lUoi 2m
Freiburg i.B. den 7.Dezember, 191S.
CÜBH)
lieber Lask,
Soeben erhalte ich Jhren Brief,und
ich kann rasch noch eine Antwort in die Schreibmaschine diktieren.
Die Marburger Studenten-Kundgeb^ung ist mir durchaus sympathisch}
und ich werde alles tun, um sie zu unterstützen. Sehr geschielt
sind die jungen Herren freilich nicht, denn die Behauptung, daß
fast alle bedeutenden Philosophen ihren Aufruf unterstützt hätten,
muß starken Widerspruch erregen, denn das ist leider nicht wahr.
Aber daran dürfen wir uns nicht stoßen. Wie ich über die Sache sonst
denke, können Sie aus meinem Verhalten ersehen. Jch habe heute Vor-
mittag den Fall im Seminar zur Sprache gebracht und gebeten, daß
die Herren,die die Sache in die Hand nehmen wollten, sich bei mir
melden möchten. Jch wäre bereit,im Oolleg kurz zu erklären, um was
es sich handelt,und die Unterzeichnung des Aufrufes zu empfehlen.
Darauf haben sich ungefähr ein ha^es Dutzend Leute gemeldet,die
sehr eifrig waren. Einer von ihnen wollte sogar eine Studenten-
versammlung machen! Davon mußte ich natürlich abraten. Vorläufig
haben wir verabredet, daß die betreffenden Studenten sich,mit listen
bewaffnet,in meiner Vorlesung einfinden werden und dann womöglich
gleich nach dem Golleg Unterschriften gesammelt werden sollen.
Da ich noch immer nahezu 250 Leute habe, so wird das wohl schon
eine ganz hübsche Anzahl von Unterschriften geben. Jch bin auch
bereit,, die Liste während der Vorlesung cirkulieren zu lassen. Jch
begreife absolut nicht, was mich hindern sollte, so zu verfahren.
Freiburg i.B. den 7.Dezember, 191S.
CÜBH)
lieber Lask,
Soeben erhalte ich Jhren Brief,und
ich kann rasch noch eine Antwort in die Schreibmaschine diktieren.
Die Marburger Studenten-Kundgeb^ung ist mir durchaus sympathisch}
und ich werde alles tun, um sie zu unterstützen. Sehr geschielt
sind die jungen Herren freilich nicht, denn die Behauptung, daß
fast alle bedeutenden Philosophen ihren Aufruf unterstützt hätten,
muß starken Widerspruch erregen, denn das ist leider nicht wahr.
Aber daran dürfen wir uns nicht stoßen. Wie ich über die Sache sonst
denke, können Sie aus meinem Verhalten ersehen. Jch habe heute Vor-
mittag den Fall im Seminar zur Sprache gebracht und gebeten, daß
die Herren,die die Sache in die Hand nehmen wollten, sich bei mir
melden möchten. Jch wäre bereit,im Oolleg kurz zu erklären, um was
es sich handelt,und die Unterzeichnung des Aufrufes zu empfehlen.
Darauf haben sich ungefähr ein ha^es Dutzend Leute gemeldet,die
sehr eifrig waren. Einer von ihnen wollte sogar eine Studenten-
versammlung machen! Davon mußte ich natürlich abraten. Vorläufig
haben wir verabredet, daß die betreffenden Studenten sich,mit listen
bewaffnet,in meiner Vorlesung einfinden werden und dann womöglich
gleich nach dem Golleg Unterschriften gesammelt werden sollen.
Da ich noch immer nahezu 250 Leute habe, so wird das wohl schon
eine ganz hübsche Anzahl von Unterschriften geben. Jch bin auch
bereit,, die Liste während der Vorlesung cirkulieren zu lassen. Jch
begreife absolut nicht, was mich hindern sollte, so zu verfahren.