Messe auf dem Carlsplatz hätte dagegen besser frequentirt sein
dürfen und war gestern auch noch nicht ganz eröffnet, denn erst
im Laufe der verwichenen Nacht und heute in den ersten Margen-
stunden trafen noch eine große Anzahl Meßleute hier ein, so
daß der heutige Tag erst als wirklicher Meßtag bezeichnet zu
werden verdient.
* Heidelberg, 16. Mai. (Dritte und letzte Immatrikulation.)
Bei der, letzten Freitag stattgehabten, unseres Wissens letzten
Immatrikulation in diesem Semester wurden inscripirt: 4 in der >
theologischen Facultät, 53 in der juristischen, 31 in der medici-
nischen, 31 in der philosophischen, zusammen 119. Vorgemerkt
sind weiter 6 Studirende; es beträgt die Zahl der Gesammtan-
meldnngen bis jetzt 412 und sind noch eine Anzahl solcher zu
erwarten. Es steht nunmehr fest, daß die Gesammtzahl der dieses
Semester unsere Hochschule besuchenden Academiker ziemlich über
tausend steigen wird, eine Zahl, die als eine sehr erfreuliche be-
zeichnet zu werden verdient. Zu bemerken ist noch, daß wir in
unserer früher schon geäußerten Ansicht nicht getäuscht wurden,
daß eben die echten deutschen Burschen, sowie ehedem heute noch
dem herrlichen, unvergleichlichen Alt Heidelberg den Vorzug
geben und ihre Studien da machen werden, wo die größten
Geister und bedeutendsten Leuchten der Wissenschaft die Milch
der water unserer altehrwürdigen „Ruperto-Carola" in
vollen Zügen eingesaugt haben. Wir können, wie gesagt, auf
die Frequenz unserer Hochschule auch in diesem Semester stolz
sein, denn sie ist als eine äußerst zufriedenstellende zu bezeichnen.
* Heidelberg, 16. Mai. (Der Erde übergeben.) Wie bei
der allgemeinen Beliebtheit unter Reich und Armen hiesiger Stadt
nicht anders zu erwarten war, halte sich an der gestern Nach-
mittag 5 Uhr stattgehabten Beerdigung unseres unvergeßlichen,
um die Stadt so hoch verdient gemachten Mitbürgers, Herrn
Altoberbürgermeister und Landtagsabgeordneten Krausmann, der
auch als Volkswohlthäter in des Wortes vollster Bedeutung ge-
nannt werden muß, ein fast unübersehbarer Zug Leidtragender
aus allen Schichten der Bevölkerung betheiligt und so dem
theuren Dahingeschiedenen die letzte Ehre erwiesen. Der Leichen-
wagen war zum Erdrücken mit den schönsten Kindern der Flora
geschmückt und füllten die übrigen dem Toden geweihten Blumen
und Kränze drei Droschken. Der brave, ächt deutsche Mann, er
möge sanft ruhen!
* Heidelberg, 16. Mai. (Eine Tragödie.) In unserer
letzten Nummer brachten wir die Notiz, daß ein erst 16H7 Jahre
altes Mädchen aus Liebeskummer in den Neckar gegangen sei
und darinnen den Tod gefunden habe. Heute haben wir die
traurige Pflicht, diese Mittheilung dahin zu ergänzen, daß gestern
in den ersten Morgenstunden der Liebhaber des Mädchens, ein
19jähriger, braver und sfehr arbeitsamer Mensch aus Schmerz
über den Verlust seines Lievsten auf Erden, an der gleichen
Stelle, wo seine Geliebte den Tod gesucht und gefunden hat, in
den Neckar ging, um ihr im Tode zu folgen. Der Tod hat aber
das jugendliche Liebespaar vorläufig noch nicht vereint, denn die
Fischer Hormuth, Vater und Sohn hatten den Lebensmüden in's
Wasser springen sehen, eilten ihm sofort in einem ihrer Kähne
zu Hilfe und zogen den schon bewußtlosen jungen Mann aus
den Fluthen, die ihn nur als Toden wiedergeben sollten. Ob-
wohl er äußerst erschöpft und faßt zum Ersticken mit Wasser ge-
füllt, stellten die beiden barmherzigen Samariter zuerst am Lande
auf Ziegelhäuser Gemarkung die von Erfolg gekrönten Belebungs-
versuche an ihm an und brachten dann den Beklagenswerthen jungen
Mann in ihre Wohnung, woselbst ihm bald ärztliche Hilfe zu
Theil wurde und er gegen 4 Uhr als völlig hergestellt seinen
betrübten Eltern wieder zugeführt werden konnte. Wenn auch
der Selbstmord als eines der feigsten Verbrechen bezeichnet wer-
den muß, weil sich der Mensch das Leben nicht gegeben, es sich
also auch nicht nehmen darf, so beschleicht einem doch ein Gefühl
des Mitleids, wenn man das tragische Geschick dieser beiden
noch so jugendlichen unerfahrenen Menschen näher in's Auge
faßt. Sie liebten sich mit dem ganzen Feuer der Jugend und
sollten doch nicht zusammenkommen, weil ihnen des Geschickes
Mächte unüberwindlich scheinende Schranken in den Weg gelegt
hatte. Also wiederum das alte Lied der hoffnungslosen Liebe.
Wohl kein schöneres Wort läßt sich da anwenden, als das
unseres unsterblichen Scheffel: „Es wär so schön gewesen, doch
s'hat nicht sollen sein."
* Heidelberg, 16. Mai. (Herzlose Rache.) Weil der Knecht
eines hiesigen Güterbestätters am letzten Sonntag Stallwache
hatte, also nicht spazierengehen konnte, wurde er derart erbost,
daß er einem Pferd seines Dienstherrn ein Auge ausschlug.
Das arme Thier hatte es also zu büßen, daß der Herr Knecht
seinen Sonntagsvergnügungen nicht nachgehen konnte. Glück-
licherweise besitzt er so viel Mittel, das zum Halb-Krüppel ge-
machte Pferd ersetzen zu können und wird er, — da die Rohheit
zur Anzeige kam — auch noch die Folgen einer Sachbeschädigung,
welche die Handlungsweise involmrt zu tragen haben.
* Heidelberg 16. Mai. (Ein Unzärtlicher.) Im Küchen-
gäßchen maltraitirte in den gestrigen Mittagsstunden ein Mann
eine Frau derart, daß sie von Blut bedeckt, ihre Kopfwunden
am dortigen Brunnen auswaschen mußte. Der Vorgang rief
einen Menschenauflauf hervor und verwünschte man den THLter.
* Heidelberg, 16. Mai. (Schlägerei.) In verwichener Nacht,
nach 12 Uhr, kam es zwischen Heimkehrenden in der Brunnen-
gasse zu äußerst heftigen Auseinandersetzungen, die dann noch
durch „schlagende" Beweise erhärtet wurden. Die Ruhestörer
kamen zur Anzeige.
* Heidelberg - 16. Mai (Fremdenliste.) Dis Fremden-
liste der hiesigen Gasthöf.-! führt an Fremden aus am Sonntag
226 und am Montag 368 Personen.
Kandels - Berichte.
Heidelberg, 16. Mai (AnfangS-Course der heutigen
ags - Bör sen)
Frankfurt.
Oesterr. Credit-Actien ....
. 224°/,
Staatsbahn ....
. 179»/,
Lombarden.
61'/,
Galiz. Karl-Ludwigsbahn . . .
165
Disconto-Commandit ....
195.30
Gotthard Eisenbahn-Actien.
103.30
4 pTt. Ungar. Goldrente .
81.20
4 pTt. Egypter.
75.60
Spanier .......
65.90
Türken.
13.70
Still.
Heidelberg. (Marktpreis vom 14. Mai.) Butter in Ballen
Dtk. —.80 bis .90. Butter m Pfund Mk. 1.10 bis 1.20 Eier
per 100 Stück Mk. 4.— bis 5.20. Eier per 1 Stück 5 bis 6 Pfg.
Kartoffel per Malter 250 Psd. Mk. 7.20 bis 8.50. Kartoffel Per 20
Liter —.90 bis Mk. 1.—. Birnen per Stück 0 Pfg. bis 00 Pfg.
Aepfel per Stück 4 bis 12 Pfg. Hm per Ltr. Mk. 2.40 bis 2.80.
Stroh per Ctr. Mk. 2.20 bis 2.60.
Wiesloch, 13. Mai. Der heutige Schweinemarkt war init 30
Paaren beschickt. Der Durchschnittspreis betrug 18—25 Mark.
Sinsheim, 12. Mai. Spelz Mk. 7.'— bis .— per Ctr.,
Gerste Mk. 7.— bis —. Hafer Mk. 5.50 bis 5.60., Heu Mk. 1.60
bis 2.-, Stroh Mk. 1.70 bis 1.80, Kartoffeln per Ctr. Mk. 1.50
bis 1.80 1 Pfund Rindfleisch 56. Pfg., Pfd. Schweinefleisch 56 Pfg.
Pfd. Kalbfleisch 60 Pfg., Butter per Pfd. 78 Pfg., 2 Stück Eier
8 Pfennig.
RemUs Nachricht«.
Baden-Baden, 15. Mai. Die Kaiserin ist gestern
Abend hier eingetroffen und wohnte heute dem Gottes-
dienste bei.
Berlin, 14. Mai. Der Reichstag beginnt die Pfingst-
ferien am 25. Mai und tritt am 8. Juni wieder zusammen.
Ems, 14. Mai. Der Kronprinz ist heute Mittag
nach Berlin abgcreist. Er wird unterwegs einige Stunden
auf Schloß Braunfels verweilen.
Stuttgart, 14. Mai. Nach halbjähriger Abwesenheit
ist König Karl heute Mittag mittelst Sonderzuges aus
Nizza hierher zurückgekehrt. Aus dem Bahnhof wurde
der König von den Spitzen der Behörden und den Mit-
gliedern des Hofes begrüßt. Bei dem Austritt aus der
Bahnhofshalle brachte die zahlreich versammelte Menschen-
menge Hochrufe jaus. Der König begab sich gleich nach
seiner Ankunft nach der Villa Berg.
Wien, 14. Mai. Der Wiener Gemeinderath beschloß
mit allen gegen eine Stimme, den Herrenhausmitgliedern,
die für die Staatssprache und die Staatseinheit eingetreten
sind, seinen Dank auszusprechen.
Paris, 14. Mai. Der Staatsrath verhandelte heute
in geschlossener Sitzung über den Protest der Prinzen von
Orleans und Bonaparte. Der Beschluß wird nächsten
Freitag in öffentlicher Sitzung verkündigt werden.
Brüssel, 14. Mai. Wie verlautet, lehnte auch Belgien
die officielle Beschickung der Pariser Weltausstellung ab.
Bukarest, 15. Mai. Die Königin von Serbien hat
gestern Abend Bukarest verlassen; sie wird heute in Jassy
eintreffen und am Montag nach Rußland abreisen.
Belgrad, 14. Mai. Der Ministerpräsident Gara-
schanin hat die Namens des Cabinets eingereichte Ent-
lassung zurückgezogen. Das Cabinet bleibt sonach un-
verändert.
Beschwerden über unregelmäßige
Zustellung des „Heidelberger Tage-
blatt" durch unsere Träger wolle man un-
gesäumt anher gelangen lassen.
Die Expedition.
Gr. Bezirksamt Heidelberg.
Die Erbauung eines
Schlachthauses für die
Stadt Heidelberg betr.
Die Stadtgcmeindc Heidelberg beab-
sichtigt die Erbauung eines Schlachthauses
mit Erstellung eines Viehhofes und hat
hiefür neun zwischen der Eppelheimer
und Wieblingsrstraße gelegene Gelände-
parzellen, Güterverzeichniß No. 4430—
4438 und außerdem für eine Geleise-
verbindung als Vcrbindungsgcundstück
das im Güterverzeichniß mit No. 4244
bezeichnete Gelände in Aussicht genommen.
Behufs vorläufiger Sicherstellung der
Platzfrage bringen wir dies auf Ansuchen
des Stadtraths mit dem Aussigen zur
allgemeincn Keuntniß, daß etwaige allge-
meine Einwendungen, soweit solche das
für die neue Anlage in Aussicht ge-
nommene Gelände betreffen, und nicht
auf privatrechtlichen Titeln beruhen, binnen
! 4 Tagen von der Veröffentlichung dieses
an gerechnet, bei Ausschlußvermeiden
dahier geltend zn machen sind. Wir be-
merken dabei noch, daß der für die Anlage
aufgenommcnc Situätionsplan während
der bezeichneten Frist auf diesseitiger
Kanzlei zur Einsichtsnahme offen liegt.
Heidelberg, den 12. Mai 1887.
v Scherer-
Gr. Bezirksamt Heidelberg.
Die Vertilgung der
Maikäfer betr.
An sämmtliche Gemeindebehörden des
Amtsbezirks:
Für den Fall, daß in diesem Jahre
die Maikäfer wieder in größerer Zahl
Vorkommen sollten, werden die Gemeinde-
behörden veranlaßt, wie früher, Prämien
für die Ablieferung gewisser Mengen von
Maikäfern auszusetzen. Bei dem Sammeln
der Maikäfer, welches am besten in den
früheren Morgenstunden geschieht, wird
die Schuljugend nützliche Dienste leisten
können. Die Tödtung der Maikäfer ist
durch siedendes Wasser zu bewirken.
Wir erwarten, daß die Gemeindebehörden
nöthigen Falls ungesäumt die erforder-
lichen Maßregeln ergreifen werden und
sehen baldigem Bericht über die getroffenen
Anordnungen, sowie über deren Erfolg
entgegen.
Heidelberg, den 13. Mai 1887.
_v. Krafft.__
Versteigerung.
Samstag, den 21. d. Mts.,
Nachmittags 2 Uhr,
versteigern wir in diesseitigem
Bureau das Futter von den Allmend-
wegen hiesiger und Schlierbacher
Gemarkung.
_Or. Walz._
HTerschiedene alte Fenster zu
verkaufen, in der Bierbrauerei
Don August Greiff.
Walldorf.
FKhrUiß -
Versteigerung.
Am Montag, den 23. d. M.,
Vormittags 9 Uhr werden die
zur Konkursmasse .des si Sig.
Simon von Walldorf gehörigen
Fahrnisse in dessen Geschäftslokali-
täten öffentlich an die Meistbieten-
den versteigert und zwar:
1 goldene Uhr mit Kette, 1 silb.
Uhr mit Kette, 2 gold. Ringe,
12 silb. Löffel in Etuis, silb.
Satatbestccke, Vorlegelöffel, Eis-
kühler, Bier- und Liqueurservice,
Deffertgestelle, Fruchtschaalen,
Blumenvasen, 1 Nipptisch, 1
Regulator, Huiliers, 1 Kaffee-
service, 1 Tafelservice, 1 Wasch-
service, 1 Schrcibpult, ca. 30
Bände Klassiker, Mannshemden,
Stiefel, Bilder, Lampen, Hand-
tücher, Betttücher, Ucberzüge,
Tischtücher, Servietten, Kleider,
3 Ballen Hopfentuch, 30 Flaschen
Champagner, ca. 3 Mille Ci-
garren rc. rc.
Wiesloch, 15. Mai 1887.
Der Konkursverwalter:
Gust. Stöckmger.
Mert Mm
d chir. ZnUttlumckn-
« N macher M Bandagist
8 Plöckstraße 30
Vk N empfiehlt
?! «Schaaf-, Hunde-
F/X / M und
Pferde-Scheeren
'''^MVst und werden dieselben
siistKQ auch in meiner Werk-
'liOl stätte gut geschliffen.
Mähmaschinen
unübertroffen au Leistungsfähigkeit unter
reeller, langjähriger Garantie bei
L. SLcrt,
Heidelberg, Hauptstraße No. 43.
Verkäufers-
Ein altes, gutrenommirtes Colonial-,
Specerei- und KurzwaaremGeschäftshaus
ist hier in bester Lage zn verkaufen.
Näheres bei Friedrich Kühne, Haupt-
straße 175.
Wegen Räumung meiner Keller setze meine sämmtliche noch auf Lager
habende reingehaltene Weine dem Verkauf aus.
ca. 12000 Ltr. RheinpMkr Weißweine aus
dm FahrgällM 1874, 75, 1883 u. 1884 sowie
ca. 4500 Ltr. 1883, 84 A 85er MbstgeMerte
Lützeisachser Rothwewe.
Garantie für Reinheit.
Proben stehen gerne zu Diensten und werden die Weine in jedem
Quantum, jedoch nicht unter 1 Hectoliter abgegeben.
Unterer Faulepelz No. 2.
M. Proben am Faß können jeden Nachmittag von 2—4 Uhr in
meinem Keller, Hauptstraße 75 (Karpfen) Eingang durch das
Hofthor genommen werden.
losstmäsb siost vom stsmtzs nst>
Ks,rtU.
Zoiimkl-rioZk
lalmopkr-AtsonLN
Mllik kür VMMMe
miontxettlivll
Lvisostom 12 m. 1 still!'.
TartU.
empfiehlt täglich
Holiovrlo inoiilo,
8oi'Uet8,
Oliori)
Kilo!? - pn N8(;tk,
M8, LrMtztz,
Ii 11II 0II a ü 6,
44MINMKN6I' INI lsis1n8.
M Weisel Mriiw
welches der vielen, in den Zeitungen
angepriesensn Heilmittel er gegen sein
Leiden in Gebrauch nehmen soll, der
schreibe eine Postkarte an Richters
Verlags-Anstalt in Leipzig und ver-
lange die Broschüre„Krallkcnfreulld".
In diesem Büchelchen ist nicht nur
eine Anzahl der besten und bewähr-
testen ^Hausmittel ausführlich be-
schrieben, sondern cs sind auch
erläuternde Krankenberichte
beigedruckt worden. Diese Berichte
beweisen, daß sehr oft ein einfaches
Hausmittel genügt, um selbst eine
scheinbar unheilbare Krankheit noch
glücklich geheilt zu sehen. Wenn dem
Kranken nur das richtige Mittel
zu Gebote steht, dann ist sogar bei
schwerem Leiden noch Heilung
zn erwarten und darum sollte kein
Kranker versäumen, sich den „Kranken-
freund" kommen zu lassen. An Hand
dieses lesenswerten Buches wird er
viel leichter eine richtige Wahl treffen
können. »Durch die Zusendung des
Buches erwachsen dem «Besteller
LL" keinerlei Kost««. "LW
dürfen und war gestern auch noch nicht ganz eröffnet, denn erst
im Laufe der verwichenen Nacht und heute in den ersten Margen-
stunden trafen noch eine große Anzahl Meßleute hier ein, so
daß der heutige Tag erst als wirklicher Meßtag bezeichnet zu
werden verdient.
* Heidelberg, 16. Mai. (Dritte und letzte Immatrikulation.)
Bei der, letzten Freitag stattgehabten, unseres Wissens letzten
Immatrikulation in diesem Semester wurden inscripirt: 4 in der >
theologischen Facultät, 53 in der juristischen, 31 in der medici-
nischen, 31 in der philosophischen, zusammen 119. Vorgemerkt
sind weiter 6 Studirende; es beträgt die Zahl der Gesammtan-
meldnngen bis jetzt 412 und sind noch eine Anzahl solcher zu
erwarten. Es steht nunmehr fest, daß die Gesammtzahl der dieses
Semester unsere Hochschule besuchenden Academiker ziemlich über
tausend steigen wird, eine Zahl, die als eine sehr erfreuliche be-
zeichnet zu werden verdient. Zu bemerken ist noch, daß wir in
unserer früher schon geäußerten Ansicht nicht getäuscht wurden,
daß eben die echten deutschen Burschen, sowie ehedem heute noch
dem herrlichen, unvergleichlichen Alt Heidelberg den Vorzug
geben und ihre Studien da machen werden, wo die größten
Geister und bedeutendsten Leuchten der Wissenschaft die Milch
der water unserer altehrwürdigen „Ruperto-Carola" in
vollen Zügen eingesaugt haben. Wir können, wie gesagt, auf
die Frequenz unserer Hochschule auch in diesem Semester stolz
sein, denn sie ist als eine äußerst zufriedenstellende zu bezeichnen.
* Heidelberg, 16. Mai. (Der Erde übergeben.) Wie bei
der allgemeinen Beliebtheit unter Reich und Armen hiesiger Stadt
nicht anders zu erwarten war, halte sich an der gestern Nach-
mittag 5 Uhr stattgehabten Beerdigung unseres unvergeßlichen,
um die Stadt so hoch verdient gemachten Mitbürgers, Herrn
Altoberbürgermeister und Landtagsabgeordneten Krausmann, der
auch als Volkswohlthäter in des Wortes vollster Bedeutung ge-
nannt werden muß, ein fast unübersehbarer Zug Leidtragender
aus allen Schichten der Bevölkerung betheiligt und so dem
theuren Dahingeschiedenen die letzte Ehre erwiesen. Der Leichen-
wagen war zum Erdrücken mit den schönsten Kindern der Flora
geschmückt und füllten die übrigen dem Toden geweihten Blumen
und Kränze drei Droschken. Der brave, ächt deutsche Mann, er
möge sanft ruhen!
* Heidelberg, 16. Mai. (Eine Tragödie.) In unserer
letzten Nummer brachten wir die Notiz, daß ein erst 16H7 Jahre
altes Mädchen aus Liebeskummer in den Neckar gegangen sei
und darinnen den Tod gefunden habe. Heute haben wir die
traurige Pflicht, diese Mittheilung dahin zu ergänzen, daß gestern
in den ersten Morgenstunden der Liebhaber des Mädchens, ein
19jähriger, braver und sfehr arbeitsamer Mensch aus Schmerz
über den Verlust seines Lievsten auf Erden, an der gleichen
Stelle, wo seine Geliebte den Tod gesucht und gefunden hat, in
den Neckar ging, um ihr im Tode zu folgen. Der Tod hat aber
das jugendliche Liebespaar vorläufig noch nicht vereint, denn die
Fischer Hormuth, Vater und Sohn hatten den Lebensmüden in's
Wasser springen sehen, eilten ihm sofort in einem ihrer Kähne
zu Hilfe und zogen den schon bewußtlosen jungen Mann aus
den Fluthen, die ihn nur als Toden wiedergeben sollten. Ob-
wohl er äußerst erschöpft und faßt zum Ersticken mit Wasser ge-
füllt, stellten die beiden barmherzigen Samariter zuerst am Lande
auf Ziegelhäuser Gemarkung die von Erfolg gekrönten Belebungs-
versuche an ihm an und brachten dann den Beklagenswerthen jungen
Mann in ihre Wohnung, woselbst ihm bald ärztliche Hilfe zu
Theil wurde und er gegen 4 Uhr als völlig hergestellt seinen
betrübten Eltern wieder zugeführt werden konnte. Wenn auch
der Selbstmord als eines der feigsten Verbrechen bezeichnet wer-
den muß, weil sich der Mensch das Leben nicht gegeben, es sich
also auch nicht nehmen darf, so beschleicht einem doch ein Gefühl
des Mitleids, wenn man das tragische Geschick dieser beiden
noch so jugendlichen unerfahrenen Menschen näher in's Auge
faßt. Sie liebten sich mit dem ganzen Feuer der Jugend und
sollten doch nicht zusammenkommen, weil ihnen des Geschickes
Mächte unüberwindlich scheinende Schranken in den Weg gelegt
hatte. Also wiederum das alte Lied der hoffnungslosen Liebe.
Wohl kein schöneres Wort läßt sich da anwenden, als das
unseres unsterblichen Scheffel: „Es wär so schön gewesen, doch
s'hat nicht sollen sein."
* Heidelberg, 16. Mai. (Herzlose Rache.) Weil der Knecht
eines hiesigen Güterbestätters am letzten Sonntag Stallwache
hatte, also nicht spazierengehen konnte, wurde er derart erbost,
daß er einem Pferd seines Dienstherrn ein Auge ausschlug.
Das arme Thier hatte es also zu büßen, daß der Herr Knecht
seinen Sonntagsvergnügungen nicht nachgehen konnte. Glück-
licherweise besitzt er so viel Mittel, das zum Halb-Krüppel ge-
machte Pferd ersetzen zu können und wird er, — da die Rohheit
zur Anzeige kam — auch noch die Folgen einer Sachbeschädigung,
welche die Handlungsweise involmrt zu tragen haben.
* Heidelberg 16. Mai. (Ein Unzärtlicher.) Im Küchen-
gäßchen maltraitirte in den gestrigen Mittagsstunden ein Mann
eine Frau derart, daß sie von Blut bedeckt, ihre Kopfwunden
am dortigen Brunnen auswaschen mußte. Der Vorgang rief
einen Menschenauflauf hervor und verwünschte man den THLter.
* Heidelberg, 16. Mai. (Schlägerei.) In verwichener Nacht,
nach 12 Uhr, kam es zwischen Heimkehrenden in der Brunnen-
gasse zu äußerst heftigen Auseinandersetzungen, die dann noch
durch „schlagende" Beweise erhärtet wurden. Die Ruhestörer
kamen zur Anzeige.
* Heidelberg - 16. Mai (Fremdenliste.) Dis Fremden-
liste der hiesigen Gasthöf.-! führt an Fremden aus am Sonntag
226 und am Montag 368 Personen.
Kandels - Berichte.
Heidelberg, 16. Mai (AnfangS-Course der heutigen
ags - Bör sen)
Frankfurt.
Oesterr. Credit-Actien ....
. 224°/,
Staatsbahn ....
. 179»/,
Lombarden.
61'/,
Galiz. Karl-Ludwigsbahn . . .
165
Disconto-Commandit ....
195.30
Gotthard Eisenbahn-Actien.
103.30
4 pTt. Ungar. Goldrente .
81.20
4 pTt. Egypter.
75.60
Spanier .......
65.90
Türken.
13.70
Still.
Heidelberg. (Marktpreis vom 14. Mai.) Butter in Ballen
Dtk. —.80 bis .90. Butter m Pfund Mk. 1.10 bis 1.20 Eier
per 100 Stück Mk. 4.— bis 5.20. Eier per 1 Stück 5 bis 6 Pfg.
Kartoffel per Malter 250 Psd. Mk. 7.20 bis 8.50. Kartoffel Per 20
Liter —.90 bis Mk. 1.—. Birnen per Stück 0 Pfg. bis 00 Pfg.
Aepfel per Stück 4 bis 12 Pfg. Hm per Ltr. Mk. 2.40 bis 2.80.
Stroh per Ctr. Mk. 2.20 bis 2.60.
Wiesloch, 13. Mai. Der heutige Schweinemarkt war init 30
Paaren beschickt. Der Durchschnittspreis betrug 18—25 Mark.
Sinsheim, 12. Mai. Spelz Mk. 7.'— bis .— per Ctr.,
Gerste Mk. 7.— bis —. Hafer Mk. 5.50 bis 5.60., Heu Mk. 1.60
bis 2.-, Stroh Mk. 1.70 bis 1.80, Kartoffeln per Ctr. Mk. 1.50
bis 1.80 1 Pfund Rindfleisch 56. Pfg., Pfd. Schweinefleisch 56 Pfg.
Pfd. Kalbfleisch 60 Pfg., Butter per Pfd. 78 Pfg., 2 Stück Eier
8 Pfennig.
RemUs Nachricht«.
Baden-Baden, 15. Mai. Die Kaiserin ist gestern
Abend hier eingetroffen und wohnte heute dem Gottes-
dienste bei.
Berlin, 14. Mai. Der Reichstag beginnt die Pfingst-
ferien am 25. Mai und tritt am 8. Juni wieder zusammen.
Ems, 14. Mai. Der Kronprinz ist heute Mittag
nach Berlin abgcreist. Er wird unterwegs einige Stunden
auf Schloß Braunfels verweilen.
Stuttgart, 14. Mai. Nach halbjähriger Abwesenheit
ist König Karl heute Mittag mittelst Sonderzuges aus
Nizza hierher zurückgekehrt. Aus dem Bahnhof wurde
der König von den Spitzen der Behörden und den Mit-
gliedern des Hofes begrüßt. Bei dem Austritt aus der
Bahnhofshalle brachte die zahlreich versammelte Menschen-
menge Hochrufe jaus. Der König begab sich gleich nach
seiner Ankunft nach der Villa Berg.
Wien, 14. Mai. Der Wiener Gemeinderath beschloß
mit allen gegen eine Stimme, den Herrenhausmitgliedern,
die für die Staatssprache und die Staatseinheit eingetreten
sind, seinen Dank auszusprechen.
Paris, 14. Mai. Der Staatsrath verhandelte heute
in geschlossener Sitzung über den Protest der Prinzen von
Orleans und Bonaparte. Der Beschluß wird nächsten
Freitag in öffentlicher Sitzung verkündigt werden.
Brüssel, 14. Mai. Wie verlautet, lehnte auch Belgien
die officielle Beschickung der Pariser Weltausstellung ab.
Bukarest, 15. Mai. Die Königin von Serbien hat
gestern Abend Bukarest verlassen; sie wird heute in Jassy
eintreffen und am Montag nach Rußland abreisen.
Belgrad, 14. Mai. Der Ministerpräsident Gara-
schanin hat die Namens des Cabinets eingereichte Ent-
lassung zurückgezogen. Das Cabinet bleibt sonach un-
verändert.
Beschwerden über unregelmäßige
Zustellung des „Heidelberger Tage-
blatt" durch unsere Träger wolle man un-
gesäumt anher gelangen lassen.
Die Expedition.
Gr. Bezirksamt Heidelberg.
Die Erbauung eines
Schlachthauses für die
Stadt Heidelberg betr.
Die Stadtgcmeindc Heidelberg beab-
sichtigt die Erbauung eines Schlachthauses
mit Erstellung eines Viehhofes und hat
hiefür neun zwischen der Eppelheimer
und Wieblingsrstraße gelegene Gelände-
parzellen, Güterverzeichniß No. 4430—
4438 und außerdem für eine Geleise-
verbindung als Vcrbindungsgcundstück
das im Güterverzeichniß mit No. 4244
bezeichnete Gelände in Aussicht genommen.
Behufs vorläufiger Sicherstellung der
Platzfrage bringen wir dies auf Ansuchen
des Stadtraths mit dem Aussigen zur
allgemeincn Keuntniß, daß etwaige allge-
meine Einwendungen, soweit solche das
für die neue Anlage in Aussicht ge-
nommene Gelände betreffen, und nicht
auf privatrechtlichen Titeln beruhen, binnen
! 4 Tagen von der Veröffentlichung dieses
an gerechnet, bei Ausschlußvermeiden
dahier geltend zn machen sind. Wir be-
merken dabei noch, daß der für die Anlage
aufgenommcnc Situätionsplan während
der bezeichneten Frist auf diesseitiger
Kanzlei zur Einsichtsnahme offen liegt.
Heidelberg, den 12. Mai 1887.
v Scherer-
Gr. Bezirksamt Heidelberg.
Die Vertilgung der
Maikäfer betr.
An sämmtliche Gemeindebehörden des
Amtsbezirks:
Für den Fall, daß in diesem Jahre
die Maikäfer wieder in größerer Zahl
Vorkommen sollten, werden die Gemeinde-
behörden veranlaßt, wie früher, Prämien
für die Ablieferung gewisser Mengen von
Maikäfern auszusetzen. Bei dem Sammeln
der Maikäfer, welches am besten in den
früheren Morgenstunden geschieht, wird
die Schuljugend nützliche Dienste leisten
können. Die Tödtung der Maikäfer ist
durch siedendes Wasser zu bewirken.
Wir erwarten, daß die Gemeindebehörden
nöthigen Falls ungesäumt die erforder-
lichen Maßregeln ergreifen werden und
sehen baldigem Bericht über die getroffenen
Anordnungen, sowie über deren Erfolg
entgegen.
Heidelberg, den 13. Mai 1887.
_v. Krafft.__
Versteigerung.
Samstag, den 21. d. Mts.,
Nachmittags 2 Uhr,
versteigern wir in diesseitigem
Bureau das Futter von den Allmend-
wegen hiesiger und Schlierbacher
Gemarkung.
_Or. Walz._
HTerschiedene alte Fenster zu
verkaufen, in der Bierbrauerei
Don August Greiff.
Walldorf.
FKhrUiß -
Versteigerung.
Am Montag, den 23. d. M.,
Vormittags 9 Uhr werden die
zur Konkursmasse .des si Sig.
Simon von Walldorf gehörigen
Fahrnisse in dessen Geschäftslokali-
täten öffentlich an die Meistbieten-
den versteigert und zwar:
1 goldene Uhr mit Kette, 1 silb.
Uhr mit Kette, 2 gold. Ringe,
12 silb. Löffel in Etuis, silb.
Satatbestccke, Vorlegelöffel, Eis-
kühler, Bier- und Liqueurservice,
Deffertgestelle, Fruchtschaalen,
Blumenvasen, 1 Nipptisch, 1
Regulator, Huiliers, 1 Kaffee-
service, 1 Tafelservice, 1 Wasch-
service, 1 Schrcibpult, ca. 30
Bände Klassiker, Mannshemden,
Stiefel, Bilder, Lampen, Hand-
tücher, Betttücher, Ucberzüge,
Tischtücher, Servietten, Kleider,
3 Ballen Hopfentuch, 30 Flaschen
Champagner, ca. 3 Mille Ci-
garren rc. rc.
Wiesloch, 15. Mai 1887.
Der Konkursverwalter:
Gust. Stöckmger.
Mert Mm
d chir. ZnUttlumckn-
« N macher M Bandagist
8 Plöckstraße 30
Vk N empfiehlt
?! «Schaaf-, Hunde-
F/X / M und
Pferde-Scheeren
'''^MVst und werden dieselben
siistKQ auch in meiner Werk-
'liOl stätte gut geschliffen.
Mähmaschinen
unübertroffen au Leistungsfähigkeit unter
reeller, langjähriger Garantie bei
L. SLcrt,
Heidelberg, Hauptstraße No. 43.
Verkäufers-
Ein altes, gutrenommirtes Colonial-,
Specerei- und KurzwaaremGeschäftshaus
ist hier in bester Lage zn verkaufen.
Näheres bei Friedrich Kühne, Haupt-
straße 175.
Wegen Räumung meiner Keller setze meine sämmtliche noch auf Lager
habende reingehaltene Weine dem Verkauf aus.
ca. 12000 Ltr. RheinpMkr Weißweine aus
dm FahrgällM 1874, 75, 1883 u. 1884 sowie
ca. 4500 Ltr. 1883, 84 A 85er MbstgeMerte
Lützeisachser Rothwewe.
Garantie für Reinheit.
Proben stehen gerne zu Diensten und werden die Weine in jedem
Quantum, jedoch nicht unter 1 Hectoliter abgegeben.
Unterer Faulepelz No. 2.
M. Proben am Faß können jeden Nachmittag von 2—4 Uhr in
meinem Keller, Hauptstraße 75 (Karpfen) Eingang durch das
Hofthor genommen werden.
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empfiehlt täglich
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M Weisel Mriiw
welches der vielen, in den Zeitungen
angepriesensn Heilmittel er gegen sein
Leiden in Gebrauch nehmen soll, der
schreibe eine Postkarte an Richters
Verlags-Anstalt in Leipzig und ver-
lange die Broschüre„Krallkcnfreulld".
In diesem Büchelchen ist nicht nur
eine Anzahl der besten und bewähr-
testen ^Hausmittel ausführlich be-
schrieben, sondern cs sind auch
erläuternde Krankenberichte
beigedruckt worden. Diese Berichte
beweisen, daß sehr oft ein einfaches
Hausmittel genügt, um selbst eine
scheinbar unheilbare Krankheit noch
glücklich geheilt zu sehen. Wenn dem
Kranken nur das richtige Mittel
zu Gebote steht, dann ist sogar bei
schwerem Leiden noch Heilung
zn erwarten und darum sollte kein
Kranker versäumen, sich den „Kranken-
freund" kommen zu lassen. An Hand
dieses lesenswerten Buches wird er
viel leichter eine richtige Wahl treffen
können. »Durch die Zusendung des
Buches erwachsen dem «Besteller
LL" keinerlei Kost««. "LW