B o n n, Kreuzbergweg 5, den 15. April 1932.
Lieber Herr Professor,
ich sende Jhnen anbei die Besprechung der Arbeit von Frehe über die
Schwarzerde. Jch wollte sie ursprünglich ganz kurz und rein referierend
halten, um nicht wieder eine scharfe Besprechung losmachen zu müssen,
das dann aber doch nicht tun, da die Arbeit methodisch zu grosse
Fehler enthält. Dass doch so viele Leute ein Staatsexamensthema mit einem
Doktorthema verwechseln!
Nun ist es hier Frühling, und wir warten auf Jhren Besuch. Jch hatte
etwas den Eindruck, dass Sie die Begegnung mit Philippson scheuen. Nach
den Preussenwahlen am 24. April will er für etwa sechs Wochen nach Jtalie
fahren, und dann wäre ja die Luft rein. Ph. würde sich aber m.E. sehr
freuen, Sie hier zu sehen. Er ist immer froh über Besuch, besonders wenn
er gutes Essen nach sich zieht, und ist gerade jetzt, wo er die zweite
Auflage seines Klimabandes fertiggestellt hat, besonders guter Laune.
Auch in Leipzig, wo er vor mir einen Vortrag hielt, war man über seine
Frische erstaunt.
Vorgestern war Jaeger hier mit einigen Studenten und wir haben einen
vergnügten Abend verlebt. Er teilte mir mit, dass er wieder einen Antrag
an die Notgemeinschaft gestellt habe wegen Unterstützung für eine Reise
nach Ostafrika. Obwohl der Antrag noch nicht zirkuliert hat, so mache
ich mir deswegen schon Sorge. Jch finde, wir können in der heutigen Zeit,
wo es uns so schlecht geht, keinem Schweizer Professor Geld geben, zumal
derselbe durch seine Reise nach Paris und den Bericht darüber an den
Zentralausschuss des Geographentages sich doch stark biosgestellt hat.
Andererseits scheue ich mich natürlich als FreuAd Jaegers diesen Stand-
punkt zum Ausdruck zu bringen. Wenn ein anderer diese Gründe vorbringt,
stimme ich einfach zu. Aber die Frage ist für mich, was ich machen soll,
wenn die andern dem Antrag zustimmen. Jch wae Jhnen dankbar, wenn Sie
Lieber Herr Professor,
ich sende Jhnen anbei die Besprechung der Arbeit von Frehe über die
Schwarzerde. Jch wollte sie ursprünglich ganz kurz und rein referierend
halten, um nicht wieder eine scharfe Besprechung losmachen zu müssen,
das dann aber doch nicht tun, da die Arbeit methodisch zu grosse
Fehler enthält. Dass doch so viele Leute ein Staatsexamensthema mit einem
Doktorthema verwechseln!
Nun ist es hier Frühling, und wir warten auf Jhren Besuch. Jch hatte
etwas den Eindruck, dass Sie die Begegnung mit Philippson scheuen. Nach
den Preussenwahlen am 24. April will er für etwa sechs Wochen nach Jtalie
fahren, und dann wäre ja die Luft rein. Ph. würde sich aber m.E. sehr
freuen, Sie hier zu sehen. Er ist immer froh über Besuch, besonders wenn
er gutes Essen nach sich zieht, und ist gerade jetzt, wo er die zweite
Auflage seines Klimabandes fertiggestellt hat, besonders guter Laune.
Auch in Leipzig, wo er vor mir einen Vortrag hielt, war man über seine
Frische erstaunt.
Vorgestern war Jaeger hier mit einigen Studenten und wir haben einen
vergnügten Abend verlebt. Er teilte mir mit, dass er wieder einen Antrag
an die Notgemeinschaft gestellt habe wegen Unterstützung für eine Reise
nach Ostafrika. Obwohl der Antrag noch nicht zirkuliert hat, so mache
ich mir deswegen schon Sorge. Jch finde, wir können in der heutigen Zeit,
wo es uns so schlecht geht, keinem Schweizer Professor Geld geben, zumal
derselbe durch seine Reise nach Paris und den Bericht darüber an den
Zentralausschuss des Geographentages sich doch stark biosgestellt hat.
Andererseits scheue ich mich natürlich als FreuAd Jaegers diesen Stand-
punkt zum Ausdruck zu bringen. Wenn ein anderer diese Gründe vorbringt,
stimme ich einfach zu. Aber die Frage ist für mich, was ich machen soll,
wenn die andern dem Antrag zustimmen. Jch wae Jhnen dankbar, wenn Sie