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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,198
Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,198): Brief von Heinrich Rickert an Emil Lask — Freiburg, 1912 November 9

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https://doi.org/10.11588/diglit.21375#0001
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Freiburg i.B. den 9.November, 1912.

(TjBH;

Lieber Laak,

Haben Sie schönen Dank für Jh-

ren Brief. Es war wirklich sehr nett von Jhnen, daß Sie herüberge-

/i

kommen sind, um meine^Grenzen im Manuskript zu lesen,und ich freue
mich ganz besonders, daß Sie Jhren Besuch zu dem gleichen Zwecke
wiederholen wollen. Vorläufig bin ich noch nicht viel zum Arbeiten
gekommen. Das Semester ist in der ersten Zeit immer besonders unru-
hig. Aber mit der Zeit wird es auch Nieder besser werden,und dann
will ich möch ernsthaft an die beiden Stellen machen, die noch
gar nicht fertig sind. Jch glaube nicht, daß es nötig sein wird^
ein besonderes Kapitel über das historische Verstehen einzuschieben,
sondern es läßt sich in dem Kapitel über/ydie historischen Kultur-
Wissenschaften das, was ich zu sagen habe,sehr leicht an den Be-
griff des leitenden Wertes anknüpfen. Jch kann dann zwischen,Seins-

Wissenschaften und Sinnwissenschaften unterscheiden und zeigen wie

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der Historiker die Realität in eine Beziehung zu Sinngebilden setzt,

und wie es sich bei dem historischen .Verstehen nicht nur um das Nach
#

erleben des psychischen Seins,sondern auch um das unmittelbare Auf-
fassen der Sinngebilde handelt. Allzuviel darf ich über diese Pro-
bleme nicht bringen, sonst sprengt das den Rahmen des Buches.

Daß Sie hier in Freiburg so viel frischer als in Heidel-
berg gewesen sind, hat mich sehr gewuftdert. Glauben Sie wirklich,
daß das an dem Klima liegt? Jch habe bei meinen ja allerdings immer
 
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