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Erscheint täglich außer Msmag. AöonnementSprriS mit
dem wöchmtl. UMerhaltungsblatt „Alt Heidelberg", für Heidel-
berg: monatlich 5V Pfg. mit Trägcrlohn, durch die Post be-
zogen viertelt. Mk. 1.25 ohne Zustellungsgebühr.


Anzeigen: die 1-fpaltige Petttzrile »der deren Raum für aus-
wärts 10 Pfg., Lokalanzeigen 5 Pfg., Stellengesuche und
Wohnungs«Anz. .1 Pfg. Reclame 20 Pfg. Bei mehrm. Erschein,
bedeutenden Rabatt. Gratis-Verbreitung durch Mauer-Anschlag.

Verkündigungs-Blatt für die Bezirke Heidelberg, Meinheim, Schwetzingen, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger, Mosbach, Neckarbischofsheim, Sbrrbach, Kuchen
Buchdruckerei und Expedition: Brunnengafse 24. Müllönrn, Adelsheim, Hsikriß, Eanberbifchofshkim and Merlheim. Buchdruckern und Expedition: Brunnengaffe 24»

177.

Verantwortl. Redakteur PH. Klausner
in Heidelberg.

Dienstag, Ä. August

Druck und Verlag von Wurm L Pfeffer
in Heidelberg.

1887.

Bestellungen für die Monate
WM August u. September
auf das Heidelberger Tageblatt (General-Anzeiger)
(billigste Zeitung in ganz Baden), werden fortwährend von
siimmtlichen Postanstalten, Briefträgern und unseren bekannten
Agenturen zum Preise von Mk. 1.10 frei in's Haus,
sowie von unseren hiesigen und den Trägern und Träge-
rinnen der nächsten Umgebung zum Preise von 50 Pfg.
Monatlich entgegengenommen. Die Expedition.

Deutsches Nerch.
Berlin, 30. Juli. Fürst Bismarck wird in den
Nächsten Tagen auf der Durchreise nach Kissingen hier ein-
treffen; bestimmte Dispositionen sind aber wie immer bei
ben Reisen des Reichskanzlers noch nicht getroffen. Der
Botschafter in Konstantinopel, Herr v. Radowitz, wartet
hier die Ankunft des Fürsten Bismarck ab und begibt sich
dann nack> Gastein. — Der Botschafter Frankreichs, Her-
bette, hat heute Vormittag seine Urlaubsreise angetrcten;
er begibt sich zunächst nach Paris und wird erst Anfangs
October hierher zurückkehren. — Die „Kreuzzeitung" kon-
statirt, daß ein Entwurf der Alters- und Jnvalidi-
tätsv ersi cherung der Arbeiter den Bundesregie-
rungen noch nicht zugegangen sei, überhaupt noch kein
Material über diese Frage. Auch ist bisher noch kein voll-
ständiger Eentwurf im Reichsamt des Innern ausgestellt
worden, sondern, wie bei allen früheren Arbeiterversiche-
rungs-Vorlagen, nur Grundzüge, welche bis jetzt noch dem
Reichskanzler vorliegen; die Ausarbeitung eines voll-
ständigen Entwurfs erfolgt erst nach den Acußerungen der
Landesregierungen. — Der „Reichsanzeiger" publicirt heute
die vom Bundesrath beschlossenen Ausführungsbestimmungen
zum Kunstbuttergesetz.
Berlin, 29. Juli. Ein Commando der Luftschiffer-
Abtheilung ist zur Theilnahme an der Belagerungsübung
Nach Mainz abgerückt. — Der commandirende General
des 4. Armeecorps, General der Infanterie Graf von
Blumenthal, welcher am Samstag, 30. Juli, allerhöchster
Bestimmung zufolge sein sechszigjähriges militärisches
Dienstjubiläum begeht, diesen Tag aber in stiller Zurück-
gezogenheit auf seiner Besitzung in Westpreußen verlebt,
hat sich bereit erklärt, eine nachträgliche Feier seines
Jubiläums nach der Rückkehr von seinem Urlaub entgegen
zu nehmen. — Der Dampfer „Salier" mit den sbgelösten
Commandos S. M. Kreuzer Nautilus und Albatros ist
am 29. Juli in Port Said eingetroffen und an demselben
Tage wieder in See gegangen.
Berlin, 29. Juli. Die ungünstigen Nachrichten über
das Befinden des Königs von Holland bestätigen sich.

Wenn auch nicht unmittelbare Lebensgefahr vorhanden ist,
so ist doch bei dem vorgerückten Alter des erkrankten Mo-
narchen eine plötzliche schlimmere Wendung nicht ausge-
schlossen. Der König hat nur eine Tochter, die siebenjährige
Prinzessin Wilhelmine, als Erbin der Krone von Holland.
Im Großherzogthum Luxemburg ist dieselbe nicht erb-
berechtigt. Das Großherzogthum fällt nach dem Tode des
Königs von Holland an den ebemaligen Herzog von Nassau,
dessen Erbrecht zweifellos zu sein scheint. Es wird in
hiesigen diplomatischen Kreisen fest angenommen, daß das
Erbrecht von der deutschen Regierung anerkannt und Her-
zog Adolph in der Geltendmachung der Rechte kräftig
unterstützt wird.
Paderborn, 22. Juli. Unser Bischof, dem Vorgänge
seiner Amtsbrüder in Münster und Hildesheim folgend,
hat, wie der „Voss. Ztg " gemeldet wird, den Studieren-
den der katholischen Theologie aus seiner Diöcese
den Eintritt in färben trag en de katholische Verbindungen
verboten. Auch Seitens der bischöflichen Behörde in Osna-
brück stehe ein gleiches Verbot bevor. Der Hauptgrund
zu dem Verbot sei jedenfalls durch die Befürchtung ge-
geben, daß die Theologen bei den unvermeidlichen Rem-
peleien mit anderen farbentragenden Verbindungen zu
Schritten gezwungen werden können, die ihrem Stande
nicht angemessen erscheinen.
Aravkreich.
Paris, 30. Juli. Jules Ferry weigerte sich den
Zeugen des Generals Boulanger gegenüber, zu-
nächst unter Berufung auf politische Erwägungen, dem
General die verlangte Genugthuung mit der Waffe zu
geben. Im Augenblicke der Abreise gab ihnen jedoch Ferry
die Namen von zwei Freunden in Paris an, welche heute
Nachmittag mit beiden Herren verhandelten. — Die
„France" bringt heute einen Artikel des Abgeordneten
Laur, der von Schmähungen gegen Cassagnac strotzt.
Ferner bringt das Blatt einen mit dem bekannten Zeichen
XX. unterzeichneten Artikel, in welchem alle bisherigen j
Behauptungen betreffs der hochverräterischen Pläne der
Rechten und eines Theils des Heeres aufrechterhalten wer-
den. Es wird hinzugefügt, man wolle nicht alle Mit-
glieder der Abordnung der Rechten nennen, welche den
General Boulanger zum Staatsstreiche verleiten
wollten, sondern nur ihr bevollmächtigtes Haupt
Delafosse, den Abgeordneten des Departements de
Manche. Das werde genügen, da dieser Name an und
für sich verschiedene andere vertrete. Delafosse wird schließ-
! lich aufgefordert, sich darüber zu erklären, ob die Be-
, sprechung mit Boulanger nicht stattgefunden, ob Boulangers
Antwort nicht in dem behaupteten Sinne ausgefallen sei.

Delafosse ist Bonapartist und Parteigänger des
Prinzen Victor.
Ilatte«.
Rom, 30. Juli. Ministerpräsident Depretis ist
gestern Abend in Stradella gestorben. Depretis war einer
der befähigtsten und verdienstvollsten italienischen Staats-
männer. Er wurde 1813 bei Stradella in Piemont ge-
boren und nahm von früher Jugend an den eifrigsten An-
theil an der italienischen Einigungspolitik. 1849 wurde
er Civilgouverneur der Provinz Brescia, nachdem er ein
Jahr zuvor in die Kammer eingetreten war. 1860 er-
nannte ihn Garibaldi zum Prodiktator in Sicilien. 1862
trat Depretis zum ersten Male in das Ministerium ein,
dem er widerholt später als Vorsitzender angehörte. De-
pretis genoß bei Freund und Feind die höchste Achtung,
war für die liberale Entwickelung der Dinge in Italien
mit bestem Erfolge jederzeit thätig und stand namentlich
beim Könige in bester Gunst. Mit ihm verliert Italien
einen seiner klügsten und vortrefflichsten Politiker, einen
wackeren Vaterlandsfreund und Ehrenmann von lauterstem
Rufe.
Rom, 20. Juli. Der Ministerrath tritt heute
zusammen, um zu bcrathen, ob das Cabinet in Folge des
Todes Depretis' zurücktreten soll. Crispi begibt sich Nach-
mittags nach Stradella und von da nach Monza, um mit
dem aus Verona eintreffenden Könige Rücksprache zu
nehmen.
Rom, 30. Juli. Das Ministerium beschloß, dem
Könige ein Rücktritts g esu ch zu überreichen, die Ge-
schäfte aber bis zur Erledigung desselben fortzuführen. —
Das Leichenbegängniß Depretis' wird auf Staatskosten
veranstaltet werden.
Argka«i>.
London, 28. Juli. Bei den jetzt in der Gegend von
Dover unter dem Befehl des Admirals Hewitt statt-
findenden Flottenmanövern stießen gestern wieder
zwei Kanonenboote zusammen. — Der Befehls-
haber des Panzerschiffes Devastation, welcher unlängst mit
dem „Ajax" zusammenstieß, Capitän Percy Luxmore, ist
abgesetzt worden und an seine Stelle Capitän Fred. S.
Vandermeulen getreten.
Aus Mah rwd Werm.>
* Karlsruhe, 23. Juli. In der gestrigen Straf-
kammerfitzung zeigte ein Fall, welche bedenkliche Folgen
es haben kann, wenn man bei Beantwortung von Aus-
kunftsbegehren über den Vermögensstand und Charakter
von Personen die nöthige Vorsicht außer Acht läßt. Der
hiesige Crcditreformverein hatte einen diesbezüglichen Frage-
l bogen an den Bürgermeister und Kaufmann Schuhmacher

Die Infettrörngirr.
6) Aus dem Englischen von Ed. Wagner.
(Fortsetzung.)
Alle, mit Ausnahme von vier Männern, traten zu
Max heran und thaten Abbitte für Alles, was sie gegen
ihn gesagt.
„Und Ihr?" fragte Vincent, indem er sich zu den
zurückgebliebenen vier Männern wendete und sie mit
strengen Blicken musterte. „Habe ich zu glauben, daß Ihr
Euch weigert, meinem Freunde die schuldige Genugthuung
zu geben?"
„Ja", erwiderte Clement Cottin trotzig, nachdem er
sich durch einen Blick nach dem Grafen Gewißheit ver-
schafft, daß er in dessen Sinne handelte;/ „das ist unsere
Entscheidung."
„Einen Augenbick", rief Max, als Vincent im Be-
griff war, die Beleidiger herauszufordern. „Mit Ihrer
Erlaubniß, dies ist meine Streitsache, und als Gentleman
verlange ich Genugthuung. Wenn mir dieselbe verweigert wird
werde ich diese Männer für erbärmliche Feiglinge erklären.
Während er sprach, zog er seine Handschuhe aus,
warf den einen mit einem verachtenden Blick Clement
Evttin in's Gesicht, und den andern dem ihm Zunächst-
slehenden vor die Füße.
„Zum Glück habe ich noch ein anderes Paar Hand-
schuhe bei mir", fuhr unser Held fort, indem er die Hand-
schuhe aus der Tasche zog, „und dieser Umstand setzt mich
w die angenehme Lage, diese vier Herren Alle mit einer
Herausforderung beglücken zu können."
Er warf die beiden Handschuhe vor die Füße der
andern Gegner mit solcher Ruhe und Energie, daß die
Zuschauer in einen Beifallssturm ausbrachen. Selbst die-
jenigen, welche Max eben erst um Entschuldigung gebeten
hatten, konnten ihm ihre Anerkennung nicht versagen.
„Sie sehen", sagte Vincent, „daß Sie Alle genöthigt

find, mit Mr. Annesley in die Schranken zu treten. Ver-
weigern Sie ihm sein Recht, so trete ich für ihn ein."
Diese Worte hatten den gewünschten Erfolg, und die
Ritter erklärten, daß die Schranken für Mr. Annesley
offen seien. Dennoch weigerten sie sich, zwei entgegen-
stehende Parteien zu bilden, wie es üblich und vorher
verabredet war, worauf eine tiefe Stille eintrat.
Max war rasch entschlossen und wußte die neue
Schwierigkeit sogleich zu überwinden. Er blickte mit
flammenden Augen um sich, und auf seine noch am Boden
liegenden Handschuhe zeigend, rief er mit fester Stimme:
„Vier der Herren habe ich herausgefordert; jetzt
fordere ich Sie Alle zu einem Zweikampf."
Zehn nahmen die Forderung an, die Anderen traten
aus den Schranken zurück. Cottin war der erste, welcher
mit Mr. Annesley zu kämpfen hatte.
„Ich bin bereit!" rief Max.
„Ich auch!" setzte Clement wüthend hinzu.
Die Kämpfer schlossen ihre Visire und ihre Knappen
sahen noch einmal nach den Waffen, während der Herold
das Signal zum Anfang gab.
Kaum war der letzte Ton der Trompete verhallt, als
die beiden Gegner mit Heftigkeit gegeneinander prallten.
„Jetzt ist's so gut wie geschehen!" dachte Lord Co-
nelly. „Clement ist in der Führung der Lanze geschickt
und Max wird fallen."
Lady Blanche schloß, zitternd vor Angst, ihre Augen.
Es trat eine tiefe Stille ein, welche nur unterbrochen
wurde von dem heftigen Aufschlagen der Pferdehufe und
dem lauten Klirren der Waffen.
Der Kampf hatte begonnen, und es schien weniger
ein Waffenspiel zu sein, als vielmehr ein Kampf auf
Leben und Tod.
V.
Verbannt.
Lady Blanche hatte einige Minuten lang in alhem-
loser Spannung und zitternd vor Furcht dagesessen. Da

wurde sie aufgeschreckt durch ein lautes, stürmisches Hurrah-
rufen, welches von den Bergen wiederhallte.
Furchtsam die Augen aufschlagend, sah sie, daß der
Kampf beendet und ihr Geliebter aus demselben als Sieger
hervorgegangen war.
Clement Cottin, dessen Pferd wild durch die Arena
jagte, lag blutend am Boden und bot ein klägliches Bild
dar. Seine Knappen eilten zu ihm und beugten sich über
ihn, während Max ruhig und unbeweglich auf seinem
Pferde saß.
Der brausende Beifallssturm wiederholte sich, als
Clement von den Dienern fortgetragen wurde.
Als Clement entfernt war, wandte sich Max gegen
seinen nächsten Gegner. Der Herold blies das Signal
und ein zweiter Kämpfer von herkulischem Aussehen, aus
kräftigem Streitroß, welches ebenso kampfbegicrig zu sein
schien, wie sein Herr, ritt in die Schranken.
Lady Blanche, stolz aus den Erfolg ihres Geliebten,
sah jetzt dem Kampfe zu, jedoch mit nicht weniger Angst
und Besorgniß, als vorher. Sie sah das rasche Schwingen
der Lanzen, die Bewegungen der Pferde, die ruhige Hal-
tung ihres Verlobten und endlich den Sturz seines Geg-
ners vom Pferde.
Ein abermaliges donnerndes Hurrahrufen, stürmischer
und anhaltender, als das erste, folgte diesem FM Mit
Hülfe der Diener erhob sich der Besiegte und zog sich zurück.
Wieder gab der Herold das Zeichen und ein neuer
Kämpfer erschien, der das Schicksal seiner Vorgänger theilte.
Im vierten Gange zerbrach Max seine Lanze, welche
ihm durch seine Knappen durch eine andere ersetzt wurde.
Dieser Kampf war der ernsteste von allen, aber auch hier
blieb Max das Glück treu und er wurde auch dieses
Mal Sieger.
Nach diesem Kampfe fand eine längere Unterbrechung
statt. Max sprang vom Pferde und verließ mit seinen
Knappen die Arena, kehrte aber bald auf einem frischen
Pferde und mit neuen Waffen versehen zurück.
 
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