Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3929 D II,466,81 Waibel, Leo; Hettner, Alfred [Recp.]: Nachlass Alfred Hettner, Eingegangene Briefe, Korrespondenz Leo Waibel/Alfred Hettner: Brief von Leo Waibel an Alfred Hettner (Bonn, 8.7.1933)

Bonn, Kreuzbergweg 5, den 8. Juli 1933.
Lieber Herr Professor,
Passarge ist, soweit ich verstanden habe, von dem Führer des
nationalsozialistischen Lehrerbundes ernannt worden, und er erklärte
ausdrücklich, dass ihm die gesamte Hochschulgeographie Deutschlands
unterstehe. Mit dieser Tatsache können wir uns m.E. umso leichter
abfinden, als sich Passarge nach Meinung aller Teilnehmer der Tagung
persönlich höchst charaktervoll benommen und sachlich durchaus auf
den Boden einer wissenschaftlichen Geographie (Ablehung Banses!) ge-
stellt hat. Ueber seine Befugnisse war er in Jena anscheinend noch
selber sich nicht im klaren; in dieser Hinsicht muss man (seine Tate^,
abwarten. Jch würde es unter diesen Umständen sehr bedauern, wenn
Sie jetzt aus dem Verband austreten wollten; auch Philippson habe
i$h davon dringend äbgeraten. Sie würden nur die^^ena mühsam bewahrt^,
Einheitlichkeit innerhalb des Verbandes stären.
Jm August mache ich eine Exkursion nach Mittel- und Südost-
deutschland, und anschliessend dran will ich mit meiner Frau und ev.
mit Schmitthenners in den bayrischen Wald, wahrscheinlich mit Auto.
Vorläufig ruht mein Wagen allerdings noch.
Mit meiner Darmgeschichte geht es langsam besser; was mir fehlt
ist unklar. Der Arzt vermutet eine neue Jnfektion, ich glaube eher
an eine Störung, die mit meiner früheren Ruhr zusammenhängt.
Für den ersten Band Jhrer vergleichenden Länderkunde sage ich
Jhnen meinen herzlichsten Dank; leider hatte ich noch gar keine Zeit
zur Lektüre.
Von Philippsons hörte ich, dass es Jhnen beiden sehr gut geht.
Auch Frau Philippson hat sich gut erholt, wenngleich ihr das Gehen
doch noch Schwierigkeiten zu machen scheint.
Mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus Jhr