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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

DOI Kapitel:
No. 127 - No. 149 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0549

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Samfiag,















Heint taͤglich außer Montag. Abonnementopreis mit dem
* — Unterhaltungsblatt für Geibelberg: monatlich 50
997 935 547 1117 ttü[;u:[o[;rx‚ durch die Poſt bezogen viertelj. M, 1.25
ohne Zuftelungsgebühr.

Giesloch









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Juni
' das „Seidelberger Tageblatt' werden
wüährend von ſammilichen Poſanſtalien, Briefs











Die Erpedition.

211512088 2 exurd unſeren belannten Agenturen zum Preije

He a75 Man 20 Pfg. frei in’s Haus, fotwie von unfjeren

findet die Billet-gga l und den Trägern und Trägerinnen der

Zuge {ftatt. — umgebung zum Preiſe von 50 Pf. monat-
N Entgegengenommen.



Deutidhes Keich.

| — 2 Juni. Die Rommiffion des Reichs-
; für die Branntweinfteuer genehmigte S, 4 des
Au Dativen Gefegentwurfs® belreffend die Matfchs
M aeucr unter Ablehnung der Aenderungsantraͤge
Edg. Seipio, Ubden und Buhl nach dem An-
& eiſt, wonach wie im Regierungsentwurf der
ſ don zehn Prozent der Sieuer flattfinden ſoll.
Kommijfinn Lehnte die SS 5—8 bder Regies
— (Anzeigepflicht, Faͤhrung des Steuͤer-

iten
gen Preiſen.

krmers

raße 58.
— * Entrichtung der Abgabe, Firation der Schuß-

— — ſi
te Köchin k,mungen) mit den dazu geftellten Nenderungs:
* * auf * dex Nationalliberalen ab, ferner die SS
— c. 2r — und Strafbeſtimmungen) dis-
— — ebenſo den Reſt der Regierungovorlage.
” WMegenz 4* — ** — —
z IW reitag Ratt,

.3flflfl€flffl]ltlfl%£'fltn‚ 2, Juni. Erabiſchef Dinder iſt heute
44 * 8 * Kultusminiſter Nachmittags vom Katfer
— Un Da gla —
st%iiqägg“% 2. Juni. Bei der heutigen Erz-
— * A abl, wurde Dr. R o os Biſchof von Lim:
ehrſtelle. Dl mfimmig alg folder gewählt. - (Wieberholt
* vn B T in einem Theil der Legten Nummer unferes
} * rel Ned.)

ann
* Fraukreich.

ttes
> aufgenommen
ru 2. Juni In Decazeville iſt bei einem
Otto, ST eine neue Dynamit-Explofion erfolgt. —
Haushaltung rhandlungen Frankreihs mit Korea wegen
ı3-Mrtifel. 2 —— — ziehen fich ſehr in die Lange.
— . * als „auverläffig“ verfichett wird, kommt
Shl y Sn3ahl Siudenten aus Heidelberg, Muͤnchen
lllierda * Bonn, die von dem algemeinen Vereine der
$ eiöe[ßerß'„‘gfi © Studenten eingeladen worden find, im Juli
Zimmer Schloß eu abgereift.

Baris. — Der Herzog von Aumale ift —
nit oder oh
das vergrabene Teſtament.

Roman von Ed. Wagner.




Verkaͤnf
kal



(Fortfegung.)

} * Fenn näher Bettine, ſprach der Baronet mit
äftslage, 7 42 wungenen Laͤcheln welches ſchlecht zu
— HA —— — — Geficht paßte. „Dies
uf Michaelt Yl E Uermartete8 Bergnügen. Sche Dih.“
aheres Frl ht‘üdte einen Lehnfluhl an den Kamin und
2. Stod. — alte Frau ſo ehrerbietig, als ob fie eine

fn en wäre, nach demfelben. Bettine hatte fei:
—— } ex cte ihr ganzes Leben lang treuͤ gedient
nmielfabrtfeft. gvfl‘ßtneb war deshaͤlb bemübt, ihre alten Tage ſo
Uor: ‘l‘re?‘gt A 8 als möglich zu maͤchen
—— — * eine kalte Nacht, Bettine,“ ſagte Roſa-
—— 4 el — 4 ihre darren Hände an

» men hielt

1911 l"‘“”'be%%?‘ Ihr Eure Enkelin Beſſy diefen Abend

* * * — — 2
Ta © eſſerte die Alte Lächelnd. „ war
Nool ga O Biutter Großmutter. Beſſy iſt die erſte
4* Namens in dieſer langen Famt-
18 *3jo wie Sie, Miß Rofamunde, die
— fiud vor bder, deren Die-

Ar vor mehr als achtzis Jahren. —
Jahr

Uund es ſcheint mir nur ein Tag zu

. chtzi
5 728 Mne 758 Sahre i“ wuerholte R de; das
16 %A ları erholte Roſamunde; da
E A E — Bettine.“
die 2 ngewenn man auf ſie zurücklickt,
%. „ 39 haͤtte vergangene Nacht einen

Ka




bru *

28 —

ürme 19 *

; Geld+ 89 Ag
7

ſarten. *
* 5 2 Acht




Belgien.

Brüſſel, 2. Junt. Der Arbeiterkongreß wird an
den beiden Pfingſtfeiertagen hier Rath halten, da
die maſſenhaften Mufzüge auch in den Provinzial-
hauptſtaͤdten unterſagt worden find.

Brüſſel, 2. Juni. In der Verhandlung gegen
van der Smiſſen haben die Geſchworenen das Ur-
theil auf /ſchuldig', doch vhne Vorbedacht geſpro-
chen. Der Gerichtshof erkannte auf 15 Jahre
Zuchthaus.

Brüſſel. 31. Mai. Seit einiger Zeit vergeht
in Bruͤſſel kein Tag, ohne daß ein neuer Skandal
die Fäulniß unſerer fitilichen Zuſtaͤnde aller Welt
offenbaren wuͤrde. Nach der unſauberen Affaire
des Vicomte Edgar Duplelx de Cadignan, welcher
ſich ruͤhmt, von den Bourbonen abzuftammen, kam
jene ſeines Freundes Van der Smifjen, der ſich
jetzt vor den Brabanter Geſchworenen zu verant-
worten hat. Sodann erregte die Erbſchleicherei des
Advolaten Dekant und des Friedensrichters Delannoy
Aufſehen. Heute ſpricht man in Bruͤſſel viel von
dem plötzlichen Verſchwinden des Schöffen des öffent-
lichen Unterrichts, von dem Niemand weiß, wohin
er ging. Seine Freunde behaupten, das cherchez
la femme ſei auch hier der Schlüſſel des ſcheinbar
unlöslichen Raͤthſels. Allein was bedeuten all dieſe
Geſchichten im Vergleiche zu dem Skandal, welcher
ſich gegenwaͤrtig in der tugendſamen Stadt Gent
abſpielt? Dort hat man es, wie bereits berichtet,
gar nicht mehr mit einem einzigen, ſondern mit
einer ganzen Serie, welche immer weniger erbauliche
Details zu Tage foͤrdert. Vor einigen Wochen
lam die Genter Polizet einer Spielhoͤlle auf die
Spur, welche von einigen jungen Leuten gegruͤndet,
ſehr bald auch unterſchiedliche Bürger der alten
llandriſchen Hauptſtadt, darunter Gemeinderäthe,
Induſtrielle, Kaufleute, Banquiers anzog. Die Ge-
ſellſchaft gab fich den Namen Les eravates noires“,
welche an den Verſchwbrer⸗ Chor in Angot“ erinnert.
In dieſer Spielhölle, welche die „Creme“ der
Genter Geſellſchaft vereinigte, wurden allabendlich
horrende Summen gewonnen und verloren. Nach
dem Spiel begab ſich die Geſellſchaft in die Ge-
mächer, wo ein Harem von Damen die Spieler
erwartete. Die Orgien gingen eine Weile ruhig





fort, bis einige junge Lebemänner ihre Geldbeutel
erſchöpft hatten. Da verfielen fie auf die gentale

Traum, welcher mir Alles aus jener Zeit ſo leb-
haft in das Gedaͤchtniß zurſickgebracht haͤt, als waͤre
es geſtern geweſen. Mir träͤumte von der Lady
Bilcheſter, welcher ich zuerſt diente und deren Na-
men Roſamunde war. Ich habe den ganzen Tag
über meinen Traum gegrübelt und habe ihn al8 ;
eine Warnung angeſehen. Deßhalb bin ich gelom-
men, Ihnen, Miß Roſamunde und Sir Archy, den-
ſelben zu erzaͤhlen.“

„Eine Warnung, Bettine ſagte Sir Archy ſein
Geſicht ein wenig nach dem Schatten wendend. , Was
haſt Du denn getraͤumt?“

Die Alte ſeufzte und antwortete: Ö

„Mir träumte, Sir Archy, daß meine Lady zu }
mir kam und an mein Belt trat. Sie ſchien, wie
fie gewöhnlich war, erhaben und ſtattlich aber in
ihrem Geficht lag tiefe Betruͤbniß, als ſie ſagte: !

— — —

„„Geh' zu Sir Archy und Roſamunde und
Es kommt ſchweres Truͤbſal über die
Bilcheſterk. Der Schatz iſt nöthig. Bringt das
lange verborgene Vermaͤchtniß hervor. Durchſucht
den Grauen Thurm, ſucht.“ Da erwachte ich
plötzlich, ein Froͤſteln lief ſiber meinen ganzen Kor-
per und ich erſchrack vor einer Fledermaus, welche
durch das offene Fenſter in mein Zimmer gelom-
men war. Mir war ſehr bange, Sir Archy. Es
werden wunderbare Veränderungen ſtattfinden. Es
ſcheint mir, als ob etwas ſehr Schlimmes im An-
zuge iſt — etwas, was dem Hauſe Wilcheſter Un-
heil und Wehe bringt.“

Sie ſprach in dem feierlichen Tone einer Pro-

warne fie.






phetin, aber in dem Blicke, mit dem fie ihre Zuhörer





1886.

Idee, alle Familienvaͤter, welche Mitglieder der
„ſchwarzen Cravaten waren und den Skandal fuͤrchten
muͤſſen, zu ſchröpfen und organifirten nun ein
Syſtem von Erpreſſungen. Schließlich ſah fich ein
Opfer, welches dem Ruͤine nahe war, genöthigi, die
gerichtliche Anzeige zu machen und ſo kam die
ganze Sache in die Oeffentlichkeit. Die Erpreſſer
wurden verhaftet und mehr als 60 angeſehene
Genter Buͤrger find in den unerhoͤrten Skandal
verwickelt. Dret derſelben haben einen Selbſtmord
begangen. Alle Verſuche, die Affatre zu vertuſchen,
find geſcheitert, da die Angelegenheit bereits in der
Preſſe beſprochen wird.
Deiterreich-Ungarn,

Trieſt, 1. Juni. Hier haͤlt ſich gegenwaͤrtig ein
Beauftragter der deutſchen Reichsregierung auf Be-
hufs Kenntnißnahme der dortigen Hafen ⸗ und Ver-
kehrsverhaͤltniſſe beſonders der Verhältulſſe und
Leiſtungen des Oeſterr. Lloyd. Es haͤngt dies mit
dem Wunſch nach beſchleunigtem unmittelbarem Ver-
lehr zwiſchen Berlin und anderen deutſchen Staͤdten
und Trieſt im Anſchluß an die unterſtuͤtzten Dampfer-
linien zuſammen.







Enaland.

London, 1. Juni. Dem Bureau Reuter wird
aus Melbourne unter dem 31. Mai gemeldet: Nach
den letzten Nachrichten aus Samoa, d. d. 22. Mat,
verließ ein deutſches Kriegoſchiff Apia und begab
fi nach dem von dem Könige Tameſe okkupierten
Gebiete. Köntg Tameſe wird von Deutſchland ge-
gen den König Malietoa unterſtützt. Der engliſche
und der amerikaniſche Konſul in Apla proteſtierten
formell gegen die Mißachtung der Autoritaͤt Malie-
toals infolge des Einfluſſes Deutſchlands Als Antı
wort auf das Erſuchen Malietoa's um Schutz hißte
der amerikaniſche Konſul die Flagge von Samoa
unter derjenigen der Vereinigten Staaten und tele-
graphierte an Praͤfident Cleveland wegen der Er-
richtung des ameritkaniſchen Protektorats uber Sa-
moa. Dieſe Nachricht iſt jedoch bisher anderweltig
nicht beſtätigt worden und dürfie noch in manchen
Punkten der Richtigſtellung beduͤrfen, zumal der-
gleichen internationale Fragen nicht durch eigen-
maͤchtiges Vorgehen der Konſular · Beamten, ſondern
durch das Einverſtändnis der Regierungen entſchie-
den werden.

„Seltjam !“ — murmelte Sir Archy. „Sehr
ſeltſam!“

„Der Traum iſt ſeltſam,“ fluͤſterte Roſamunde.
„Er iſt mir unerkläͤrlich.“

„Es iſt nichts neu unter der Sonne!“ ſagte
Bettine, ihre natuͤrliche Stimme wieder annehmend.
„Sie ſind das volilommene Ebenbild Derjenigen,
deren Namen Sie tragen — der Lady Roſamuͤnde
Bilcheſter. Ich ſehe, Miß Roſamunde, daß Sie
ihre Juwelen tragen; ich erinnere mich recht gut,
wie dieſe uͤbergeben wurden und wie fie lächelte
und erröthete, weil fie ein Geſchenk ihres Geliebten
Und nun find fie ein altes Erbſtuͤck.“

„Ich weiß, daß ich ihr aͤhnlich bin,“ ſagte
Roſamunde ſanft. Ich habe mich oft mit ihrem
Portrait in der Bildergallerie verglichen.“

„Sie haben daſſelben Haar, dieſelbe Augen, daſ-
ſelbe Lächeln und denſelben Ausdruck. Es ſcheint
mir, als ob fie wiedergelommen ſei in ihrer ganzen
„Die
Geſchichte wiederholt fih,“ habe ich ſagen hören,
und ich glaube, Miß Roſamunde, da fie ihr ſo
aͤhnlich find, werden Sie auch ihr Schickſal haben.
In Ihrem Leben wird ſich das Leben der Lady
Wilcheſter wiederſpiegeln.

„War ihr Leben angenehm Bettine?“

Die gute Alte blickte zaͤrtlich in des Maͤdchens
friſches Geficht, als ſie antwortete:

Ihr Leben begann in angenehmer Ruhe, wurde
dann ſtuͤrmiſch und truͤbe, aber nach einer Weile
legte ſich der Sturm und ihr Leben ward ein langer
ſonniger Feiertag. Mag denn auch das Ihrkge ein
folches ſein, wenn Sie den Sturm uͤberſtanden
haben. Ich war ihre Milchſchweſter und Magd.


 
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