigung der


Stufen bis zu 10000 Mt. Einlommen) etwas uber
180 Mallionen und die Steuer ſelbſt bellaͤufig
E Millionen.

ſtarlsruhe, 8 Närz. Wie erzählt wird, ruͤhrt
die Ertrankung des Erbgroßherzogs von einer Er-
laͤltung her, die ſich derſelbe in Freiburg beim mili-
taͤrlſchen Dienſt zugezogen haben ſoll. Die Frau
Sroßherzogin begab fich heute Nacht auf die Ver-
ſicherung des Arjtes, daß Beſſerung eingetreten ſei,
um 12 Uhr zur Ruhe. Die Erbgroßherzogin machte
heute Nachmlitag in Begleitung der Freifrau von
La Roche einen kleinen Spaziergang zur Erholung.
Profeſſor Kußmaul iſt heuie Mitiag naͤch Straßburßz
zuruͤckgekehrt, wird aber bald hier wieder eintreffen

Berlin, 10. Marz. Im Reichstag ſteht zur
Berathung der Antrag Windthorſts wegen Be-
freiung Abgeordneter vom Zeugnißzwang. Nachdem
Windihorſt, Bernuth und Sänel für Kommiſfions-
verweiſung, Hammerſtein für ſofortige Abweiſung
geſprochen haben, erklärt der Staatsſekretär Bötticher
ich gegen kommiſſariſche Berathung des Antrages.
Zur Unterſuchung der Frage ſei nichts einzuwenden,
doch ſei zweifellos, daß eine einſeitige Erklarung
des Reichotags auf die betreffenden Behörden ein-
lußlos ſein maſſe. Der Bundesralh nahm zu dem
Antrag noch keine Stellung, dagegen ſei die preu-

Die Falſchwünzer.

ſernntnal⸗Roman von Ouftavy Loffel.







(25. Fortſetzung.

Ich ſagte ihm ſo etwas in meiner Verzweiflung.
Aber nun hätteſt Du ihn erſt ſehen ſollen!

„Er lachte wild und hoͤhniſch.“

„Wahnſinnig ſoll ich ſein! rief er, „wahn-
finnig! Ja, ja, das fieht Euch aͤhnlich es iſt das
Letzte worauf Ihr Euch berufen Könnt, um meine
Anklage niederzuſchlagen, um meine Beweiſe zu ent-
kraͤften. Freilich grenzt e& an Wahnfinn, wenn
plötzlich Yemand gegen einen allgemein geachteten
Mann fich erhebt und ihn des ſchwerſten, furcht-
barſten Verbrechens beſchuldigt, welches Menſchen
begehen können, gegen einen Mann, deſſen Ruf als
Sefchäfts: und Ptivatmann ſo zu ſagen Aber der
Verleumdung ſteht, und zu dem bisher Jeder mit
dem allergroͤßten Vertrauen emporblickie. Es grenzt
an Wahnfinn, ſage ich, und ich wußte gleich an
fangs, daß Sie fich die ſehr beliebte Ausrede nicht
würden entgehen laſſen. Man hat ſchon aus dem
gleichen Anlaß Menſchen ins Irrenhaus geſteckt, {n
dem fie dann für immer verſchwanden. Bas koͤnnte
man auch hier, meinen Sie, weil ich nur beſchuldi-
gen fönne, ohne etwas zu beweiſen. Aber Sie
trren. Ich habe ein furchtbares Beweismittel gegen
Sie in den Haͤnden; hier dieſen letzten Brief von
meinem Vatet. Es iſt der letzte, den ich von ihm
mpfing.“

„Er wies mir einen Brief, nach dem ich un-






ſiſche — — der Anficht, daß 2






zwang nicht befreie. Nur dürch ein Geſetz könne
eine andere Auslezung de& Verfaſſungsartikels be-
ſchloſſen werden. Rheinbaben ſpricht gegen den An-
trag Windthorft’8 in vorliegender Form, hat indeſſen
gegen eine genauere Pruͤfung deffelben in der Ge-
ſchäftsordnungskommiffion nichts einzuwenden. Pfaf-
ferot iſt für den Antrag Maltzahn erklaͤrt, der
Antrag Windthorſt widerſpreche dem geltenden
Rechte und müſſe rundweg abgelehnt werden. Windt-
horſt tritt den Ausführungen des Vorredners ent-
gegen. Nachdem Hänel nochmals für Kommiſſions-
berathung, Hammerſtein dagegen geſprochen und
Staaisſelretar Boͤtticher nochmals die Auffaſſung
der preußlſchen Regierung vertheidigt hat, wird der
Antrag an die Geſchäftsordnungskommiſſion über-
wieſen Das Haus verwies den Antrag Moltles
an eine 2l-:gliedrige Kommiſfivn. Der Antragſteller,
ſowie der Kriegsminiſter ſprachen ſich für eine Aus-
einanderhaltung der Penfionsfrage und der Nom-
munalbeſteuerungsfrage aus. Lberalerſeits wurde
eine reichoͤgeſetzliche Regelung der Beſteuerungoͤfrage
verlangt.

Berlin, 9. März. In parlamentariſchen Kreiſen
bleibt man dabei, daß ſich die weiteren Stadien der
lirchenpolitiſchen Vorlagen ſchnell abwickeln wuͤrden.
Heute war die Redactionskommiſſion thätig, und am
Donnerſtag ſoll die zweite Leſung beginnen, welche,
wie man glaubt, nur wenige Zeit in Anſpruch
nehmen wird. Im Herrenhauſe wäre die Annahme
des Geſetzes faſt einſtimmilg geſichert. Man fieht
natuͤrlich dem Berichte 3en Juſtizrath Adams er-
ſtattet, mit um ſo größerer Spannung entgegen,
als über den Verlauf der Kommiſſionsberathungen,
dank der geprieſenen Geheimhaltung derſelben, die
abenteuerlichſten Angaben verbreitel ſind. — Die
Arbeiten der Rommiffion des Abgeordnetenhauſes
für das Kolonifirungsgeſetz werden ſich alabald ziem-
lich glatt abwickeln. Die Konſervativen find von
dem Gedanken der Erbpacht zuruͤckgelommen und
werden im Prinzip die Rentenguͤter beantragen.
Bezſiglich der Buͤrgſchaften für die Zuſammenſetzung
der Immediat⸗Kommiſſioh ſoll bereits das Geſetz
alle Beſtimmungen enthalten. Dem Staatsrath
würde dann nur obliegen, die Inſtruktion für die

ſicht, mich von der Wahrheit ſeiner Beweiſe zu über-
zeugen.

Er mißverſtand meine Bewegung und barg den
Brief raſch noch einmal an ſeiner Bruſt.


er „aber ſo leicht entreißt man mir nicht die ein-
zige Waffe gegen Ihre Uebermacht von Anſehen
und guten Ruf. Sie ſollen wiſſen was er enthaͤlt,
aber aus meinem Munde. Mein braver, alter
Vater giebt mir darin mit Bedauern kund, daß er
begruͤndete Urſache habe zu glauben, der hochange-
ſehene Kommerzienrath Etwold ſei nicht der Mann,
fur den er fich ausgebe, ſondern ein Elender, der
ſeine ganze, ſtolze Exiſtens einem — Verbrechen
verdanke.“

Hier erlitt Klara's Erzaͤhlung eine ſehr uner-
wartete Unterbrechung.

Die Phantafien eines Wahnſinnigen, als welche
ſie die Verdaͤchtigung des jungen Forſters charal-
teriſirte, hatten auf ihren Vater einen ſolchen Ein-
druck gemacht, daß er bei dem Wort Verbrechen
ſeine fich ſtelig ſteigernde Erregtheit nicht mehr zu
bemeiſtern vermochte. Er ſprang auf die Füße.
In ſeinem entſetzensbleichen Antlit malte fich etwas
das ſelbſt dem Ausdruck des ſtieren Wahnſinns
gleichlam.

Mit einem halb erſtickten Aufſchrei ſprang auch
Klara empor. So hatte ſie ihre Erzaͤhlung nicht
bewegt, wie jetzt der Anblick ihres unglüclichen
Vaters.

„Ein Verbrechen — ich,“ ſtammelte Etwold,
„diefer — Elende — ah!

Eine plotzliche Schwaͤche ließ ihn verſtummen.









Nommiſſion feſtzuſetzen. Auch über die konftitutionell
Bedenken glaubt man in der Kommiſfion bald zu
einer Vereinbarung zu gelangen. — Die Angelegen-
heit wegen der Unzulaͤffigkeit des Zeugnißzwanges
für Mitglieder der Parlamente anlaͤßlich ihrer
Aeußerungen uͤber Thatſachen, welche ihnen mitge-
theilt worden find, wird Morgen vorausſichtlich im
Reichstag zu ſehr umfangreichen Debatten fuͤhren.
Der Abgeordnete Dr. Windthorſt war bemuͤht, ein
großes Material bezuͤglich fruͤherer Fälle zuſammen-
zutragen. Aehnliches iſt von anderer Seite ge-
ſchehen, und ſo iſt denn die Annahme des bekannten
Windthorſi ſchen Antrages als ſicher anzuſehen. Man
darf nur darauf geſpannt ſein, wie fich die Regie-
rung dazu ſtellen wird. — Ferner erwartet man
in der morgenden Sitzung eine beſtimmte Erklarung
der Regierung uͤber ihre Stellung zu der Frage
der Heranziehung der Offiziere zu den Gemeinde-
abgaben.

Oeſterreich.

Wien, 9. März. Die aͤntideutſchen Demon-
ſtrationen der galiziſchen Polen riefen in den hiefigen
Regierungskreiſen einen peinlichen Eindruck hervor.
Deshalb wurde, wie die „Fr. Zeitung“, meldet, auf
Weiſung einflußreicher Polen der Plan wegen Bil-
dung einer Geſellſchaft zum Ankaufe der berſchul-
deten Guͤter in Poſen aufgegeben.

Frankreich.

Paris, 8. März. . Die Akademie der Wiſſen-
ſchaften ſtimmte geſtern dem Projekte zu, für Paſteur
eine Anſtalt zur Heilung der Tollwuth zu e richten,
welche zur Aufnahme von Franzoſen und von Aus-
laͤndern beſtimmt ſein ſoll. Die Morgenblätter for-
dern das Publikum zu Beiträgen für das genannte

Juſtitut auf.
England.

London, 8 März. In Cardiff wurden heute
fruͤh durch eine Keſſelexploſion auf dem Dampfer
„Rıfleman“ 6 Perſonen der Mannſchaft getödtet
und in Stuͤcke zerriſſen. Der Dampfer felbit wurde
zerſprengt. Ein Theil des Keſſels wurde 300 Mtr.
weit fortgeſchleudert, wobei der Steuermann eines


London, 10. März. Das Unterbaus verwarf
mit 241 gegen 229 Stimmen Dillwyn's Antrag
zu Gunſten der Eniſtaatlichung der Kuche zu Wales.












Er ſank mit dumpfem Stöhnen und am ganzen
Körper zitternd auf ſeinen Stuhl zuruͤck.

„Klara warf ſich vor ihm auf die Knie nieder
und umſchlang ihn liebevoll mit ihren Armen.

„Mein Vaͤter rief ſie.„O, mein guter, lieber
Vater! Komme zu Dir, fieh mich an — o, ſprich
mit mir — ein Wort nur — — icch beſchwöre
Dich! Ein Wort — Vater, zu Hulfe.“

Ihre flehend bewegte Stimme erhob ſich zum
Schrei, fie wollte ſich losreißen, forteilen, um Hülfe
zu holen.

Aber da belebten ſich die ſtarren Zuͤge wieder;
das zum Herzen zuruͤckgewichene Blut duͤrchſtrömte
aluihend die erſtorbenen Glieder; der bedrohende
Schlaganfall war abgewendet.

Eiwold rang nach Athem, und die Angſt, die
ſich dabei in ſeinen Zügen ausdrückte, ließ Klara
erkennen, daß er keine Haͤlfe wuͤnſche, als die, welche
ſie ihm gewähren Könnte.

Die erſten, keuchend hervorgeſtoßenen Worte be-
ſtätigten dies. Jyr Vater wollte jedes Aufſehen
vermelden, wie er denn auch ſtrengſte Geheimhaltung
der ganzen Unterredung forderte.

Nach kurzer Zeit hatte er mit Hülfe einiger
kleiner Reſtaurativmittel, welche Klara ihm reichte,
ſeine volle Selbſtbeherrſchung wiedergewonnen. Ein
paar haſtige Schritte durch's Zimmer thaten das
Uebrige, um jede Spur zu verſcheuchen.

Klara war aber noch immer ſehr beſorgt um
ihn, und ſo zwang er ſich zu einem Laͤcheln, um fie
zu beruhigen.

„Es war nur ein ſtarker Blutandrang nach dem
Kopf,“ ſagte er, „eine ganz gewohnliche Erſcheinung
des Affekis bei ſolchen reizbaren Naturen wie die


 
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