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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,260a
Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Gefeierte Pers.]
(Heid. Hs. 3820,260a): Emil Lask: Ein Nachruf — Frankfurt a. M., 1915 Oktober 17

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https://doi.org/10.11588/diglit.27631#0012
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hat er trotz seiner Intoleranz mehr Menschen überschätzt als
zu gering gewertet. Es mutete geradezu rührend an, wie er
auch an weniger erheblichen Persönlichkeiten besonders das
bewunderte und pries, was ihm die Natur versagt hatte: die
Leichtigkeit der Gestaltungskraft und die Fähigkeit, mit dein
Leben ohne schwere Konflikte fertig zu werden.
Wo er gar liebte, tat er es mit einer Glut und Intensität,,
in der er sich selbst hingab; und er besaß dabei die Gabe, das
Bild eines von ihm geliebten Menschen sich und andern zu
verklären, die hinreißend wirkte. Dem Freunde war er zu-
getan mit einer Treue, auf die man bauen durfte wie auf
einen Felsen, und glaubte er sich einem Menschen zu Dank
verpflichtet, so konnte er nicht genug tun, um für ihn zu
sorgen und ihm Freude zu bereiten. Wenn vollends ein von
ihm verehrter oder geliebter Mensch der Hilfe bedurfte, dann
gab es kein Opfer, das er nicht zu bringen bereit gewesen
wäre. Seine ganze Zeit und Kraft setzte er ein bis zur Ver-
schwendung und völligen S e l b st v e r g e s s e n h e i t. So
war dieser scheinbar schroffe und „unliebenswürdige" Mann
in Wahrheit der größten Liebe würdig, und allen, die Liebe
und Treue von ihm erfahren haben, muß die Welt um vieles
ärmer und kälter erscheinen, seit er nicht mehr lebt.
 
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