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https://doi.org/10.11588/diglit.26810#0001
HeicLel’berp:*
den 23. 10. 1908
fS20(H(oI
Liebe Medusä!
Aln Sie rair heute vorv*ar££n, seit raeinem Hiereein bokaraen
Sie wieder keine Briefe, beschlo-ss ich bei mir, Sie scllten ivenigstens
einen morgen früh be.stlmmt erhalten. Jetzt aber, aa/ich mein inneres
Versprechen mir halten soll, bin ich einigermassen vrrlegen. Ddnn woher
auf einräal den Stof.f hernehmen? Die Erlebnisse seit heute nachmittag
6 Uhr waren nicht sehr mannigfaitig, und die Eindrücke, die ich hatte,
wesentlich erke-nntnisthe.oretiseher Natur. Höe.hstenf von dem Etndruek
heutigen Bluse(der mit dem grüneh Sammet) konnte ich noch allen-
beriehten. Ihr musst.e ich namlich heute in der nachtraglichen Er-
wepen der früheren Zurücksetzung gegenüber der schcnsten der
Ihrer
f alls
inn.erung
;egangen
Sehweiz Abbitte thun. Erst heute ist mir ihr tieferer Sinn
Als Sie auf dem Sopha so sasseri, dass sich Ihre Gestalt gut darln .zeig-
te, glichen Sie in ihr einer frühflorentinischen Büste, etwa v n der
Art des Desiderie da Settignano. Aber es ist trotzdem kein-eswegs zu be-
Blu:
der
reuen, dass auf der schönsten Photographie die schonste
Schweit abgebildet ist. Was diese Photogrpphie spgt, das cchre:' tet ^a
weit uber das hinweg, was mich heute an fruhflcrentinische Plastik er-
innerte.
Damit ware aber auch der ganz 0 oin bedeutsamem. Stcff
erschcpft. Denn was ich über den Kcngress, den Ferienaufenthalt und gar
üb.er die vcrangegangenen Jah.re noch mitzuteileri hbbe, dafür ist dieser
Brief wohl doch nicht der richtige Ort. Das sagt sich vielleicht besser
einmal auf Spaziergangen, wenn der Blick weit über die Kuppen dunkicn
Herbstwaldes schwe'ifen kann. Aber auch dann noch werde ich Sie freilich
bitten müssen, dass Sie wie bisher mit meiner Kargheit und Geheramthef.t
1im personlichen Sichgeben, die aus Aniags stamrät und durch Lebensberuf
gesteigert wird, Geduld haben. Und auch damit, dass ich dar, manchmal,
weil es 1indert, ausspreche.
Morgen abend also komme i,ch bei Ihnen vorbei» wenn ich nichts
anderes/, von Ihnen hore. Wie schon ist es doch jfetzt in Heideiberg! Froh
und. stark arbeiten und zwisehendureh: die Gegenwart einer Meduse!
Ihr
Lask
den 23. 10. 1908
fS20(H(oI
Liebe Medusä!
Aln Sie rair heute vorv*ar££n, seit raeinem Hiereein bokaraen
Sie wieder keine Briefe, beschlo-ss ich bei mir, Sie scllten ivenigstens
einen morgen früh be.stlmmt erhalten. Jetzt aber, aa/ich mein inneres
Versprechen mir halten soll, bin ich einigermassen vrrlegen. Ddnn woher
auf einräal den Stof.f hernehmen? Die Erlebnisse seit heute nachmittag
6 Uhr waren nicht sehr mannigfaitig, und die Eindrücke, die ich hatte,
wesentlich erke-nntnisthe.oretiseher Natur. Höe.hstenf von dem Etndruek
heutigen Bluse(der mit dem grüneh Sammet) konnte ich noch allen-
beriehten. Ihr musst.e ich namlich heute in der nachtraglichen Er-
wepen der früheren Zurücksetzung gegenüber der schcnsten der
Ihrer
f alls
inn.erung
;egangen
Sehweiz Abbitte thun. Erst heute ist mir ihr tieferer Sinn
Als Sie auf dem Sopha so sasseri, dass sich Ihre Gestalt gut darln .zeig-
te, glichen Sie in ihr einer frühflorentinischen Büste, etwa v n der
Art des Desiderie da Settignano. Aber es ist trotzdem kein-eswegs zu be-
Blu:
der
reuen, dass auf der schönsten Photographie die schonste
Schweit abgebildet ist. Was diese Photogrpphie spgt, das cchre:' tet ^a
weit uber das hinweg, was mich heute an fruhflcrentinische Plastik er-
innerte.
Damit ware aber auch der ganz 0 oin bedeutsamem. Stcff
erschcpft. Denn was ich über den Kcngress, den Ferienaufenthalt und gar
üb.er die vcrangegangenen Jah.re noch mitzuteileri hbbe, dafür ist dieser
Brief wohl doch nicht der richtige Ort. Das sagt sich vielleicht besser
einmal auf Spaziergangen, wenn der Blick weit über die Kuppen dunkicn
Herbstwaldes schwe'ifen kann. Aber auch dann noch werde ich Sie freilich
bitten müssen, dass Sie wie bisher mit meiner Kargheit und Geheramthef.t
1im personlichen Sichgeben, die aus Aniags stamrät und durch Lebensberuf
gesteigert wird, Geduld haben. Und auch damit, dass ich dar, manchmal,
weil es 1indert, ausspreche.
Morgen abend also komme i,ch bei Ihnen vorbei» wenn ich nichts
anderes/, von Ihnen hore. Wie schon ist es doch jfetzt in Heideiberg! Froh
und. stark arbeiten und zwisehendureh: die Gegenwart einer Meduse!
Ihr
Lask