K i e 1, Karlstrasse 28, den 1, Dezember 1227,
S2.
Lieber Herr Professor,
ich möchte Jhnen heute über den Stand der Habilitation
Kühn berichten, nachdem Sie mir am 22,2, Jhre Meinung über
Herrn Kühn und Jhren Rat mitgeteilt haben. Jnzwischen habe ich
alle Arbeiten Kühns gründlich gelesen und komme zu. demselben
Urteil wie Sie: rückständig in der Methode, keine Problemstel-
lang, überhaupt keine wissenschaftliche Vertiefung, nur Sammlung
von Material, Das aber ist im ganzen ordentlich, obwohl das
meiste aus der Literatur stammt; von dem Beobachter Kühn habe
ich ebenso wenig einen kla^n Eindruck gewonnen wie von dem
Denker, Unter diesen Umständen ist eine Habilitation für das
Gesamtfach der Geographie nicht zu verantworten, und ich schlug
Kühn, Jhrem Rate folgend, eine Habilitation für die Landeskunde
Südamerikas vor. Das sah er zunächst, auch ein und gab mir die
Berechtigung meiner obigen Einwände zu, suchte sie durch langen
Auslandsaufenthalt, und argentinische Verhältnisse zu erklären.
Das ist ja richtig, aber keine Entschuldigung für die Fakultät.
Zudem ist Kühn Autodidakt, jedenfalls hat er in der Anglistik
promoviert und ist nicht als geschulter Geograph ins Ausland
gegangen.
Weiter sagte ich Herrn Kühn bei einer privaten Besprecnung,
dass ich von der Absicht de^ Ministeriums gehört hätte, ihm
sofort einen Lehrauftrag zu geben, sobald er habilitiert wäre.
Das schiene mir den für Credner schon beantragten Lehrauftrag
zu gefährden und ich sei der Meinung, dass die Fakultät sich
erst den Lehrauftrag für Credner sichern müsse, ehe sie einer
neuen Habilitation näher trete. Auch dahdt war Kühn emver-
S2.
Lieber Herr Professor,
ich möchte Jhnen heute über den Stand der Habilitation
Kühn berichten, nachdem Sie mir am 22,2, Jhre Meinung über
Herrn Kühn und Jhren Rat mitgeteilt haben. Jnzwischen habe ich
alle Arbeiten Kühns gründlich gelesen und komme zu. demselben
Urteil wie Sie: rückständig in der Methode, keine Problemstel-
lang, überhaupt keine wissenschaftliche Vertiefung, nur Sammlung
von Material, Das aber ist im ganzen ordentlich, obwohl das
meiste aus der Literatur stammt; von dem Beobachter Kühn habe
ich ebenso wenig einen kla^n Eindruck gewonnen wie von dem
Denker, Unter diesen Umständen ist eine Habilitation für das
Gesamtfach der Geographie nicht zu verantworten, und ich schlug
Kühn, Jhrem Rate folgend, eine Habilitation für die Landeskunde
Südamerikas vor. Das sah er zunächst, auch ein und gab mir die
Berechtigung meiner obigen Einwände zu, suchte sie durch langen
Auslandsaufenthalt, und argentinische Verhältnisse zu erklären.
Das ist ja richtig, aber keine Entschuldigung für die Fakultät.
Zudem ist Kühn Autodidakt, jedenfalls hat er in der Anglistik
promoviert und ist nicht als geschulter Geograph ins Ausland
gegangen.
Weiter sagte ich Herrn Kühn bei einer privaten Besprecnung,
dass ich von der Absicht de^ Ministeriums gehört hätte, ihm
sofort einen Lehrauftrag zu geben, sobald er habilitiert wäre.
Das schiene mir den für Credner schon beantragten Lehrauftrag
zu gefährden und ich sei der Meinung, dass die Fakultät sich
erst den Lehrauftrag für Credner sichern müsse, ehe sie einer
neuen Habilitation näher trete. Auch dahdt war Kühn emver-