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Preisendanz, Karl
Papyri graecae magicae (Band 1): unter Mitarb. von A. Abt ... — 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.19671#0011
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VORREDE

Albrecht Dieterich ließ im Sommer 1905 die Mitglieder des Heidel-
berger Oberseminars 'ausgewählte Stücke aus griechischen Papyri’ behandeln.
Unter diesem Decknamen gingen im Vorlesungsverzeichnis der Ruperto-Carola
die griechischen Zauberpapyri. Denn es empfahl sich damals noch nicht für
den zünftigen Philologen, sich öffentlich zur Beschäftigung mit so tiefstehen-
den Erzeugnissen ungebildeter Volksschichten zu bekennen, Erzeugnissen
krassen Aberglaubens, denen der Name 'Literatur’ nicht zukam. Im einzelnen
Ausnahmefall, der ein Verwerten der Zauberpapyri und Fluch-Bleitafeln in
größerem Zusammenhang für höhere Zwecke entschuldigte, mochte der Ver-
kehr mit Ahraxas und Genossen noch hingenommen werden, wenn auch nicht
ganz ohne Stirnrunzeln jener klassisch Gerichteten, die mit Franqois Lenor-
mant in allen magischen Dokumenten der nachchristlichen Zeit nur den 'fro-
mage gnostique’ rochen. Die in Vorurteilen nicht befangen, unbeirrt das reli-
gionsgeschichtlich und volkskundlich wertvolle Gut aus dem ungeordneten
Wust der Zauberrezepte und Praktiken zu erkennen suchten, sie waren zu An-
fang des Jahrhunderts leicht zählbar. Ihnen voran Albrecht Dieterich, der
seine noch heute umstrittene Mithrasliturgie (1903.1910.1923) auf einem Text
des Großen Pariser Zauberpapyrus aufbaute, nachdem er in seiner preisgekrönten
Bonner Doktordissertation (1888), in seiner Habilitationsschrift (1891), im
Abraxas (1891), in der Nekyia (1893) und sonst beiläufig immer wieder auf
die ungehobenen Schätze der Zauberpapyri hingewiesen hatte. Neben ihm
suchte Richard Wünsch das Interesse für die Zaubertafeln wachzuhalten:
ihnen verlieh die Tatsache, daß ihre Belege aus Attika im Rahmen des Corpus
Inscr. Att. erscheinen konnten (1897), einiges Ansehen. Wünschs Buch 'Sethi-
anische Verfluchungstafeln aus Rom’ (1898) gab reiche Anregung für die
religions- und kulturgeschichtliche Behandlung solcher Überlieferungen. Auch
Richard Reitzenstein hat früh ihren Gehalt erkannt; schon 1892 beschäf-
tigte ihn die Herstellung des Hekate-Hymnos vom Großen Pariser Zauberbuch
in einer eindringenden Studie des Rostocker Index lectionum, und sein 'Poi-
mandres’ (1904) weist dem trümmerhaft erhaltenen Papyrus Mimaut des Louvre
zum erstenmal seine wichtige Stelle in der Religionsgeschichte zu. Die theo-
logische Seite vertrat als vorurteilsfreier Erforscher der Dokumente des Aber-
glaubens Adolf Deissmann. Er legte seinen sprachgeschichtlich bahnbrechen-
 
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