Bonn, Kreuzbergweg 5, den 9* Juni 1934.
Lieber Herr Professor,
vielen Dank für Jhren Brief vom ß.d.M. Wünsche für Jhre Unterhaltung
mit Mortensen habe ich nicht, aber, da Sie mich darum bitten, möchte ich
Jhnen den dringenden Rat erteilen, Hortensen gegenüber s&^r vorsichtig
zu sein und ihm nur das zu sagen, was Sie jeden Augenblick auch schrift-
lich für die Oeffentlichkeit äussern würden. Jch habe ihn immer für einen
zweifelhaften-Charakter gehalten; seit der Tagung in Jena vorigen Jahres
und nach seinem Verhalten jetzt in Bad Nauheim ist es aber wohl jeder Man%.
klar geworden, dass er minderwertig und gefährlich ist. Jedenfalls waren
alle, mit denen ich gesprochen habe, Über sein Verhalten empört. Ob er
wirklich so viel zu sagen hat und bedeutet, wie er uns weiss machen woll-
te, muss die Zukunft lehren. Es sind in dieser Zeit schon andere Wichtig-
macher gar zu schnell wieder verschwunden.
Aus-dem Verbände bitte ich Sie, auf keinen Fall auszutreten. Wir ha-
ben die Gleichschaltung voriges Jahr in Jena verhindert, und dieses Mal
wurde dieser Punkt überhaupt nicht berührt. Sollte er je wieder auftau-
chen, so dürfen Sie überzeugt sein, dass er nicht durchdringen %%&^oder
der Verband überhaupt auseinander fallen wird.
Meine Korrektur des Spethmann Aufsatzes habe ich an Häberle gesandt,
ihn aber gebeten, mir auf alle Fälle auch die Korrekturbogen zu senden.
Jch muss mir noch einmal Satz für Satz genau durchsehen, umso mehr als
ich nun auch einen persönlichen Konflikt mit Spethmann habe. Sein letztes
Pamphlet habe ich mit der Aufschrift "Annahme verweigert" ihm umgehend
wieder zurück gesandt. Auf seine, übrigens sehr höfliche Anfrage, wes-
halb ich ihn in dieser Weise behandele, habe ich ihm folgendes geantwor-
tet: "Die Annahme Jhrer Schrift "Ein halbes Jahrzehnt usw." habe ich ver-
weigert, weil ich der Ansicht bin, dass Sie in Jhrem Kampfe gegen Thor-