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Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3695 EB 21,52
Lausch, Erwin; Barnard, Edward Emerson [Bearb.]; Yerkes Observatory [Bearb.]
Briefe von Edward Emerson Barnard an Max Wolf: Planeten kreisen um Barnards Stern. Amerikanischer Astronom suchte 31 Jahre lang und entdeckte die ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, sechs Lichtjahre von der Erde entfernt — Heidelberg, 1.6.1969

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WELT UND WISSEN

Planeten kreisen u

arnards Stern

VON UNSEREM MITARBEITER DR. ERWIN

LAUSCH

nicht mehr errechnet wer-

1938 mit der Suche
er und seine Mitar-
regelmäßigen Zeitab-

Planeten nicht — wie Fixsterne — selbst
Licht aussenden, sondern lediglich den
Schein jenes Sterns widerspiegeln, den sie
umkreisen. Selbst die nächstgelegenen Fix-
sterne aber sind Billionen Kilometer oder —
in einer für astronomische Entfernungen
anschaulicheren , Einheit ausgedrückt —
mehrere Lichtjahre von der Erde entfernt:
Ein Lichtstrahl, der in jeder Sekunde 300 000
Kilometer durcheilt, braucht mehrere Jahre,
um von diesen Sternen zu uns zu gelangen.
In dieser Entfernung aber vermögen Astro-
nomen auqh mit den stärksten Fernrohren
keine Planeten mehr auszumachen.
Auch van de Kamp hat die von ihm ent-
deckten Planeten nicht gesehen. Er hat sie
errechnet. 31 Jahre geduldiger Beobachtung
waren nötig, bis der Forscher jetzt seiner
Entdeckung sicher sein konnte.
Van de Kamp, Direktor des Sproul-
Observatoriums im US-Staat Pennsylvania,
benutzte zur Planeten-Suche ein Verfahren,

/
Nr. 123 / Samstag, 31. Mai / Sonntag, 1. Juni 1969

Amerikanischer Astronom suchte 31 Jahre lang uncTentdeckte die ersten Planeten außerhalb
unseres Sonnensystems, sechs Lichtjahre von der Erde entfernt

ersten Planeten gefunden

Frage nicht ausbleiben, ob

die Sonne. Die Folge: „Es» gibt keine Mög-

lichkeit für Leben, wie wir es kennen, auf

irgendeinem Barnard-Planeten, weil es dort

so furchtbar kalt ist.

nard (1857—1923) benannt ist — empfahl

sich für diese Untersuchung dadurch, daß er

unter allen Fixsternen die größte Eigenbe-

wegung besitzt. Auch die Fixsterne stehen

am Himmel nämlich nicht still. Unbeweglich

erscheinen sie nur wegen der ungeheuren

Entfernung, aus der ihr Licht zur Erde

dringt. Verständlich, daß ein Stern, der der

Erde relativ nahe steht, größere Bewegun-

gen auszuführen scheint als ein sehr weit

entfernter Himmelskörper.

Eigenbewegung

Je großer aber die

eines Fixsterns ist, um so günstiger sind die

Aussichten, Unregelmäßigkeiten zu entdek-

ken — und zu deuten. Dennoch gelang es

van de Kamp erst 1956, nachdem er Tau-

sende von Fotos ausgewertet hatte, eine ein-

deutige Bahnstörung von Barnards Stern zu

erkennen. 1963 war der Astronom sicher,

daß ein Himmelskörper von der Große eines

Planeten Barnards Stern umkreist. Dennoch

gefiel van de Kamp das Ergebnis seiner Be-

rechnungen noch nicht. Die Bahn des er-

rechneten Himmelskörpers war stark ellip-

tisch, während Planetenbahnen des Sonnen-

systems nahezu kreisförmig sind.

Van de Kamp wandte sich wieder seinen

Aufnahmen zu, rechnete aufs neue und kam

endlich zu einem Ergebnis, das ihn befrie-

digte: Nicht einer, sondern zwei Planeten

umkreisen Barnards Stern. Ihre Bahn ist,

wie die der Erdplaneten, fast kreisförmig.

Sie bewegen sich m der gleichen Richtung

und etwa m derselben Ebene.

Ihr Entdecker vermag heute wirklich

erstaunlich genaue Auskünfte über

B 1“

— wie van de Kamp die Barnard-

und „B 2

Planeten nannte — zu geben. Bl ist etwa

720 Millionen Kilometer von Barnards Stern

entfernt, fast so weit wie der Jupiter von

der Sonne. B 2 kreist in rund 400 Millionen

Kilometer. Entfernung. Auf das Sonnensy-

stem übertragen läge seine Bahn zwischen

denen von Mars und Jupiter.

Barnards Stern, meint van de Kamp, mag

außer B 1 und B 2 auch noch kleinere Plane-

ten besitzen. Doch wenn es sie gibt, ist ihr

Einfluß so gering, daß er sich auf die Bahn

von Barnards Stern kaum auswirken dürfte.

Sie können auch

den.

Nun, da die

sind, konnte die

es auf ihnen Lebewesen geben konnte. Van

de Kamp glaubt das nicht.

Barnards Stern, erläuterte der Astronom,

strahlt nicht sehr hell, viel weniger stark als

Daß wir nicht einsam im Kosmos leben, davon sind Astronomen wie
Biologen fest überzeugt. An zahlreichen Stellen im All muß sich — geht es
nach der Wahrscheinlichkeit — Leben entwickelt haben, müssen auch
denkende Wesen entstanden sein. Allein in der Milchstraße, zu der unser
Sonnensystem mit der Erde gehört, so schätzten Experten, müßte die Zahl
der' von intelligenten Wesen bewohnten Planeten in die Hunderttausend
oder gar Millionen gehen. Doch alle Schätzungen besaßen bislang einen
Schönheitsfehler: Kein Astronom hatte nachweisen können, daß es außer-
halb des Sonnensystems überhaupt Planeten gibt, auf denen einzig Leben
entstehen kann. Dieser Nachweis ist nun endlich gelungen. Der amerika-
nische Astronom Peter van de Kamp meldete jetzt die Entdeckung der
ersten beiden Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Sie umkreisen
einen schwach leuchtenden Fixstern im Sternbild Schlangenträger, der
den Himmelsforschern unter dem Namen „Barnards Stern“ gut bekannt
ist.
Das ■ Problem, Planeten außerhalb des I das sich schon bei der Fahndung nach ande-
Sonnensystems zu finden, bestand darin, daß | ren Himmelskörpern bewährt hatte:
spürte Unregelmäßigkeiten in Sternbewe-
gungen nach. Solche Unregelmäßigkeiten
kann ein nahe gelegener Himmelskörper
auslösen, der durch seine Anziehungskraft
die Bahn des beobachteten Objekts beein-
flußt.
Auf diese Weise hatte schon 1844 der
Königsberger Astronom Friedrich Wilhelm
Bessel berechnet, daß Sirius^ der hellste
Stern am Himmel, einen Begleiter haben
muß, der ihn ablenkt und veranlaßt, sich
statt auf gerader Bahn in einer Wellenlinie
zu bewegen. Dieser schwach leuchtende
Stern wurde dann 1862 tatsächlich entdeckt.
Ein Verfahren, das zur Entdeckung licht-
armer Fixsterne führen kann, sagte sich van
de Kamp, müßte auch geeignet sein, Plane-
ten aufzuspüren. Über die Schwierigkeiten
war sich der Forscher im klaren: Planeten
sind — im Vergleich zu Fixsternen — klein,
ihr Einfluß auf andere Himmelskörper ist
entsprechend gering.
Als, van de Kamp
begann, fotografierten
beiter 40 Fixsterne in
ständen. Aus den Veränderungen, die zwi-
schen den einzelnen Aufnahmen erfolgt
waren, bestimmten die Planeten-Sucher die
Bahnen, Dann fahndeten sie nach Unregel-
mäßigkeiten. Sie konzentrierten schließlich
ihre Bemühungen auf Barnards Stern, den
zweitnächsten Fixstern. Er ist sechs Licht-
jahre von der Erde entfernt.
Barnards Stern — der nicht etwa nach
dem südafrikanischen Herzverpflanzer Chri-
stian Barnard, sondern nach dem amerika-
nischen Astronomen Ewald Emerson Bar-

Et
 
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