Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,222 Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Adr.]: Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,222): Brief von Heinrich Rickert an Emil Lask (Freiburg i. Br., 1913 September 16)

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Freiburg i.B. den 16.September, 1913.

lieber Lask, Haben Sie vieln Dank für Jhren
Brief vom Anfang dieser; Monats. Job hätte Jhnen schon früher geant-
wortet, aber wir hatten eine große Anzahl von Besuchen, die meine
Zeit sehr stark in Anspruch nahmen. Meist waren es sehr nette Leute,
und ich habe viel Freude daran gehabt, aber ruhige Stunden zum Brief-
schreiben wollten sich nicht finden lassen. Auch heute will ich mich
nicht allzu ausführlich äußern, denn ich hoffe ja, daß wir uns in
absehbarer Zeit sehen. Jch vermute, dal Sie wieder in Heidelberg
sind.und rihhte jedenfalls meinen Brief dorthin, denn er wird ja
wohl ohne wesentlichen Aufenthalt Jhnen nachgeschickt werden, falls
Sie noch zu Hause sein sollten.
Hoffentlich hat die Erholung im Sommer nachgewirkt, und
Sie sind jetzt mitten in einer fruchtbringenden Arbeit. Von mir kann
ich das leider noch nicht sagen, aber ich denke,es wird nicht mehr
allzu lange dauern, daß auch ich wieder gründlich ins Arbeiten hin-
einkomme. Unser Feldberg-Aufenthalt hat ja leider auch in diesem
Sommer nicht alles erreicht, was wir wünschten. Die Krankheit von
Alfred nahm besonders in den ersten F/ochen meine Frau sehr stark in
Anspruch, und die Unruhe übertrug sich auf uns Alle. Trotzdem geht
es mir ganz leidlich, und ich habe guten Mut, daß ich in der nächsten
Zeit etwas zustande bringen werde. Zunächst will ich versuchen,ganz
H
kurz die Grundztige me ine s,( Systems für den Logos aufzuschreiben. Jch
hoffe, das wird mir gelingen. Gelingt es nicht, so schadet das
schließlich auch nichts, und ich mache mich dann an die dritte Auf-
lage vom Gegenstand dor Erkenntnis. Die alten Arbeiten müssen doch
erst beseitigt sein, bis ich mich mit voller Unbefangenheit an die
neuen machen kann. Mein System hat sich in einer gewissen Weise noch