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Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,510
Bierau, M.?; Lask, Helene [Recp.]
(Heid. Hs. 3820,510): Brief von M. Bierau an Helene Lask ? — Wien, 1915 Juli 31

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https://doi.org/10.11588/diglit.27965#0001
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3Uo( StO

Brief den Musketier Bier au an

Helene


Wien, den Fi, Jul\ 1915

Werte Frau Laskf
ich hatte schon lange das Gefühl, Ihnen über den trauri-
gen Vorfall?'. Ihres Bruders zu schreiben, konnte es aber nicht ausfüh-
ren, da ich Ihre Adresse, welche mir Ihr Bruder schon länger aufge-
schrieben hatte, verloren habe. Da ich nun im Besitz Ihres werten
Schreibens bin, will ich Ihnen sofort Folgendes“über den Vorfall
schreiben. Es war am 24. Mai, als wir nachts in einer Stellung an
der Strasse nach Doli na abgelost wurden. Am 25. Mai wurden wir^zum
5. RafeiLIon kommandiert, um dieses beim Angriff zu unterstützen.
Um g-il Uhr vormittags unterstützten wir unsere 12. Kompanie. Um gl *
Uhr gingen wir weiter rechts zur 9. und 10: Komp:, wo wir um 8 Uhr
zum Stürmen kamen. Hier war noch alles in Ordnung, und Ihr Bruder
und ich sprachen noch über das bevorstehende Ereignis. Wir lagen
von hier ab in einem furchtbaren Feuer. Um 10 Uhr sah ich Ihren Bru-
der noch in bester Ordnung, da er nur 4 Mann rechts von mir war. Mit
Ihm sprechen konnte ich nicht, da die Lage zu kritisch war. Ich habe
Ihn nur schiessen sehen. Er lebte zu dieser Zeit noch ganz bestimmt.
Um 10 Uhr wurde ich verwundet, und um 1 Uhr nachts erfuhr ich durch
*
einen Sanitäter, dass Ihr Bruder gefallen sei , einen Kopfschuss. Den
Hamen vom Sanitäter weise ich leider nicht. Als ich am 26:(?) erfuhr
ich durch rindere Kameraden, dass Ihr Bruder bestimmt gefallen sei.
Es wurde mir dies nämlich von jedem gesagt, da alle wussten,-wie Ihr
Bruder und ich ln einem sehr freundlichen Verhältnis standen. Sonst
welss ‘ch nichts. Die Stelle wo wir im Gefecht waren, war im Wald,
näheres über die Stelle und über den Namen kann ich nicht angeben,
da wir in diese Stellung erst hingekommen waren. Von Kamerad Philip-
kann ich leider die Adresse nicht angeben. Fs v/ürde mich sehr
freuen, wenn Sie mir immer schreiben würden, was Sie festgestcllt
haben. Am meisten würde ich mich freuen, wenn ich die Nachricht bekä
me,, dass Ihr. Bruder noch -eben v."r.;.e. . Icn wünache Ihnen den besten
Erfolg. Da Ihr Bruaer sozusagen wie ein Vater z». mir war können
Sie mein Interresse daran wohl begreifen. Ich werde auch*alles versu
chen,um etwas Bestimmtes zu erfahren. Es grünst hochachtungsvoll

M.Bierau
 
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