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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 1-26)

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Nr. 11 - Nr. 20 (14.Januar - 24. Januar )
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MsrMast imd Kunst / Aus der Vrlt der Frau / Sie Lekeltuirde

Pfälzer Bote

Freitag, 18. Januar 1935

70. Jahrgang / Ar. 15

Llngeteilie Rückgliederung bis März!
Oer Beschluß Ses Bölkerbundsrates / Laval zur Rede des Führers

DAS Genf, 17. Zan.
Der Völkerbundsrat hat um 20,50 Uhr einstimmig die ungeteilte Zuteilung
-es Saargebietes an Deutschland beschloffen und den Zeitpunkt der Rück-
gliederung auf den 1. Mrz 19Z5 festgesetzt
Sie Entschließung des Dreierausschuffes

Der Völkerbundsrat ist kurz nach 20 Uhr zu-
sammengetreten, um die Saarfrage zu behan-
deln und zu erledigen.
Der Berichterstatter teilte dem Rat mit, daß
die Abstimmungskommission den Völkerbundsrat
über das Ergebnis der im Versailler Vertrag
Vorgesehenen Volksabstimmung im Saargebiet
unterrichtet hat. Die Mitglieder des Dreieraus-
schusses hätten festgestellt, daß die Bevölkerung
des Saargebiets in allen Abstimmungsbezirken
sich mit Mehrheit fürdenAnschluß an
De utschland ausgesprochen habe. Der
Völkerbundsrat müsse nach dem Vertrage nun- !
mehr über die Souveränität entscheiden, unter!
die das Saargebiet unter Berücksichtigung des!
von der Bevölkerung ausgesprochenen Wunsches
gestellt werden solle. Unter diesen Umständen
glaube der Dreierausschuß, dem Völkerbundsrat
die nachfolgende Entschließung vorschlagen
zu können:
1. Der Rat beschließt die Vereinigung
des ungeteilten Saargebiets mit
failler Vertrags festgelegt ist, unter den Be-
Deutschland, so wie es in Art. 48 des Ver-

DNB. Genf, 17. Jan.
Kurz nach 20 Uhr begann die historische Ta-
gung des Völkerbundsrates, in der die endgültige
Entschließung über die Rückkehr des Saargebiers
an Deutschland gefaßt werden wird. Der Saal
war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Die Tagung begann damit, daß der Vorsitzende
der Abstimmungskommission im Einklang mit
seinen früheren Berichten nochmals ausdrücklich
feststellte, daß die Abstimmung sich völlig ord-
nungsmäßig vollzogen habe. Ter Vorsitzende des
Tveierausschusses, Baron Aloisi, sprach hier-
aus der Abstimmungskommission sowie der Re-
gierungskommission den Tank des Völkerbundes
für die von ihnen geleistete Arbeit aus. Insbe-
sondere dankte er Knox für das Geschick, mit
dem er das Saargebiet in der schwierigen Zeit
des Abstimmungskampses im Interesse der Auf-
rechterhaltung des Friedens verwaltet habe.
Aloisi verlas sodann die bereits mitgeteilte Ent-
schließung.
Der französische
Außenminister Laval
schloß sich dem Tank an die beiden Saarkommis-
sionen an und gab sodann eine wichtige Erklä-
rung ab. Er führte aus: Tie Abstimmung hat
stattgefunden. Tas Votum ist klar und der da-
rin ausgesprochene Wille kategorisch. Das Saar-
volk hat sein Schicksal frei gewählt. Der Völ-
kerbundsrat muß die Rückgliederung der Saar
an Deutschland beschließen. Indem Frankreich,
wie ich erklärt hatte, die Volksabstimmung im
Voraus angenommen hat, hat es seine Treue zu
dem Grundsatz der Vertragseinhaltung bewiesen.
Der Völkerbund hat wieder einmal der Sache
des Friedens einen Dienst geleistet, indem er
dieses heikle Problem, das eine Konfliktsursache
Kvischen zwei großen Völkern sein konnte, aus
der ihm zukommenden internationalen Ebene ge-
hockte und gelöst hat. Di« Aufgaben des Rates

dingungen, die aus diesem Vertrag hervorgehen,
und zugleich mit den besonderen Verpflichtungen,
die in Zusammenhang mit der Volksabstimmung
eingegangen worden find.
2. Der Rat setzt den 1. März 1 9 3 5 als
Zeitpunkt der Wiedereinsetzung Deutschlands
in die Regierungsrechte des Saargebiets fest.
3. Der Rat beauftragt seinen Ausschuß, in
Verbindung mit der deutschen Regierung, der
französischen Regierung und der Negierungs-
kommission des Saargebiets die Bestimmun-
gen festzusetzen, die im Hinblick auf den Wechsel
der Regierung im Saargebiet erforderlich sind,
ebenso wie die Ausführungsbestimmungen der
oben genannten Verpflichtungen. Zn dem Fall,
daß diese Bestimmungen nicht bis zum 15. Fe-
bruar 1935 festgesetzt werden können, wird der
Dreierausschuß dem Völkerbundsrat seine Vor-
schläge unterbreiten. Dieser würde dann die
notwendigen Entscheidungen treffen, im Einklang
mit 35c und 39 des Anhanges zum Artikel 50
und der besonderen Verpflichtungen, die von den
beiden Negierungen aus Anlaß der Volksabstim-
mung übernommen worden sind.

sind noch nicht beendet. Ehe die Vereinigung mit
Deutschland verwirklicht werden kann, bleiben
wichtige Fragen zu regeln. Die Entscklietzung,
die wir annehmen wollen, stellt dem Treieraus-
schuß eine wichtige Aufgabe. Er muß im Beneh-
men mit den beiden interessierten Regierungen
und der Regierungskommission uns die Bedin-
gungen^ Vorschlägen, unter denen der Uebec-
gang der Souveränität erfolgen soll, und die ver-
schiedenen Formen der Liquidierung des gegen-
wärtigen Regimes ausarbeiten. Ter Bölker-
bundsrat wird so eine der heikelsten Missionen
zu erfüllen haben, die ihm durch den Vertrag zu-
gewiesen worden sind. Tie zu regelnden Fragen
sind zahlreich. Sie sind verwickelt. Aber die bis-
herigen Verhandlungen erleichtern den endgül-
tigen Abschluß. Ich habe bereits dem Treier-
ausschuß genaue Vorschläge in dieser Hinsicht
unterbreitet und die Vertreter der französischen
Regierung stehen ihm schon jetzt zu seiner Ver-
fügung. 15 Jahre, hindurch ist die Ordnung im
Saargebiet aufrecht erhalten worben. Tie Volks-
abstimmung ist ohne ernste Zwischenfälle ver-
lausen. Dieses Ergebnis macht dem Völkerbund,
der Regierungskommission und der Saarbevöl-
kerung Ehre. Der Regierungschef des Deutschen
Reiches hat sich vorgestern an die Saarländer
gewandt und hat ihnen gesagt, daß ihre Rückkehr
zum deutschen Vaterland mit keinem Makel be-
haftet sein dürfe, und daß sie die höchste Diszi-
plin bewahren müßten. Durch diese Sprache
hat Reichskanzler Hitler, dessen bin ich sicher,
seinen Willen aussprechen wollen, daß alle Re-
pressalien gegen diejenigen vermieden werden,
die von ihrer vertraglichen Meinungs- und Ab-
stimmungsfreiheit Gebrauch gemacht haben.
Sie müssen die Garantie ihrer Sicherheit in
den Verpflichtungen finden, die die deutsche Re-
gierung im Juni und Dezember letzten Jahres
frei und feierlich übernommen hat. Die End-
regelung darf keine Bitterkeit zurücklassen. Sie
mutz, das ist die Hoffnung der Weltöffentlich-
keit, in Würde erfolgen.

Aus Gründen der Menschlichkeit hat Frank-
reich den Zutritt zu seinem Gebiet den aus dem
Saargebiet kommenden Flüchtlingen, die
sich nach der Volksabstimmung an seiner Grenze
einfinden sollten, nicht versagt. Es hat mit den
gebotenen Kontrollbestimmungen Maßnahmen
getroffen, um sie aufzunehmen. Ts mutz aber
volles Einverständnis darüber herrschen, das das
Problem der Saarflüchtlinge, wenn es auftreten
sollte und in dem Matze, wie es auftreten sollte,
internationalen Charakter hat und behält. Seine
Lösung wäre Aufgabe des Völkerbundes. Die
französische Regierung beabsichtigt schon heute,
den Rat mit einer Denkschrift über diesen Punkt
zu befassen.
Indem er die Rückkehr zu Deutschland be-
grüßte, hat Reichskanzler Hitler noch einmal
seinen Friedenswillen betont. Er hat er-
klärt, daß der Akt vom 13. Januar einen ent-
scheidenden Schritt auf dem Wege der Versöh-
nung der Völker bedeute ,und daß das Deutsche
Reich keine territoriale Forderung gegenüber
Frankreich habe. Ich nehme davon Kenntnis.
Die Annäherung zwischen unseren beiden Län-
dern ist in der Tat eine der wesentlichen Vor-
aussetzungen der wirksamen Gewährleistung des
Friedens in Europa. Frankreich ist friedliebend
und verfolgt kein selbstsüchtiges Ziel. Es will
der Würde, auf die ein großes Volk mit Recht
bedacht sein mutz, nicht in der geringsten Weste
Abbruch tun.
Aber die Geschichte lehrt Frankreich, datz es in
Sicherheit leben mutz. Die anderen Natio-
nen haben dasselbe Recht. Und um eines der
Elemente dieser Sicherheit zu suchen, darf keine
Regierung zögern, ihren Teil am Abschluß von
Pakten zu übernehmen, die gerade den Zweck
haben, jedem der unterzeichnenden Länder die
unerläßlichen gegenseitigen Bürgschaften zuzu-
sichern. Erft gestern hat der französische Bot-
schafter in Berlin der Reichsregierung eine
Note über den Ostpakt, über den wir die
Verhandlungen fortsetzen, überreicht. Bald wer-
den wir nach der konkreten Form suchen, die den
römischen Abmachungen gegeben wer-
den kann, damit ihre wohltuende Wirkung sich
auf alle interessierten Länder erstrecke. So faßt
Frankreich seine Solidaritätspflicht auf und das
Erfühl dieser Pflicht ist für seine Schritte be-
stimmend. Der Friede ist ein Werk der Geduld,
der Kühnheit und des Willens. Er wird von
allen Volkern gefordert. Er ist die Voraus-
setzung, ohne die das Elend sich in der Welt
verschärfen wird. Er schließt den nationalen
Stolz nicht aus. Frankreich ist nach wie vor be-
reit, seine Verantwortung bei der zuverlässigen
Organisierung des Friedens zu übernehmen.
Es fordert alle zur Mitarbeit auf. Ich
habe Wert darauf gelegt, diese Erklärung vor
dem Völkerbundsrat abzugeben, denn im
Rahmen der Genfer Institution und in stren-
ger Uebereinstimmung mit den ihr zu Grunde
liegenden Grundsätzen wird Frankreich das
Werk des Friedens, dem es zugetan ist, fort-
setzen.
Nach Laval nahm der englische
Großsiegelbewahrer Eden
das Wort zu einer kurzen Erklärung. Die so-
eben erreichte Verständigung, so sagte er, mache
sowohl den Parteien wie dem Völkerbund
Ehre. Es sei wohl nicht zu viel gehofft, wenn
man annehme, datz sie zur internationalen Ver-
ständigung beitragen werde. Der Bericht des
Dreierausschusses sei in demselben konstruktiven
Geist abgefatzt, wie die Rede des französischen
Außenministers, die man soeben gehört habe.
Im Anschluß daran sprach der Vertreter
Englands dem Dreierausschutz und seinem Vor-
sitzenden sowie der Regierungskommission des
Saargebietes die besondere Anerkennung seines
Landes aus. Er lobte besonders die Zähigkeit
und Geduld der mit der Lösung der Saar-
frage betrauten Personen.
Noch Eden sprach der SoWfotvolkskommtsiar
Litwinow.
Er nannte die Lösung der Saarfrage einen Er-
solg Mr das SelWKMnNmmgsxech^ d« VA-

ker. Es könne nun kein Zweifel mehr über dis
Nationalität der Saarbevölkerung sein: Sitz
wolle deutsch bleiben mit allen damit verbun-
denen Folgen. Die endgültige Lösung der
Saarfrage sei ein Schritt auf dem Wege zum
Frieden; doch seien hier noch längst nicht alle
Schwierigkeiten beseitigt. Der Friede wsVde
aber nicht gesichert dadurch, datz gewisse Staa-
ten ihre eigenen Wege gingen, sondern nur
durch gemeinsame Abmachungen, die allen offen
ständen. Men müsse auch wissen, datz durch pri-
vate Erklärungen dieses oder jenes Staats-
mannes der Friede noch nicht garantiert sei.
Dazu sei eine kollektive Sicherung notwendig.
Nach derAnnehme der Entschließung
über die Rückkehr des Saargebietes zu Deutsch-
land sprach der türkische Außenminister Rüschtü
Aras als Präsident des Völkerbundsrates der
Regierungskommission seinen Dank für ihre im
Interesse des Völkerbundes und des Friedens
geleistete Arbeit aus. ,
In Erwiderung auf diese Dankesworte be,
tonte Knox seine Zufriedenheit, mit dem Völ-
kerbund und seinen verschiedenen Instanzen so
glücklich zusammengearbeitet zu haben und bat
den Völkerbundsrat um die Ermächtigung,
weitgehende Amnestiemaßnahmen im
Saargebiet zu treffen und diejenigen Maß-
nahmen aufzuheben, die nur für die ALstim-
mungszeit getroffen wurden. Diese Ermäch-
tigung wurde der Regierungskommission ohne
Aussprache erteilt und die Sitzung hierauf ge-
schlossen. Die nächste Sitzung des Rates findet
am Freitag um 16 Uhr statt.
Der Bischof von Trier
an den Saarbevollmächtigten
Der Bischof von Trier, Dr. Franz Rudolf
Bornewasser, sandte an den Saarbevoll-
mächtigten des Reichskanzlers nach dem Bs-
kanntwerden des überwältigenden Abftim«
mungssieges folgendes Glückwunschtelegramm:
„Den Herrn Saarbevollmächtigten des Reichs-
kanzlers bitte ich, den Ausdruck meiner herzlich-
sten Freude über den glänzenden Sieg entgegen-
zunehmen, den die Treue zum angestammten
Vaterlande im Saarlands davongetragen haben.
Gott gebe uns nach dem heißen Kampf einen
segensreichen Frieden im ganzen Saarvolk.
(gez>): FranzRudolf,
Bischof von Trier.
*
Der Bischof von Trier selbst empfing
am Montag u. a. folgende Glückwunschtele-
gramme:
Gratuliere in Mitfreude über das glückliche
Ende einer schweren Zeit.
(gez ) Kardinal Schulte, Köln.
„Glücklich über unseren glänzenden Sieg, der
uns in kurzer Zeit bestimmt zu unserem lieben
deutschen Vaterland heimführen mutz, danken
wir unserem treudeutschen tapferen Oberhirtsn
für seine aufrechten Bischofsworte. Wir grüßen
Ew- Exzellenz in aller Ehrfurcht und verspre-
chen Ihnen auch weiterhin Treue nach unserer
nun 50jährigen Dereinsparole: „Gott das Herz,
die Treue dem Vaterland, dis Kraft der
Jugend!" Verband katholischer deutscher Leh-
rerinnen des Saargebietes."

Der Reichs- und preußische Minister des ,In-
nern Frick hat an den Saarbevollmächtigten
des Reichskanzlers, Gauleiter Bürckel, ein Tele-
qramm gerichtet, in dem er mitteilt, daß er Mr
Linderung der Not des Saargebietes- und zur
Unterstützung von hilfsbedürftigen Hinterblie-
benen derer, die für das Saargebiet ihn Leben
hingegeben haben 100 000 RM. zur Verfügung
stellt.
Für die mehr als 2000 Ausländsdeut-
schen, die Mr Saarabstimmung gekommen sind,
veranstaltete die Deutsche Front am Donnerstag
i absnd M Saarbrücken eine große AbschieoZßeis^

Sie SißMg des SiMrhrmdsraies
 
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