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Bonn, Kreüzbergweg 5, den Iß, Juli 19ß4.
Lieber Herr Professor,
vielen Dank für Jhren Brief vom 9. und den Aufsatz über"Einheit und
Aufgabe der Geographie als Wissenschaft". Einige Stellen, die mir eine zu
starke persönliche Wertung zu haben scheinen, habe ich mit einem Fragezei-
^auch/
chen versehen. Jch stehe abelyM.ch der Lektüre auf dem Standpunkt, dass
eine grössere Besprechung mehr schadet als nützt, dass die Auffassung von
Schrepfer dadurch eine unnötige Bedeutung erlangt und dass er schliesslich
selber sagen kann: man warte meine Taten ab. Zum mindesten sollten Sic
dann auch Muris "Erdkunde und National-Politische Erziehung" mitbehandeln,
da beide Autoren bei gleicher politischer und philosophischer Zielsetzung r
im einzelner, sehr stark auseinandergehen, z.B. hinsichtlich der Beurteil-
ung von Granö. Wie ein Mann wie Schrepfer, der doch anscheinend Humboldt
sehr genau kennt, die allgemeine Geographie ablehnen kann, ist mir rätel-
haft. Auch verstehe ich es nicht, wie man die Geographie - wie jede andere
empirische Wissenschaft - nach philosophischen Gesichtspunkten aus umge-
stalten will, anstatt von deren eigentümlichen Gegenstandsbereich aus die
philosophischen Systeme zu überprüfen. Was Sie am Schluss über Positivismu^
sagen, ist sehr wichtig, wirkt glaube ich aber nicht in dieser Kürze. Das
sind aber für Muris und Schrepfer entscheidende Dinge, und ich würde es
sehr begrüssen, wenn Sie gelegentlich einmal von dieser Seite her zu den
neuen Neuerern in der Geographie Stellung nehmen würden.
Dr. Plewe will ich gerne einladen, wenn Sie mir seine Adresse sagen
können. Solch und Kinzl haben beide abgesagt.
Mit herzlichen Grüssen von Haus zu Haus Jhr
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