Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Volksblatt (70) — 1935 (Nr. 229-204)

DOI Heft:
Nr. 271 - Nr. 280 (19. November - 30. November)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43256#0475
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MelberserVMsblatt

Seldrlbera. Mntag, 25. Rvvmber 1SZ5

7«. WhWMg / M. 275

Botenzustellung und Post monatl. 2.00 bei der Geschäftsstelle
Einzelnr. 10 Erscheint wöchentl. 6 mal. Ist di« Zeitung am Er-
besteht kein Anrecht auf Entschädigung. Anzeigenpreis: Die 1spalt.
*Heil« s4g van, br.) 7 Textteil: Die 70 mm br. Millimeterzeil« 25
_5rimatzettung mit den Beilagen: Aus der Mit der Fron
Ätzer Me

Schriftleitrmg «. Geschäftsstelle: Kefdewerg, Rergch. Str. SSM, Fernfpr. 71S1. Anzefgoit«
schlutz: S Uhr, Samstag 8M) Uhr vormittags. Für fernmündlich übermittelte Auf«
2 träge wird kein« Gewähr übernommen. Postscheck-Konto Karlsruhe Nr. 81V5. An«
verlangte Beiträge ohne Rückporto werben nicht znrückgesandt. Gerichtsst.: Heidewerg,
Die LeWmde / Aeimatlmrle / WißMMst Md Kunst


Englands Stellung in der Wellpolilik
MkerbuOsminiiter Eden über die englische Außenpolitik und die Sühnemaßnahmen

23. Nov. Die erste Politische Rede
H Parlamentswahlen wurde am Frei-
er N Völkerbundsminister Eden in
MZ^Aammlung des englischen Völker-
Mz Landes in Edinburgh gehalten. Eden
hin, daß die Frontkämpfergene-
er angehöre, einen Beitrag zum
N >?bben der Nation zu leisten habe,
könne nicht im gleichen Aus-
stUk ^nen geleistet werden, die niemals
Dienst gestanden hätten, da sie
Ztr U,F °der jung seien.
Außenpolitik übergehend, erklärte Eden,
skj üeskhx'E Allstem des Mächteausgleichs
st /ä dlnex Gelegenheit zum mindesten sei
l, .8 möglicherweise deshalb ausgebro-
Ätei ^ie Stellung Englands falsch be-
^°Uden sei. Der Böck

die Stellung Englands falsch be-
Kxl ">°Uden sei. Der Völkerbund biete die
K die Wiederholung einer derarti-
Su vermeiden. Er, Eden, zähle zu
^Isx'-O^ glauben, daß Großbritannien eine
^isjf ^r europäischen und in der Welt-
en spiele Diese Rolle aufzuge-
st'^rd^ den geschichtlichen Ucberlieferun-
S. nicht entsprechen. Er betrachte
st? -V°nderungspolitik für England als
^»Msiichtigo Gemeinheit. Wenn jedoch
sf tzyi brbuud zu Grunde ginge, dann wäre
st tzri^"l!lich, daß die Absonderungspolitik
°itx k'sr'^dern aufgezwungcn werden könne.
, r d ° Politik wäre jedoch voll Gefahren
R sz ^utionale Sicherheit Englands. Eng-
shisck "ue wohl politisch, aber nicht geogra-
!"!tl-Ä^^udert sein. Keine einzige Nation,
.^u jort, habe sich mit Eifer und Zu-
^kiliat l ^er Sühnepolitik gegen Italien
sti eine unwillkommene Pflicht
ein;! einen Verlust dez Handels und
fallen sogar einen beträchlichen
iur ide teilnehmenden Staaten mit
fst Die Welt habe jedoch niemals zu-
ähnliche Kundgebung gesehen, und
k ti„>I"^uiigkcit und Schnelligkeit, mit der
^geführt worden sei, stelle
waz den Annalen der inter-
ff wnaien Beziehungen dar.
d'f Geschichtsschreiber werde mög-
die letzten Monate als die entscheid
in der Schaffung der Bölker-
,bezeichnen.
Nr r o^bundsminister wiederholte dann,
b eine Regelung des italien'sch-
st drej Streitfalles, die für alle beteilig-
^kdx Parte-en annehmbar wäre, begrüßen
Ausgang der gegenwärtigen
K ^Weiten sein werde, schloß Eden, so
»/"Seugt, daß sich die Welt — wenn
kh-^wmal mit zögernden Schritten —
sst sich ßO^italter bewege, in dem die Nati-o-
.stch oben, einander zu verstehen und
K ' Verdächtigungen zu beseitigen uno
iio Ä größeren Vertrauen zu versuchen,
^">j^echterhaltung des Friedens zu-
"^dx» arbeiten. In der Arbeit für den
Mx m bube dig englische Regierung eine
^f5pe zu spielen, und sie müsse diese
"sths^R^inidg und ehrenhaft bis zum Ende
^ittr Italiens ja den Srlausfuhr-
A ländern
^siichp'24. Nov. Die Pariser Presse, die die
bor englischen Botschafter in Paris
Morz^bei den dortigen Ministerpräsidenten
"st bespricht einerseits die Fortsetzung
^,?'ttlungsfühlungnahme, andererseits
Möglichkeit eines Petroleum-
Ah^^ots. das nach ihrer Ansicht den
utznahmen eine besondere Härte geben
halt eine solche Verschärfung
R p,s."0Maßnvhmo7i in dem jetzigen Aug-en-
Ungeeignet, da sich Frankreich und
"kUl^Äerade wieder um eine Vermittlung
de Paris" weist darauf hin, daß
k d'w bisherigen wirtschaftlichen
uknahnwn zwar habe gefallen lassen.

daß es aber eine Sperrung der Oelzufnhr als
feindselige Handlung ansehen würde.
Diese Ansicht hätten auch die Botschafter
Italiens in London, Washington und Moskau,
sowie die italienischen Gesandten in Bukarest
und im Haag mitgeteilt.
Nach dem Urteil des Außenpolitikers des
„Echo de Paris" könne sich Uber der Genfer
Bevbindungsausschuß nur schwer mit milden
Sühnemaßnahmen begnügen, wenn er nicht
gegen den Artikel 16 verstoßen wolle. Frank-
reich gehöre nicht zu den Ländern, die Petro-
leum ausführen, es kaufe vielmehr selbst im
Ausland keinen Petroleumbedarf.
Deshalb brauche sich auch Frankreich nicht
in den MZielpunkt der Aussprache ziehen zu
lassen, sondern es könne diese Angelegenheit
Rom, London, Washington, Moskau, Bukarest
und dem Haag überlassen.
NalienlMe StraßenumSeneMungen
Rom, 24. Nov. Je mehr die Sühnemaßnah-
men sich auswirken, um so heftiger wird in Ita-
lien der allgemeine Widerwille gegen alles, was
irgendwie an die sanktionsführenden Staaten

erinnert. So richtet sich augenblicklich die Stim-
mung der Bevölkerung gegen fremde Straßen-
namen, deren Straßenschilder an verschiedenen
Stellen der Stadt über Nacht ausgewechselt
wurden. Nach der Umbenennung der nach bel-
gischen Städten benannten Straßen ist jetzt die
zur Erinnerung an die Marne-Schlacht benannte
„Via Marna", die die Zufahrsstraße zur fran-
zösischen Botschaft bildet, in „Straße der Italie-
ner von der Marne" umgetauft worden. Die
nach dem im Weltkrieg verbündeten Rumänien
benannte „Via Romania" heißt jetzt zu Ehren
der beiden Staaten, die sich der Sühnemaßnah-
men enthielten, „Oesterreichisch - Ungarische
Straße.
Eine Rede Berger-Waldeneggs.
Graz, 24. Nov. Bei der Führertagung des
Bauernbundes in Graz sprach am Samstag
der Bundesminister für auswärtige Angele-
genheiten, Berger-Waldenegg, über die Hal-
tung der Bundesregierung in der Frage der
Sühnemaßnahmen gegenüber Italien. Der
Minister schilderte, in welche schwierige wirt-
schaftliche Lage Oesterreich kommen müßte,
wenn die Bundesregierung in dieser Frage

Elesauleusalleu gegen Tanks
ReWM MM-mrM / Der «Mr Mr dir N-IirniiA« SrrrrKrri««

Addis Abeba, 23. Nov. Nach den letzten
Berichten von den Fronten sind die Abessi-
nier im Norden und im Süden dazu überge-
gangen, die italienischen Linien durch Nacht-
angriffe mit größeren Abteilungen zu beun-
ruhigen. Sie wollen dadurch die rückwärtigen
italienischen Verbindungen abschneiden, so
daß der Vormarsch der italienischen Truppen
der an einigen Frontstellen noch anhält, end-
gültig zum Stillstand kommt. Planmäßig
werden, so wird gemeldet, die italienischen
Munitions-, Lebensmittel- und Waffen-
kolonnen für die vorderen Linien abgefan-
gen. Vis zum Samstag haben die Abessinier
24 Tank erbeutet. Im Kampf gegen die ita-
lienische Tankwaffe benützten die Abessinier,
wo das Gelände es erlaubt, Elefanten-
fallen. An Stellen, wo diese nicht ange-
legt werden können, melden sich immer Frei-
willige, die unter Einsatz ihres Lebens mit
List und Dynamit dem Tank auf den Leib
rücken. Sie lassen die Tanks vorüberfahreu

und fallen sie dann mit Dynamitbomben an,
um sie in die Luft zu sprengen.
Der Kaiser von Abessinien erklärte dem
Vertreter des DNB vor seiner Abreise ins
Hauptquartier, daß sich demnächst große
Kampfhandlungen entwickeln würben. Die
italienischen Heeres berichte ent-
sprächen durchaus nicht der Wahrheit. Die
abessinische Regierung halte es aber für
überflüssig, zu ihnen Stellung zu nehmen,
da sie schon bei geringer Kenntnis der mili-
tärpolitischen Lage in sich zusammenfielen.
KamyshanWMn an -er SWront
In Mbereiümg
Addis Abeba, 23. Nov. Unmittelbar nach
der Besichtigungsreise des Negus haben an
der Südfront auf abessinischer Seite umfang-
reiche Vorbereitungen für Kampfhandlungen
begonnen.
Von der Nordfront hört man, daß dort


Beisetzung der Opfer der Stratzenunruhen in Kairo
Unter starker Beteiligung von Anhängern der ägyptischen Natronalisten-Partei, der Wafd,
wurde m Kairo eines der Todesopfer der Unruhen, ein Student, zu Gwaibe getragen. Der
Sarg war, wie man sieht, mit der Nationalflagge (grün mit weißem Halbmond und drei
Sternen) bedeckt. (Prösse-BiLd-Zentrale-M.)

eine andere Haltung als die bekannte Haltung
eingenommen hätte. Man könne unmöglich
von Oesterreich verlangen, daß es seine Wirt-
schaft, die sich nun etwas gehoben habe, jetzt
wieder verschlechtere und damit neues Unglück
heraufbeschwöre.
Polen und die Sühnemaßnahmen
Warschau, 23. Nov. Die polnische Note, die
in der Frage der Sühnemaßnahmen der ita-
lienischen Regierung zugegangen ist, -weist wie
die RsgierungAblättor berichten, darauf hin,
^aß Polen in seiner Eigenschaft als Mitglied
s Völkerbundes die sich aus dieser Tatsache
. gebenden Verpflichtungen erfüllen und daher
die Sühnemaßnahmen ohne Rücksicht auf die
herkömmlichen Freundschaftsbande zwischen
Italien und Polen anwend-en müssen.
Verbot des Verkaufs von alten amerikani-
schen Schissen an Italien.
Washington, 24. Nov. Als weitere Maßnahme
zur Verhinderung der Ausfuhr von Kriegsma-
terial an Italien hat das Schiffahrtsamt den
weiteren Verkauf von alten amerikanischen Schif-
fen für Eisenschrottzwecke nach Italien verboten.
Bei diesen Schiffen handelt es sich um alte
Schiffe, an denen das Schiffahrtsamt infolge von
Kreditgewährung finanziell interessiert ist. Di«
Schiffahrtsbehörden erklärten, daß zwei Alt-
schiffe vor der Rooseveltschen Neutralitätserklä-
rung verkauft worden seien, daß jedoch die Ab-
lieferung eines dritten Schiffes verboten sei.

IM Weil
in AMrmr «SMAkszrß s. Z. b.


eine italienische Abteilung unter Führung
eines Hauptmanns von den Dedjasmatsch
Darres völlig vernichtet und der Hauptmann
getötet worden sei.
Die Italiener sollen dabei einige hundert
Verwundete und Tote an Verlusten aufzu-
weisen gehabt haben. Der Ueberfall auf die
italienische Abteilung soll sich nördlich vor
Makalle bei der Ortschaft Kollele ereignet
haben.
Dem abessinischen Sanitätswesen wird jetzt
erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Motori-
sierte Sanitätsabteilungen sind sowohl nach
der Nord- als auch nach der Südfront in Be-
wegung gesetzt worden. Aegyptische Aerzte
reisten am Samstag nach Harrar, Dschi-
dschiga und Firamberra. In diesen Städten
sollen unter europäischer Führung, wie hier
verlautet, Hauptverbandsplätze eingerichtet
werden.
Der Negus hat am Samstag eines seiner
Flugzeuge, eine dreimotorige Maschine, dem
abessinischen Roten Kreuz für den Transport
von Verwundeten zur Verfügung gestellt.

MitMW MSMEUW iK L§r
MM SMhM?
Ein« römische Meldung.
Rom, 23. Nov. Von italienischer Seite
wird gemeldet, daß nach dem soeben -aus Ost-
afrika eingetroffenen Nachrichten die gesamte
Bevölkerung von Ogaden sich freiwillig
Italien unterworfen habe. Gleichzeitig
sollen 5000 Bewaffnete zu den italienischen
Fahnen übergegangen sein, um hinfort auf
feiten Italiens zu kämpfen.
Diese Massenunterwerfung sei, so wird in
den italienischen Meldungen betont, von größ-
ter milit-ärifcher Bedeutung, da damit die ita-
lienische Front um ein weiteres Stück kampf-
los nach vorne geschoben werden könne und
der Vormarsch nach Jnncrabessinien wesentlich
erleichtert werde. Man erklärt zu diesem hier
als außerordentlich wichtig bezeichneten Er-
eignis, daß es einen sehr entscheidenden Ab-
schnitt in den augenblicklichen Kampfhandlun-
gen darstelle. Von italienischer Seite wird
hervorgehoben, daß es selbstverständlich aus-
geschlossen wäre, daß dieser spontane Akt der
Gesamtbevölkerung einer großen Provinz je-
mals wieder irgendwie rückgängig gemacht
werden könne.
Italien habe damit ebenso wie von Tigre
endgültig von Ogaden Besitz ergriffen und
werde, wie man hier erklärt, diese beiden Pro-
vinzen sich in etwaigen späteren Verhandln».
 
Annotationen