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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,423
Lask, Emil; Baensch, Otto [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,423): Brief von Emil Lask an Otto Baensch — o.O., 1910 April 30

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https://doi.org/10.11588/diglit.26915#0001
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FoltA,

Brief an «»....« äen 30.4-,i91.0»

.Es ist falseh, dass alle alte Metaphys. durch die moderne

Geltungsphilosophie abgelöst wird. Viele Prohleme Ja, aber nieht alle.
in der alten Metaphysik Geltungssphare und üebergeltungssphSre (metaxio-
logische) vermengt. Beruf der Gegenwart; Eigenart der Geltungssphäre
herauszuarbeiten sowohl gegenüber der Sphare des Seienden als/^des Üeber-
seienden. Sonst Gefahr bornierter Metaphysikscheue und Verkennung. Ande-
rerseits Geltungsphjlosophie völlig entlastet von Miterledigung des Meta-
physischen, befreit von Liebäugeln mit Metaphysik. Ametaphysisch inner-
halb Bereich ohne panaxiologische Leugnung der Metaphysik überhaupt.Vor-
bildliches Beispiel der Vermengung von Geltungssphäre und metaphysischer
Sphäre Plato: geltender Ideen - Logos zugleich zu überseiendem göttlichen
Ansich und Urgrund «hypostasiert. » JDas__ der Fehler des »Hypostasierens».
(Lotze also Unrecht mit seiner Interpretation der Ideenlehre, dass Plato
bloss Geltendes mit den Ideen meinte.)

Sollten Sie einen Augenbliek Zeit haben, so bitte ieh Sie um ein^
kurzes Postkartenwort, cb Sie damit einverstanden sind. Es ist doch Je-
denfalls bisher in SüdwestdeAtschland das noch nicht so klar gesagt
worden ? Oder glauben Sie, dass Philosophie des werthaften Geltens
die ganze Philosophie versehlingt ? Ieh glaube,weder das zu bejahen
noch zu verneinen hat bisher ntemand Klarheit und Mut gehabt ? Die Süd-
westdeutschen behaupten doch, dass es Eeligionsphilosophie gibt. ünd
wenn mit Eecht: wenn es den lieben Gott und Aehnliehes gibt, »gilt» der
liebe Gott wie werthafte Wahrheit ?

U.A.w.g.

Herzliche Grüsse

Lask.
 
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