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Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,464
Lask, Emil
Nachlass Emil Lask (Heid. Hs. 3820,464): Brief von Emil Lask an unbekannte Frau — Falkenberg, 1908 Oktober 3

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https://doi.org/10.11588/diglit.26807#0001
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Falkenberg d. 3. Okt.1908.

Llekie Medune! Ich hp.he Ihnen so weniges und Flüchtiees
zu den Blumen geschriehen. Vielleicht finden Sie esrruad nicht mit 0n-
recht--dumm, öde und langweillg, sc v/ortkarg zu sein, fast/ein Dutzend
Rcsen zu senden und nur zwei Seiten Geschriebenes dezu. Vielleieht alsc
sind Sie schon mit mir fertig und haben mir bereits zugerufen: Vale,
Erasme, tct und abgethan. Das wäre alierdings rasch, wenn ich auch mich
bedenkend leider nicht sagen darf:zu raseh. Also nur noeh der Trost.: Es
war sehön in den drei Wochen in Pradaschier. Und was haben Sie mir
'damais nieht für Zukunftsbilder vcrgegaukelt! Pradaschier wiedersehen,
nach dem Gorner Grad, nach Paris. Damals!

Zv/ar ieh könnte mieh verteldigen. Zwei#Seiten sind am
Ende garnieht so wenig. Ieh könnte Uhisnd heranziehen. Von dem sagt i
seine Frau: al^e Dlnge in der Weit haben zwei Seiten, blcss die Briefe .
melnes Mannes nur eine. ( An Frsuen, mit denen er nicht verheiratet
war, wird er nicht rnehr geschrieben haben!) Ich könnte auch sagen, in
Falkenberg ist es nicht so einfach, zur richtigen Zeit mit Schre.iben
fertig zu werden, ihn zum Briefkasten zu befcrdern der fern im Dcrf sieh
befindet. Denn wir wohnen Ja mitten suf dem Lande.

Aber ich fühle esl', selbst. diese Argumente sind nicht
genz ausreichend. Bo bleibt denn alles ,an mir hangen,. Und dcch bitte i/
ich: Haben Sie ncch einmal Geduld, iassen Sie uns noch einmal nicht-
schriftlich,persöniich zusammen gewesen sein! Vo<fher sagen Sie nichts
aarüber!

Auf Ihren Brief ware so viei zu antworten gewesen. Ich

glaubte mieh über ihn freuen zu sollen.

.Ich war glüeklich, dass Sie an ienem Tage des Lindwurms

daehten: »wie gut ,dass Lask nicht da ist.» Nämllch glücklieh, dass
ieh überhaupt in Betracht kam. Man verneint ja nw',was zu be^ahen
wenigstens sinrvöll ist. So schöpfe ich deraus die Hoffnung, dass es Vtirti
wenigstens nicht abs#£d ist, zu denken, dass auch meiner Menschliehkeit
wenigstens vor der ausschliesslichen Gesellschaft eines Lindwurms der
Vorzug gegeben wird.
 
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