Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,462 Lask, Emil: Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,462): Brief von Emil Lask an unbekannte Frau (o.O., 1908 September 13)

den 13.9.1,908.

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i-iebe Ameieei Xch muss^neiaem vcrgestrigen Gruss noch schnell
einen zweiten nachsenden, damit Sie sehen, dass bei Ihrem Einzug in
Heiderberg, in Ihre neue Wohnung, bei Beginn dieses bösen Winters mit
aii seinen unausgeschlüpften Lindwürmern, dass also.bei diesem Aus-
blick auf diejt kommende Drachenbrut meine Gedanken mit besonderer Innig-
keit bei Ihnen sind. V« 7enn ich an Eie und den Winter denke, so muss ich
i8 natürlich zunächst ausnufenr Aeh Gott, ich binkein Draehentöter.

Aber Sie, Sie sind ip nicht nur d!e Ameise, der Ästhetifex ( ^eides
allerdings Verleumdung) und öer blühende Apfelzweig, sondern ausserdem
auch die Meduse. Ich meine abe^ eine Meduse mit umgekehrtem Vorzeiehen,
die nieht ein Sehreeken für das Mens.ehensngesieht Ist, scndern voif'der
umgekehrt die Schlangen und alle Ungeheuer fliehen. Und sc braucht man
Ihnen viei^eicht nur immer wieder Ihr eigenes Medusenantlitz vorzuhalten,
und der Draehe liegt am Ende besiegt zu Bcden . In diesem Sinne xs.nn
ich viei^eicht ein wenig dazu mithelfen. Dazu gehort allerdings etwas
Verstandnis vcm Wesen^eines solchen Medusenhauptes, scnst könnte man
es ja nicht jemandem entgegenhalten. Und nun weiss ich ,je. ganz genau,
in welche Welt ich eingeschlossen bin und von weieher andern Welt mich
Abgründe trennen. Aber wenigsten kann ich dceh aus der Ferne hinüber
sehen und Sinn haben für das, was über meine Art hinaus geht, eine Ahnunr
vielleieht haben von dem, wes eine Medusenseele bedeutet, eine Spur von
Würdigung für -- doeh ich werde m‘ch hüten, mehr zu sagen ünd zu