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Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,398
Lask, Emil; Mutter Lasks? [Recp.]
Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,398): Brief von Emil Lask an seine Mutter — Freiburg, 1913 März 6

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27885#0001
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Freiburg, den 6- 3, 13,
Liebe Mama!

Ich will Dir jetzt noch einen neuen Grund mitteilen* warum es mir
nicht ratsam erscheint, mich in diesen Ferien za lange Zeit von Heidel-
berg zu entfernen. Ich habe Rieht jetzt nun dach entschlossen- ein etsts
massiges Bxtracrdinariot zur Entlastung Windelbands aazuaehmen. Ob die
-Regierung einwilligt, ist noch nicht bestimmt, aber sehr wahrscheinlich.
Es wird WindelbanA immer unmöglicher^ seine Amtsverpflichtungea zu er-
füllen. Es hat mich deshalb Anfang Februar gefragt, ob ich nieti doch
mich entsehliessen wurden eine etatsKassige Stelle anzuaehmen. Kur un-
ter dieser Voraussetzung könne ich ihn genügend entlasten. Ich habe es
ln der Unterredung zunächst abgelehnt und ihn gebeten, &". vorläufig mit
einem Lehrauftrag für mich zu versuchen. Dies bestürzte uni erschütter-
te ihn aber ungeheuer., (und er konnte nur mit. Mühe das Weinen zurück -
halten). Dies beschäftigte mich nun nachträglich stark, und ich über-
legte mir, dass l<h ja eigentlich das schon immer in sein Leben einge-
stellt hatte, dass 'ck zu Lebzeiten Windelbands für ihn einspriagen
wolle. Pur mich selbst aber sagteTch mir vor allem, dass die Annahme
des Extraordinariats ja keine Entscheidung auf Lebenszeit bedeutet und
ich das ganze ja jeden Tag wieder wegwerfen kann, wenn es zu_uaertrag-
lichen Konflikten mit meiner wissenschaftlichen Produktion fuhrt. Ich
sagte mir fernem dass es vielleicht gut ist. wenn ich die Ausübung
einer ctatsmässigen Stelle einmal erprobt habe und sc durch die.Erfah-
rung hindurch meine spätere Entscheidung treffen kann. Ich habe des-
halb Windelband gegenüber meine Ablehnung zurückgonommen. Ich g-ho jetzt
ohne Kümmernisse an Ale UebernahRä dieses Amtes heran, indem ich inner-
lich die nächsten Jahre als Probezeit ansehe. (Mein e Ablehnung hätte
übrigens bei der hohen Zahl unserer Dozenten zu ausserst schwierigen
Situationen geführt),
Han h -fft Windelband. bestimmt* dass die Regierung mich so
schnell wie möglich, scheu ln den Osterferien, anstellt, damit ick schon
in Sommersemester prüfen uaw. kann. Ans diesem Grunde mochte ich nickt
gern Heidelberg zu lange Zeit verlassen. ..........
Rickert freut sich sehr, auch im Interesse der Sache. ........
 
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