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Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,256
Niendorf?; Lask, Helene? [Recp.]
Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,256): Brief von Niendorf? an Helene Lask? — Mainz, 1915 Juli 22

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https://doi.org/10.11588/diglit.27627#0001
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lUOflSb

Sehr geehrtes Fräulein,

Mainz den 2ä. Juli 3 T15.

es tut mir rq unendlich leid, dass ich Ihnen nur
das bestätigen Kann, was sie sicher schon von
anderen Kameraden erfahren haben. Ihr Herr Prü-

der war am Abend des 26. /b. 4r - ~c m rechts von mir, so dass ich
auch nicht Augenzeuge gewesen bin. Ich lag während der Nacht, 26.
- 27. Mai verwundet in vordersten Schützengraben und habe beobach-
tet, dass unsere Krankenträger trotz des heftigster. Kugelregens
hin-und herliefe: , verbanden und schwerverwundete zurücktrugen,
sie hätten sicher „ unseren lieben Professor * ,der durch seine
Ausdauer und' Pflichttreue die Bewunderung aller auf sich zog,nicht
liegen lass n. Bei Tagesanbruch, 2 - 2 Uhr , kroch ich ca. Ico m
zurück in den hinteren Graben, wo ich viele der unseren traf»mei-
ne erste Frage war selbstredend „ wie geht’s unserem Professor >,
Ich erfuhr, dass er in knieender Stellung einen Schuss bekommen
hätte, mit der Hand nach der Brust gegriffen hätte und in dieser
Stellung verblieben sei. Par er nur verwundet, hätte er wohl noch

könnenin den vorderen Graben, wie ich, zurückkrlechen.Ich neige
darum leider zu der betrübenden Ansicht für Sie, für mich, für
uns alle, dass unser braver Kamerad, Ihr Herr Bruder, tot auf dem
Plan geblieben int. Bie Russen haben erst zwei Tage später unsere
Stellung eingenommen.Ich nehme innigen Anteil an Ihrem tiefen

Schmerz.

Prgebenst

Hiendorf.
 
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