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Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,372
Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Adr.]
Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,372): Brief von Heinrich Rickert an Emil Lask (Auszug in Abschrift) — 1913 Juni 22

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https://doi.org/10.11588/diglit.21448#0001
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den 22.6.1913

Viio, VU

Bevor ich das in Einzelnen verifiziere, mochte ich erst sagen,
dass ich ganz erst durch Ihren letzten Brief den Rausch verstehe, in
des Sieiiretzt leben. Sie werden hoffentlich keinen Widerspruch mit
S.i unten dieses Briefes konstatieren, wenn ich hinzufüge und versiche-
re, wie sehr ich selbst davon beglückt und mitergriffen bin. ün zwar
auch aus sachlichen Gründen, auch - um von allem anderen zu schweigen -
aus der ganz nüchternen Efwagung heraus, dass Ihre Entwürfe mich in
vielen Dingen wie auf Sturmeswolken weitertragen werden. Ich glaube,
ich ahne auch durch Ihre Andeutungen etwas von der Tragweite unH wunder-
vollen Abgerundetheit Ihrer Gedanken. Ich weiss, wie beglückend es sein
muss, alle Themata der Philosophie in einem solchen alles umfassenden
Kosmos unterzubringen. Je mehr ich es mir ansehe, desto mehr begeistert
mich die Geschlossenheit des Ganzen. Natürlich habe ich das Gefühl, ge-
wisse grundlegende »Einseitigkeiten» mit in Kauf nehmen zu müssen. Dohh
das muss wohl Jeder andere bei einem solchen Entwurf haben, ausserdem
wird dieser Eindruck durch die Ausführung natürlich gemildert werden.

Terminologisch ist der Ausdruck »monistisch» unbefriedigend, da
man erstens gewohnt ist, ihi Im Gegensatz zu dualistisch zu gebrauchen
und er zweitens als ein griechisches Pendant zu einem lateinischen Aus-
druck figuriert. Doch werden Sie sich wohl zu ünitismus, Unitarismus
nicht entschliessen wollen.

Im Einzelnen würde wohl an allen möglichen Stellen mein Widerspruch
einsetzen, Ueber thecretisuh- ästhetisch habön Sie schon geschrieben,
obwohl ich lUe'K/ mit Ihrer Angabe unserer Differenz auch nicht ganz
einverstanden bin.

Meine bisherigen Ueberlegungen betreffen bloss Ihren 1., 2.,4. und
5.Teil, wenigstens explicite, wShrend für mich der personliche und un-
persönliche Charakter des Religiösen und Metaphysischen hauptsächlich
Angelegenheit historischer Unterbringung gewesen ist. Mein Hauptinteresse
war der Gegensatz von persönlich und unpersönlich, kontemplativ und
 
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