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Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,295
Lask, Emil; Rickert, Heinrich [Adr.]
Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,295): Brief von Emil Lask an Heinrich Rickert (Abschrift) — Falkenberg, 1903 September 5 und 1903 September 8

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https://doi.org/10.11588/diglit.27643#0001
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jjL- pf¥r
Ihr » Gegenstand der Erkenntnis» ist, abgesehen von de« einen
Punkte, den ich nachher bespreche, so einwandsfrei formuliert® dass
ich Ihnen »leider» so gut wie garkeine Verbesserungsvorschläge machen
kann.
Nur folgende Kleinigkeiten sind mir aufgefallen? £ß.4 unten
ist das Wort »wissenschaftliche Erkenntnis» nicht umfassend genug/}
Ein Irrtum von mir ! Verzeihung !
S.8, 3.Absatz, heisst es: »... und ihnen steht gegenüber das,
was die Wahrnehmungen wahrnimmt. die Gefühle fühlt und den Willen
will. » Diese Ausdrucksweise ist doch nur deshalb richtig, weil es
sich hier/eben noch um das S.14, 2.Absatz charakterisierte »Ueber-
gangsstadium» handelt, denn das Bewusstsein überhaupt nimmt doch
nicht wahr, fühlt und will nicht. - Ich wollte das nur zur Sicher-
heit bemerken.
Die Ausführungen S.32 f sind vielleicht nicht scharf genug in
der Formulierung. Es konnte so aussehen, als wollten Sie Dilthey
entgegenhalten, was »in Stunden ruhiger Betrachtung» psychologisch
möglich ist, während es sich doch auch hier darum handelt, was aus
dem »Erkenntnisbegriff» (vgl.S.2, Satz 1) logisch folgt, oder» wie
Sie S.59 viel schärfer sagen, was in den isoliert betrachteten
»Leistungen des Denkens» enthalten ist.
S.76, 2.Absatz, muss es zweimal statt Causalitatsgesetz Causa-
litätsgrundsatz heissen; auch ist der gesperrt gedruckte Ausdruek
»Theorie» anfechtbar.
Was ich sonst noch zu sagen hätte, dreht sich alles um den
einen Hauptpunkt, die Möglichkeit des psychologistischen Missverständ-
nisses. Es ist aber furchtbar schwer, hier die Kritik richtig anzu-
setzen.
Nach meiner Ansicht ist der ganze Weg, den Sie eingeschlagen
und S.48, 1.Absatz programmatisch gekennzeichnet haben, nicht glück-
lich. Sie sagen am Schluss® dieses 1.Absatzes von S.48? »Wir wollen
jetzt nur wissen, was vorgeht, wenn wir urteilen. » Aber nirgendsist
nachher zu erkennen, w6 diese psychologische Untersuchung aufhort
und in die logische eingetreten wird. Oder soll dieser Zeitpunkt et-
wa erst mit AbsehnitXVII, mit Einführung des »urteilenden Bewusst-
seins überhaupt» erretfht sein ? Das ist unmöglich ! Denn schon
vorher werden die einschneidendsten Folgerungen für das Transseen-
denzoroblem. also für ein rein erkenntnisthepretisches Problem gezo-
gen.Es hatte also»von vornherein - vor Abschnitt 3X7 - eindeutig
festgestellt werden müssen, dass es sich in den folgenden Abschnitten
auch lediglich um ein erkenntnistheoretisches Problem handelt, dass
somit auch die folgenden Ausführungen lediglich in den Dienst der
S.2 oben gestellten Hauptfrage treten, welche lautete? »ist eine Um-
bildung des Erkenntnisbegriffes notwendig ? » Also der Erkenntnis-
»begriff» oder, da nach S.47 Erkennen - Urteilen, der Urteils»begriff»
soll untersucht werden und zwar nach erkenntnisphilosoohischer Metho-
de, d.h. nach dem absoluten Wert oder »Wesen» ,nach der absoluten
Aufgabe oder Bedeutung des Urteils wird gefragt, nach seinem Zweck,
Ziel oder wie man es nennen will. Konfrontiert man den reinen Gedan-
 
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