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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 77-143)

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 8. Juni)
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-


NkWSW
Für Dienstag:
H.25 Konzert.
11.55 Wetter.
12.W Konzert.
13-VO Zeit Nachrichten, Ts«,
dienst
Zettel.
13.28 Volkstänze.
13.5V Nachrichten.
11.VV Wien im WalzeM
Schallplattenkonzech
15.08 Jensen: WanderW,ß
15.3V Blnmenstunde.
1K.VV Blasmusik.
17.3V Caruso singt (SchG
ten).
18.VV Das Geheimnis des
lunderbaums. Eine M
kundliche Plauderei.
18.15 Aus Wirtschaft und M.
18.25 Italien. Sprachunterch
18.15 Ältere Tanzmusik.
13.1V heilender Quell 2. -
Ein Spaziergang nnG
Mikrophon durch die «Ä
tembergilchen Bäder.
13.15 Wetter, Bauernfunk.
2S.VV Nachrichten.
2V.15 Stunde der Nation, »
geminschast durch iu p
lerspende.
21 gg Zwei Wiener KomM«,
22. VS Das Strasienmsei M
Dritten Reich.
22.2V Nachrichten.
22.35 Du mutzt WM/ -
22.15 Nachrichten, WetterW
23. VV Nachtmusik.
21.VV Nachtnmsik._,
SeideldergDS.
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Bergh-'M-rL'raß--S _,

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Arbeit. - ^Ästunde^
5 bis 6 "^I-ri-eitaä sG^
Dienstag Md FreM E
5 bis 6 Uhr.
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69. Fkrlii'A. / Nr. 128

6. Iirni 1934

L*käl26r8orb

gciSeibngervolksbllltt

V.

Mlitnschaft und Kunst / Aus der Mit der Frau / Sir Westunde

Ktmatzeltung mit den Beilagen: Senntag der Seele / Seimalworte

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Fähigkeit b«wiesen halbe.

diese Krisis hineingepreßt worden, um aus
diese Weise eine Einstimmigkeit wenigstens
für die wenigen tatsächlichen Anregungen der
Entschließungen zu erreichen. Besonders be-
zeichnend ist es, daß Henderson die vollkom-
mene Unfähigkeit der Konferenz eingesteht,
als solche weiter zu arbeiten, um daß die di-
rekten Verhandlungen wieder in den Vorder-
grund geschoben werden.
Henderson selbst läßt sich Vollmachten
für die persönliche Weiterführung der Ver-
handlungen geben. In keiner Weise ist in
dieser Entschließung auch nur der geringste
praktische Fortschritt erkennbar. Auch die rus-
sischen Vorschläge sollen zunächst den
Regierungen unterbreitet werden. Die von
der russisch-französischen Gruppe ausgehenden
Vorschläge, gegenseitige Hilfeleistungspakte
abzuschließen, werden den daran unmittelbar
interessierten Regierungen zur gesonderten
Behandlung empfohlen. Verhandlungen fin-
den aber heute schon zwischen den betreffen-
den Negierungen statt. Auch die viel umstrit-
tene Frage der Ausführungsgarantien für ein
zukünftiges Abrüstungsabkomyien, das. be-
kanntlich die Sanktionen umschließt und des-
halb besonders von England und Italien ab-
gelehnt wurde, würde ebenfalls in einerp
Ausschuß begraben werden.
Der englische Vorschlag, die grundlegenden
Noten Frankreichs, Italiens, Englands und

für Mittwoch angesetzte Sitzung des
H a u p t a u ss ch u s s e s ist deshalb vertagt
worden. Statt dessen wird das Präsidium seine
Beratungen am Mittwoch fortsetzen.
Ein Muter-Meil
Die Lage der Abrüstungskonferenz schlechter
geworden.
London, 5. Juni. In einer Reutermeldung aus
Genf zum Stande der Abrüstungsverhandlungen
heißt es: Nach stundenlangem heftigen Kampf hat
sich das Büro der Abrüstungskonferenz auf heute
nachmittag vertagt. Alles, was sich sagen läßt, ist,
daß die Lage sich nicht gebessert, sondern noch
etwas verschlechtert hat. Der Präsident der Kon-
ferenz, Henderson, gab dies offen zu. Der ein-
drucksvollste Umstand ist, daß die Ansichten Hen-
dersons und der britischen Delegation sich völlig
decken. Zum ersten Mal seit Beginn der Abrü-
stungskonferenz ist es der Fall, daß sie gänzlich auf
einer Seite stehen. Henderson betonte in seiner
gestrigen Rede, wie verlautet, wie wichtig es fei,
die Teilnahme Deutschlands an den Arbeiten der
Konferenz zu sichern. Am Schluß der Bürositzung
regte er eine Entschließung zur Unterbreitung an
den Hauptausschuß an, die um die Ermächtigung
ersucht, die notwendigen Schritte zu tun, um die
Mitarbeit aller Staaten bei der Fertigstellung
eines Abkommens zu sichern. Dies wurde als ein
Hinweis aüfgssaßt, daß Henderson die Eröffnung
von Verhandlungen mit Deutschland anempfahl.
Aber entgegen einer im Auslande verbreiteten
Darstellung hat Henderson keinerlei unmittelbare
oder mittelbare Andeutungen gemacht, daß er
selbst nach Berlin zu gehen wünsche.

Deutschlands mit Ausnahme der fran-
zösischen Note vom 17. April zu einem ge-
meinsamen Programm zu vereinigen, ist in
einem schwachen Aufguß noch enthalten. In
diesem Zusammenhänge wird auch die Ein-
ladung Deutschlands zur Teilnahme
an diesen Arbeiten indirekt erwähnt. Im üb-
rigen ist, wie man hört, gerade dieser Absatz,
der davon spricht, daß die Noten vom 1., 4.
und 29. Januar und vom 16. April 1934
einige Möglichkeiten für eine Verständigung
bieten, nachträglich von dem versammelten
Präsidium wieder gestrichen worden. Wenn
sich das bestätigt, so würde das einen ge-
wissen Sieg der Sicherheitspolitiker über die
Abrüstungspolitiker bedeuten:
Schließlich wird die Möglichkeit offen ge-
lassen, daß der Hauptausschuß und der poli-
tische Ausschuß für die Abrüstungskonferenz
soweit als möglich weiter Ausschüsse schaf-
fen sollen, die sich mit Einzelfragen befassen.
Damit beginnt der Bandwurm der
Ausschüsse wieder, der die Konferenz
schon früher zum Leerlauf verurteilt hat. Et-
waige Beschlüsse dieser Ausschüsse sind schon
dadurch unmöglich, daß ihren Arbeiten poli-
tische Verhandlungen vorangehen sollen. Al-
les in allem also Zeichen trostloser Verlegen-
heit und einer unlösbar scheinenden Verwir-
rung.

Dauerkrise in Genf
Auf ter S»Kr nach einrm Kompromiß / Zon-erlons Enlschlikßungsrnlwurs / Schars« AustinaMrsetzuag zwischen
gendecsen und Bartko» / Brrtagung
Genf, 5. Juni. Der Präsident der Abrüstungs-
konferenz Henderson, Hut dem Präsidium
und durch dieses dem Hauptausschuß der Ab-
rüstungskonferenz folgende Entschließung
zur Beschlußfassung v-ovgelegt:
Ser Kauvtausschuß
»er MMnngskonserrm
begrüßt mit Befriedigung den von den
verschiedensten Seiten deutlich ausgesprochenen
Wunsch, die Konferenz ihre Arbeiten fortsetzen
zu sehen mit dem Ziel, zu einem Abkommen zu
gelangen;
beschließt, daß der Vorschlag Sow-
jetrußlands, die Konferenz in eine dau-
ernde Friedenskonferenz umzuwandeln, einer
Prüfung der Regierungen unterworfen wer-
den muß, "ehe er Gegenstand der Beratungen
bildet;
ist der Meinung, daß der Vorschlag
Rußlands, gegenseitige Hilfelei-
stungspakte abzuschließen, in erster Linie
zwischen den Regierungen verhandelt wird, die
unmittelbar daran interessiert sind. Die Ergeb-
nis müßten dann dem Präsidenten der Konfe-
renz mitgeteilt werden;
teilt die Ansichten der türkischen
Wordnmug, wonach es angezeigt sein würde, die
Teilnahme aller interessierten Regierungen an
diesen Besprechungen zu sichern; _
beschließt, daß die Durchsührungs-
bürgschaften für ein künftiges Abkommen,
wie es in den ersten Paragraphen des Vor-
schlages enthalten ist, der durch die sechs Ab-
ordnungen unterbreitet wurde, dem besonde-
ren Ausschuß, der sich unter dem Vorsitz
von Bourquin schon mit den allgemeinen
Bestimmungen des Abkommens befaßt hat, über-
lassen werden soll;
stellt fest, daß die Ansichten, wie sie durch
sie Regierungen Frankreichs, Italiens, Eng-
lands und Deutschlands in ihren Noten vom
l. Januar, vom 4. Januar, vom 29. Januar und
vom 16. April 1934 ausgedrückt wurden, eine
gewisse Möglichkeit bieten, zu einer
Verständigung zu gelangen;
bittet das Präsidium mit allen Mit-
teln, die es für angemessen halten sollte, und
mit der Unterstützung einer anderen Macht oder
anderer Mächte, sie zur Teilnahme an seinen
Arbeiten einzuladen, es für notwendig oder
nützlich halten sollte, den Ausgleich der Gegen-
sätze zu versuchen, die noch in den oben erwähn-
ten Noten bestehen;
^entscheidet im Hinblick auf alle anderen
Fragen, die im Hauptausschuß — und zwar in
den Sitzungen vom 29. und 30. Mai mtd am
h Juni 1934 — vorgebracht worden sind, den
ftauptausschuß mit allen Abrü-
'tungsf ragen en bloc zu befassen und die
politische Kommission mit allen Si-
cherheitsfragen, indem man es ihnen
äüerläßt, diese Fragen in Uebeneinstimmung zu
bringen und sie zu prüfen oder prüfen zu lassen
burch dafür geeignete Körperschaften, die zu die-
Zwecke gegründet werden sollen, sobald ir-
gendeine Möglichkeit sich zeigt, zu nützlichen
Ergebnissen zu gelangen;
i st dennoch der Meinung, daß zum
WG <Nner erfolgversprechenden Behandlung
Wer Frage durch die genannten Kommissionen
Zne politische Vorbereitung im voraus notwen-
dig ist und daß eine verfrühte Prüfung unwei-
gW'ch dieselben Schwierigkeiten entstehen lassen
würde, die man schon in der Vergangenheit an-
getroffen hat;
bittet daher den Präsidenten, die Arbeit
und Vorbereitungen fortzusetzen und bevollmäch-
W chn, das Studium der die Abrüstung oder
oe Sicherheit betreffenden Fragen in Angriff
ist nehmen, sobald im Hinblick ans die politischen
önagen genügende Fort'^ritte erreicht sind.
Ei» NrrksrokritSpttkiilt
Genf, 5. Juni. Der Entschließungsentwurf
Hendersons ist ein ausgesprochenes Ver-
Wnheitserzeugnis. Eine Menge sich gegen-
!e>tig ausgehender Entschließungen lind in

8W Fahre Brandenburg
Zu den Judiläumsfeierlichkeiten im Ium
Der Name Brandenburg hat durch die
in seiner Landschaft zum Königsthron ansgestie-
genen Hohenz ollern europäischen Klang
bekommen. Wenn er durch die Berfirguntz
„Preußen" im Laus der Jahrhunderte viel-
leicht hier und dort verdunkelt gewesen sein
mag, so war die Gewinnung Brandenburgs für
Deutschland doch mehr als nur eine preußische
Angelegenheit: Mit der Mark Brandenburg ver-
knüpft sich das Geschick der abendländischen Kul-
tur überhaupt.
Ms heute vor 800 Jahren der kkchexVtzsche
wendische Gaufürst Pribislaw nach seiner Be-
kehrung den Niedersachsen Albrecht v o rr
Askanien mit Brandenburg beerbte, entWed
sich eine Frage, von europäischer Bedeutung. Bis.
dahin war der Rhein die Schlagader des kul-
turellen Nordeuropa nach ider Völkerwanderung
gewesen und die Elbe die Ostgrenze. Nach
Eingliederung Brandenburgs aber in Deutsch-
land verschob sich das abendländische Kultur-
gebiet aus der Achse Köln-Frankfurt-Augsbuvg
auf die Linie Hamburg-Berlin-Breslau, d. h.
so weit nach Osten, daß der bisherige Grenz-
fluß die Elbe, zur Mittelgchs« «
Deutschlands wurde; die vorher nicht zum,
Reich gehörende, nicht eimal mehr von Deut-
schen bewohnte Landschaft Brandenburg rückte
in die Mitte von Deutschland. Das bedeutete
mehr als eine Gebietserweiterung des Deutschen
Reiches. Denn eben damals stand zur Frage, ob
die ostÄbisch-slavischen Stämme durch das an-
grenzende, nach Ostrom-Byzanz orientierte Mäh-
ren und Böhmen auch in den Bannkreis der
griechischen Kirche, Sprache und Kultur gezogen
werden sollten! Nun fielen deutlich und eiufür-
allemal die Würfel zugunsten der germanisch»
abendländisch»christl:chen Kultur Rows gegen
Konstantinopel. Schon die Eroberung Branden-
burgs 938/9 durch Heinrich I. wollte diese Ent-
wicklung einleiten. Aber die slavische Sumpf-
Feste Brennabor war damals noch nicht zu 'hal-
ten; die Erfolge Heinrichs und seines noch mäch-
tigeren Sohnes, Ottos des Großen, gingen durey
den leidenschaftlichen Wenden-Ausstand 983 wie-,
der verloren. Der Kampf um Brandenburg
dauerte 235 Jähre! Aber als nun 1134 Albrecht
der Bär ins Land kam, da hatte nach einem Letz-
ten Aufbäumen der Slaven und des Wenden-
fürsten Jaezo Westrom über Ostrom gesiegt.
Nun wurde, wie Josef Nadler es in ferner „Li-,
teraturgeschichte der deutschen Stämme und,
Landschaften" erstmals formuliert, deutsch, was
brs zur Memel und über die obere 'Oder hinaus
slavisch bestimmt gewesen wäre, griechisch zu,
fühlen und zu denken: „die Kirche des Abends
landes statt der Kirche des Morgenlandes, das
weströmische Imperium statt der oströMischen
Despoten, lateinische Lettern statt griechischer
Buchstaben, die ganze Kultur der mtetnischen
Welt statt der Lebensformen des griechischen
Morgenlandes. In diesen Wendekreis wurden
selbst jene Slavenstämms gebannt, die slawisch
blieben: die Polen und die Tschechen."
Durch diese Kulturentscheidung wurde eine
durch die Völkerwanderung für ein halbes Jahr-
tausend unterbrochene Entwicklungslinie weiter-
geführt. Denn die Mark Brandenburg war ja
ursprünglich nicht slavisch, sondern durchaus
germanisches Land gewesen. Durch Funde in
den Müggelbergen, aus Buch oder Schmöckwitz
wissen wir, daß schon in der Bronzezeit, also seit
dem 13. Jahrhundert vor Ehr. hier Germanen-
stämme gewohnt hüben. Erst als sie im Gefolge
der Völkerwanderung das Land verlassen hatten,
waren ihnen die Slaven nachgerückt. Wenn nun
gewiß auch nur germanisches Land zu rückgewon-
nen wurde, so war es doch unmöglich, noch bei
irgendwelchen germanischen Ueberresten wieder
anzuknüpfen; die germanische Kultur mußte von
neuem wieder angepflanzt werden. Ja, wie
wenig die bloß politische Eroberung bedeutet
hätte, beweist ein Blick auf das Baltikum. Auch
hier lag die politische Macht beim Ritterorden
in deutscher Hand; abertrotz jahrhundertelanger
Dauer hat sie das Baltikum nicht einzudeutschen
-c-" stermochft die B-svölkerung blieb litauisch, lettisch,
eines ckusschus- estisch usw. Daß die Mark Brandenburg wirklich
Vorschläge über den weiteren Verlauf der Ab

Erregte Sitzung des Präsidiums
Genf, 5. Juni. Die Tagung des Präsidiums
der Abrüstungskonferenz dauert hinter verschlosse-
nen Türen an. Auf Anregung des polnischen
Außenministers Beck wurden die Absätze 6 und 7
des Entschließungsentwurfes Henderson, in
denen von der Möglichkeit gesprochen worden war,
den Standpunkt Frankreichs, Italiens, Englands
und Deutschlands auf einen Nenner zu bringen
und in denen das Präsidium , mit einer entspre-
chenden Aufgabe betraut wurde, gestrichen.
Der polnische Antrag erfolgte nicht aus politischen
Erwägungen, sondern ging davon aus, daß Polen
an den Sonderbesprechungen der großen Mächte
nicht beteiligt gewesen sei.
Nach Veck sprach
Varthou.
Er stellte die Sicherheitsfrage wieder in
den Mittelpunkt und lehnte den wesent-
lichen Teil des Antrages Hender-
son ab. Insbesondere lehnte er den Vorschlag,
dem Präsidium besondere Vollmachten zur Lösung
der Abrüstungskrise zu erteilen, ab. Was jetzt
vorgeschlagen werde, sei genau das Gegenteil des-
sen, was man im Hauptausschuß beschlossen habe.
Auch er sei dafür, daß Deutschland wieder in
die Konferenz zurückkehre, aber er sei dagegen, daß
man es ausdrücklich zurückhole. Es müsse mit dem
gleichen freien Willen zurückkommen, mit dem es
die Konferenz verlassen habe.
Wie man erklärt, geht es bei den Verhandlun-
gen des Präsidiums sehr lebhaft zu. Seitdem
Henderson sich nach seiner Extratour zu Be-
ginn der Konferenz wieder dem alten Standpunkt
genähert hat, ist er in einen ausgesproche-
nen Eegensatzzu Varthou geraten.
Henderson erwiderte dem französischen Außen-
minister sofort in ungewöhnlich scharfer Weise,
wobei er sich mit lebhaften Gesten immer wieder
gegen Varthou wandte und schließlich mit seinem
Rücktritt drohte. Wenn die Franzosen seinen
Plan zunichte machten, ohne einen besseren vor-
zuschlagen, so müsse er die Folgerungen daraus
ziehen. Er habe für morgen den Hauptausschuß
einberusen und wisse nicht, wie dieser weiterarbei-
ten solle, wenn keine Arbeitsgrundlage vorhan-
den sei. Henderson deutete weiter an, daß er in
jedem Falle Frankreich die Schuld am Schei-
tern der Konferenz zuschreben würde.
Gegen 19 Uhr war die Sitzung des Präsidiums
beendet. Wie zu erwarten war, ist wiederum
keinerlei Ergebnis erzielt worden. Die

Aloisi Präsident eines Abrüstungsausschusses?
Gerüchte in Genf.
Genf, 5. Juni. Gerüchtweise hört man heute
in den Wandelhallen des Völkerbundes, daß
unter einigen Vertretern auf der Abrüstungs-
konferenz auch der Plan erwogen worden sei,
sts zu machen, dem die' Entscheidung öder'doch deutsch wnröe^ist d e'r d e u't-
Vorjchlnge über den weiteren Verlauf der Ab- s chen Bauern und Handw erker Seit
rnstungsverhandlungen anvertraut werden fol- 1134 zogen sie in Massen über die Elbe und
len. Daver wurde betont, daß Baron Aloisi Ser machten sich an Havel uüd Spree seßhaft, sie
der Lösung der sehr komplizierten Saarfrage verwurzelten sich bis an Oder und Weichsel,
lehr viel diplomatisches Talent und sehr viel DiÄse Eindeutschung der Slavenwekt ist „die
Fähigkeit bewiesen halbe. stärkste und gesundeste Leistung der deutschen
 
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