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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,395
Lask, Emil; Mutter Lasks [Recp.]
(Heid. Hs. 3820,395): Brief von Emil Lask an seine Mutter — Ragusa, 1912 August 15

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https://doi.org/10.11588/diglit.27882#0001
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Ragusa, den 15. 3,



Liebe Mama!

R&gasa ist eine so wunderbare Stadt, dass sich schwer etwas darR-
ber sagen lasst. Bisse Stadt mit grosser Vergangenheit und deshalb mit
herrlichen Plätzen und Bauten- die alle ganz dicht aneinandergrdrängt
sind- alle von derselben herrlichen altgelben Farbe. Meist Renaissance,
etwas an Venedig erinnernd, aber oft kraftvoller und gedrungener .
Bis in die kleinsten Gasssehen hinein ist die Stadt grosszRgig und von
viel höherer Kultur als die anderen Städte Dalmatiens. Von Kirchen habe
ich bisher eine genauer gesehen mit sehr schönem Kreuzgang. Die Bevölke-
rung ist vorwiegend kroatisch, die Trachten ebendo schon and bunt wie
in Spalnto. Alles macht einen halborientalischen Eindruck, Es gj.ebt
auch Biele Serbokrcaten. In Spalatc habe ich einzelne Muselmänner gese-
hen, hier einzelne Bosnier und Montenegriner. Das Strassenleben ist da-
durch sehr bunt. Das österreichisch# VSlkergewimael habe ich hier so
recht kennen gelernt*, besonders auch bei den jetzt überall stattfinden-
den. Manövern, wo man die Offiziere kroatisch und italienisch mit den
Mannschaften reden und dann immer deutsch kommandieren hört. Das ganze
österreichische Heerwesen hier hat. eines dem italienischen ähnlichen
kleinen opperettenhaften Beigeschmack.
Zu allem kommt nun noch die ganz sS&liche üppige Vegeta-
tion, die ja im Hochsommer am schönsten ist, wie der S3den*uborhaupt.
Alles macht einen unendlich üppigeren Eindruck als in den Reisemonaten
— -u musst unbedingt aac^
gehen.
Meine Wohnung hier ist gradezu grossartig. Ausserhalb der
Stadt an einem in die H$he gehenden Wege, unmittelbar über dem Meer, mit
weiter ^Aussicht auf das dunkelblaue Meer, die Insel Lakroma un' die alte
von Maueren und Kastellen umschlossenen Stadt, Ragusa. Dahu
ein Garten, wie es ihn nur im Süden siebt, mit gross-n Lauben, die die
schönsten alten Säulshea haben, mit allen Südens,au^^Palaen.
Dieser Garten geht tief herunter bis aas Meer. Dort ist eine ungeheur e
Grotte, die ich sc gut wie für mich habe - denn ln der "pennlon Adria-
wohnt nur noch ein Mensch - und in der man badeb kann, an ganz seichter
und geschützter Stelle. In einigen Tagen geht cs taruck. In Triest ge-
denke ich Eure Nachrichten zu bekommen. Konnte sie nicht nachschicken las-
sen.
Herzl. Gruss

März und April. Du musst unbedingt auch einmal im September nach Italien

Emil
 
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