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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 231 - Nr. 240 (3. Oktober - 14. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0061
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^«Tspreis: Durch Botenzustellumg uud Post monatl. 2.90 bei der Geschäftsstekle Schrfftleitungu. Geschäftsstelle: Heidelberg, Devgh. Str. 89/61, Ferufpr. 7181. AWeig««
^geholt 1.89 Einzelnr. 16 ^z,/. Erscheint möchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er- schlug: 9 Uhr, Samstag 8.39 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte A-u-f-
!cheinen verhindert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die Ispalt. -' ' D M 2 träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8198. Un«
^illimeterzeile (46 nun br.) 7 H/. Textteil: Die 79 mm br. Millimeterzeile 28 verlangte Beiträge ohne Rückporto werden nicht zurückgesandt. Gerichtsst.: Heidelberg,
'M»
ßeimatzeitung mit den Beilagen: Aus -er Mlt der Frau Die Lesestun-e / Seimatlvarte / Win enilbatt und Kunst
Mim Bote Heidelberg. Montag, 7. Sktober 1935 7». Mrgang / M. 234

Mrer und Volk feiern Lmiedank
7oo ooo Volksgenossen traten sich am BiMeberg zur Heerschau des Nähr- un- Wehrstan-es / Unbeschreiblicher Nübel begrüßt -en Führer / Austlang
vor -er Kaiserpfalz in Goslar

Auf dem Vückeberg, 6 Okt. Ein klarer, Heller,
onnendurchleuchteter Morgen ist angebrochen.
^Eer den abgeernteten Feldern und den grünen
Diesen liegt eine festesfrohe, erwartungsvolle
Stimmung. Auf den Landstraßen bewegen sich
>^t Tagesanbruch unübersehbare Mar-schkolon-
Zu Hunderttausenden sind die deutschen
Dauern aus allen Teilen des Reiches und mit
Men Volksgenossen aus allen Berufs-
ständen nach dem Herzen Deutschlands ge-
kommen, um hier sich um den Führer zu scharen
""d den Tag des Erntedankfestes feierlich zu be-
gehen, um aufs neue ein machtvolles Bekenntnis
Mr den Nationalsozialismus, Deutschland und
Mitten Führer abzulegen. Zum Zeichen der Ver-
bundenheit von Nährstand und Wehrstand rei-
?len an diesem Tage die Bauern ihre Hand den
Mgen Männern des Volkes, die die Waffen zur
Verteidigung des heiligen deutschen Bodens füh-
ken. Darum ist mit der Heerschau der Bauern
auch eine Heerschau der deutschen Waffenmacht
verbunden.
Von dem Gipfel des Berges aus, der die große
eribiine der Ehrengäste trägt, bietet sich wieder
vus jetzt schon so gewohnte, aber trotzdem immer
wieder hinreißende Bild: Liebliche Talniede-
kstugen mit malerischen Dörfern und stolzen
Bauernhöfen, grüne Wiesen, rauschende Wälder,
ragende Berge und inmitten dieser wunderba-
ren Landschaft stehen heute schätzungsweise
mOggg Volksgenossen, die Abgesandten aller
putschen Stämme, die Vertreter der geeinten
putschen Nation. Dazu kommen nach weitere
vunderttausende, die die Anfahrtstraßen des
Führers umsäumen. Ueber diese ungeheuren
-Menschenmengen, über Wiesen. Felder und
^°rge schweift der Blick und bleibt haften an
o«n hohen Flaggenmasten mit den Hakenkreuz-
mhnen, die zu beiden Seiten in vierfacher Reihe
von 599 Meter langen Weg einrahmen, den heut«
Führer nimmt. Tausende von Fahnen ste-
ven rings um die Tribüne der Ehrengäste oben
Auf dem Berge sowie an der Rednertribüne am
6uße des Berges. Massenchöre und Musikkorps,
Vorführungen von Spiel und Tanz sorgen sür
me Unterhaltung der immer stärker anwachsen-
°sn Menschenmenge. Auf zwei hohen Schauge-
kasten spielen, tanzen und singen Trachtengrup-
bon aus allen deutschen Gauen und künden von
futschem Brauchtum. 3090 Trachtenträger sind
Astr versammelt, ein heiteres und farbenfrohes
Auf einem besonderen Platz vor der Ehren-
kribüne haben 800 Opfer der Arbeit Platz gefun-
den.
Me Ankmst -es Führers
..Kurz vor 12 Uhr wird der Wagen des
Führers auf der Straße von Hameln her sicht-
"0r. Die Massen richten sich auf, eine Ehrenkom-
vognie Infanterie sowie eine Ehrenbereitschaft
vos Arbeitsdienstkommandos präsentieren. Eren-
ionlog ist Jubel, der nun über das Feld hin-
wogbraust. Die Artillerie hat 21 Salutschüsse
obgefeuert, aber die Heilrufe übertönen den
Aonner der Geschütze. Ein Geschwader von 17
^Wgzeugen ist dem Führer entgeaengeflogen. In
Hakenkreuzform zieht es am Himmel seine
schleifen. Reichskriegsminister Generaloberst v.
° lomberg, der Oberbefehlshaber der Wehr-
wacht, General der Artillerie v. Fritsch, der
Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Admiral
V«eder, sowie der Oberfehelshaber der Luft-
waffe, General der Flieger Göring, begrüßen
Am Fuße -es Berges den Führer. Dann steigt
vor Führer, allen sichtbar, den etwas höher gele-
gnen Weg zur Ehrentribüne hinaus. Immer
wieder nimmt der Führer aus den Händen der
Vauern und Bäuerinnen die Früchte des Fel-
?os sowie Blumensträuße entgegen. Nur lang-
em geht es an dem Berg aufwärts Die Musik-
KPs spielen den Badenweiler Marsch. Auf der
Ehrentribüne angelangt, begrüßt der Führer die
dort versammelten Ehrengäste und Diplomaten.
Aeberreichlmg -er Erntekrone
Drei Knallbomben künden den Beginn des
Staatsaktes -an. Eine Abordnung der Kreis-
oauernschafr Tannenberg, bestehend aus einer
Änabäuerin, einem Jungbauern, einer Land-
tkkmri« «nö einem Landarbeiter, tritt an

den Führer heran und überreichte ihm die
Erntekrone. Die Jungbäuerin richtete
dabei an den Führer eine kurze Ansprache.
Der Führer nahm die Erntekrone, sichtbar be-
wegt, entgegen und dankte der Jungbäuerin

Darauf nimmt Reichspropagandaminister
Dr. Goebbels
das Wort zu folgender Ansprache:
Mein Führer! Das deutsche Bau-ernv-olk
steht in dieser Stunde um Sie versammelt, um
mit Ihnen gemeinsam das Erntedankfest des
deutschen Volkes feierlich zu begehen. Eine
Million Bauern aus dem Niedevsachsenlande
stehen auf dem Bücksberg und an den Anfahrt-
straßen nach Goslar anfmarschiert, nm Sie,
mein Führer, zu begrüßen und Ihnen ihre
Huldigung und ihre Dankbarkeit zu Füßen zu
legen. Die deutschen Bauern haben ein schweres
Jahr hinter sich. Eine schlechte Ernte im ver-
gangenen Jahr hat Schwierigkeiten auf dem
Gebiete der Nahrungsmittelversorgung des
deutschen Volkes hervorgerufen. Trotzdem ist
es dem deutschen Bauerntum gelungen, die
Einfuhr von Lebensmitteln nach Deutschland
von 2,5 Milliarden auf l Milliarde durch Jn-
sensivierung der Landwirtschaft herunterzu-
drücken. Was das für die Ankurbelung der Ar-
beitsschlacht bedeutet, das weiß nun nachgerade
auch feder Arbeiter in Deutschland. Bauern
und Arbeiter haben im Zeichen des National-
sozialismus verstanden, daß wahre Volksge-
meinschaft und Freiheit der Nation nach innen
und noch außen nur erreicht werden kann durch
Zusammenwirken der Stände, wie Sie, mein
Führer, es das deutsche Volk gelehrt haben.
Und nicht umsonst bestreitet die Widder erstan-
dene deutsche Volksarmee am heutigen Mittag
einen großen Teil des Programms unseres

Von der Tribüne aus spricht nun zunächst
ReichsbauernWrer Darre
der u. a. folgendes ausführte:
Im Verlaufe der letzten beiden Jahre hat
das Erntedankfest einen neuen und entschei-
denden Sinn erhalten. Wenn die ersten bei-
den Erntedankfeste in erster Linie ihr Gesicht
zum Bauern wandten, so dieses dritte zum
ganzen deutschenVolk. Denn in die-
sem Jahre, ja in den letzten Wochen erst, ist
es dem deutschen Volke insgesamt ganz klar
geworden, was die Ernte, die der Bauer in
Mühe und Sorge um das Wetter im Laufe
des Jahres erstellt, für das Volk selbst, für
jeden von uns allen zu bedeuten hat. Erst
jetzt, auf dem dritten Erntedankfest, wird da-
her auch die nationalsozialistische Agrarpoli-
tik nicht nur vom Bauerntum in ihrer gan-
zen Tragweite erkannt, sondern nunmehr
von dem gesamten Volk. Das gesamte Volk
weis; heute, daß ohne ein. stabiles Bauern-
tum die Ernährungsgrundlage des Volkes
nicht gesichert wäre.
Die Entlastung der Devisenlage konnte
nur durch eine Mehrerzeugung der
Landwirtschaft gewährleistet werden.
Es kam daher darauf an, die Voraussetzun-
gen für diese Mehrleistung zu schassen. Alle
agrarpolitischen Maßnahmen, die die Reichs-
regierung durchfllhrte, insbesondere die
grundlegenden Gesetze, das Reichserbhofgesetz
und das Reichsnährstandsgesetz, waren Vor-
bereitungen auf dieses große Ziel, waren
notwendige Voraussetzungen, um der Land-

mit herzlichen Worten. 1000 Einwohner Ha-
melns, Männer, Frauen und Schulkinder, tra-
gen sodann den Chorgesang „Segnung" von
Kapellmeister Otto Meyer-Hameln vor.

Bauern- und Erntedankfestes. Denn das Bau-
erntum stellt den besten Teil seiner Söhne für
die junge deutsche Volksarmee zur Verfügung,
und die junge deutsche Volksarmee wurde von
Ihnen, mein Führer, nicht -geschaffen, um
Kriege zu führen oder Kriege zu provozieren.
Sie wurde geschaffen, um den Maschinen
deutscher Arbeiter und den Pflügen deutscher
Bauern den Schutz zu gewähren, auf den sie
Anspruch haben und der für sie nötig ist, um
das deutsche Volk zu ernähren und zu kleiden.
(Beifall). Deshalb steht auch dieser Bauerntag
im Zeichen der deutschen Freiheit, und es ist
vielleicht das schönste Symbol dieser letzten
großen Volksdemonstration dieses Jahres, in
dem Sie, mein Führer, dem deutschen Volke
die Wehrfreiheit zurückgege-ben haben (Bestall),
daß Arbeiter, Bauer und Soldat Hand in
Hand zufammenstehen, um dem Volke sein
täglich Brot zu geben und dem Reiche seine
Freiheit zu sichern. (Heilrufe). In diesem Sinn,
mein Führer, grüßen eie Arbeiter, Bauern
und Soldaten, qrüßt Sie das geeinte deutsche
Volk. Mols Hitler: Sieg-Heil!
Die große SchauMung -rr Wehrmacht
Und nun beginnt die große Schauübung
der Wehrmacht, bei der alle modernen Waf-
fengattungen zum Einsatz kommen. Die
Uebung hat nicht so sehr das taktisch und
technisch richtige Handeln der Truppen und
ihrer Führer zum Ziel, sie ist mehr darauf
angelegt, den Zuschauern möglichst viel von
den einzelnen Waffengattungen und ihrer
Arbeit zu zeigen. Am Fuße des Vllckeberges

wirtschaft die Erfüllung ihrer gesamtvolks-
wirtschaftlichen Aufgaben — Sicherung der
Ernährung — zu gewährleisten. Erst diese
Gesetze gaben die Möglichkeit, bereits im
vorigen Jahre zu der Erzeugungsschlacht auf-
zurufen. Als wir die Vorbereitungen für
diese Erzeugungsschlacht trafen, ja selbst als
zur Erzeugungsschlacht aufgerufen wurde,
gab es sehr viele Sachkenner, die selbst da-
mals den Sinn aller dieser Maßnahmen
nicht voll erkannten. Es traten sogar sach-
verständige Leute auf, die nicht verstehen
konnten, daß zu einer Mehrerzeugung aufge-
rufen wurde, obgleich damals auf verschie-
denen Gebieten, teils durch Mehreinfuhren
in den zurückliegenden Jahren, teils durch
die Rekordernte des Jahres 1933, Überpro-
duktion bestand. —
Der Regierung war jedoch klar, daß
diese Erzeugungsschlacht geschlagen wer-
den mußte,
auch auf die Gefahr hin, Laß unwahrschein-
licherweise auf die Reihe guter Ernten, die
hinter uns lagen, noch eine Reihe von Re-
kordernten in Zukunft folgen würden. Bei
der heutigen Devisenlage siegt das Risiko
einer Ueberproduktion nicht gegenüber dem
Risiko einer Untererzeugung und damit einer
Gefährdung der Ernährungslage des Vol-
kes. Deshalb hat die Regierung diese Konse-
quenzen frühzeitig gezogen und vom ersten
Tage an trotz Belastung dieser oder jener
Berufsgruppen die notwendigen Maßnah-
men Schritt für Schrit durchgeführt.
Heute sieht nun das ganze deutsche Volk,
daß jenes Ziel — Rettung des deutschen

ist der Ort „Bückedorf" aufgebaut worden,
ein kleines Dorf von vielleicht einem Dutzend
Wohnhäusern und Nebengebäuden. Hier
verteidigen sich die roten Kräfte gegen den
eindringenden blauen Feind, der in über-
holender Verfolgung über Voremberg-Ha-
stenbeck vorgeht, um den Weserübergang sei-
ner Hauptkräfte zu ermöglichen und dem
Gegner den Rückzug nach Westen abzuschnei-
den. Insgesamt sind mehrere tausend Mann
Infanterie, Pioniere. Kraftfahrfchützen, Rei-
terei. Artillerie, 100 Kampfflugzeuge und
120 Tankwagen an dem Gefecht beteiligt.
Auf beiden Seiten waren alle Waffenarten
in den Kampf verwickelt. Alle Häuser von
Bückedorf gehen in Flammen auf. Eins
halbe Stunde dauert dieses militärische
Schauspiel, das von den Zuschauern mit ge-
waltiger Spannung verfolgt wurde. Das
Hauptinteresse galt begreiflicherweise den
modernsten Waffengattungen, Fliegern,
Flak-Batterien und Panzerwagen.
Der Führer spricht den Offizieren der
Wehrmacht Worte des Dankes und der An-
erkennung für die gezeigten Vorführungen
aus und verläßt dann gemeinsam mit dem
Reichsbauernführer, den Reichsministern und
Reichsleiterü sowie dem sonstigen großen Ge-
folge die Ehrentribüne, um sich noch der un-
teren Rednertribüne zu begeben. Nur lang-
sam, sehr langsam kommt der Führer vor-
wärts. Immer wieder muß er viele Hände
schütteln und manches Wort der Freude und
Anerkennung bekommen die Trachtenträqer
von ihm zu bören, die beiderseits des We-
ges stehen. Die Zurücklegung, dieses Weges
erfordert weit mehr Zeit, als in dem Pro-
gramm vorgesehen ist. denn immer wieher
kommt die Liebe und Begeisterung der Mas-
sen zum Ausdruck. Nach beiden Seiten hin
verteilt der Führer Händedrücke. Die allge-
meine Freude auf dem großen Festplatz ist
um so größer, als der Wettergott die Veran-
staltung in einer alle Erwartungen übertref-
- senden Weise begünstigt hat.

NM -es Führers Me Seite Z.

Bauerntums — das der Führer mir ge-
stellt hatte, kein Sonderziel nur für das
Bauerntum war, sondern eine notwen-
dige Aufgabe sein mußte, wenn nicht der
Freiheitskampf des deutschen Volkes an
der nicht ausreichenden Ernährung schei-
tern sollte.
Es kam der Neichsregierung aber nicht
allein darauf an, die landwirtschaftlichen Er-
zeugnisse zu steigern, um damit die Volkser-
nährung zu sichern. Ebenso kam es darauf
an,, der Auswirkung einer eventuellen Man-
gellage auf dem preispolitischen Gebiet früh-
zeitig entgegenzutreten. Das war der volks-
wirtschaftliche Sinn der Marktord-
nung. Wir können heute auf diesem Ernte-
danktag auf diese nationalsozialistische Tat
lurückblicken, die in der Welt einzig dasteht.
Trotz der nur mittleren Ernte im vorigen
Jahre, trotz einer nur sehr geringen Ge-
treideeinfuhr, und obwohl die wenigsten
Menschen — nicht nur im Ausland — glaub-
ten, daß die Durchführung dieser Aufgabe
nicht möglich sein würde, gelang es der Re-
gierung mit — das darf ich hier wohl offen
aussprechen — außerordentlichen Maßnah-
men, den Brotpreis des deutschen Vol-
kes stabil zu halten. Und nicht nur beim
Brot ist der Breis stabil gehalten worden,
sondern ebenfalls bei Milch, Butter, Mar-
garine, Zucker.
Der" Kartoffelpreis ist in diesem Jahr
sogar gesenkt worden.
Und dort, wo infolge von Frostschäden —
wie bei Obst und Gemüse — Preiserhöhun-
gen in diesem Jahre zunächst stattfanden

Der Gruß des geeinten Volkes
Dr. Goebbels spricht im Namen -er Arbeiter, Bauern un- Solkakrn

Der deutsche Bauer sichert die Ernährung des Volkes
 
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