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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1886

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No. 202 - No. 227 (1. September - 30. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43926#0857

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8 2 Rebakteur Vi. Alansser is Heikelberg,

8* Wontag. Wonnementäpreiß mit d

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— — für den Monat

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* in’8 Haus, jowie von unfjeren
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8 Unugebung zum Preiſe von 50 Pf. monat-
d "Bengenommen. Die Expeditlon.

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Anfunjt des Fürften Alerander
in Bulgarien.

/














1886.








brachte. Alle Donaufahrzeuge waren feſtlich beflaggt
und viele Schiffe und die Geſchütze von Ruſtſchul
feuerten Freudenſchuͤſſe ab.

Nach kurzem Aufenthalt beſtieg der Fuͤrſt die
Hacht, welche ihn am 23. Aug. nach Reni gebracht
hat und fuhr nach Ruſtſchuk hinuber. Bel ſeiner
Ankunft in Ruſtſchul wurde Fürſt Alcxander durch
Ranonenſalven und durch tauſendſtimmigen Jubel
des Volles begruͤßt. Der Empfang war geraͤdezu
aberwaͤltigend großartig. Gleich nachdem er daͤs
Schiff verlaffen, umarmte der Fuͤrſt den greiſen
Biſchof von Ruſtſchul; dann ſchriit er, nachdem er
die Conſuln der fremden Mächte begruͤßt haite, nach
dem Feſtlande hin. Ehe der Juͤtſt den Boden
betrat, hielt Stambulow eine Anſprache, in welcher
er im Namen Bulgartens um Entſchuldigung für
das an dem Fürfien begangene Unrecht bat. Der
Fuͤrſt erklarte mit bewegter Stimme, daß er das
Geſchehene als Gottes Billen betrachie, und daß er
nur im Vertrauen auf Bulgariens Voll und die
Hilfe des Himmels zurüdgekehrt ſei. Nach weiteren
lurzen Huldigungdanſprachen wurde der Fuͤrſt von
den Naächſtſtehenden emporgehoben und im vollſten
Sinne des Wortes auf den Schultern des Volkes
in’8 Palais gebracht. Der Fuͤrſt ſieht angegriffen
aus; die Ereigniſſe der letzten Woche haben ihre
Spuren hinterlaſſen. Wie verlautet, begibt ſich
der Fürſt Morgen fruͤh um 4 Uhr nach Siſtowo,
dann nach Tirnowo und Phillppopel, ſchließlich
nach Softa.

Veutſche Leich.

Straßzburg, 30. Aug. Dietmal find, in Bezug
auf die neueſten Vorgaͤnge in Bulgarien, die Herren
Offizidſen von Berlin und diejenigen von Wien
ſchnurſtracks widerſprechender Anficht Die Berliner
find dem Fuͤrſten von Bulgarien nie recht gewogen
geweſen und waren von Anfang an ſehr genelgt in
der Beſeitigung desſelben eine Buͤrgſchaft des Frie-
dens zu erblicken, das kochofficloſe Wiener „Irem-
denblatt · aber fuͤhrt heute aus, daß mit der nun-
mehr feſtſtehenden Ruͤckkehr des Fuͤrſten Alexander
auf bulgariſchen Boden für die politiſche Berechnung
und für das thatſaͤchliche Intereſſe Europas jeden-
falls ein gewichtiges Element für die Ruhe des



ſetzung für die Wahrung des Friedens im Oriert
ſchaffe. Gradezu koniſch macht e8 fich, daß zu der-
ſelben Zeit die Berliner Officibſe, die Norddeutſche
Allgemeine Zeitung, die clerilal und deutſch ⸗ frelftu-
nige Prefſe tadelt, weil ſie für den Vertriebenen
lebyafte Partei genommen und deſſen Wiederein-
ſetzung gefordert, und wenn fie, obwohl die ge-
ſammie Priſſe und mit derſelben faſt das gefammte
deutſche Volt, den naͤmlichen Standpunkt eingenom-
men, hinter dieſer Theilnahme lediglich die Oppo-
fitionsluſt gegen den Fuͤrſten Reichstanzler und das
Beſtreben, dem großen Staatemann ctwas in den
Weg zu legen, wittert. Daß die Entthronung des
Faͤrſten Alexander ein Fauſtſchlag gegen Rußland
ſein koͤnne, wie die Norddeutſche glauben machen
will, davon wird, wenigſtens in Suͤddeutſchland,
ſich ſchwerlich jemand überzeugen laſſen. Im übs
rigen meinen wir aber, daß man trotz begelſterter
Vaͤterlandeliebe in allen die Machtſtellung des deut-
ſchen Reiches betreffenden Fragen fich doch noch für
einen muthigen und willenstarken jungen Fuͤrſten
ſollte erwaͤrmen und oͤffentlich erklaͤren duͤrfen, ohne
Verdächtigungen und Unterſtellungen audgefebt zu
ſein. Im Gegentheil, man könnte ſich daruͤber
freuen, wenn auch Demokratie, Deutſchfreifinn und
Centrum ſich, was ſelten genug iſt, für einen ver-
triebenen Fürften ſo warm erklaͤren, well er ein
deutſcher Offizier und Fuͤrſt iſt, um ſo mehr,
wenn durch die Vorgaͤnge in Bulgarten deutſche
Intereſſen angeblich wuiklich nicht beruhrt werden.
Bulgarieu.

Zoſia, 29. Aug. Den ſchon autzugswelſe mit-
getheilten Depeſchen, welche Hofprediger Roch von
Lemberg aus an die „N. Fr. Pr.“ richtete, entneh-
men wir noch einige Einzelhelten: Die Reiſe des
Fuͤrſten fand im Zickzack durch das Land ſtalt. Er
wurde uͤber Braca nach Rahowa geflihrt. Ueberall
wurden die Leute mit Tod — die dem Fur-
ken fich naͤhern wollten. In Braca durfte kein
MNenſch bei Toderſtrafe auf der Straße ſein oder
fich am Fenſter blicken laſſen. In Rußland wurde
dem Fuͤrſten verboten, nach Rumaͤnien zu gehen,
und ihm nur der Weg ſiber Lemberg oder Warſchau
gelaſſen. Er wurde von ruſfiſchen Bendarmen bis
zur oͤſterreichiſchen Grerze gebracht. — Auf tele






| Q
— 88* Alexander hat unter dem Zubel der bul-
* N evölkerung den Boden ſeines Reiches be-
1 2 — — — gut, daß er ſeine Ruͤcklehr be-
2 8 gen n Üflt‚ denn noch koͤnnen weitere Verwicke-
e j ‘\eimm‘fit als ausgeſchloſſen gelten. Wenn wir
ztl dürfen, daß man in Franzenabad be-
ein * Sat, der Rückehr. des Fürfien keinen Wider-
w | e ea Teiten, fo wird doch Rußland {dwerlich
D ä‚m"”tt * andern Vorausfegung auf ein Eingreifen
ıX Ißau‚ 5“ßm‚ als unter der, daß die Ruͤhe in
R „ä‘ %!h:[ Befichert jet. Im Falle eines Widerflandes
4 4 4* Ultonäre waͤre demnach die raſcheſte und
e Niederwerfung der ohnehin fehon
. ] R Sr
gl 4 dn ür Primirten Verſchworer nothwendig. Dazu
ul a — ganz der Nann und die Mel-
* * * ß die in Sofia befindlichen aufftaͤndiſchen
* f | e R quf Radomir zurücziehen, aljo dem
⏑4 4 * dem Wege gehen/ geſtattet die Aunahme,
5 * D zeie * denlen fich zu jalviven. Bisher ver-
* * * ün übrigens, dieſe Truppen ſelen ent ˖
* 1040 j '5!11‚ mu“'erßaupt ſcheinen in Sofia Dinge vor-
* 4 urLlce die baldige Anweſcnheu des Farſten
en 1@6.90; 8 Y ꝛvertz machen.
8 7 * 4* des Faͤrfien Alerander von Lemberg
2 4* ——— u. Rumänien glid einem Triumphs
; w B"“i‘e An allen groͤßeren Stationen wurden
7 7 2 e Ovatlonen dargebracht. In der ru-
7 2*— cren xadt Giurgewo war eine Ehren-
%” | ig fa aufgeſtellt. Der Fuͤrſt ſchritt auf die
%e %‚bnßmbe‚ von Stambulow ?efübtte bulga-
— 4 — zu, Gegrüßte biejelbe und ums
.„„J“i 56'90 8 x ulow, wahrend die aus der Umgebung
4 ze W
Z Y
#| „ 8 vergrabene Leſtament.
* 4 Roman von Ed. Wagner.
* 2
ıbal Er (Fortfegung.)
2 * — fich tief vor Roſamunde und feine
sialt 2 * bewundernd auf der ſchenen Geſalt.
* i Sir Archh, dann fiel ſein Blick auf den
7 „gr Sie 2 Er fuhr zufammen und erblaßte.
7 da Dier, Mr. Camp?“ rief er verwundert.
2 I, Jdle, Sie wären in London.“
x ‚ 4 Eoj Din zum Bejuch dei Sir Archy,“ erwiderte
7 8 v* kait.
@b bra Berwick druͤckte die Sand des Pfarrers
* 4 8 ſeine Freude aus, {bn zu fehen.
Z b,é:_i‘ß&« Berwic ſagie der Baronet, nachdem der
Bi| ran 3© eln Sohn gefebt Batien. „Sie
5 g ;‘:‘I\m‚ ie Freihelt entfhuldigen, die ich mir ge-
g A ml\n„ — — * 4 **
r. Camp Ihnen zu ſagen hat.
5 7 2* — der Vergangenheit und betrifft




alt - *
Dey en Sohr, Lord Pagei.
%;"\bäb@mf blickte fragend auf Mr. Camp. Lord
%'nb‚n mfl‚r& dem Prediger einen warnenden und
zu

8 Samp fhien dieſen jedoch nicht zu be-

NN ün er begann ruhig und ernſt:

Y S 1Ollte Yhnen diefe Offenbarung ſchon vor
Adren gemacht haben, Lord Berwict, aber


——— —
A
* *

*
7—
2 —

44





lann raſch erzuͤhlt werden. Als Ihr Sohn in die
Heimath zuruͤcklehrte, um gleich darauf zu ſterben,
ließ er in Deutſchland eine Frau und in London
bei fremden Menſchen einen Sohn zurüd.“

„Eine Frau?“

„Ja Mylorb,“ ſagte Mr. Camp, feſt, dem ſchar-
fen Blick des Grafen begegnend. „Ich war zu
jener Zeit in einer kleinen Kapelle am Khein ange-
geſtellt und vollzog die Trauung Ihres Sohnes m!
Miß Deane, der Tochter des Lehrers Ihres Sohnes,
ein ſehr liebenswurdiges, unſchuldiges Maͤdchen,
wohl werth, Jyres Sohnes Gattin zu werden.“

„Sie Faben fie getraut? Lebt fie noch?“

Ja, Vylord.“

Lord Berwick ſah ſeinen Sohn ſcharf an und
4 in deſſen verzerrtem Geficht ſein böſes Ge-
wiſſen.

„Varum iſt fie niemals zu mir gelommen ®“
fragie er.

„Weil ſit die Beweiſe ihrer Heirath verloren
hatte. Es hat wohl keine treuere und ediere Seele
auf dieſer Erde gegeben, als die, welche in Miß
Deane wohnte. Ste verließ ihres Vaters friſches
Grab in Deutſchland, und kam nach England, um
lhren jungen Gatten ebenfalls todt zu finden. Sie
ſtand an ſeinem Sarge mit Lord Leonhard, welcher
ihr ſagte, daß die Heirath nicht rechtmaͤßig ſei. Er
wollte nicht glauben daß irgend welche Beſcheinig-
ungen von ihrer Hetrath exiſtirt hatten und ſchlckte
ſie mit gebrochenen Herzen hinweg, erlaubte ihr nicht

wohnen.“


Sohne gewandt.

Lord Leonhard ſtockte.

„Und wenn es ſo waͤre?“ erwiderte er.

Des Grafen Augen flammten. Seine Wangen
erglübten in gerechter Entraſtung. Aber er unler-
druͤckte ſeinen Zorn und fuhr zu dem Geiſtlichen ge-
wendet fort:

„Uad der Knabe, Mr. Camp, wo iſt er?“

„Sie haben ihn geſehen, Mylord,“ entgegnete
dieſer. Er kam nach Berwick Hall und entdeckte
ſeine Verwandſchaft zu Ihnen. Sie ſagten thm,
daß er Beweilſe bringen ſollte —“

„Jener junge Mann war BPazets Sohn, mein
— Enkel?“ unterbrach ihn der Graf.

„Ja, er ging, um Beweiſe zu holen. Lord
Leonhard folgte ſeiner Spur wie ein Blulhund.
Der junge Mann erfuhr, daß ſeine Mutter in
Schottland lebte und ging dorthin, fie aufzuſuchen.
Etwa eine Meile von ihrem Hauſe entfernt, ſchoß
Lord Leonhard aus dem Dunkel der Baͤume an
der Straße auf ihn.“

„Großer Soit!“ rief der Graf.

„Das iſt nicht wahr!“ ſchrie Lord Leonhard.
„Es find Lügen.”

Aber das Ziltern all ſeiner Glieder und die
unruhigen Blicke beſtaͤtigten die Wahrheit dieſer
Ausſagen.

Lord Berwick bebte, eine Ohnmacht aͤhnliche
Schwaͤche halte ihn befallen.

„Ich ſehe, murmelte er, Levnhard war dieſes
Verbrechens faͤhig. Und der junge Mann, er iſt
doch nicht todt?“

„Er ſtarb nicht von dem meuchelmördertſchen
Schuß und Lord Leonhard machte einen zwelten
Mordverſuch. Aber auch dieſer hatte nicht den ges




 
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