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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,280
Lask, Emil; Rickert, Heinrich [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,280): Brief von Emil Lask an Heinrich Rickert (Abschrift) — o.O., 1901 Oktober 10

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https://doi.org/10.11588/diglit.26144#0002
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-IV

(Fortsetzung «ler, Briefes vo* 10.10.1901)

fünfte Kapitel freue ich ®ich a» aeinten, unÄ erst Jetzt werde ich es
ganz würdigen konnen. öerede Jetzt, da ich anfange, mir den Sohiuss
aeiner Arbeit (Fiehtes Qeschichtsphilosophie i* Ueberbliek)zu überlegen,
wird air klar, dass aueh der deutsche Idealisaus von einer wirklichen
öesehichtsphilosophie weit entfernt war. Denn selbst Kants und Fiehtes
Erkenntnis der Notwendigkeit eines Wertaasstabes für die Beurteilung
der Kulturentwieklung schlagt doch iaaer gleichzeitig in das »spekula-
tive» Beginnen u*, den»Sinn »ter Qeschichte in seiner Gesaatheit äLureh
eine »etaphysische Foeaal (!) einzufangen. Dadurch wiri nicht nur der
Reichtu* tes geschichtlichen Lebens hinweggeieutet, sondern es ?/ird
auch trotz des erkannten und beobachteten Dualisaus von kritischer und
genetischer Methode »Geschichte» nicht als Produkt »ethodiseher Ein-
seltigkeit erkannt. Nur den Anfang einer bewussten Behandlung der lo-
gischen Struktur des Qeschichtlichen werde ich bei Fichte feststellen
kcnnen. - Leiäer ist auch das Kapitel über Jaeobi noch nicht uagearbei-
tet, sodass ich fürchte, bis Mitte Noveaber vollauf zu tun zu haben.

Bi» jetzt hatte ich nKmlich wenig Lust zu* Arbeiten.

Wie Sie aus *einer Abaachung ait Hen&el sehen, habe ich *ich Jetzt
v JW entschlossen, das Juristische Exaaen aufzugeben. Ich glaube, dass^fort-
dährende Besehäftigung »it einer zu* Teil freaden Wissenschaft doch
eine dauemäe Beeintrechtigung «einer eigensten PlUne zur Folge haben
kann. Dazu koaat noch, dass aeine Eltern,selbst wenn äussere Vcrteile
demit verbunden sein sollten, gegen das ^uristische Studiua sind. Ich
werde also versuchen aüssen, aich in den nächsten Jahren gleichzeitig
in Juriprudenz und Rechtsphilosophie einzuarbeiten und die letztere so-
gar auszuarbeiten. Seine Sehsttenseiten hat sicher euch dieser Weg. Aber
hoffentlich werde ich mich wenigstens einigeraassen Hensels Vertrauen
würdig zeigen.

lch h*be von Professor Hensel gehort, dass Ihre Arbeit gut vonstat-
ten geht. Wenn Sie diesen Brief erhalten haben, heben Sie sich hoffent-
lichde» endgültigen Absehluss schon unendlich angenahert. Ich brauche
wohl kaua zu bemerken, dass, wenn es bei* Korrekturlesen irgend eine
Arbeit gibt, für die ich tauglich sein sollte, ich darua bitte.. * *
 
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