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Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

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Nr. 251 - Nr. 260 (26. Oktober - 6. November)
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Heidelberg, RMwvK, 6. Rsvember 1SZ5

r«. Mrgmg / Nr. 28«

d Schrtftleitung «. Geschäftsstelle: Heidelberg, Bergh. Str. 59/61, Fernspr. 7151. Anzeigen-
<5 schluß: 9 Uhr, Samstag 8L0 Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf-
2 träge wird keine Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 8105. Un-
verlangte Beiträge ohne Rückporto werben nicht znrückgesandt. Eerichtsst.: Heselberg.
Air AWuM / KimkWaM / WWMM Md Kunst

Botenzustellung und Post monatl. 2.00 bei der Geschäftsstelle
180 Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist die Zeitung am Er-
^^wdert, besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die lspalt.
°"rzeile (46 wm br.) 7 Textteil: Die 70 mm br. Millimeterzeile 25
Zvimatzeitung mit den Beilagen: Aus der Well der Frau




EWand im Vormarsch auf Makalle

Weitere freiwillige Unterwerfungen / Sie Gefahren für Nullen bei Weitern der Verhandlungen in Rom

AeueVesprechungMffolim-Drummond

Rom, 5. Nov. Zwischen Mussolini und dem
englischen Botschafter in Nom, Sir Eric Drum-
mond, fand Dienstag nachmittag eine Unterre-
dung statt. Darüber wird folgende amtliche
Mitteilung ausgegeben:
„Der italienische Regierungschef empfing heute
während einer Stunde den englischen Botschaf-
ter. Gegenstand dieser Unterhaltung war, wie
während der letzten Unterredung am 29. Oktober,
die englisch-italienische Lage im Mittelmeer."
London, 5. Nov. Wie aus Rom berichtet wird,
glaubt man, daß die Unterredung zwischen Mus-
solini und dem englischen Botschafter sehr wich-
tig gewesen sei. Sie hat mehr als eine Stunde
gedauert und in hiesigen politischen Kreisen einen
guten Eindruck hinterlassen, wie auch von zustän-
diger italienischer Seite bestätigt wird.
Habe die Besprechung auch keine Entscheidung
gebracht, so sei sie doch bemerkenswert insofern,
als die Aussprache über das im Augenblick hei-

kelste Thema des Aufenthalts der englischen
Flotte im Mittelmeer fortgesetzt werden konnte.
Eine Entscheidung in dieser Frage könnte nach
hiesiger Ansicht den weiteren Gang etwaiger Be-
sprechungen über die italienisch-abessinische Frage
nicht wesentlich beeinflussen
Bekanntlich hat die italienische Geste der Zu-
rückziehung einer Division aus Cyrenaika bis
jetzt auf englischer Seite keine Gegenmaßnahme
ausgelöst. Man darf annehmen, daß der engli-
sche Botschafter heute die Gründe dafür noch ein-
mal dargelegt hat. Zu Meldungen, die aus
London über eine Zusage Mussolinis hinsichtlich
der Zurückziehung von weiteren 30 000 Mann
vorliegen, war jedoch in zuständigen Kreisen
eine Bestätigung nicht zu erhalten.
Dagegen betont man, daß bei der heutigen
Unterredung Drummond-Mussolini auf die
Frage einer Beilegung des italienisch-abessini-
schen Streits nicht besonders eingegangen wor-
den sei.

Rom, 5. Nov. Die Frontberichterstatter der
römischen Morgenpresse bestätigen in: wesent-
lichen den bereits gemeldeten Stand der ita-
lienischen Vorhut am Montag mittag. Nach
den Frontberichten des „Messagero" ist am
Montag abend ein 48stündiger Halt angsord-
net worden, um den Nachschub bis in dw vor-
dersten Stellungen ordnen und durchführen zu
können. Es sei anzunöhmen, daß nach Wieder-
aufnahme des Vormarsches bei gleichzeitigem
Vorrücken von Osten (Abbi Addis, 40 Kilo-
meter Luftlinie von Makalle) von Norden
(Agula, 30 Kilometer Luftlinie) und von Osten
(Dono, 20 Kilometer Luftlinie) die Stadt Ma-
kalle in weniger als zwei Tagen erreicht und
besetzt werden könne, falls nicht das verwickelte
Flußnetz oder neue Regengüsse den Vormarsch
erschweren sollten.
Die italienischen Frolnberichterstatter berich-
ten übereinstimmend, daß die Abfallsbswegung
unter den abessinischen Stammeshäuptlingen
immer größeren Umfang annehme.

zustellen seien, während die italienischen Pläne
den Abessiniern sehr gut bekannt seien.
Inzwischen sind hier wieder zahlreiche Ge-
rüchte verbreitet, die von weiteren
angeblichen Unterwerfungen von abessini-
schen Stammeshäuptlingen
zu berichten wissen. So soll der Sultan von
Aussa im südlichen Donakil-Gebiet seine Unter-
werfung erklärt haben und angeblich mit
20 000 Mann zu den Italienern überzugehen
beabsichtigen. Einige 1000 Mann seines Gefol-
ges sollen bereits Anschluß an die Kamelreiter-
barawane des Obersten Lorenzini suchen. Auch
weitere Gruppen von Anhängern des Ras
Gugsa rücken, wie behauptet wird, mit weißen
Fahnen von Makalle aus nordwärts, um sich
den italienischen Behörden zu stellen. Schließ-
lich ist sogar das Gerücht verbreitet, daß der
Herrscher der südlich des Tanasees gelegenen
Landschaft Godjam Ras Jmru und sein Sohn
sich anschickten, mit Italien 'N Verhandlungen
zu treten. Diese Nachricht ist jedoch zunächst
mit allergrößtem Vorbehalt aufzunehmen.

kon.^' 0- Nov- Am Dienstag mittag um 12
fr» Vormarsch der italienischen Trup-
Makalle zum Stillstand. Die Unter-
er Operationen kann vielleicht einige
da Diese Zeit ist aber nicht verlo-
rouillen und Flugzeuge das Gelände
Hetz ' Gerüchte wollen wissen, daß italieni-
iin bereits in die Gegend von Ma-
Hht - ?^drungen sind. Das Gros der Armee
immer noch bei Hausten.
z, Der Kmvk um Mkalk
Nov. (Funkspruch des Kriegs-
^Mtters des DNB.) Der gemeldete Vor-
Korps Maravigna in das Gebiet
?Eiraz o führt?n eine ziemlich unerforschte
Ith NMnd westlich und südwestlich von Ak-
den Fluß Takasse Hera-reicht.
Mb-? - .si-ch bei diesem Fluß um den Ober-
en i>^?^?^rhln die Grenze zwischen Abessi-
sk», m ° Erstrea bildenden Setit unter ande-
Uch Do» Gebiet von Adiabo ichiebt
^itr^ Mh Keil in das Gebiet der Kolonie
so daß das Vorgehen des Korps
stk irMna M eirwr wesentlichen Berichtigung
M wischen Front führen wird. Außerdem
Mc? „ ' daß die italienischen Truppen nach
R L^^ung des Gebietes von Adiabo im
ilußaufwärts vorstoßen, die
ich r.^0 Hochebene von Tembien umgehen
Tsssch-.M möglich einen Keil zwischen die
dch^Nen, Streitkräfte am Tanasee und die
mvärts stehenden feindlichen Truppen
^Movnen. Allerdings muß die Entwick-
Militärischen Maßnahmen abgewartet
^ieso' mit Sicherheit das Endziel des
^llen eingeleiteten italienischen Vor-
angegeben werden kann.
it der Besetzung von Makalle wird für
h>x """"Stag oder Freitag gerechnet.
politischen und militärischen
im übrigen stark unter dem Ein-
o", Mr eingetroffenen Meldungen, wo-
Mxr Hoare angeblich die Absicht
Miten, in Rom unmittelbar mit Mnfso-
Sollten diese Besprechun-
gen ^"ner baldigen Lösung führen, so
mau hier erklärt, dieFolgen
haar Von maßgebender mili-
wird namentlich auf die Gefah-
Ksam gemacht, die die Anwendung
"kg Maßnahmen auf die Waffenver-
italienischen Trup-
. könnten, dies vor allem angesichts
schlich daß die abessinischen Truppen
^en ^.Waffen und Munition ausgerüstet
Waffen- und Munitionsman-
Alitz^-' befürchtet man in italienischen
^!fn, die milftärischen Maßnahmen,
Üblich Ovbig neuartigen Charakter trügen,
i ^iev^^^weren. Eine weitere große
Willis s für die italienische Heeres-
M daß weder die Absichten noch
des abessinischen Heeres genau fest-

RMMdesMM»-
,, SirrkterimnS
ttkto^l 5. Nov. Der Rücktritt des Di-
q^itto Bruvelaitis ist am Dienstag
Der g-amtlich bekanntgegeben worden.
^n»n?^rneur hat den Rücktritt angenom-
°>s ^"kuvelaitis beauftragt,, die Geschäfte
K °incs neuen Direktoriums
des Direktoriums Bruvelaitis
vernichtenden litauischen Nie-
ben Memelwahlen eine Selbstver-
^ndjfgä ^t. Bruvelaitis wäre vom memel-
^trjn , "dtag, der am Mittwoch zusam-
^Zisch-'^"huehin gestürzt worden. Die li-
?°'E>ner» d^ernng hat sich auch den Unter-
" gegenüber verpflichtet, ein Direk-
>°lla»^bem Willen der Mehrheit der
tz "Öfchen Bevölkerung zu bilden. Die-
pgj suchen wird nunmehr eingelöst wer-

Erinnerungstafel für die Filmpioniere Gebrüder Skladanowsky enthüllt
Den beiden deutschen Filmpionieren Skladanowsky wurde jetzt eine Erinnerungstafel gewid-
met „In diesem Hause fanden am 1. Novemb gx 1895 die ersten öffentlichen Filmvorführun-
gen durch Max und Emil Skladanowsky statt", so lautet die Aufschrift aus dieser Tafel. Man
sicht aus unserem Bild die beiden Filmpionieve unö neben ihnen den Vizepräsidenten der
Reichsfllmkammer Weide mann (in Umform) nach der feierlichen Enthüllung der Tafel.
lScherl-Litderdienst-M.)

Men md Genf
Von unserem außenpolitischen Mitarbeiter.
Berlin, 4. Nov.
In Griechenland ist die Entscheidung gefallen.
Es hat sich zur Monarchie erhoben, es hat wieder
den Weg der Tradition gefunden nach vielen
Abirrungen und vielen Versuchen durch demo-
kratische und republikanische Regierungen zum
Frieden und zur Freiheit zu kommen. Soviel
auch außenpolitische Momente mitgespielt ha-
ben mögen, letzten Endes ist dieser Weg zurück
zur Monarchie die Tat einiger rückgratfester
Männer, die die Volkspsyche am besten erkann-
ten, die so lange irregeleitet wurde und der ein-
geredet worden war, nur die Republik könne das
große Griechenland mit dem Glanz des Alter-
tums wieder erstehen lassen. Die Entscheidung
zur Volksabstimmung liegt gar nicht so lange
zurück. Und das Ausland hatte glücklicherweise
gerade andere wichtige Dinge zu tun, hatte also
nicht viel Zeit und Neigung, sich wieder ein-
mal einzumischen und aus jeweiligen Interessen
heraus, guten Rat zu geben oder sogar die üb-
lichen Druckmittel anzuwenden. Es ist ja be-
kannt, daß Griechenland auf dem Mittelmeer-
streifen eine wichtige Rolle spielt und seine
Stellung gerade zu den jetzigen Vorgängen nicht
ganz gleichgültig ist. Damit ist aber auch bereits
angedeutet, daß zwei Mächte besonders die Vor-
gänge in Griechenland beachten werden.
Die Geschichte Griechenlands bis zum Kriege
und in der Nachkriegszeit ist zu bekannt um noch
einmal geschrieben werden zu müssen. Die letzte
Beschwerung des Landes war VenizeIos,
dessen Revolution oder Putsch, wie man es nen-
nen will, indessen viel zur Machtergreifung bei-
getragen hat. Vielleicht wäre die Frage: Mon-
archie oder Republik gar nicht ss schnell akut ge-
worden, wenn der Venizelosche Aufstand unter-
blieben wäre. Mit der jetzigen Volksabstim-
mung in Griechenland, die 95 Prozent aller
Stimmen für die Monarchie ergeben hat, ist am
besten darnetan, daß der Diktator Venizelos nicht
nach dem Volkswillen handelte, als er den Kö-
nig 1917 zur Abdankung zwang und daß er selbst
von keiner Volksmehrheit getragen war, sondern
aus eigener Kraft, aus eigenem Ehrgeiz Grie-
chenland eine Politik aufoktroyierte, die nie von
Bestand bleiben konnte.
Ob nunmehr Griechenland unter dem alten
Herrscherhaus in eine Zeit des Friedens und der
inneren Befriedigung zurückkehrt oder ob etwa
noch Bindungen aus der venizelistischen Zeit sich
einmischen und die Entscheidungen erschweren
werden, bleibt dahin gestellt. Ein Volk kann in-
dessen nur zum Frieden kommen, wenn es ge-
schlossen hinter Führer oder Monarchen steht,
wenn die Führung von einem Monarchen ausge-
übt wird. Deshalb hat der König die schwere
Aufgabe, das Vertrauen, das ihm das Griechen-
volk entgegenbringt, zu rechtfertigen und immer
wieder dessen eingedenk zu sein, daß Thron und
Volk eins fein müssen. Aber das sind nunmehr
Dinge, die Griechenland mit sich selbst abzumachen
hat. Es wird sich im Kreise der gegenseitigen
Interessen, die gerade jetzt wieder auf Griechen-
land einstürmen, behaupten müssen.
In Genf hat man selbstverständlich am Vortag
der griechischen Abstimmung die jetzige und kom-
mende Stellung Griechenlands in der jetzt vom
Völkerbund aufgelegten Politik erörtert. Und
das lag bei der nahen Berührung Griechenlands
mit dem ostafrikanischen Kriegsschauplatz nahe.
Doch war eben die Abstimmung in Griechenland
wiederum nur eine kleine Erscheinung in dem
Fragenkomplex, der jetzt in Genf entwickelt und
entwirrt wurde. Der Völkerbund hat, wie nun-
mehr jeder objektiv bestätigen muß, außerordent-
lich schnell gearbeitet. Melange brauchte er, um
im mandschurischen Konflikt eine Entscheidung zu
treffen, Jahre gingen vorüber, bis er den Krieg
zwischen Bolivien und Paraguay beendete, viele
Sitzungen und viele Zwischeninstanzen, Kommis-
sionen und wieder Kommissionen, Berichte und
Untersuchungen waren notwendig, wenn eine
Frage ihn zu beschweren begann. Diesmal hat
er über Italien sehr schnell den Stab gebrachen.
Nach der Feststellung, Italien habe den Krieg
begonnen, ist es gewissermaßen unter englischer
Führung Schlag auf Schlag gegangen. Die klei-
nen Völkerbundsmächte schlossen sich England
zum Teil an, weil für sie der Völkerbund tatsäch-
lich das Weltgericht ist, oder weil sie das endlich
wünschen. Und sie sträubten sich nur dort gegen
allzuscharfes Vorgehen, wo eigene Interessen zu
stark berührt wurden. Die großen Mächte hatten
verschiedene Einstellungen. Wie sich ergab, je
nach der politischen Einstellung und dem vor-
 
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