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Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,262
Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,262): Rezensionen zum Werk Emil Lasks — o.O., 1913, 1924-1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.27636#0028
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Bewohnten Stäume ein ftifdjct 2uft^uuilj beäuge, als würbe
brinnen ein pnfter aufoeftofren. SDtan !arat wiebet atmen,
man fpürt mieser bi« Mhe wirfucher, leben big et &uft unb
©arme".
@3 mufs woipl eine befonbere ©ewaubnts mit einem ©en-
!er buben, ber ben eigenen rtteiaphhfifchen ©ianhpunlt bt
feinen Suchern noch gar nid>t gurn StuSbrud Bringen wollte,
atub ber trohbem bon ben ©ertcefern fo berfchiebcnex meta»
phbfifdjer nnb reltgiöfer SMtanfchauungen in folget SBeife
gefeiert wirb. Unb in ber ©ai: es t ft etwas ©eonberes um
biefen Storni; SlBer feine ©efoeutung liegt hoch in einer
anbeten Stiftung, als einige feiner ©ewunberer glauben.
©ewifs bat Sas! als ©hilofoph nie bttran gefoadpt, Bei ber
Sogdi unb ©rfemttmStljeorie «iS bem Seiten ftehen gu Bleiben.
Er fudite einen SSeg gum ©an^en ber PhEofophifchen SSelt,
b. !)• er ftrebte noch ©rtenntnis bes ttniberfums int untfaffen»
i ben ©pftem. Sas aber teilt et mit aEen wahrhaft Bebieuten»
| ben ©entern, unb wenn man iljn beSWegcn fefet als UeBerwto«
j ber üon K a tt 18 ©uBjeTtibismuS feiert, fo fdjtefjt man bamlt
> weit üBerS Siet, ober man bertennt baS S3tefen fo i e f e S „©uh-
i jeltibiSmuS" böEig. SSerftänblic^ wirb ber Irrtum aus ge»
Wiffen ©trömungen bes Sage®. „SBenbung gum DBjeft" unb
„loS bom ©uBjeHtbiSmuS" finb belie&te ©dplagwörier gewor»
ibeivebeufo wie „Pferftehung ber ©tetaphtfi!'' unb „lieber»
• wittbung ber ©ranfgenfomtalphtlofophte''. ©er „©iationalift"
Kant gilt foabei als größtes Hemmnis einer neuen metaephh*
fifcfien ©tüte, unb bon ben „©eutemttanem" tefoet man als
ben ftfjüimmften SteafMonären. ©et fotchler Sage bes geüBe
wultfemS ift mit ©adpbtuc! gu fagen: auf Sa®!, ber nicht nur
i bc-it Saat ausging, fonbern in bet „fopentifomfehen ©at" ftets
\ bie eigentlich entfegetbenbe SEettbtmg ber mobernen ©hitofophte
' jah, bilrfen jläj bie DBiefttbiften nt d) t berufen, ©r hätte für
' eine ©ewunberung, bie ihn als Heberwinber bon Kants ©uB»
s jeftibiSntuS feiert, nur fein — ben peunben gut be?annies
' farlaftiftfieS Sacfpetn gehabt.
©oHte man na* ben früh«! gebrühten ©ilchtm batü&et tm
i Bwetfel fein, fo fte&t ber britte ©anb bet gefamtneRen ©dwif»
’ len, ber ben bisher ungebrudten SMhXafj enthält, es jefet auftc*
' Stage, auf welches ©eilte Sas! in» Kampf um Kant heute fte|en
würbe. SBir fehen hier, wie ein wettgehenber ©uBfeftibISmuS.
'faÖ8 man MeS btetbeuttge ©dplagwort überbauet gebrauchen
, WIE, fleh Bei Sas! felber in feiner lebten Seit wiefoer ntit ber
/geäfften ©nifdpiebenheit geltettb machte. ©ataus foEten feine
, ©ewunberer lernen,
$m UeBrigcn ift mit Sttternatiben wie: ©uBjeTt ober Dbjeit,
tmfo: Katrtlanismtt® ober ©ieiaphhfü, noch nicht biet getan,
Wo man in ^MtanfchauungSfragen nach lebtet Klarheit ftrebt.
(sine ttmfacffenbe ©Ijilofophie !ann Weber bas ©ubfclt muh
bas öBfelt entbehren, unb Was bie ©ktaphbfü betrifft, fo Hegt
ihr ©roBteut nicht gang fo einfach, !g}| niM.li heutigen

©elteBtijeit biefeS — Sü&orteS foenfen fottie. Stuf feinen pU
:'ann bie 2Siffenfci>aft wteber gu foer Slrt bon intelleftualiftifcher
23tetaBhbft! gurinffegren moEen, beten theoretifche ©nublage
Sbant mit fehr gewichtigen ©rünben gu ©unften einet umfaf-
'enfoeren SSeltanfthönung in Sa^fle geftettt hat, beim bann
wären nicht bie 9teu!äntiuner, fonbern bt-e Stetctibhhrtfer bie
eigentlichen Steaöionäre. $rohbom Braucht man barum aber
nicht bei ber „©hbfü" (bas SBort tm weiteften ©iune gemom*
men) ober bei ber ©innenweit fielen gu Blci&en. HRan Samt
an einer SBelt beS „Unfinnltchen" fefthalten. unb blie ©ro -
Blerne, bie bot SSant auf metabh#fch®w SBege behanbelt
werben ftnb, Bleiben bann Beftehen, auch wenn turnt bas b$b
beuttge SBort „STcetahhhfi!" wegen fearter ©iel&euttgfett mei»
bet. ©ntfcheifoenb ift allein, Was man unter ber SBiffenfchaft
bom Unftnntichen berfteht. gührt fte notwenbig gur
nis be§ U e b e r finnlichcn, unb wirb fte brühet mit ©echt
SJteiabhbfE tm prägnanten ©inne genannt? £ier erft Be»
ginnt ba® fauhlich wichtige ©roBIem, unb baHtr Mn man
cBenfaKs aus SaSls Schriften biel lernen, Eciiht, ob ©hh$t
ober SEetophhfü/ fonbern ob nur HnfinnlicheS ober aiuhexbem
noch HeberFumlt#cs angunehnten ift, fieht in ffrage.
Sa fogar barauf, oB man Sa®! Kantianer ober Patonifer
nennt, !ommt nicht fobiel an, wie man meinen f&nnte. Sticht
ber Stame einer ©chule, fonbern ba®, nüctS ein 2)eu!er gut ©ache
gu fagen hat, entf<h!eibet über, feine Sebeutung. SaS! hat. Wie
wir Stile, foiwohl bon Saut als bon ©faton biel gelernt. ®och
finiben ftch bet ihm att<h ©ebanlen, bie webet Bei Sfant noch
Bei ©latem ftehen. S)ie ©ach« aber, her er biente, Blleß biefdhe
wie Bel «Een echten ©hilofophew, unb fte geigt flets ein ®op»
pelantlih: auf ber einen ©eife baS SIE ber „oBjeftiben" SBeft,
«uf ber anberen feffen Sarftelluttg in einem Spftern »on „fuB-
jeftiben" ©ebanlen. Saitt hat mi§ gelehrt, mit bem benfenben
©uBjclt gu Beginne n unb bon ihm gut oB jeftiben SBelt bor-
gubringen. IDaS ift fein „©uBiefttbiStmtS", unb ber unter»
fcheibet ihn aiEerfoings bon ©Baton pringipieE. Sfn btefem
©uBfeltibiSmuS hielt nun Sa®! immer feft, obwohl in feinen ge-
brucEten ©Mpern manches etwas oBfeBtibiftifch Hingt: PorüBer-
gehenfo Belam ba® ©uBjeft für ihn geringere ©efoeuiung. Hw
wefentlich würbe es ihm ieb!od> nie, fonbern ftets fuchte er fiel)
guerft an ihm gu orientieren, ©aratts !5tuten feine platonifie»
renben ©ewitnberer wleber etwas lernen, nämlich bäh, wenn
ihne,n ber Sbeulanttanismus nicht gefäEt, bas nicht an
Staut, fonbern an einigen Sieufantianern liegt, ©ittb
hoch aah bie ©ebianfen Sa®!s, bie ihren ©eifaE füibcit,
auf lantifhem ©oben erwachfett, 3ugl<iE) ^Ber geigen gerabe
SiaiShs S®er!e, Wie fle feht gefammelt borliegen, baff eine bon
Kant attSgeljenbe unb an feinem ©uB jettibiSmuS fefthaltenbe
©hilo.fophie ihr lefjteS Siel barin feh«n inttfi, nicht Beim Bloh
©uBjettiben ftehen gu BkiBen, fonbern bon bort beu 23kg gu
>ben DBjertett gu finben, ttm ildhlieBliefi benlenb ba® SIE ber
[uBieftfeen. unb oBjdiiwn --

^Serben Sas!s ©ch-riften unter btefem ©efkhtspuntt ftubiert,
bann tßnnen fte ber wiffenfchaftüch^n ©hilofophte aud) Wetter»
hin eine pEe bon Slnoegung unb fyßrberung geben, wie fte
;bas Bisher fchon getan haben, unb wie fkh -baS in gahfreidpen
SlrBeiten füngerer prfther bon Sah* 3« Phr beutlid>er geigt
Sa®!s 9tame wirb in ber Siteratur immer hattfigjar genannt
©o bürfen Wir hoffen, er werbe troh feines frühen SobeS lange
unter uns ibeiter leben.
©twa® ©efonberes Bonnen wir ettfolkh bon bem uns burch
ben Krieg ©ntriffenen noch lernen, bas gerab« heute wichtig
ift. ©ewtfj Bebte in Sa®!, wie SBuft fagt, ein ©eift bon mpfti»
jeher religiöfer Siefe unb gewaltiger innerer ©rgriffenheit. 3h«
jpüren Befonber® bie metaphhftfch unb religiös intereffierten
Seja, unb ber gieht auch ©egner Kants in feinen ©arot. ©o
hoch Wir ihn aber fdpähen mögen, fo ift es bamit allein in
ber SSiffenfdpaft nicht getan, unb get^abe baS wu|te niemanb
Beffer als Sas! felBft. ©arttm juchte er bor aEern feinen ©eift
logifch gu fdpulen. ®arum nahm er fich in fo firen-ge Britifdpe
Sucht, bah er, gutttal Wo e§ ba® @B<hfte galt, fourch biete Ph«
'ich bie äuherfte prücHialtung gur ©flidlt tnadpte. ©olange er
mit feinen ©ebanlen im pnbament nicht fertig gu fein
glaubte, WbEte er in ben testen SJkltanfchauungsfragen über
borfidpttge §ittweife unb Slnbeutungen nicht hinausgehen.
Slusjiihrlidl1 rebete et nur bon bem, was et wirfttd) Begrünben
Bonnte.
©or aEem in btefer §tnftcht mag et öorbilblich wirten in
einer Seit, in bes man bie ertenntnistheoretifdie ©muMcgung
ber ©hilofophte, Wie fte feit Kants Kritigismus unentbehrlich
geworben ift, gu uußeguem finbet unb fish au® innerer ©r-
griffenhelt unb mpftifcher SHefe heraus entweber an getft»
reichen SlphoriSmen erbaut ober berfucht. fwh in anberet S5kife
mit ©thwung unb ©ptung über bie irittfclpe ?rorfd)img hiuweg»
gufehett, um iiiögli:d>ft tafd» ba® erfehute 3iel gu erreichen,
©iner fotchen 2lrt bes ©hilofophierens war SaS! ftets feinbüch
geftnni, unb bas nicht etwa beshatb, weit es_ihm an ©egahung
bafür fehlte. Stiäht aEein SBiefe Befaft er, fonbern auch geifi-
reiche Slphßtiswrn, beufticher gefügt: wihtge ©infällc, ftanben
ihm im ©efpräch ftets gut ©erfügung, ltnib ben ©thwung gum
©pntng hätte er ebenfaES aufBrlngenfßitntn. SCBer er w o Xtte
e® nicht, benn er hutte gelernt, bah wtffenfdpaftliclpe
Siele fidp nur burch niidptente, ©dprttt für ©ich'ritt borftdptig
aBwagenbe StentetrBett erreichen taffen, unb beshalh ftcEte er
fein SeBcn mtsfchliehlidi1 in ihren ©teuft. Wenn er ©üc£jct
fhrteB ober Kolteg las, inbent er bähet gern auf aEe tafdpen
unb Blenbenben ©rfolge bergichtete. ©eine Slrheit galt nicht
km©age, fonbern ben geitlofen ©rohleme«, bie immer Wteber»
Tchren. Sieft man feine ©ihriften auch unter btefem ©eftcht®»
pun!t, fo wirb matt burch f!t nicht Hob inteEeJtueE geförbert
werben, fonbern Bann anfjerfoem einen moralifchen ©ewinn
babontragen,- .™i_^

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