GEOGRAPHISCHES tNSUTUT BONN, den 23* April 1952
DER UNtVERSITAT
Lieber Herr Professor,
ich danke Jhnen sehr für Jhre Karte vom 1$. und Jhren
Brief vom 17. d.M. Jch bin eben dabei, meinen Vortrag über "Die
Stellung der Tropen in Weltwirtschaft und Welthandel" auszuarbei-
ten, soweit mir der Semesterbetrieb das erlaubt. Die Aufnahme in
die Geographischen Schriften wäre mir an sich sehr recht, aber
Teubner scheint wenig bezahlen zu wollen. Da ich die Arbeit auch
in der kolonialen Rundschau veröffentlichen soll und dann 90 Mk
pro Bogen bekäme, so möchte ich jedenfalls erst die Fertigstellung
der Arbeit abwarten, ehe ich mich entscheide.
Jn der Angelegenheit Jaeger habe ich auch Philippson und Thor-
becke um Rat gefragt, und beide sind der Meinung, dass wir in der
jetztzigen Zeit einem Professor an einer Schweizer Universität kein
Geld zur Verfügung stellen können. Da nun Jaeger aber doch grosse
Verdienste um die Erforschung der deutschen Kolonien in Afrika hat
und sein Antrag sachlich sehr gut begründet ist, so habe ich mich
zu einem mittleren Weg entschlossen und zum Ausdruck gebracht, dass
Jaeger die grössere Summe von Schweizer Seite aufbringen solle und
dass wir ihm dann den Restbetrag bewilligen. Jch muss aber sagen,
dass mir dieses Entgegenkommen nicht leicht gefallen ist. Jaeger
hat nämlich auch in seinem Anträge seine Schweizer Einstellung da-
durch zum Ausdruck gebracht, dass er ängstlich das Wort Deutsch-
Ostafrika vermeidet. Auch hat er einen Schweizer und einen Reichs-
deutschen Pass, von denen er je nach Belieben Gebrauch macht, wie
er in seiner naiven Art hier offen erzählte. Jch bin überzeugt, dass
er mit seinem Schweizer Pass in Paris war und dass er mit demselben
Passe auch auf unsere Kosten nach Afrika reisen würde. Uebrigens
habe ich von der Reise nach Paris in meinem Gutachten nichts er-
wähnt. Aber all diese Dinge sind doch recht bedenklich und machen,
selbst mich an Jaeger irre. Jch glaube aber nicht, dass dieses
DER UNtVERSITAT
Lieber Herr Professor,
ich danke Jhnen sehr für Jhre Karte vom 1$. und Jhren
Brief vom 17. d.M. Jch bin eben dabei, meinen Vortrag über "Die
Stellung der Tropen in Weltwirtschaft und Welthandel" auszuarbei-
ten, soweit mir der Semesterbetrieb das erlaubt. Die Aufnahme in
die Geographischen Schriften wäre mir an sich sehr recht, aber
Teubner scheint wenig bezahlen zu wollen. Da ich die Arbeit auch
in der kolonialen Rundschau veröffentlichen soll und dann 90 Mk
pro Bogen bekäme, so möchte ich jedenfalls erst die Fertigstellung
der Arbeit abwarten, ehe ich mich entscheide.
Jn der Angelegenheit Jaeger habe ich auch Philippson und Thor-
becke um Rat gefragt, und beide sind der Meinung, dass wir in der
jetztzigen Zeit einem Professor an einer Schweizer Universität kein
Geld zur Verfügung stellen können. Da nun Jaeger aber doch grosse
Verdienste um die Erforschung der deutschen Kolonien in Afrika hat
und sein Antrag sachlich sehr gut begründet ist, so habe ich mich
zu einem mittleren Weg entschlossen und zum Ausdruck gebracht, dass
Jaeger die grössere Summe von Schweizer Seite aufbringen solle und
dass wir ihm dann den Restbetrag bewilligen. Jch muss aber sagen,
dass mir dieses Entgegenkommen nicht leicht gefallen ist. Jaeger
hat nämlich auch in seinem Anträge seine Schweizer Einstellung da-
durch zum Ausdruck gebracht, dass er ängstlich das Wort Deutsch-
Ostafrika vermeidet. Auch hat er einen Schweizer und einen Reichs-
deutschen Pass, von denen er je nach Belieben Gebrauch macht, wie
er in seiner naiven Art hier offen erzählte. Jch bin überzeugt, dass
er mit seinem Schweizer Pass in Paris war und dass er mit demselben
Passe auch auf unsere Kosten nach Afrika reisen würde. Uebrigens
habe ich von der Reise nach Paris in meinem Gutachten nichts er-
wähnt. Aber all diese Dinge sind doch recht bedenklich und machen,
selbst mich an Jaeger irre. Jch glaube aber nicht, dass dieses